Global library and information science: a textbook for students and educators

Ed. by Ismail Abdullahi

- München: Saur, 2009 592 S. (IFLA publications; 136-137) Euro 99.95
ISBN 978-3-598-22042-5

Die IFLA legt mit dieser voluminösen Ausgabe einen Bericht über die Global library and information science vor. Der letzte umfassende internationale Überblick über Stand und Entwicklung des Bibliothekswesens1 erschien vor fast 30 Jahren. Seitdem hat sich das Bibliothekswesen weltweit sehr stark verändert2. „We live in a multipolar world, with many sources of insight and influence. This makes global librarianship more complex, challenging and interesting than ever before.” (S. 9)

Das Buch enthält einen Überblick über die Bibliothekstypen Öffentliche Bibliotheken, Wissenschaftliche Bibliotheken, Spezialbibliotheken und Schulbibliotheken sowie über die Ausbildung und Erziehung in der Bibliotheks- und Informationswissenschaft3 auf allen Kontinenten, wobei nicht immer alle Bibliothekstypen thematisiert werden. Der letzte Beitrag beschäftigt sich mit der globalen Rolle der Bibliotheksvereinigungen. Abgeschlossen wird die Veröffentlichung mit einem Register, das die Leser durch die sehr breite Thematik angemessen führt.

Die Gliederung erfolgt nach geographischen Gesichtspunkten mit Kapiteln über „Africa, Asia, Australia, Europe, Latin America, Middle East, North America“. Die einzelnen Kapitel beginnen mit einer kurzen Einführung, es folgen die Berichte über die Bibliothekstypen, den Abschluss bildet der Beitrag über die Ausbildung und Erziehung in der Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Am Ende der einzelnen Beiträge befinden sich umfangreiche Literaturangaben. 49 Experten aus den jeweiligen Regionen bemühen sich um kurze Berichte, zwei beschäftigen sich mit den Bibliotheksvereinigungen.

Die einzelnen Beiträge sind von unterschiedlicher Länge und Aussagekraft. Das ist kein Nachteil und bei der weltweit in einen Band „gezwängten“ Informationsdichte auch verständlich. Sichtbar werden sowohl die großen regionalen Unterschiede in der Bibliotheksentwicklung, als auch die Bemühungen, die großen Herausforderungen für die Bibliotheks- und Informationseinrichtungen anzunehmen und zu bewältigen.

So ist ein Buch entstanden, das der Orientierung über Stand und Entwicklungstendenzen der Bibliotheken weltweit dient, „the book offers first-hand knowledge“ (S. 11), und genau daran muss der Leser denken, wenn er diese großartige Zusammenstellung zur Hand nimmt und sich über den Gegenstand informieren will.

Diese Rezension soll in erster Linie auf die Ausnahmestellung dieser Veröffentlichung aufmerksam machen, weltweit Informationen zum Bibliothekswesen und zur Information zu sammeln und zu dokumentieren sowie den beabsichtigten Leserkreis auf Struktur und Inhalt hinweisen. Der Rezensent kann nur in Ausnahmen nachprüfen, welche Informationen fehlen und welche unkorrekt sind. Dass bei einem solchen Mammutunternehmen Mängel und Fehler nicht zu vermeiden sind, versteht sich von selbst. Beispielsweise wird für Europa ein Beitrag über die Schulbibliotheken angekündigt (S. 309), er fehlt aber im Text, im Beitrag über die Bibliotheks- und Informationswissenschaft in Deutschland wird die wegweisende Veröffentlichung „Bibliothekswissenschaft – quo vadis?“4 leider nicht ausgewertet (S. 352-353), im Autorenverzeichnis fehlen die Autoren der Beiträge über Europa (S. 580-581). Leider sind Informationen über zwei Bibliothekstypen gleich mehrfach Fehlanzeige: zu den Schulbibliotheken5 im Kapitel über Asien und – wie erwähnt – über Europa und zu den Spezialbibliotheken im Kapitel über Europa und Lateinamerika. Das ist angesichts der großen globalen Aufgaben im Bildungs- und Forschungsbereich sehr schade.

Das Buch ist für alle bestimmt, die sich für die internationale Entwicklung des Bibliothekswesens im 21. Jahrhundert interessieren. Es sollte nicht nur, wie im Untertitel angegeben, als Lehrbuch für Studenten und Lehrkräfte dienen, sondern auch als Nachschlagewerk genutzt werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Bibliotheksgemeinschaft nicht wieder 30 Jahre auf eine derartige Analyse mit Blick in die Zukunft warten muss.

Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
12557 Berlin
dieter.schmidmaier@schmidma.com


Anmerkungen

1. Contemporary developments in librarianship: an international handbook / Ed. Miles M. Jackson. London, 1982. XXXII, 619 S. – Ausgabe in den USA: International handbook of contemporary development in librarianship. Westport, CT, 1981.

2. Die Veränderungen konnte man auch erahnen in dem von der IFLA anlässlich ihres 75jährigen Jubiläums 2002 herausgegebenen Überblicks über die Bibliotheken in der Informationsgesellschaft: Libraries in the information society / Ed. by Tatiana V. Ershova; Yuri E. Hohlov. München, 2002. 172 S. (IFLA publications; 102) (Vgl. Rez. in: B.I.T.online 6 (2003) 3, S. 295)

3. Als Ergänzung sehr zu empfehlen: World guide to library, archive and information science education / Ed. Axel Schniederjürgen. 3rd ed. München, 2007. 560 S. ((IFLA publications; 128-129)

4. Bibliothekswissenschaft – quo vadis? = Library sciense – quo vadis?: eine Disziplin zwischen Traditionen und Visionen; Programme – Modelle – Forschungsaufgaben / Hrsg. Petra Hauke. München, 2005. 480 S.

5. Gilt die Bemerkung von Donald E. Roggs aus dem Jahr 2000 immer noch: „For too long, school libraries have been treated like a forgotten species“? In: Librarianship and information work worldwide 2000. London, 2000. S. 10.