Christoph-Hubert Schütte an seinem 65. Geburtstag in den Ruhestand verabschiedet

Foto Katharina Schütte, Stockholm

Der Leitende Direktor der Universitätsbibliothek Karlsruhe, Dipl.-Ing. Christoph-Hubert Schütte, feierte am 14. Dezember 2009 seinen 65. Geburtstag, Dies war gleichzeitig der Tag, an dem er in einer Feierstunde aus dem aktiven Bibliotheksdienst verabschiedet wurde.

Christoph-Hubert Schütte wurde folglich am 14. Dezember 1944 in Hildesheim als Sohn eines Maschinenbauingenieurs und als erstes von fünf Kindern noch kurz vor Kriegsende geboren. Kurz bevor die Familie im März 1945 ausgebombt wurde und der Vater sich noch im Kriegsdienst befand, zog sie aus Sicherheitsgründen in das nördlich von Hildesheim gelegene Algermissen, dem Heimatort seines Vaters. Dort hatte sein Großvater eine Druckerei und Buchbinderei betrieben, die inzwischen sein Patenonkel übernommen hatte. Hier verbrachte Christoph-Hubert seine Kindheit und Jugend und hatte in dem großelterlichen Betrieb die ersten Begegnungen mit Büchern, noch bevor er sie lesen konnte. Dies lernte er im gleichen Ort an der Volksschule, die er 1951 bis 1955 besuchte, bevor er auf das Bischöfliche Gymnasium Josephinum in Hildesheim wechselte. Dort machte er 1965 im mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig sein Abitur. Dem folgte bis 1967 der Bundeswehrdienst bei der Panzertruppe in Hildesheim. Während dieser Zeit lernte er seine Frau Lu kennen, und das Paar heiratete alsbald im Oktober 1966.

1967 begann Schütte, vom Vater vorbelastet, das Studium des Maschinenbaus, zunächst in Hamburg, später in Hannover an der Technischen Hochschule. Dieses schloss er 1975 mit dem Diplom mit dem Schwerpunkt Werkstoffkunde ab. Nachdem dem Ehepaar 1974 eine Tochter geboren wurde, galt es, die Familie zu unterhalten und sich baldmöglich um einen Beruf zu kümmern. Da kamen Schütte einerseits seine früheren Begegnungen mit dem Buch im großväterlichen Betrieb zugute, andrerseits war es eine günstige Zeit, da das deutsche Bibliothekswesen dringend Ingenieure für den wissenschaftlichen Dienst suchte. So entschloss sich Christoph-Hubert Schütte, statt ein Promotionsangebot anzunehmen, für die Ausbildung zum wissenschaftlichen Bibliothekar. Er absolvierte im Zeitraum von 1975 bis 1977 den praktischen Teil des Referendariats an der UB/TIB Hannover, den theoretischen Teil am Bibliothekar-Lehrinstitut in Köln. Nach bestandenem Assessorexamen kehrte er an seine Ausbildungsbibliothek in Hannover als Fachreferent für technische Fächer zurück, wo er bald zum Bibliotheksrat ernannt wurde und die Leitung des Erwerbungsdezernats übernahm. 1979 erfolgte die Ernennung zum Bibliotheksoberrat und 1980 zum Bibliotheksdirektor. Gleichzeitig wurde er mit der Position des stellvertretenden Direktors betraut. Da die Familie im Begriffe war, sich durch die Geburt zweier Söhne zu vergrößern, nahm sie ab 1978 ihren Wohnsitz im südlich von Hannover gelegenen Sarstedt.

In der Folgezeit übernahm Schütte zahlreiche Aufgaben in verschiedenen Fachgremien, vor allem des ehem. Deutschen Bibliotheksinstituts, der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation u.a. Zwei Jahre lang war er auch tätig in der Redaktion der Zeitschrift ‚Mitteilungsblatt der Bibliotheken Niedersachsens'. 1988 schließlich war seine Bewerbung um die Leitung der Universitätsbibliothek Karlsruhe erfolgreich. Im September1988 trat er seinen Dienst als Leitender Direktor der UB Karlsruhe an.

In den 21 Jahren prägte Herr Schütte die Karlsruher Bibliothek nachhaltig und baute die bis dato traditionelle Universitätsbibliothek zu einem leistungsfähigen Informationszentrum aus. So konnte bereits ein Jahr nach seinem Dienstantritt die UB Karlsruhe als eine der ersten Bibliotheken in Deutschland einen Online-Katalog für Benutzer anbieten. Herr Schütte erkannte auch früh das Potential, welches das Internet für neue bibliothekarische Dienste bot, und machte die Universitätsbibliothek Karlsruhe zum Pionier im Bereich der Internet-Angebote im Bibliotheksbereich. In Zusammenarbeit mit der Fakultät für Informatik und im Rahmen mehrerer von der DFG, dem BMFT oder dem Land Baden-Württemberg geförderten Projekten wurden in den nächsten Jahren Verfahren entwickelt, um Dienste der Bibliothek im Internet anzubieten. Nicht nur die Bibliotheksnutzer in Karlsruhe profitierten von diesen Entwicklungen, sondern weltweit werden die in Karlsruhe entwickelten Dienste wie Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) oder der Bibliotheksrecommender Bibtip genutzt. Weitere Wegmarken waren KarIn und XOPAC, OLIX und I3V, Subito und LEA, EVA, EVA-STAR und DIVA.

Nachdem viele Dienste 24 Stunden über das Internet erreichbar waren, war es nur konsequent, auch die Bibliothek 24 Stunden zugänglich zu machen. Im April 2006 konnte denn auch die 24-Stunden-Bibliothek Karlsruhe als weitgehend automatisierte Bibliothek mit umfangreichen Freihandbeständen in einem lange geplanten Erweiterungsbau (Abb.) eröffnet werden. Der Erfolg des neuen Konzepts übertraf alle Erwartungen, die Benutzerzahlen der Universitätsbibliothek stiegen massiv an.

In der Universität gelang es Herrn Schütte, das traditionell zweischichtige Bibliothekssystem in die funktionale Einschichtigkeit zu überführen: die Zeitschriftenverwaltung konnte weitestgehend in die Universitätsbibliothek verlagert und die Anzahl der Institutsbibliotheken nachhaltig verringert werden. Auch die Entwicklung des Bibliothekswesens in Baden-Württemberg wurde von ihm wesentlich mitgeprägt. So beriet er 1991 bis 1996 als Vorsitzender der Arbeitsgruppe "EDV in wissenschaftlichen Bibliotheken" des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst die wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes bei Einführung und Ausbau elektronischer Bibliothekssysteme. Auch das 1996 gegründete Bibliotheksservicezentrum (BSZ) für die Länder Baden-Württemberg und Sachsen war ein Ergebnis seiner Initiative. Zuletzt engagierte er sich auch für die Reorganisation der Literaturversorgung der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft durch die Universitätsbibliothek seit 2009 und den Aufbau einer neuen Bibliothek im Gebäude der alten FH-Mensa.

Auch überregionale bibliothekarische Organisationen und Einrichtungen profitierten von Herrn Schütte’s Engagement. Er war 1980 bis 1993 Mitglied und Vorsitzender der Erwerbungs-, IuD- und Benutzungskommission des damaligen Deutschen Bibliotheksinstitutes DBI und 1992 bis 1997 Mitglied des Bibliotheksausschusses der Deutschen Forschungsgemeinschaft und auch Vorsitzender des Unterausschusses für Bestandserhaltung. Des weiteren übte er mehr als 10 Jahre lang Funktionen im Deutschen Bibliotheksverband aus, war von 1998 bis 2004 einer der stellvertretenden Vorsitzenden und gehörte auch dem Vorstand der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände an. Besonders engagierte er sich für die Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken, seit1991 als Mitglied des Beirates und von 1997 bis 2000 als ASpB-Vorsitzender. In Anerkennung dieses Einsatzes ernannte ihn die ASpB 2007 zum Ehrenmitglied.

1998 konnte Herr Schütte wieder auf seine frühere redaktionelle Tätigkeit bei einer Zeitschrift zurückgreifen, als er vom Gründer der Zeitschrift B.I.T.online eingeladen wurde, an der Herausgabe dieser Zeitschrift mitzuwirken, die als erste Bibliothekszeitschrift komplett elektronisch erscheinen sollte. Seine umfangreichen Kontakte durch seine Gremienarbeit kamen ihm dazu vonstatten, die Zeitschrift im Internet und als Printmedium fest in der bibliothekarischen Öffentlichkeit zu etablieren und zusammen mit dem neuen Verlag Dinges & Frick auszubauen, auch durch mit dem Namen B.I.T.online verbundenen neuen Produkte , wie die auf jedem wichtigen Bibliothekskongress erscheinenden B.I.T.online Kongress-News, die Buchreihe B.I.T.online-Innovativ, der jährlich verliehene B.I.T.online Innovationspreis oder schließlich der in die Zeitschrift integrierte Bibliotheksindex BIX. Nach 10 Jahren übernahm er vom Gründer Dr. Rolf Fuhlrott auch die Chefredaktion, die nun nach seinem eigenen Ruhestand in jüngere Hände gelegt wird.

In die letzten Jahre von Herrn Schütte’s Amtszeit fiel noch die Kür der Karlsruher Universität zur Exzellenzuniversität im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern. Im Zentrum stand dabei der Zusammenschluss von Universität und Forschungszentrum zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das dann am 1.Oktober 2009 gegründet wurde. Im Zuge dieser Fusion änderte sich auch der Name der Universitätsbibliothek in "KIT-Bibliothek".

Zum Schluss seines beruflichen Wirkens wurde Herrn Schütte aufgrund seiner publizistischen Tätigkeit sowie verschiedener Lehrveranstaltungen, zunächst in Hannover, dann an der Fakultät für Informatik der Universität Karlsruhe und schließlich der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft die Ehre zuteil, am 1.Juli 2009 von letzterer zum Honorarprofessor ernannt worden zu sein. Wir wünschen Herrn Christoph-Hubert Schütte zusammen mit dem Verlag einen gesunden Ruhestand und weiter fruchtbringendes Wirken für diese Zeitschrift.

Dr-Ing Rolf Fuhlrott,
Dr. rer. nat. Michael W. Mönnich