Prillinger, Horst: Weblogs als Kommunikationsformat für Bibliotheken und Bibliothekare

Potenziale und Praxisbeispiele

- Norderstedt: Books on Demand, 2009. - 138 S.: Ill., graph. Darst.
ISBN: 978-3-8370-5070-7 (pbk : EUR 15,00)

Der Verfasser ist Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Universitätsbibliothek Wien und langjähriger Autor des mehrsprachigen Weblogs The Aardvark speaks: Just another lame librarian blog. Essence, effervescence, etc. (http://homepage.univie.ac.at/horst.prillinger/blog/). Vor diesem Hintergrund ist er überaus geeignet, ein Buch über bibliothekarische Weblogs und Weblogs von Bibliotheken zu schreiben! Das Werk ist in vier Teile geteilt: Weblogs als Kommunikationsform, Theorie der bibliothekarischen Weblogs, Weblogs in der bibliothekarischen Praxis und Bibliothekare bloggen. Über weite Strecken bietet die Untersuchung typologische Einordnungen und deskriptive Darstellungen. Am interessantesten von Anwenderseite ist erstens Teil zur Theorie bibliothekarischer Weblogs, weil hier wichtige Faktoren wie Partizipation und Benutzerbindung, aber auch innerbetriebliche Kommunikation und Management eines Weblogs angesprochen werden. Zweitens sind die Schilderungen der internen Weblogs der UB Wien, die als Projektweblogs und als Intranet dienen, hoch interessant, da in der Literatur sonst wenig zum Einsatz von Weblogs zum Management der internen Kommunikation zu lesen ist. Dies ist hier um so wertvoller, als der Autor auch Mißerfolge schildert, beispielsweise die mangelnde Partizipation. Hier weist er vor dem Erfahrungshintergrund auf den Sachverhalt hin, dass die Beteiligung von Mitarbeitern um so größer ist, je klarer das Thema des Weblogs formuliert ist. Es sei auch kein Hinderungsgrund, wenn die Geschäftsleitung "top down" die Thematik des Weblogs bestimme, da man sich dann sehr gut dazu verhalten könne. Im Gegensatz dazu seien Weblogs, die die Aufgabenstellung und Thematik nicht festlegten, um eine breite Partzizipation zu ermöglichen, paradoxerweise weniger angenommen worden.

Ansonsten ist es zwar sehr interessant, die Wertungen über deutschsprachige und internationale bibliothekarische Weblogs zu lesen, die im Anhang zum Teil auch als Screenshot abgebildet sind, freilich hilft das einem bei praktischen Fragen der Einführung eines Weblogs wenig weiter. Diese bestehen beispielsweise auch in der Frage der Verschränkung mit dem übrigen Online-Informationsangebot einer Bibliothek und in der Frage, wie man die Einträge in einem Weblog in dieses Angebot implementiert. Auch andere Web 2.0-Dienste wie RSS und Wikis werden eher gestreift und es bleibt in Folge dessen etwas blass, was Weblogs spezifisch leisten können im Vergleich zu diesen anderen Diensten. Da im Untertitel des Werkes auch "Potenziale" versprochen werden, klafft hier denn doch eine Lücke in der Thematik des Werkes.

Alles in allem eine interessante Übersichtsarbeit zum Einsatz eines der Kerndienste des Web 2.0 im Kontext von Bibliotheken.

Dr. Jürgen Plieninger
Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
juergen.plieninger@uni-tuebingen.de