Zugang zum Wissen: Bibliotheken im Netzwerk

Bericht vom 3. IFLA Presidential Meeting

© Susanne Maier
IFLA-Präsidentin Prof. Dr. Claudia Lux empfängt ihre Gäste

von Susanne Maier

Orientalischer Schwerpunkt

Exotische Typen hochhalten und in die Kameras zeigen. Dies könnte die Mission von einigen hochrangigen Tagungsteilnehmenden im Februar gewesen sein. Der Ausstellungskatalog „Exotische Typen: Buchdruck im Orient – Orient im Buchdruck“ der Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin stieß jedenfalls bei leitenden Kulturpolitikerinnen und Bibliothekaren aus Jemen, dem Libanon, aus Malaysia, Marokko, Syrien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten auf großes Interesse und war auf vielen Erinnerungsfotos präsent. Während die Berliner Mitte zu dem Zeitpunkt draußen in Schneegrau verfiel, traf man im Europasaal des Auswärtigen Amts also am 19. und 20. Februar 2009 auf ein unerwartet buntes bibliothekarisches Meeting.

Dieses Jahr lud Prof. Dr. Claudia Lux in ihrer Funktion als Präsidentin des Weltverbandes der Bibliotheken (IFLA) zum dritten und letzten Mal zu einer internationalen Konferenz nach Berlin. Beim ersten IFLA Presidential Meeting 2007 waren die Gäste vor allem aus Osteuropa gekommen, 2008 aus dem asiatischen Raum, und nun lag der Schwerpunkt auf dem Nahen und Mittleren Osten. Die 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus über zwanzig Ländern, darunter auch zahlreiche Studierende aus bibliothekarischen Studiengängen in Deutschland, denen die arabische Organisation ADACH und der Deutsche Bibliotheksverband die Teilnahme ermöglicht hatte. Passend zu Lux’ Anspruch „Bibliotheken auf die Tagesordnung“ konnte die Präsidentin zudem wieder Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung für das Podium gewinnen. Die Tagung wurde vom Auswärtigen Amt, von der Abu Dhabi Authority for Culture and Heritage (ADACH), der Robert-Bosch-Stiftung, vom Goethe-Institut und vom Dachverband Bibliothek und Information Deutschland (BID) unterstützt. Tagungsort war das Auswärtige Amt; die Organisation lag in der Hand des deutschen IFLA-Nationalkomittees.

Programmatisches von zwei IFLA-Präsidentinnen

Die Eröffnung der Konferenz übernahmen vier Grußrednerinnen und -redner: Zuerst Thomas Götz für das Auswärtige Amt, dann Dr. Khaled Al Dhaheri für die arabische Stiftung ADACH, Lisa Heemann für die Robert-Bosch-Stiftung, Dr. Christoph Bartmann für das Goethe-Institut und Barbara Lison für den Dachverband BID. Das Publikum erfuhr dabei von den deutsch-türkischen Kooperationsprojekten der Bosch-Stiftung und den Bildungsreisen des Goethe-Instituts. Dr. Khaled Al Dhaheri skizzierte den Stellenwert der neuen technologischen Entwicklungen für das Bibliothekswesen aus arabischer Sicht, und Barbara Lison erläuterte die hohe Bedeutung des BID für die Außenwahrnehmung bibliothekarischer Interessen in Deutschland.

Mit einer Keynote zum Thema „Bibliotheken aktivieren Wissen: Informationsdienstleistungen und Informationsvermittlung heute“ stellte sich die desiginierte IFLA-Präsidentin Ellen R. Tise aus Südafrika vor. Sie nutzte das Meeting und das zugehörige Rahmenprogramm, um Netzwerke aufzubauen oder zu intensivieren. Ihre Präsidentschaft von 2009 bis 2011 wird unter dem Motto „Access to Knowledge“ stehen. Sie regte dazu zum Nachdenken darüber an, was bibliothekarische Arbeit in Entwicklungsländern politisch bewirken könne. Bibliotheken könnten beispielsweise dazu beitragen, Armut zu überwinden, indem sie durch ihre Leseangebote den Analphabetismus senkten. Ebenso könnten Bibliotheken bei der Bewältigung von Krankheiten wie AIDS/HIV oder Malaria helfen, indem sie einen Zugang zu Gesundheitsinformationen bieten. Tise bewies mit ihrer Rede, dass bibliothekarische Arbeit in einem sehr viel breiteren Politikspektrum auf die Tagesordnung gehört als man in Europa vielleicht klassischerweise annimmt.

Die Grundsatzrede der amtierenden IFLA-Präsidentin, Prof. Dr. Claudia Lux, thematisierte „Die digitale Bibliothek als gesellschaftliche Herausforderung“. Entlang einzelner Entwicklungsschritte der Digitalen Bibliothek stellte sie die Frage nach den Aufgaben von Bibliotheken in Bezug auf die Zugänglichkeit zu Wissen und kritisierte, dass analoge und digitale Bibliotheksangebote zu wenig integriert seien. „Hybride Bibliotheken“ hätten sich noch nicht ausreichend etabliert. Bibliotheken seien mit ihren Katalogdaten im Internet präsent, und der freie Zugang dazu müsse auch zukünftig gesichert sein. Im Sinne des bald erwarteten IFLA UNESCO Digital Library Manifesto forderte sie ein stärkeres Engagement von Bibliotheken bei der Lizenzierung von digitalen Produkten und bei Massendigitalisierungsprojekten. Um mit den technischen Entwicklungen mithalten zu können, sei die entsprechende finanzielle Unterstützung einzuwerben – ohne dabei traditionelle Förderer zu erschrecken.

Infrastruktur, Informationskompetenz, Digitalisierung

Ein Blick auf die Themenblöcke des 3. IFLA Presidential Meetings genügte, um Neugier auf das breite Spektrum zu wecken, das von der bibliothekarischen High Society der jeweiligen Region vorgetragen wurde. Tatsächlich hatte man schon im ersten Teil Gelegenheit, äußerst unterschiedliche Anstrengungen beim Aufbau von Infrastrukturen in der globalen Wissensgesellschaft miteinander zu vergleichen – moderiert von Dr. Thomas Bürger von der Sächsischen Landesbibliothek Dresden. Vertreterinnen der Technischen Informationsbibliothek Hannover (Dr. Irina Sens), der Bibliotheca Alexandrina (Dr. Sohair F. Wastaw) und der Staatsbibliothek zu Berlin (Barbara Schneider-Kempf) präsentierten die besonderen Projekte oder Sammlungen ihrer leistungsstarken und international bekannten Einrichtungen. Dr. Saad Azzahri skizzierte die Bemühungen der Arab Federation for Libraries and Information (AFLI), ein bibliothekarisches Trainingsprogramm in der arabischen Welt zu ermöglichen – trotz aller Sprachbarrieren und kultureller Hürden: Für Bibliothekarinnen sei es beispielsweise weitaus weniger üblich, sich an Konferenzen im Ausland zu beteiligen, als für ihre männlichen Kollegen.

© Susanne Maier
Zainal H. Hasibuan / Jakarta, Prof. Dr. Michael Seadle / Berlin, Gladys Saade-Azar / Libanon, Shukriah Haji Yon / Penang
 
Vortragsfolie von Shukriah Haji Yon, Penang Public Library Corporation, Malaysia: „Informationskompetenz in einem multikulturellen Umfeld“

Der Themenblock „Wissenschaftlicher Nachwuchs und Informationskompetenz“ spannte einen sehr weiten Bogen von der mangelnden Verankerung der Informationskompetenzvermittlung im universitären Curriculum in Beirut (Gladys Saade-Azar, Libanesische Universität) über die konkrete Problematik der Internetanbindung bibliothekarischer Einrichtungen im Inselstaat Indonesien (Zainal H. Hasibuan, Universität Jakarta) bis hin zur malaysischen Leseförderungskampagne „Every Baby its Book“ (Shukriah Haji Yon, Public Library Corporation Penang). Der letztgenannte Beitrag beinhaltete neben der eindrucksvollen Erfolgsgeschichte der kleinen „Village Cyber Libraries“ auch einen erfrischenden landeskundlichen Teil über das Zusammenleben der Malai, Inder, Chinesen und weiterer Volksgruppen in Malaysia. Die Moderation hatte Prof. Dr. Michael Seadle, Direktor des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Der zweite Konferenztag begann mit Präsentationen über „Digitales Wissen und Kulturelles Erbe – Repositorien und Metadaten im internationalen Spannungsfeld“. Dr. Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, führte zunächst in die Thematik ein, indem sie die Entwicklung von der selektiven Boutique-Digitalisierung – damit ist die Digitalisierung besonderer Sammlungen gemeint – zur gegenwärtigen Erprobung von Massendigitalisierung und Service-Clusters nachvollzog. Sie präsentierte das europäische Projekt der European Digital Library. Gefördert von der Europäischen Union soll das Portal Europeana kein eigenes Repositorium werden, sondern einen aggregierten Zugriff auf die digitalen Sammlungen Europas bieten. Im Gegenzug weckte dann Driss Khrouz, Generaldirektor der Nationalbibliothek des Königreichs Marokko, Verständnis für die Handschriftendigitalisierungsprojekte seiner Einrichtung. In Marokko sei es derzeit ein wichtiges politisches Ziel, den Schwarzmarkt für religiöse Handschriften trockenzulegen, um das kulturelle Erbe wieder öffentlich zugänglich zu machen. Schließlich fragte Prof. Dr. Mohamed Ahmed Al-Sanabani, Leiter der Universitätsbibliotheken Sanaa, nach den Chancen und Herausforderungen der digitalen Zusammenarbeit. Er sehe aufgrund der Sprach- und Schriftbarrieren noch große Defizite in der internationalen Kooperation, aber auch innerhalb der arabischen Länder und sogar auf nationaler Ebene ließen gemeinsame Infrastrukturen noch zu wünschen übrig.

Statements zu Bibliotheken und Politik

Die Podiumsdiskussion zum Thema „Bibliotheken und Politik als Partner im Spannungsfeld der globalen Digitalisierung – Grenzen und Möglichkeiten“ wurde von Prof. Dr. Claudia Lux moderiert. Hier konnte das Plenum hautnah interkulturellen Austausch zwischen Kulturpolitik und Bibliothekslobby erleben und viel über die Ungleichzeitigkeiten der Bibliotheksentwicklungen in den Regionen, fernab von Vorzeigeprojekten oder ausformulierten Präsentationen, erfahren. Die IFLA-Präsidentin entlockte dem Podium anschauliche Statements zu positiv besetzten Aktionsfeldern von Bibliotheken in den einzelnen Ländern und befragte die Expertinnen und Experten, wie sie die Parole „Bibliotheken auf die Tagesordnung“ vor Ort durchsetzten und wie Finanzierungsquellen zu finden sind.

Imad Hashem, Leiter der Abteilung Bücher und Lesen des libanesischen Ministeriums für Kultur in Beirut, beschrieb die Situation im Libanon: Dort gibt es seit Mitte der 1990er Jahre ein Bibliotheksgesetz, das allerdings in den schwierigen politischen Phasen, die das Land seither erlebte, nicht weiter umgesetzt werden könne. Das Bibliothekswesen befände sich derzeit in einer Aufbauphase. Durch den Krieg seien nur noch wenige Bibliotheken erhalten. Es gäbe zwar einen Strategieplan des Kulturministeriums zur Leseförderung, dieser sei aber noch nicht umgesetzt. In seiner Arbeit im Ministerium profitiere er von der politischen Entscheidung, dass Bibliotheken bei der Finanzverteilung zu berücksichtigen seien, dass also der Bucherwerb zu ermöglichen sei. Der Fokus der finanzierten Projekte liege dabei auf der F Förderung von Kinderabteilungen, um die Lesekultur zu befördern.

Wie soll man in einer Region, die von einer Mauer umgeben ist, freien Zugang zu Wissen fördern? Diese Situation schilderte Sami Batrawi für die palästinensischen Autonomiegebiete im Westjordanland. Der Generaldirektor der Abteilung Bibliothek und Kulturgut des palästinensischen Ministeriums für Kultur und Kunst in Ramallah berichtete, dass sich der Konflikt mit Israel auf alle öffentlichen Bereiche auswirke. Das Publikationswesen liege am Boden. Bibliotheken blieben oft jahrelang geschlossen. In dieser außergewöhnlichen politischen Situation habe sich die Selbstverwaltung in Palästina unter anderem der Leseförderung verschrieben. Im letzten Gaza-Krieg sei die Infrastruktur derartig schwerwiegend zerstört worden, dass man sich wenigstens eine gut funktionierende traditionelle Bibliothek wünsche, ganz zu schweigen von virtuellen Bibliotheken. Vor allem bemühe man sich, Kinderbibliotheken aufzubauen. Weiterhin versuche man, Importgenehmigungen für ausländische Bücher zu bekommen, unterstützt von der Kampagne „Bücher für Palästina“. Allerdings könne man dabei nur auf einen sehr eingeschränkten Stab an professionell ausgebildeten Bibliothekaren zurückgreifen. Jegliche Kooperationsbemühung sei durch die Sperranlagen erheblich erschwert. In einem politischen System, in dem die Sicherheitsfrage täglich Priorität habe, seien zwar keine Haushalte für Bibliotheksentwicklung vorgesehen, man nutze aber den Zugang zum Internet als Kommunikations- und Informationsbasis.

In einem deutlichen Kontrast zu ihrem palästinensischen Kollegen präsentierte Dr. Hasna Askhita das vergleichsweise gut ausgestattete Bibliothekswesen in Syrien. Die Leiterin der Abteilung Bibliothek und Archiv im Ministerium für Präsidentialangelegenheiten in Damaskus fasste die Digitalisierungsprojekte der Nationalbibliothek zusammen. Sie blickte auf die Erfolge des Programms zur IT-Ausstattung zurück, das seit Ende der 1990er Jahre umgesetzt worden sei. Das Bibliothekswesen habe durch dieses Programm politische Unterstützung erfahren und es seien Konsortien zur gemeinsamen Lizenzierung von elektronischen Ressourcen eingerichtet worden. Allerdings nehme sie noch immer eine deutliche Lücke zwischen der Sichtbarkeit des Westen und der arabischen Welt im Internet wahr. Diesen Nachholbedarf nutze sie als zentrales Argument für die Förderung von Digitalisierungsprojekten.

Die vierte Stimme kam aus Jemen von Dr. Faris Al-Saqqaf, Leiter der Allgemeinen Buchkommission in Sanaa. Jemen verfüge über eine sehr gute nationale Buchinfrastruktur. Er erinnerte daran, dass in Jemen die zweigrößte Buchmesse der arabischen Halbinsel nach Alexandria stattfinde. Allerdings fehle noch die zugehörige Bibliotheksinfrastruktur. Es gäbe noch zu wenige gut ausgebildete Fachkräfte im Bibliothekswesen. Der Bau einer Nationalbibliothek in Sanaa sei in Planung. Das schriftliche Kulturgut sei zu oft in Privatbesitz, man habe bisher zunächst einige herausragende Schätze des kulturellen Erbes digitalisiert. Es setze sich dafür ein, dass die Zugänglichkeit zu diesen Quellen zukünftig weniger von Marktinteressen abhängig sei. Für seine Lobbyarbeit im Club der Buchkultur, bestehend aus einflussreichen Mitgliedern aus Politik und Wirtschaft, nutze er den traditionell hohen Wert der Lese- und Buchkultur in der islamischen Kultur. „Koran“ bedeute übersetzt „Buch“, damit sei die Botschaft seiner Kultur „Lies!“ – eine ideale Voraussetzung für nachhaltige Bibliotheksförderung.

Die deutsche – genauer gesagt die Berliner – Situation wurde von der kulturpolitischen Sprecherin im Berliner Abgeordnetenhaus, Brigitte Lange, erklärt. Sie fasste die Ergebnisse der Tätigkeit der Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages zusammen. Dank dieser Aufklärungsarbeit sei die deutsche Bibliotheksentwicklung auf höchster nationaler politischer Ebene auf der Agenda. Bibliotheken hätten sich als Partner etabliert, die der Spaltung im Bildungsbereich entgegenwirkten. Als nächstes wäre es wünschenswert, in noch mehr Bundesländern als bisher Bibliotheksgesetze einzuführen, um die verpflichtende Finanzierung und die Standardisierung zu sichern. Noch seien Bibliotheken – wie der gesamte Kulturbereich – in den meisten Ländern eine freiwillige Aufgabe. Die SPD-Politikerin empfahl den Anwesenden, bei der Diskussion um die Ressourcenverteilung die enormen Nutzungszahlen von Bibliotheken zu betonen. Kein Theater und kein Fußballstadion könnten diesbezüglich mit Bibliotheken mithalten!

Zum Schluss nutzte die IFLA-Präsidentin die auf dem Podium versammelten Stimmen, um Anforderungen an den Weltverband der Bibliotheken einzuholen. Die Antworten zeigten, dass sie mit dem IFLA Presidential Meeting genau die richtigen Schritte unternommen hatte: „Mehr Austausch“, „Mehr Dialog“, „Mehr gemeinsame Workshops schon in der Ausbildungsphase“. Trotz der vordergründigen Sprachbarriere und trotz unterschiedlicher Standards im konkreten Berufsalltag, sei der Einblick in die bibliothekarische Berufspraxis anderer Kulturen sehr sinnvoll und könnte durch Stipendien für Studierende aus den arabischen Ländern befördert werden. Das IFLA Presidential Meeting bot allen Rednerinnen und Rednern eine Plattform, ihre Bibliotheken einem breiten Publikum zu präsentieren. Die Beiträge machten deutlich, dass in einigen Regionen die finanzielle und politische Situation so schwierig ist, dass Lobbyarbeit für Bibliotheken an ganz anderen Punkten ansetzt als in Deutschland oder in Europa.

Zusammenfassend gab Prof. Dr. Claudia Lux dem Publikum folgende Leitlinie für die internationale bibliothekarische Kooperation mit: „Man kann Häuser oder Computer hinstellen, aber vor allem soll man Bibliothekare befähigen, sich für ihre Bibliothek einzusetzen.“ Die Beispiele aus den einzelnen Ländern hätten gezeigt, dass es sich lohne, bibliothekarische Lobbyarbeit zu betreiben – schließlich seien Bibliotheken eine Basisinstitution für den Zugang zu Wissen und leisteten damit einen wertvollen Beitrag zur Demokratie.

© Susanne Maier
Plenum im Europasaal des Auswärtigen Amts

Professioneller Dialog und ein Hauch von Exotik

Das dritte und letzte Berliner IFLA Presidential Meeting bot einen ausgezeichneten Statusbericht über bibliothekarische Entwicklungen im Orient. Während der Vortragspausen konnten die internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Räumen des Auswärtigen Amts gemeinsame Projekte angehen oder Kooperationen vertiefen. Am Abend der Konferenz empfing die deutsche IFLA-Präsidentin die Teilnehmenden in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin im Haus Berliner Stadtbibliothek. Und als Abschluss führten Dr. Gundula Felten und Dr. Gerhard Keiper durch die Bibliothek und durch das Politische Archiv des Auswärtigen Amts. Der Tagung war außerdem eine Studienreise für die ausländischen Gäste vorausgegangen. Die Delegation besuchte die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig, die Universitätsbibliothek Leipzig, die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar, die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, die Bibliothek des Deutschen Bundestags und informierte sich über das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Programm der bibliothekarischen Sondersammelgebiete an der Universitäts- und Landesbibliothek Halle.

Die Konferenz trug dazu bei, die Kommunikation zwischen europäischen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Nahen und Mittleren Osten zu ermöglichen und zu intensivieren. Die Beiträge der ausländischen Gäste zeigten, wie nah sich die bibliothekarischen Topics weltweit sind und wie einfach gemeinsame Gesprächsthemen gefunden werden können. Die eingeladenen Rednerinnen und Redner, allesamt „High Professionals“, präsentierten sich als äußerst moderne Informationsspezialistinnen und -spezialisten. Ihre Vorträge hingegen erzählten von großem Engagement in für europäische Verhältnisse sehr fremden Situationen – beispielsweise bei der Frage nach der Vernetzung zwischen den indonesischen Inseln oder nach der Bibliotheksentwicklung in den palästinensischen Gebieten. Für einen kleinen Hauch von Exotik sorgten dann noch die arabischen Vortragsteile und die landestypische Kleidung einiger Gäste.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Orientsammlungen in Deutschland nutzten das Meeting als Chance zur fachlichen Begegnung. Hier seien die Orientabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek und der Staatsbibliothek zu Berlin oder das Sondersammelgebiet Vorderer Orient der Martin-Luther-Universität in Halle genannt. Gerade sie hatten die Möglichkeit, nicht nur ihre ausländischen Partnerinnen und Partner zu treffen, sondern sich auch untereinander auszutauschen. Dazu hatte die IFLA-Präsidentin Prof. Dr. Claudia Lux in ihrer Abschlussrede einen passenden Kommentar: „Man kann oft beobachten, dass die Zusammenarbeit in der Region erst durch internationale Konferenzen angestoßen wird.“

Ein ebenso glückliches Händchen bei der Programmgestaltung und bei der Förderung des professionellen Dialogs unter Bibliothekarinnen und Bibliothekaren aus aller Welt sei ihrem Organisationskomitee auch beim 75. IFLA-Kongress in Mailand gewünscht. Dort wird das IFLA-Zepter dann an die Südafrikanerin Ellen R. Tise übergeben, der man im Februar in Berlin auch schon kurz begegnen konnte.


Autorin

Susanne Maier

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Abteilung Bestandsaufbau
Potsdamer Str. 33
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