Offener Bildungsraum Hochschule: Freiheiten und Notwendigkeiten

13. europäische Jahrestagung, Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft
16.-18. September 2008, Krems, Österreich / Sabine Zauchner ... (Hrsg.)


- Münster [u.a.]: Waxmann, 2008. – 353 S.: Ill. (Medien in der Wissenschaft; 48)
ISBN 978-3-8309-2058-8, Buchausgabe € 25,50;
kostenlos von der Verlagshomepage herunterzuladen (PDF, 5,5 MB) unter:
http://www.waxmann.com/index2.html?kat/2058.html

Nachdem in Heft 4/08 mit „Good Tags – Bad Tags“ bereits ein Band aus der Reihe „Medien der Wissenschaft“ besprochen wurde, hier eine Besprechung eines Tagungsbandes, der das E-Teaching (und damit auch das E-Learning, da die beiden Begriffe zwei Seiten einer Medaille sind) an Hochschulen zum Thema hat. Bibliotheken kommen darin so gut wie gar nicht vor. Es dreht sich alles um die Hochschullehre, genauer: Die Veränderungen in der Hochschullehre. Muss man das als Bibliothekar zur Kenntnis nehmen? Meine Meinung: Ja! Sie finden in diesem Band die aktuellen Konzepte und Möglichkeiten der elektronischen Unterstützung der Hochschullehre.

Der erste Teil des Buches behandelt die „Open Education“, hochschulpolitische Konzepte, wie Bildung offen angeboten werden kann, von der Hochschule für die Hochschule erstellt, aber für Externe verfügbar. Im zweiten Teil geht es um die Entwicklung von Medien- und Informationskompetenz, Kurse, Projekte, Evaluationsberichte, Verschränkung mit den Curricula der neuen Studiengänge.

Der dritte Teil behandelt die Frage, inwieweit Web 2.0-Instrumente und „informelles Lernen“ an Hochschulen konzeptionell implementiert werden können. Der vierte Teil behandelt didaktische Taxonomien als Chance, Qualität von e-Learning-Lösungen beschreib- und übertragbar zu machen.

Im fünften Teil sind Modelle und Best-Practice-Beispiele zu E-Learning-Strategien und ihre Qualitätssicherung beschrieben. Im Anhang sind kurze Beschreibungen der Poster-Session enthalten. Im Anhang finden sich Angaben zu Organisation der Tagung und zu den Autorinnen und Autoren. Leider ist kein Sachverzeichnis enthalten.

Wenn man das Autorenverzeichnis durchblättert, findet man die übliche Rate an Praktikern und Projektmitarbeitern. Ist da die übliche hochgestochene Konferenz-Prosa zu erwarten? Hier nicht (so sehr), denn einerseits geht es ja um Vermittlung, und daher wurde auch bei der Erstellung der Beiträge auf Vermittlung  und Verständlichkeit geachtet. Am Anfang eines jeden Beitrags ist ein Abstract zu lesen, die Texte sind weiter gut strukturiert, mit graphischen Darstellungen versehen. Man wird bekannt gemacht mit den Konzepten, mit deren Umsetzung(sschwierigkeiten), mit Alternativen. Viele Stichworte wie „Lernarrangement“, „selbst organisiertes Lernen“, „open educational resources“ habe ich hier zum ersten Mal gelesen, mir bereits bekannte Begriffe wurden hier mit Inhalt und Leben gefüllt. Es ist äußerst interessant, wie die Überschneidungen von Pädagogik und Informatik, von Technik und Lernmethode mit Leben gefüllt wird.

Ob E-Learning von Fachwissenschaftlern, Pädagogen, Informatikern oder Bibliothekaren gemacht wird, ist gleich; wichtig ist – und das wird bei der Lektüre dieses Bandes deutlich – die Bereitschaft, stets aufs Neue konzeptionelle und technische Überlegungen anzustellen, sich die Lösung(en) anderer anzusehen und versuchen, sie an die eigenen Gegebenheiten anzupassen. Dafür bietet dieses Buch jedenfalls genügend Material, so dass es jeder/jedem, der im Rahmen einer Hochschule Vermittlung von Informationskompetenz betreibt, ans Herz zu legen ist. Die Schwelle ist niedrig, da das Buch als Open Access kostenlos zu nutzen und dennoch als Buchausgabe zu erwerben ist. Man merkt recht schnell, dass die Lektüre eines Buches statt einer Datei doch einen Mehrwert bietet.

Wem dieser Tagungsband nicht genügt, findet auf der Tagungswebseite (http://www.gmw08.at) weitere Informationen und (qualitativ durchwachsene) Videos einzelner Sessions.

Dr. Jürgen Plieninger
Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
juergen.plieninger@uni-tuebingen.de