Die Google-Gesellschaft: Vom digitalen Wandel des Wissens
Kai Lehmann; Michael Schetsche (Hg.)


- Bielefeld: transcript Verl., 2005. - 408 S. [mit dazugehöriger Webseite: http://www.google-gesellschaft.de]
ISBN 3-89942-305-4

Bücher über das Internet und die damit verbundenen Möglichkeiten laufen oft Gefahr, entweder zu wissenschaftlich oder zu esoterisch, d.h. einer bestimmten Szene verpflichtet, zu sein. Dieses Buch ist eine Ausnahme: Eine breite Riege von Autorinnen und Autoren (Kommunikationssoziologen, Online-Journalisten, Praktiker, darunter auch bekannte wie Florian Rötzer und Rainer Kuhlen) schreiben über die "verschiedenen Dimensionen der international basierten Wissensgesellschaft" (Klappentext). 56 Beiträge behandeln Themen wie Wissen, Wissensgesellschaft, Recherche, Medien im Netz, Urheberrecht, Bürgerrechte, Weblogs, Wissensnetze und Beratung, eLearning, Wissenschaft und Kunst. So vielfältig wie die Themen sind auch die Bearbeitungsformen: Mit Thesen, Abhandlungen, Essays und Interviews wird dem jeweiligen Thema zu Leibe gerückt, und die Beiträge sind fast alle prall gefüllt mit Erfahrungswissen und geben durch die Bank weg einen guten Einstieg zum jeweiligen Themenbereich. Lediglich ein Beitrag fiel auf, der eher durch "Gehört Sagen" denn auf Erfahrung beruhte, und selbst dieser war nicht schlecht. Selbst der eingängige Titel, als "Reißer" konzipiert, wird in verschiedenen Beiträgen des Buches aufgegriffen und behandelt.

Attraktiv ist auch die Idee, zum Buch eine Homepage mit Angaben zu den Autoren und Abstracts zu den einzelnen Beiträgen zu erstellen. Ob freilich die Idee, den Inhalt des Buches nach einem Jahr in einem Wiki (gemeinsame Plattform zur Bearbeitung von Texten, prominentestes Beispiel ist die Wikipedia) zu veröffentlichen und gemeinsam mit den Lesern weiter zu bearbeiten, durchgeführt werden wird, ist fraglich: Das Weblog zum Buch, welches seit zwei Monaten "in Kürze" eingerichtet werden wird, ist noch nicht online gestellt.

Hier wird ein gelungener Durchschnitt durch das aktuelle Internetwissen samt der dazu gehörenden Metaebene geboten. Für Bibliothekarinnen und Bibliothekare sollte dieses Buch Pflichtlektüre sein, steckt es doch in hohem Maße die Problem- und Handlungsfelder ab, welche in der Zukunft für Bibliotheken wichtig werden: Suchen, Speichern, Wissen vermitteln und Lizenzrechte/Open Access. Für die Lektüre daher breit empfohlen!


Anschrift des Rezensenten

Dr. Jürgen Plieninger
Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
E-Mail: juergen.plieninger@uni-tuebingen.de