Verbandspolitik und Kultur: 150 Jahre Bergbau-Verein und Bergbau-Bücherei

Hrsg. Klaus Tenfelde; Franz-Josef Wodopia

- Bochum: Klartext Verl., 2009. 75 S. (SBR-Schriften; 27)
ISBN 978-3-8375-0197-1 Euro 3.90

Diese in der Reihe „Schriften der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets“ vorgelegte Broschüre fasst die Vorträge eines wissenschaftlichen Kolloquiums zur Geschichte der deutschen Bergbauverbände und die Vorträge, die anlässlich der Festveranstaltung „150 Jahre Bergbau-Verein und Bergbau-Bücherei“ gehalten wurden, zusammen. Die beiden Veranstaltungen fanden am 5. Dezember 2008 im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum statt.

Das bibliothekarisch Interessante in dieser wichtigen Schrift zur Geschichte der Bergbauverbände in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung des vor 150 Jahren als „Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund“ gegründeten Bergbau-Vereins ist die Einbindung der zeitgleich gegründeten Bergbau-Bücherei in die Vereinspolitik. Wir finden hier die Bibliothekspolitik als Widerspiegelung des „Auf und Ab der Konjunkturen und politischen Zerklüftungen“ (S. 6) der letzten beiden Jahrhunderte, in erster Linie betreffend die finanzielle Unterstützung der Bibliothek.

Diese institutionale Betrachtungsweise ist der große Vorzug auch des eigenständigen, leider nur sieben Seiten umfassenden Beitrags von Klaus Tenfelde „150 Jahre Bergbau-Bücherei“. Wer tiefer in die Geschichte dieser Fachbibliothek eindringen will, sollte den Zeitschriftenbeitrag von Elke Behrends1, die Hausarbeit zur Prüfung für den höheren Bibliotheksdienst von Ingrid Tönges2 sowie die entsprechenden Abschnitte in dem Buch „Technisch-wissenschaftliche Dokumentation in Deutschland von 1900 bis 1945“ von Elke Behrends3 lesen.

Zur Entwicklung der Bergbau-Bücherei nur so viel:

Die Bibliothek entwickelte sich aus bescheidenen Anfängen im 19. Jahrhundert zu einer bedeutenden Spezialbibliothek. In den 1950er Jahren war sie eine der wichtigsten montanwissenschaftlichen Bibliotheken in Westdeutschland und einzige wissenschaftliche Bibliothek des Ruhrgebiets. 1970 erhielt sie in einem Neubau eine eigene Bleibe. 1998 ging sie mit einem Bestand von 240.000 Medieneinheiten in das Eigentum der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets über. Im Gegensatz zu anderen Bibliotheken mit ähnlichen Entstehungsgeschichten ist diese Einrichtung noch heute erhalten, und das trotz aller Strukturveränderungen im Ruhrgebiet. Sie wird auch im 21. Jahrhundert als erste und einzige wissenschaftliche Bibliothek der Region unter dem Dach der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets sorgsam gepflegt und weitergeführt. Derzeit besteht sie aus zwei Abteilungen, der Bergbau-Bücherei und der Bibliothek der sozialen Bewegungen, die aus der ursprünglichen Bibliothek der Arbeiterbewegung hervorgegangen ist. In letztere sind auch die etwa 50.000 Bände der IG Bergbau und Energie eingegliedert worden.

„Seien wir froh, hier in Bochum und in der Region insgesamt, dass uns dieser Bestand erhalten blieb, er macht einen besonders wichtigen Teil der kulturellen Identität des Ruhrgebiets aus.“ (Klaus Tenfelde, S. 75) Und seien wir dankbar für diese kurze Zusammenfassung.

Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
12557 Berlin
dieter.schmidmaier@schmidma.com


Anmerkungen

1. Behrends, Elke: Zur Entstehung bedeutender Industrie- und Vereinsbibliotheken in Nordrhein-Westfalen 44 (1994) S. 419-432.

2. Tönges, Ingrid: Die Bergbau-Bücherei in Essen: die Entwicklung einer Spezialbibliothek. Köln, 1983. VI, 128 S. Hausarbeit an der Fachhochschule für Bibliotheks- und Dokumentationswesen.

3. Behrends, Elke: Technisch-wissenschaftliche Dokumentation in Deutschland von 1900 bis 1945. Wiesbaden, 1945. VIII, 336 S.