Library Mashups

ed. by Nicole C. Engard

- London: Facet, 2009. - XVII, 334 S.: Ill.
978-1-85604-703-6 GBP 29,95
(parallele Ausgabe in den USA: Medford, NJ : Information Today.
978-1-57387-372-7 USD 39,50)

Wenn die Einrichtung von Weblogs, Wikis und RSS-Feeds die Grundlage von Web 2.0 ist, so ist das Mischen von Inhalten ("Mashup") die fortgeschrittene Kunst. Im vorletzten Heft habe ich ein allgemeines Werk von Raymond Yee zu Mashups besprochen, hier nun kommt das Lehrbuch für den bibliothekarischen Bereich! Wer auch immer sich im Bibliotheks- und Informationsbereich dafür interessiert, wo und wie man Daten abziehen, mischen und wieder einbinden kann, sollte die Lektüre dieses Buches ernsthaft in Betracht ziehen!

Wenn man auf die Namen der Herausgeberin und der fünfundzwanzig Beiträger/innen schaut, so sieht man hier viele bekannte, auch europäische Namen. Viele schreiben in einem Weblog zu technischen Themen oder sind bekannt für die Dienste, die sie implementiert haben. Beispielsweise die Herausgeberin ist weit bekannt für ihre Kompetenz im Bereich Einsatz von Web 2.0-Diensten im Bereich der Informationskompetenz (ihr Weblog ist unter http://www.web2learning.net/ zu lesen). Dabei ist es durchaus nicht so, dass jede/r über ihr/sein "Hausthema" schreibt. Prominentes Beispiel ist Tim Spalding, der den Dienst Library Thing (http://www.librarything.de/) gegründet hat, hier aber über die Wege schreibt, wie man die Daten aus seinem Katalog befreien kann.

Das Werk ist in fünf Teile gegliedert. Im einleitenden Teil wird das Thema Mischen grundsätzlich beschrieben. Im zweiten Teil geht es um Bibliothekswebseiten, wie man die angebotenen Informationen mischbar macht und Informationen einbindet. Im dritten Teil wird das Thema behandelt, wie man Katalogdaten verfügbar macht und Kataloge anreichert. Im vierten Teil das Thema, wie man Informationen in Karten einbindet, Bilder und Videos verfügbar macht. Im letzten Teil geht es um die Anreicherung von Bibliotheksdienstleistungen mit Informationen allgemein.

Jeder Teil wird in vier bis fünf Beiträgen behandelt, wobei das Niveau der Texte von beschreibend-anleitend bis zu technisch-anspruchsvoll reicht. Es ist somit für jedes bibliothekarische Gemüt etwas mit dabei, sowohl für die Praktiker mit dünnem technischen Hintergrund als auch für jene, die programmieren können und sich wegen der Erstellung von aufwändigeren Skripten keine Gedanken machen. Das selbe lässt sich auch über die Anwendungsbereiche sagen: Von der Bibliothekswebseite über den Katalog bis hin zu Repositorien werden vielfältige Einsatzmöglichkeiten behandelt.

Der Mehrwert des Buches liegt nicht nur im Pragmatismus, der einem die Lust, das eine oder andere auszuprobieren, erhält, sondern auch in den vielfältigen konzeptionellen Ideen, die hinter den dargebotenen Beispielen stecken. Manchmal ist es weniger der Text als ein Screenshot, der einen "Aha-Effekt" bewirkt, wie beispielsweise eine Karte vom Unicampus, in welche nicht nur fein säuberlich die verschiedenen Standorte der Bibliothek eingearbeitet sind, sondern auch die strukturierte Auflistung - wie in einer Legende - der einzelnen Standorte samt unterlegten Links zur Homepage der jeweiligen Teilbibliothek. Benutzer können diese Karte lesen, verschieben, vergrößern und die Information zur Kenntnis nehmen, die gleichzeitig auf Möglichkeiten zur Abfrage weiterer Informationen verweist. Gut gemischt, klar gestaltet, anpassbar, verlinkt - weitaus mehr, als herkömmliche Karten von Campus-Standorten bieten.

Der Vorteil von Mashups liegt darin, dass man ein Gefühl dafür bekommt, wo man Daten abzapfen kann - entweder von so genannten APIs oder von RSS-Feeds -, wie man sie benutzerfreundlich aufbereitet und einbindet. Der Clou an der ganzen Sache ist freilich, dass man das nur einmal einzurichten hat, worauf sich die Informationen an den verschiedenen Stellen von selbst aktuell halten, wenn man sie an einer Stelle aktualisiert. Schlankes Arbeiten!

Von anerkannten Fachleuten geschrieben, anschaulich aufbereitet, mit einer Webseite versehen, wo man die im Buch genannten Links aktualisiert findet - kurz: Ein Kompendium für all' jene, die Grundkenntnisse erworben haben und sich nun für dieses fortgeschrittene Niveau interessieren!

Dr. Jürgen Plieninger
Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
juergen.plieninger@uni-tuebingen.de