Bibliothek leben: Das deutsche Bibliothekswesen
als Aufgabe für Wissenschaft und Politik


Festschrift für Engelbert Plassmann zum 70. Geburtstag / Hrsg. von Gerhard Hacker und Torsten Seela
- Wiesbaden: Harrassowitz, 2005. - 320 S.: Ill.
ISBN 3-447-05105-9 78,- Euro

Engelbert Plassmann, einst Professor an der FH Köln, dann Gründungsdekan des Fachbereichs Buch und Museum der FH Leipzig und schließlich Professor am Institut für Bibliothekswissenschaft an der Humboldt Universität zu Berlin, wo er 2000 emeritiert wurde, seitdem aber dennoch aktiv in der Lehre blieb, ist nur mit einem Bild in dieser Festschrift porträtiert. Das ist bedauerlich, denn die mannigfaltigen Bezüge auf ihn in den Beiträgen dieser Festschrift machen neugierig auf eine vollständigere Vita.1

21 Beiträge sind in dieser Festschrift gesammelt, deren inhaltlicher Bogen über Bibliotheksgeschichte, Ausbildungsfragen, Bibliothekspolitik, Bibliothekssysteme, Marketing von Bibliotheken, Regional- und Spezialbibliotheken, Fragen des Buchhandels und Museen bis hin zu Hybridbibliotheken reicht. Unter den Autoren sind bekannte Namen wie Umstätter, Hobohm, Hering und andere zu finden.

Beim Lesen erscheinen die Themen der Beiträge etwas disparat, was für eine Festschrift kein abträgliches Urteil bedeutet. Aber deshalb hätte der Haupttitel ausgereicht, der Untertitel verspricht zu viel thematische Stringenz, welche hier nicht geboten wird. Referieren wir hier doch einmal einige der Beiträge, um die Vielfalt des Bandes zu zeigen:

Hans-Michael Schäfer behandelt die Entstehungsgeschichte und den Aufbau der Bibliothek Warburg zu Anfang des 20. Jahrhunderts.

Dale Askey schreibt über Bibliotheks-Studienfahrten von den und in die USA und die Rezeption des jeweils anderen Bibliothekswesens.

Konrad Umlauf vergleicht die Bibliotheksentwicklungspläne von 1966 und 1973 und gibt so einen Einblick in die Bibliothekspolitik des Staates und von Verbänden in der Nachkriegszeit.

Siegfried Schmidt berichtet von dem Scheitern und dem lange hinausgezögerten Ende der Fachhochschule für das öffentliche Bibliothekswesen Bonn.

Interessant ist die Abhandlung von Helmut Jüngling über beherrschende Themen in der Informationswissenschaft der letzten zwanzig Jahre, welche er aus informetrischen Analysten von fachwissenschaftlichen Datenbanken gewinnt. Das Thema "Dienstleistung" spielt meist die erste Geige!

Wolfgang Schmitz schreibt über Bemühungen zu Köln, das zweischichtige universitäre Bibliothekssystem den DFG-Empfehlungen konform zu gestalten, was am Beispiel dreier naturwissenschaftlicher Institute geschildert wird. Erwartungsgemäß spielt die Zeitschriftenentwicklung mit steigenden Zahlen und sinkenden Titelzahlen eine prominente Rolle.

Ludger Syré behandelt die sich wandelnde Rolle von Regionalbibliotheken und Gudrun Behm-Steidel jene der Spezialbibliotheken; zwei interessante Artikel über Bibiothekstypen, welche sich dem gängigen Schema einer Wissenschaftlichen Bibliothek entziehen.

Gerhard Hacker schreibt über die Hybridbibliothek, welche auch in Jürgen Seefeldts abschließendem Artikel über die Zukunft der Bibliotheken eine große Rolle spielt. Seefeldt kommt zu dem vorsichtigen Schluss, dass sich zwar die Rolle der Bibliothek ebenso wandeln werde wie jene der Benutzer, gleichwohl aber das Buch ebenso wie seine Nutzung weiter leben werde.

Bleibt noch anzumerken: Das Buch ist gut ausgestattet, mit Fadenheftung und Personenverzeichnis versehen und liegt gut in der Hand. So wird es sicher von außen und vom Inhalt her ein Schmuckstück für Privatbesitz oder Bibliotheksbestand sein.


Anschrift des Rezensenten

Dr. Jürgen Plieninger
Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
E-Mail: juergen.plieninger@uni-tuebingen.de


Anmerkung

1. Eine solche wird beispielsweise auf seiner Homepage geboten: http://www.ib.hu-berlin.de/~eplass/lebensl.htm