Vermittlung der Schlüsselqualifikationen Informations- und Medienkompetenz in den neuen Studiengängen

Ziele, Anforderungen, Konzepte, Strategien - am Beispiel ausgewählter Hochschulbibliotheken


Abstract

1 Einführung
2 Informationskompetenz und Teaching Library
3 Anforderungen der neuen Bachelor- und Studiengänge an die Informationspraxis
4 Konzepte
5 Zusammenfassung
6 Strategien
7 Fazit

von Wilfried Sühl-Strohmenger

1 Einführung

Die Bologna-Erklärung datiert vom 19. Juni 1999, obgleich der damit verbundene Prozess der Schaffung eines einheitlichen Hochschulraumes in Europa bereits in den 70er und 80er Jahren vorgezeichnet war.1. Die Hochschulbibliotheken fühlten sich zunächst von diesem Reformanstoß nicht tangiert, zumal die deutschen Hochschulen, insbesondere die Universitäten, bis auf wenige Ausnahmen (Bochum, Erfurt u.a.), nur zögerlich an die Realisierung des bis 2010 befristeten Umstellungsprozesses herangingen. Die UB Freiburg gehörte wohl mit zu den ersten deutschen Hochschulbibliotheken, die bereits im Jahr 2002 bestrebt waren, Angebote zur Förderung von Informations- und Medienkompetenz in das Bachelor-Studium zu integrieren.2. Einige nordrhein-westfälische Hochschulbibliotheken sowie die UB Konstanz folgten. Heute stößt man relativ häufig auf Angebote, wie beispielsweise der UB der TU München: "Informationskompetenz - eine Veranstaltungsreihe der Universitätsbibliothek im Sommersemester 2007".

Der Ansatzpunkt für die ersten Aktivitäten der Hochschulbibliotheken lag im sogenannten Optional- bzw. BOK-Bereich3. , der die Vermittlung von berufsfeldorientierten bzw. allgemein berufsbefähigenden Kompetenzen zum Gegenstand hat.

Abbildung 1: Bachelor- und Masterstudienangebote an deutschen Hochschulen

2 Informationskompetenz und Teaching Library

In Anknüpfung an angloamerikanische Konzepte existieren im bibliothekarischen Sprachgebrauch zahlreiche Definitionen und Umschreibungen dessen, was mit "Informationskompetenz"4. gemeint sein könnte.5. Übereinstimmung gibt es dahingehend, dass es sich um eine Schlüsselqualifikation für den Studien- und Berufserfolg handelt, subsumierbar zum Beispiel unter die "Methodenkompetenz", und dass Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit einer - sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch hinsichtlich der Informationsträger - Vielfalt von wissenschaftlichen bzw. wissenschaftsrelevanten Informationsressourcen dazugehören, insbesondere bezogen auf die

In den internationalen wie auch nationalen Standards der Informationskompetenz6. sind diese Stufen7. bzw. Ausprägungen niedergelegt und sollen den mit Vermittlungsaufgaben befassten Bibliothekaren als Richtschnur für die curriculare Konzeption von Kursangeboten der Bibliothek wie für die didaktische Umsetzung in den Lehrveranstaltungen dienen. Die Hochschulbibliotheken verfolgen zunehmend das Ziel, für die Vermittlung von Informationskompetenz auf Hochschulebene zuständig zu sein.8. Sie leisten damit gleichzeitig einen wichtigen Beitrag im Prozess des lebenslangen Lernens.9.

In den vergangenen zwei Jahren haben sich die Angebote der Universitätsbibliotheken in Deutschland zur Vermittlung von Informationskompetenz deutlich erweitert. Der Stellenwert der "Teaching Library"10. ist signifikant höher, als dies noch vor zehn Jahren war. In einer neueren Erhebung der Webseiten zahlreicher deutscher, insbesondere nordrhein-westfälischer Universitätsbibliotheken kommt Mario Hütte zu folgender Einschätzung: "In allen untersuchten Bibliotheken werden Kurse zur Vermittlung von Informationskompetenz, insbesondere für Studierende, angeboten. Der überwiegende Teil der untersuchten Hochschulbibliotheken in Nordrhein-Westfalen ist auf dem Weg zur Teaching Library , und dabei schon unterschiedlich weit fortgeschritten. Im Veranstaltungskonzept von 14 der 16 Bibliotheken lassen sich zentrale Elemente einer Teaching Library nachweisen. Tendenzen der Intensivierung der Zusammenarbeit mit Fakultäten bzw. Fachbereichen sind vielerorts erkennbar."11.

Förderlich sind die regionalen Kooperationsbestrebungen, wie sie beispielsweise die im Anschluss an die SteFI-Studie im Jahr 2002 gegründete AG Informationskompetenz Nordrhein-Westfalen oder das 2006 gebildete Netzwerk Informationskompetenz Baden-Württemberg12. darstellen.

3 Anforderungen der neuen Bachelor- und Studiengänge an die Informationspraxis

Die Hochschulbibliotheken, die ihre Lehrangebote auf dem Gebiet der Informationskompetenz in die neuen Studiengänge einbinden möchten, stehen vor verschiedenen Anforderungen: Zunächst sind es inhaltliche Aspekte, die sich auch aus den Kompetenzprofilen der neuen Studiengänge, betreffend das Informationsverhalten der Studierenden, ergeben.13. Es wäre verfehlt, die curriculare Ausgestaltung der Kurse zur Vermittlung von Informationskompetenz zu stark aus der Perspektive bibliothekarischen Denkens anzugehen, also etwa in der Weise, dass die Kataloge und Regelwerke breit erläutert werden. Auszugehen ist möglichst vom konkreten Bedarf der Studierenden und der Fächer. Und dieser Bedarf ist steigend, auch wenn man sich die Befunde des 9. Studierendensurveys an Universitäten und Fachhochschulen, den das BMBF 2005 in Auftrag gegeben hat, vergegenwärtigt: Daraus geht u.a. hervor, dass bei den Anwendungen des Internets im Studium gegenüber 1998 die Bibliotheksrechercherchen/Literatursuche von 13 Prozent für die Kategorie "häufig" auf 40 Prozent im Jahr 2004 angestiegen ist.14.

3.1 Inhaltliche Anforderungen

Erwartet werden von den Absolvent(inn)en der neuen Studiengänge15. grundlegende Fähigkeiten in der wissenschaftlichen Arbeitsweise, insbesondere Fähigkeiten zum analytischen Denken, zum Verständnis auch komplexer Sach- und Denkzusammenhänge, zur Synthese von Wissenskomponenten und zum Einbeziehen größerer Zusammenhänge sowie zum Wissenstransfer auf andere Problemstellungen.

Für das Informationsverhalten bzw. den Informationsbedarf der Bachelor-Studierenden ergeben sich daraus einige Konsequenzen:

Demgegenüber sollen Studierende mit Abschluss Master auf der Basis vermittelter Methoden und Systemkompetenz sowie unterschiedlicher wissenschaftlicher Sichtweisen zu eigenständiger Forschungsarbeit angeregt werden. Es geht in der Zielrichtung um

Forschungsmethoden und Forschungsstrategien sind dabei von zentraler Bedeutung. Für das Informationsverhalten bzw. die -erwartungen der Masterstudierenden resultiert daraus:

Über die vielfältigen Probleme, die die Studierenden im Umgang mit elektronischer Fachinformation haben, ist ausführlich im Rahmen der SteFI-Studie16. sowie weiterer entsprechender Erhebungen berichtet worden.17. Aufgrund dieser Befunde sowie vor dem Hintergrund der Anforderungsprofile in den Bachelor- bzw. in den Master-Studiengängen stehen die Hochschulbibliotheken vor der Aufgabe, einerseits grundlegende Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Informationskompetenz zu legen, andererseits - möglichst bedarfs- bzw. themennah - vertiefte und ausgeprägt fachorientierte Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Informationskompetenz zu vermitteln. Eine neuere Befragung von Studierenden und Lehrenden der LMU München18. im Jahr 2006 hat u.a. erbracht, dass vor allem studienfachspezifische Schulungen erwünscht sind, sodann in ähnlichem Umfang Rechercheanleitungen19. und Schulungen zu Medienarten (z.B. elektronische Zeitschriften).

3.2 Organisatorisch-didaktische Anforderungen

Die organisatorischen bzw. didaktischen Anforderungen an Bibliothekskurse hängen davon ab, welche Form der Einbindung in die Studiengänge gewählt wird. Entschließt sich die Bibliothek für einen eigenständigen Semesterkurs, erstrecken sie sich vor allem auf folgende Aspekte:

Ist die Veranstaltung in ein übergreifendes Seminar eingebettet (embedded), innerhalb dessen ein oder mehrere Modul(e) abgedeckt werden, bedarf es der engen Abstimmung mit den jeweiligen Institutsvertretern.

Flankiert werden sollte das mehr oder minder verbindliche (Wahl-)Pflichtangebot durch fakultative Einführungen in die Bibliotheksbereiche, die wichtigsten Dienstleistungen der Bibliothek und Grundlage der Informationssuche und Informationsbeschaffung.

4 Konzepte

Die deutschen Hochschulbibliotheken sind zunehmend bestrebt, ihre Einführungen und Kurse zur Vermittlung von Informationskompetenz in die neuen Bachelor- bzw. Masterstudiengänge einzubinden. Die Konzepte differieren jedoch, je nach der besonderen Vorgeschichte der Bibliotheksveranstaltungen oder je nach lokalen Bedingungen an der Hochschule.

4.1. Universitätsbibliothek Freiburg

Die UB Freiburg21. hat eigenständige Wahlpflichtangebote im BOK-Bereich des Bachelor-Studiums: Angeboten wird ein Blockkurs unter dem Thema "Nadel im Heuhaufen", der bei erfolgreicher Teilnahme mit 4 ECTS-Punkten bewertet wird. Die Studierenden lernen, die geeigneten Informationsressourcen zu ermitteln, sie in geeigneter Breite und Tiefe einzusetzen, themenbezogen Quellen und Literatur - sowohl in Printform als auch in elektronischer Form - zu suchen und zu verarbeiten, dabei die Regeln korrekten Zitierens zu beachten und die gewonnenen Ergebnisse in einer Dokumentationsmappe zusammenzustellen. Durchgeführt wird dieser Kurs arbeitsteilig von mehreren Fachreferenten, um dadurch den Arbeitsaufwand in einem vertretbaren Rahmen zu halten.

Unterstützt werden die Kurse zur Informationskompetenz durch den elektronischen "UB Tutor" für die einzelnen Fächer sowie durch verschiedene E-Learning-Module auf der Basis von Screencaming.22.

Abbildung 2: Kursangebot der Universitätsbibliothek Freiburg

Das New Media Center der Bibliothek ist mit vier BOK-Kursen zur Vermittlung von Medienkompetenz vertreten. Sie erstrecken sich auf die audiovisuellen Medien, das interaktive E-Learning, die TV-Produktion und den TV-Journalismus.

Ferner besteht als Pflichtangebot im internationalen Masterstudium "Global Studies" ein vierstündiger englischsprachiger Kurs des Fachreferenten zum Thema "Database & information competency", der mit einem schriftliche Test abgeschlossen und mit 1 ECTS-Punkt bewertet wird. Im Mittelpunkt dieses Kurses steht vor allem die Recherchekompetenz im Hinblick auf die einschlägigen und die spezielleren Fachdatenbanken sowie sonstigen elektronischen Fachinformationsressourcen.

Integrierte, teilweise verpflichtende Angebote, auch in enger Anbindung an Tutorate, gibt es in mehreren Fächern (Anglistik, Biologie, Germanistik, Kunstgeschichte, Politikwissenschaft, Psychologie, Romanistik23. , Soziologie, Theologie usw.), allerdings nicht gesondert für Studierende mit Abschluss Bachelor. Es handelt sich um eine heterogene Zusammensetzung der Kurse aus Absolvent(inn)en herkömmlicher (teilweise auslaufender) Magister- bzw. Lehramtsstudiengängen sowie neuer Bachelor-Studiengänge. Diese Kurse sind integriert in Proseminare der betreffenden Fächer. Konzeptionell bestehen sie aus einer Einführungsvorlesung im Plenum aller Proseminargruppen, sodann aus einem vertiefenden Workshop für jede einzelne Gruppe (ca. 20 Personen).

Die UB Freiburg hat ein Konzept zur flächendeckenden Einbindung entworfen, das bereits im Jahr 2005 der Studienreformkommission der Universität Freiburg zugeleitet worden war:

4.2 Universitätsbibliothek Konstanz

Die Bibliothek der Universität Konstanz hat seit dem Jahr 2002 ein umfangreiches Kurs- und Schulungsangebot aufgebaut und dabei die Chance genutzt, im Zuge der Einführung neuer Bachelor- und Master-Studiengänge fachorientierte, modularisierte Kurse zur Vermittlung von Informationskompetenz zu konzipieren.25. Dabei bemühte man sich, Lernziele und Inhalte zusammenzustellen, die für jedes Fach ihre Gültigkeit haben. Für fachspezifische Themen wurden im modularen System Lücken vorgehalten, ferner wurde darauf geachtet, dass sämtliche Beispiele in den Modulen aus dem jeweiligen Fach wählbar sind. Das Gesamtmodul richtet sich momentan an Studienanfänger, jedoch ist die Entwicklung eines Schulungsangebots für Fortgeschrittene angedacht.

Bei der Festlegung der Inhalte und Ziele wurde eine Kombination von Faktenwissen und Kompetenzen angestrebt. Aktivierenden Übungen und dem praktischen Umgang mit Informationsmitteln wird die Priorität eingeräumt. Der Informationskompetenzkurs als "Musterkurs"26. besteht aus sieben Teilmodulen, die jeweils im Rahmen einer Doppelstunde behandelt werden könnten:27.

Als Hausarbeit für den ganzen Kurs und damit auch Leistungsnachweis im Hinblick auf die Leistungspunkte ist von den Teilnehmer(inne)n in einigen Fächern eine Recherchedokumentation zu einem selbstgewählten Thema zu erstellen.

Eigenständige fachbezogene (Wahl-)Pflichtangebote der Bibliothek für B.A.- bzw. Master-Studierende existieren zur Zeit in 12 Fächern28. , u.a. in den folgenden:Geschichte: Veranstaltung "Informationskompetenz für Historiker" mit 2 Semesterwochenstunden (3 ECTS-Punkte) im Rahmen des Ergänzungsbereichs (Studienordnung Geschichte B.A. Hauptfach, Anlage B, Modul 12).

Die Teilnehmerzahlen an diesen Kursen schwanken zwischen 5 und 45 Personen, liegen im Schnitt in der Romanistik bei etwa 15 Teilnehmer pro Semester.

Ferner gibt es Bibliotheksfachführungen und freie Fachinformations-/Datenbankveranstaltungen in nahezu allen Fächern, beispielsweise ein fakultatives Angebot "Informationskompetenz für Juristen: Juristische Fachinformationen für Studium und Beruf" als Vorlesung und Übung, sodann "Bibliotheksfachführungen" zum Beispiel für Medienwissenschaftler(innen), Slavist(innen) und Sprachwissenschaftler(innen), ferner eine Einführung in den Videoschnitt sowie weitere allgemeine Einführungen (Kataloge, Internet, Suchstrategien).

Die Bibliothek der Universität Konstanz unterstützt ihre Einführungen und Lehrveranstaltungen durch ein breites E-Learning-Angebot, das auf der universitären Lernplattform ILIAS verfügbar ist, und arbeitet seit 2003 an einem Projekt Informationskompetenz. Die zur Zeit elf ILIAS-Lerneinheiten sind frei verfügbar und können also von anderen Bibliotheken in ihre Lernumgebungen übernommen werden. Im Rahmen von "Blended Learning" sind sie geeignet, aus der Präsenzlehre für das selbstregulierte, vertiefende Lernen ausgegliedert zu werden.

4.3 Universitätsbibliothek Bochum

Angeboten wird ein eigenständiges fachübergreifendes Modul "Informationskompetenz in Zeiten des Internets" im Optionalbereich, das insgesamt mit 5 ECTS-Punkten bewertet wird. Der Kurs besteht aus zwei Teilen, die jeweils in Form einer 5-tägigen Blockveranstaltung (mit 4 Stunden pro Tag) vor Beginn der Vorlesungszeit stattfinden.

Dieses Konzept hatte bis September 2006 Gültigkeit. Nach einer aktuellen Mitteilung aus Bochum29. hat die UB Bochum den Vertrag mit der Ruhr-Universität, betreffend ihre Beteiligung am Optionalbereich, allerdings gekündigt. Dem Optionalbereich werden Mittel gekürzt und dessen Personal wird abgebaut. Alternativ werden jetzt die Kontakte zu den "offiziellen" Fakultäten ausgebaut. Es ist inzwischen gelungen, in bestimmte Fachpflichtveranstaltungen eingebunden zu werden. Folgende 90-minütigen Schulungen zur Informationskompetenz sind in Pflichtveranstaltungen eingebunden:

Die UB Bochum erreicht mit einer Vorbereitung für 90 Minuten bis zu 300 Personen (s.o.), im Gegensatz zum Optionalbereich, wo im Prinzip 8 x 3 Stunden für 12-20 Personen vorbereitet werden mussten. Die Bibliothek wird den Optionalbereich insofern noch weiter unterstützen, als die 90-Minuten-Veranstaltungen auch für den Optionalbereich und für die eLearning-Initiative der UB gelten.30.

4.4 Universitätsbibliothek Paderborn

Die UB Paderborn hat ihre Bemühungen auf dem Gebiet der Teaching Library in den vergangenen zwei Jahren deutlich verstärkt und ein eigenes "Referat für Informationskompetenz" geschaffen. Den Fachbereichen wird - im Sinne einer Serviceleistung der Bibliothek - ein differenziertes Einführungs- und Kursprogramm angeboten, das von der Integration eines Angebots in eine Lehrveranstaltung über eine kooperative Lehrveranstaltung in Absprache mit den Dozent(inn)en bis hin zu einer eigenständigen Lehrveranstaltung der Bibliothek, die in die neuen Studiengänge eingebunden ist, reicht. Nach einer Mitteilung der UB Paderborn31. wird das Angebot des "Buchens" von Kursen in der Uni Paderborn relativ gut angenommen. Im Jahr 2006 wurden insgesamt 47 integrierte Veranstaltungen (entspricht ca. 30 % aller Veranstaltungen) mit 1128 Teilnehmern (etwa 50 % aller Teilnehmer) durchgeführt.

Bei einem Großteil dieser Veranstaltungen wird ein bibliothekarisches Schulungsangebot in Lehrveranstaltungen der Dozenten/innen eingebunden. Eher der Einzelfall sind kooperative Lehrveranstaltungen. So werden z.B. von einzelnen Lehrstühlen in jedem Semester Proseminare oder Diplomandenkolloquien für die Abschlussarbeitskandidaten/innen verpflichtend angeboten, bei denen eine entsprechende Einheit aufgrund von Absprachen mit den jeweiligen Lehrstühlen seitens der Bibliothek gestaltet wird. Diese Veranstaltungen finden teilweise auch gezielt in den Schulungsräumen der UB Paderborn statt.

4.5 Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Aufbauend auf einem bereits seit Ende der 70er Jahre bestehendem komplexen System von modular aufeinander abgestimmten problemorientierten Veranstaltungen für die Zielgruppe der Studierenden an der Heinrich-Heine-Universität kam es im Jahr 2003 zu einem Studienbegleitenden Ausbildungskonzept mit folgenden Grundsätzen:32.

Die Lehrveranstaltungen zielen ab auf die Vermittlung umfassender Kenntnisse im Aufbau und der Anwendung von Suchstrategien und Retrievaltechniken zur Ermittlung von Literatur und Informationen, auf die Fähigkeit zur Beschaffung von Literatur bzw. Information sowie zur Bewertung.

Zwei Modelle werden alternativ angeboten:33.

Abbildung 3: Kursangebot der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Im Laufe des Jahres 2005 hatte man erreicht, dass das Basismodell in einige Fächer eingebunden werden konnte (u.a. B.A. Soziologie mit vier Sitzungen in drei Studienjahren; eigenes Modul als Blockveranstaltung mit vier ECTS-Punkten zwischen zweitem und drittem Semester im Wahlpflichtbereich des B.A. Studiums der Anglistik; eigene Seminarveranstaltung mit zwei ECTS-Punkten bzw. "Schein" für berufsorientierende Qualifikationen für Philologien; Veranstaltung mit zwei ECTS-Punkten im Studium Universale, zugleich offen für Studierende im berufsorientierenden Wahlpflichtbereich der Philosophischen Fakultäten; Veranstaltung Informationskompetenz I für alle Fächercluster). Das Konzept bewährt sich dort am besten, wo die jeweiligen Fachreferent(inn)en schon zuvor mit Erfolg Schulungsangebote unterbreitet hatten.

Zum SS 07 bietet die ULB Düsseldorf zwei Seminare an34. : Informationskompetenz für Geistes- bzw. für Naturwissenschaftler, jeweils im Umfang von zwei SWS und mit zwei ECTS-Punkten bewertet, teilweise als Wahl(pflicht)fach im Studium Universale. Zuständig sind Teams von zwei bis vier Bibliothekar(inn)en. Die Veranstaltung für die Naturwissenschaften richtet sich an Studierende im 5. Semester, die kurz vor der Bachelor-Arbeit stehen.

Ähnlich wie die ULB Düsseldorf bietet auch die ULB Bonn ein weit gefächertes Spektrum an Schulungen mit curricularer Einbindung (etwa 12 Fächer).35.

4.6 Universitätsbibliothek Regensburg

Seit dem Sommersemester 2006 existiert an der Universität Regensburg das auf zwei Semester konzipierte fachübergreifende Nebenfach "Informationskompetenz", sowohl für die Bachelor- als auch für die modularisierten Magisterstudiengänge der Philosophischen Fakultäten I-IV.36. Die Besonderheit besteht darin, dass die UB Regensburg maßgeblich in die Konzeption und Planung dieser Studieneinheit eingebunden war und die bibliothekarischen Angebote eigenverantwortlich gestalten konnte. Das Institut für Medien-, Informations- und Kulturwissenschaft (IMIK) ist für das Nebenfach Informationskompetenz zuständig. Die UB bietet im Pflichtbereich des Basismoduls ein Seminar (4 ECTS) und eine Übung (3 ECTS) von je 1 SWS an. Vorgestellt werden im Basismodul das Dienstleistungsspektrum und die Position der UB Regensburg innerhalb der deutschen Bibliothekslandschaft - in paradigmatischer Absicht zur Veranschaulichung der Bibliotheksstruktur, der Benutzungsmodalitäten und anderer Themen. Den inhaltlichen Schwerpunkt bilden die elektronischen Medien im Hinblick auf Datenbankstrukturen, Recherchestrategien, den Überblick über elektronische Informationsmittel. Behandelt werden sodann aktuelle Fragestellungen des Publikationswesens (z.B. E-Books) oder die sog. "Zeitschriftenkrise", ferner der Vergleich zwischen Archiv und Bibliothek, die Literaturrecherche in elektronischen Medien (EZB, DBIS usw.) sowie die Präsentation relevanter Literaturverwaltungssysteme.37. "Ziel der Angebote der Universitätsbibliothek ist die Kenntnis der bibliographischen und informatorischen Fachterminologie sowie der Typologie der Informationsdienstleistungen und wichtiger Informationsanbieter."38.

Der Schwerpunkt des Aufbaumoduls soll auf dem spezifischen Angebot der Informationswissenschaft/Medieninformatik liegen.

Die UB Regensburg konzentriert sich mit ihren Lehrveranstaltungen auf die Philologien. In der Germanistik und der Romanistik steht der Fachreferentin eine - jeweils in Proseminare integrierte - 90-minütige Seminarsitzung für eine Führung durch den Lesesaal Sprache und Literatur sowie eine Einführung in den Online-Katalog anhand eines fachspezifischen Arbeitsblattes zur Verfügung. Zum Wintersemester 2004/05 kamen einige fakultative Module hinzu:

Zum Wintersemester 2005/06 waren dann alle drei Module verpflichtend für alle Erstsemester des neuen Bachelor-Studiengangs Medienwissenschaft. Das frei kombinierbare Nebenfach Informationskompetenz bietet die Möglichkeit, die erworbenen Grundkenntnisse gewinnbringend einzusetzen und andererseits das heterogene und individualisierte Angebot im Bereich Vermittlung von Informationskompetenz in Forschung und Lehre zu verankern.

Für das Selbstlernen stellt die UB Regensburg eine Lektüreliste bereit. Daneben gibt es zwei "Kolloquien" im Rahmen der Übung, die als Diskussionsforen zu aktuellen bibliothekarischen Fragestellen dienen. Die Studierenden eröffnen diese Foren jeweils mit einem Initiativreferat. Abgeschlossen wird das Seminar mit einer Klausur zu Fragen aus allen behandelten Themengebieten, zudem erfolgt der Leistungsnachweis im Rahmen von zu bearbeitenden Übungsblättern, die nach jeder Sitzung ins Netz gestellt werden.

Die UB Regensburg hat ein Schulungsteam von elf Mitarbeiter(inne)n für das Basismodul, sowohl aus dem höheren als auch aus dem gehobenen Dienst (Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium).

4.7 Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München

Als bislang wohl einzige Universitätsbibliothek in Deutschland hat die UB der LMU München im Jahr 2006 einen umfassenden Lagebericht zum Stand der Vermittlung von Informationskompetenz in den verschiedenen Fakultäten und Fächern der LMU angefertigt.39. Dies geschah auch vor dem Hintergrund einer Befragung der Studierenden wie der Lehrenden zu der Nutzung der elektronischen Informationsdienstleistungen und des Schulungsangebots der UB. Dabei ergab sich nicht nur ein klares Votum für mehr fachspezifische Schulungsangebote, sondern auch für Online-Training, interaktives Arbeiten sowie Vorlesungen bzw. Zusammenfassungen durch die Fachreferenten. Auch einmalige fachspezifische Schulungen sind sehr gefragt.40.

Die detaillierte Übersicht über die Schulungsaktivitäten der UB in den einzelnen Fakultäten und Fächern der LMU zeigt ein disparates Bild: In vielen der insgesamt 61 aufgeführten Fakultäten/Fächer sind die Bibliothekskurse verpflichtender Teil von Grundkursen/Einführungsveranstaltungen. In vielen Fächern sind Bibliothekskurse eingebunden, allerdings nur teilweise oder nicht verpflichtend. In noch wenigen Fächern sind solche Einführungen fest in das Bachelorstudium eingebunden. Die Ausführenden der Kurse sind teilweise die Fachreferent(inn)en, teilweise die Bibliothekare(-innen) der betreffenden Fachbibliotheken, teilweise sind es auch die Lehrenden selbst oder Tutor(inn)en. Bibliotheksbenutzung, OPAC, Datenbanken, Recherchetechniken, elektronische Zeitschriften sind die wesentlichen Inhalte der Schulungen und Einführungen.

4.8 Universitätsbibliothek der TU München

Die Universitätsbibliothek der TU München hat - unter Einschluss der Teilbibliotheken - ein vierstufiges Konzept von Grund- bzw. von Aufbaukursen für die Bibliotheksbenutzung, von speziellen Schulungsangeboten und Führungen sowie einer Vorlesung Informationskompetenz entwickelt. Zur Auswahl steht den Studierenden ein breites abwechslungsreiches Veranstaltungsspektrum von allgemeinen Schulungen und Einführungen, von spezielleren Datenbankschulungen, von Fachführungen, Vorlesungen und einem ganztägigen Workshop.

Abbildung 4: Plakat zur Vorlesung "Informationskompetenz"
der Technischen Universität München

Die Vorlesung Informationskompetenz umfasst zwei SWS und wird mit drei ECTS-Punkten (in einzelnen Studiengängen) bewertet. Da diese Veranstaltung an drei Standorten (Stammgelände, Teilbibliothek Mathematik/Informatik, Teilbibliothek Weihenstephan) stattfindet, sind nicht nur die Fachreferent(inn)en, sondern auch die Diplombibliothekare der Teilbibliotheken einbezogen. Thematisiert und durch praktische Übungen unterstützt werden:

Zu der Vorlesung sind die einzelnen Präsentationen und dazu die entsprechenden Übungsblätter für das eigenständige Vertiefen des Gelernten verfügbar.

5 Zusammenfassung

Die genannten Beispiele differieren, je nach den lokalen Rahmenbedingungen an der betreffenden Universität, mehr oder weniger stark voneinander, zeigen jedoch auch einige Gemeinsamkeiten, insbesondere hinsichtlich der Lernziele und des inhaltlichen Spektrums, aber auch der Didaktik:

Typologischer Überblick (Strukturmodelle):41.

  1. Eigenständige Bibliotheks(semester-/block-)Veranstaltung als fachübergreifendes Wahlpflichtangebot im Rahmen des Optional-, BOK-Bereichs der Bachelor-Studiengänge (ECTS-Punkte)
  2. Eigenständige Bibliotheks(semester-/block-)Veranstaltung als fachbezogenes (Wahl-)Pflichtangebot im Rahmen der Bachelor-Studiengänge (ECTS-Punkte)
  3. Eigenständiges fakultatives Bibliotheks(semester)angebot, offen für alte und neue Studiengänge (Teilnahmebescheinigung)
  4. Eingebettetes (verpflichtendes) Angebot der Bibliothek im Rahmen eines Proseminars des Bachelorstudiums / des Masterstudiums (1 ECTS-Punkt oder einbezogen in die Gesamtbewertung des betreffenden Seminars)
  5. Fakultatives und fachorientiertes (zwei-/vierstündiges) Bibliotheksangebot, auch für Tutoratsgruppen.
  6. Sonstige allgemeine Einführungen und Schulungen zur Bibliotheks- und Recherchekompetenz.

Zu unterscheiden wären diese Modelle sodann im Hinblick auf die curriculare Einbindung:

Extracurricular (supplementär), intercurricular (integriert) oder intracurricular (eingebettet). Der exemplarische Überblick über verschiedene Konzepte der Universitätsbibliotheken hat gezeigt, dass alle drei Formen vertreten sind.

6 Strategien

Es gibt Hochschulleitungen und Studienreformkommissionen, die einer Beteiligung der Bibliothek an der Lehre skeptisch bis ablehnend gegenüber stehen - dies sei nicht die Aufgabe der Bibliotheken -, es gibt aber auch Hochschulleitungen, die eine solche Aktivität begrüßen und fördern. Am wichtigsten sind allerdings die Fachvertreter in den Fakultäten, Fachbereichen und Instituten, von deren Einstellung gegenüber den Bemühungen der Bibliothek um eine Verbesserung der Informationskompetenz es wesentlich abhängt, ob diese Angebote sich dauerhaft und nachhaltig etablieren können.

Anhand verschiedener Beispiele sollen mögliche Strategien der Hochschulbibliotheken zur Etablierung ihrer Schulungsangebote im Rahmen der neuen Studiengänge veranschaulicht werden.

6.1 Universitätsbibliothek Freiburg

Wichtig war die frühzeitige Positionierung eines Angebots im entstehenden BOK-Bereich, sozusagen als "Vorleistung" und als erfolgversprechende Basis für die (spätere) Etablierung von Kursen im BOK-Bereich der Bachelor-Studiengänge. Diese entwickelten sich nach der Jahrtausendwende zunächst zögerlich (Instructional Design/Pädagogik) und bedurften eines Angebots im zu gründenden Bereich der Schlüsselqualifikationen bzw. der berufsfeldorientierten Kompetenzen (BOK). Die Bibliothek war bereit, dieses Angebot zu liefern und konzipierte einen Veranstaltungszyklus mit zwei SWS zum Themenkomplex Bibliotheks-, Informations- und Medienkompetenz. Später wurden daraus verschiedene Bibliothekskurse, die unter der Rubrik "Medienkompetenz" im Veranstaltungsprogramm des Zentrums für Schlüsselqualifikationen angezeigt wurden. Die Bibliothek wurde also gewissermaßen gerufen und hat sich diesem Werben wohlweislich nicht widersetzt, sondern die Aufgabe sofort und engagiert übernommen, weil ja schon seit Mitte der 90er Jahre entsprechende Kurse angeboten wurden.

6.2 Universitätsbibliothek Konstanz

Die UB Konstanz modellierte die Teaching Library bewusst als neuen Schwerpunkt der Bibliotheksarbeit und brachte diesen in der Universität auf zentraler wie auch fachbezogener Ebene rasch zur Geltung. Das mit Unterstützung der Universität Konstanz realisierte Projekt Informationskompetenz passte gut als Rahmen für Planung und Umsetzung eines umfassenden Schulungskonzepts, zumal dadurch zusätzliche personelle Kapazitäten genutzt werden konnten. Die frühzeitige Modularisierung des Angebots und Einbindung in die neu entstehenden Bachelor- bzw. Masterstudiengänge sowie die entsprechenden Prüfungs- bzw. Studienordnungen erwies sich als vorteilhaft. Hinzu kam die pädagogisch-didaktische Qualifizierung der Mitarbeiter(innen), die somit der neuen Aufgabe gewachsen waren.

6.3 Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Ausgangspunkt war die Vorstellung des "Studienbegleitenden Ausbildungskonzepts" 2004 in einer Rektoratssitzung, an der auch Dekane und Studiendekane teilnahmen. Die Determinanten des Studienbegleitenden Ausbildungskonzept sind:

Strategisch bedeutsam beim Düsseldorfer Vorgehen war vermutlich die Entwicklung eines umfassenden Konzepts, das die Koordinaten für die Kursangebote auf Fachebene bereit stellt. Stärker als in anderen deutschen Universitätsbibliotheken hat die ULB Düsseldorf die Kapazitätsfrage berücksichtigt.

6.4 Strategie der bayerischen Hochschulbibliotheken

Auf Initiative der Arbeitsgruppe Informationskompetenz im Bayerischen Bibliotheksverbund (BVB) fand Ende 2006 eine bayernweite Online-Umfrage zum Informations- und Schulungsangebot der Hochschulbibliotheken statt, um dadurch zu einer Bestandsaufnahme und Bewertung zu kommen. Die Strategie besteht also zunächst darin, die Schulungsangebote der Bibliothek dezidiert nutzerorientiert zu konzipieren. Ferner dient die Bestandsaufnahme für alle Fakultäten und Fächer dazu, gezielt und systematisch ein flächendeckendes Netz an Kursen und Einführungen zur Vermittlung von Informationskompetenz aufzubauen.

6.5 Universitätsbibliothek/Landesbibliothek-Murhard'sche Bibliothek Kassel

In der Universitätsbibliothek/Landesbibliothek und Murhard'sche Bibliothek Kassel besuchten im Jahr 2005 insgesamt über 2.500 Personen 166 Einführungen, Schulungen und Kurse42. , die im wesentlichen von Diplombibliothekarinnen getragen werden. In der Hochschule ist das Angebot immer wieder in verschiedenen Gremien (Studiendekanekonferenz, Erweitertes Präsidium, Bibliothekskommission), Teilgliederungen (Fachbereichsräten, Mitarbeiterbesprechungen auf Fachbereichsebene) bzw. Anlässen vorgestellt worden. Mit jedem Neuberufenen führt der Bibliotheksleiter ein Gespräch über Literatur- und Informationsversorgung, alle Neuberufenen werden darüber hinaus bei einer einwöchigen Einführung in die Hochschule zwei Stunden über Publikationsplattform, Teaching Library u.. informiert. Das Angebot wird von den textorientierten Studiengängen sehr stark nachgefragt, im BA-Studiengang Geschichte bietet die Bibliothek jeweils im Sommersemester einen Kurs an, im Rahmen von Lehraufträgen. Möglich wurde die Steigerung der Veranstaltungs- und Teilnehmerzahlen, weil in Kassel seit 2005 ein neuer Schulungsraum im Hauptgebäude mit 20 PCs zur Verfügung steht.

Getragen wird das Angebot von den Bereichsbibliotheken: In 8 der insgesamt 10 Bereichsbibliotheken sind 2005 zwischen 50 und 250 Teilnehmer, in der Bereichsbibliothek 4 gar 1210 Personen durch die Bibliothek geschult worden.

7 Fazit

Momentan gibt es seitens der Hochschulbibliotheken kein einheitliches inhaltliches Konzept - allerdings orientiert man sich an grundlegenden Standards der Informationskompetenz - und auch keine einheitliche Strategie bei der Einbindung der Angebote in die neuen Studiengänge. Vielmehr ist man abhängig von den jeweiligen lokalen Gegebenheiten und ist bestrebt, auf flexible Weise die Veranstaltungen zur Vermittlung von Informationskompetenz mit möglichst hohem Grad an Verpflichtung im Studium zu positionieren.

Allerdings sind deutliche Fortschritte auf dem Weg zur Teaching Library bei einer wachsenden Zahl von Universitätsbibliotheken unverkennbar. Dieser Bereich genießt nicht nur auf den Webseiten der Bibliotheken43. einen bemerkenswert hohen Stellenwert, sondern wird auch - in Sinne von Sekundäreffekten - als wichtiges Instrument der Informationsvermittlung und des Informationsmarketings in der Universität angesehen. Wo erfährt man mehr über die Motive und "Lebenslagen" unserer wichtigen Zielgruppen als in Einführungen und Kursen der Teaching Library? Die Bibliothek kann sich hier als wichtige orientierende und helfende Instanz bei der schwierigen Informationspraxis im Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen Lernen, Arbeiten und Forschen beweisen, kann damit eventuell auch ein wenig mit dazu beitragen, dass aus der Aneignung und Verarbeitung von Information Wissen erwächst - man könnte auch sagen: Bildung.


Zum Autor

Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger ist Leiter der Dezernate Informationsdienste und Bibliothekssystem der

Universitätsbibliothek Freiburg
Werthmannplatz 2
D-79098 Freiburg i. Br.
E-Mail: suehl@ub.uni-freiburg.de


Anmerkungen

1. Der nachfolgende Artikel beruht auf einem Vortrag, den der Verfasser im Rahmen des Workshops "Der Beitrag der Bibliotheken zum Bologna-Prozess" bei der Hochschul-Informations-System (HIS) GmbH in Hannover am 22. Februar 2007 gehalten hat.

2. Vgl. Sühl-Strohmenger, Wilfried ; Becht, Michael ; Leithold, Franz J. ; Ohlhoff, Ralf ; Schneider, Christine: "Informations- und Medienkompetenz" in den neuen Bachelor-Studiengängen an der Universität Freiburg. In: Bibliotheksdienst 36 (2002), H. 2 S. 150-159 <http://bibliotheksdienst.zlb.de/2002/02_02_02.pdf>; siehe auch grundsätzlich zur Einbindung von Bibliothekskursen in die neuen Studiengänge: Sühl-Strohmenger, Wilfried: Bibliothek als Lehr-Lern-Zentrum - Neue Bachelor- und Master-Studiengänge ad portas: Der Bologna-Prozess und die Vermittlung von Informationskompetenz durch Hochschulbibliotheken. In: Enichlmayr, Christian (Hrsg.): 28. Österreichischer Bibliothekartag 2004. Generalthema: Bibliotheken - Fundament der Bildung. Tagungsband / 21.-25. September, Linz 2005 (Schriftenreihe der Oberösterreichischen Landesbibliothek), S. 101-119 sowie neuerdings die Kölner Diplomarbeit von Brunner, Antje: Vermittlung von Informationskompetenz in Bachelor- und Masterstudiengängen. Zur curricularen Integration bibliothekarischer Angebote. Dipl. Arbeit Studiengang Bibliothekswesen, Fak. für Informations- und Kommunikationswissenschaft an der Fachhochschule Köln. Köln 2006.

3. Teilweise spricht man auch von "General Studies" oder "Studium Fundamentale", denen dann der Bereich der Schlüsselqualifikationen zugeordnet ist. Vgl. dazu näher Michelsen, Gerd; Märkt, Stephan (Hg.): Persönlichkeitsbildung und Beschäftigungsfähigkeit - Konzeptionen von General Studies und ihre Umsetzungen. Bielefeld : UVW Universitätsverlag Webler, 2006.

4. Im Zusammenhang mit den Universitätsbibliotheken geht es um wissenschaftsrelevante Informationskompetenz.

5. Vgl. dazu auch Ingold, Marianne 2005: Das bibliothekarische Konzept der Informationskompetenz. Ein Überblick. Berlin : Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (Berliner Handreichungen zur Bibliothekswissenschaft; H. 128) [Internetausgabe <www.ib.hu-berlin.de/~kumlau/handreichungen/h128/>].

6. Siehe beispielsweise die Standards der nordamerikanischen ACRL (Association of College & Research Libraries) unter URL <http://www.ala.org/ala/acrl/acrlstandards/informationliteracycompetency.htm> oder die Standards der Informationskompetenz für Studierende, erarbeitet von der AG Netzwerk Informationskompetenz Baden-Württemberg <http://www.informationskompetenz.de/laender/bw/materialien/NIK-Standards.pdf.>.

7. Das Stufenkonzept der Vermittlung von Informationskompetenz sollte keinesfalls als starre lineare Abfolge der genannten Komponenten missverstanden werden, weil sich diese nicht immer klar voneinander abgrenzen lassen.

8. Vgl. dazu auch Hapke, Thomas 2005: 'In-formation' - Informationskompetenz und Lernen im Zeitalter digitaler Bibliotheken, in: Hauke, Petra (Hrsg./Ed.) 2005: Bibliothekswissenschaft - quo vadis? Eine Disziplin zwischen Traditionen und Visionen: Programme - Modelle - Forschungsaufgaben. Library Science - quo vadis? A Discipline between Challenges and Opportunities: Programs - Models - Research Assignments. München : K.G. Saur, 2005, S. 115-130; Jank, Dagmar: Vermittlung von Informationskompetenz an Hochschulen, in: Hauke, Petra (Hrsg./Ed.) a.a.O., S. 131-144.

9. Vgl. dazu u.a. Wolter, Andrä ; Koepernik, Claudia: Wissensgesellschaft, lebenslanges Lernen und die Zukunft des Bibliothekswesens. In: Kokenge, Hermann (Hrsg.), Geschichte und Zukunft von Information und Wissen. 450 Jahre Sächsische Landesbibliothek. 10 Jahre Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden 55 (2006), H.1-2, S. 67-72.

10. Siehe dazu zusammenfassend Lux, Claudia ; Sühl-Strohmenger, Wilfried 2004: Teaching Library in Deutschland. Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz als Kernaufgabe für Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken. Wiesbaden: Verlag Dinges & Frick (B.I.T.online -Innovativ; Bd. 9); ferner die Beiträge in Krauß-Leichert, Ute (Hg.): Teaching Library - eine Kernaufgabe für Bibliotheken. Frankfurt a. A.M. usw. : Peter Lang, 2007.

11. Hütte, Mario 2006: Zur Vermittlung von Informationskompetenz an Hochschulbibliotheken - Entwicklung, Status quo und Perspektiven, in: Bibliothek. Forschung und Praxis 30 (2006), Nr. 2, S. 150.

12. Siehe dazu Sühl-Strohmenger, Wilfried 2006: Das Netzwerk Informationskompetenz der baden-württembergischen Hochschul- und Landesbibliotheken, in: B.I.T.online 9 (2006), S. 205-212.

13. Vgl. dazu und zum Folgenden Bretschneider, Falk ; Wildt, Johannes (Hg.): Handbuch Akkreditierung von Studiengängen - Eine Einführung für Hochschule, Politik und Berufspraxis. Bielefeld : W. Bertelsmann Verlag, 2005 (GEW-Materialien aus Hochschule und Forschung), S. 193ff.

14. Vgl. Bargel, Tino; Multrus, Frank; Ramm, Michael 2005: Studiensituation und studentische Orientierungen. 9. Studierendensurvey an Universitäten und Fachhochschulen. Bonn ; Berlin : Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), S. 34; [im Internet verfügbar unter URL http://www.bmbf.de.].

15. Siehe dazu insgesamt u.a. Welbers, Ulrich (Hg.): Studienreform mit Bachelor und Master. Gestufte Studiengänge im Blick des Lehrens und Lernens an Hochschulen. Modelle für die Geistes- und Sozialwissenschaften. 2. Aufl. Bielefeld : UniversitätsVerlag Webler, 2003 (Hochschulwesen Wissenschaft und Praxis); Wex, Peter: Bachelor und Master. Die Grundlagen des neuen Studiensystems in Deutschland. Ein Handbuch. Berlin : Duncker & Humblot, 2005.www.stud.rwth-aachen.de

16. Vgl. Klatt, Rüdiger; Gavriilides, Konstantin; Kleinsimlinghaus, Kirsten; Feldmann, Maresa: Elektronische Information in der Hochschulausbildung: innovative Mediennutzung im Lernalltag der Hochschulen; Opladen : Leske + Budrich 2001.

17. Siehe dazu auch die Befunde aus England bzw. Neuseeland in: Levy, Philippa; Roberts, Sue (Eds.) 2005: Developing the new learning environment. The changing role of the academic librarian. London : Facet Publishing. Demnach sollten die Bibliotheken ihre Nutzer nicht ausschließlich unter dem Blickwinkel vermeintlicher Defizite auf dem Gebiet der Informationskompetenz betrachten, sondern sie und ihre spezifischen Bedürfnisse der Informationsarbeit ernst nehmen.

18. Vgl. dazu Schüller-Zwierlein, André (Red.) 2006: Die Vermittlung der Schlüsselqualifikation Informationskompetenz an der LMU München. Ein Lagebericht. Stand: August 2006 [PDF-Datei] <http://www.ub.uni-muenchen.de/pdfs/Lageber1.pdf.>.

19. Die UB Freiburg hat deshalb seinerzeit die Reihe "UB Tutor" ins Leben gerufen. Siehe unter URL: <http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/43/>.

20. Zur hochschuldidaktischen Weiterbildung vgl. Sühl-Strohmenger, Wilfried: Hochschulbibliothek, Informationskompetenz und pädagogisch-didaktische Qualifizierung: Lehren und Lernen in der Bibliothek - neue Aufgaben für Bibliothekare; in: B.I.T.online 6 (2003), Nr. 4, S. 317-326; Reimers, Frank: Die hochschuldidaktische Weiterbildung an der UB Freiburg. In: Bibliotheksdienst 40 (2006), H. 2, S. 186-196.

21. Vgl. Sühl-Strohmenger, Wilfried: Die UB Freiburg auf dem Weg zur Teaching Library, in: Bibliotheksdienst 4 (2007), H. 3, S. 331-346.

22. Vgl. dazu Leithold, Franz-J., Reifegerste, Matthias; Sühl-Strohmenger, Wilfried: Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz an der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau - neue Entwicklungen. In: Bibliothek. Forschung und Praxis 29 (2005), Nr. 1, S. 49-56.

23. Siehe dazu Sobottka, Gabriele 2005: Vermittlung von Informationskompetenz für die RomanistInnen der Universität Freiburg - eine Projektstudie, in: Bibliotheksdienst 39 (2005), H. 4, S. 496-508.

24. Siehe ausführlich unten im Anhang.

25. Vgl. Jochum, Uwe 2003: Informationskompetenz, Bibliothekspädagogik und Fachreferate. In: Bibliotheksdienst 27. Jg., S. 1450-1462; Kohl-Frey, Oliver 2005: Modularisierung, E-Learning und die Einbindung in Studienpläne. Zur Vermittlung von Informationskompetenz an der Universität Konstanz. In: Bibliothek: Forschung und Praxis 29. Jg., Heft 1, S. 42-48 [Preprint: http://www.ub.uni-konstanz.de/ik/downloads/Publikationen/BFP_Preprint.pdf.]; Oechtering, Anne 2005: Informationskompetenz häppchenweise. Zur Modularisierung von Schulungsangeboten an der Bibliothek der Universität Konstanz, in: BuB 57. Jg., H. 1, S. 34-40; Dammeier, Johanna 2006: Informationskompetenzerwerb mit Blended Learning: Ergebnisse des Projekts Informationskompetenz I der Bibliothek der Universität Konstanz, in: Bibliotheksdienst 40. Jg., H. 3, S. 314-330.

26. Darauf hat Herr Oliver Kohl-Frey von der UB Konstanz in einer E-Mail-Mitteilung vom 14.2.07 aufmerksam gemacht - vielen Dank dafür und für weitere hilfreiche Hinweise zum Angebot der UB Konstanz.

27. Vgl. Dammeier, Johanna 2006, S. 316 f.

28. Vgl. Dammeier, Johanna 2006, S. 325.

29. Ich danke Herrn Georg Sander von der UB Bochum für die Informationen, die er mir am 8.2.2007 per E-Mail übermittelte.

30. Zu den Erfahrungen mit den Lehrveranstaltungen der UB Bochum zur Informationskompetenz vgl. auch Ramisch, Beate: "Bibliothek in Bewegung". Erfahrungen mit der Vermittlung von Informationskompetenz aus der Universitätsbibliothek Bochum, in: ProLibris (2006), H. 4, S. 167-172.

31. Ein herzlicher Dank gilt Frau Martina Weddewer (Referat Informationskompetenz), die per E-Mail am 14.2.07 wertvolle Informationen zum Schulungsangebot der UB Paderborn übermittelte.

32. Vgl. Nilges, Annemarie; Siebert, Ursula: Informationskompetenz im Curriculum. Das Studienbegleitende Ausbildungskonzept zur Vermittlung von Informationskompetenz der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. In: Bibliotheksdienst 39 (2005), H. 4, S. 490.

33. Siehe ebd., S. 492 f.

34. Siehe auf der Homepage der UBL Düsseldorf unter URL: <http://www.ub.uni-duesseldorf.de/home/service/lla/veranstaltungen/seminare>

35. Vgl. dazu auch Hütte, Mario: Vermittlung von Informationskompetenz an Hochschulbibliotheken. Ergebnisse einer empirischen Befragung an Hochschulbibliotheken, in: ProLibris (2006), H. 4, S. 156-162 [siehe auch die Kölner Master Thesis von Mario Hütte als PDF-Datei unter URL <www.MT-Mario-Huette.pdf>], S. 104 ff.; ferner Vogt, Renate: Vermittlung von Informationskompetenz im Rahmen der Hochschullehre; in: Hilgemann, Klaus; te Boekhorst, Peter(Hrsg.): Die effektive Bibliothek. Roswitha Poll zum 65. Geburtstag. München : Saur, 2004, S. 117-128.

36. Vgl. Iki, Naoka: Die Regensburger Studieneinheit "Informationskompetenz (information literacy)" (INK) - eine Kooperation von Universität und Bibliothek, in: Bibliotheksdienst 40 (2006), H. 5, S. 619-624.

37. Vgl. ebd., S. 622.

38. Ebenda

39. Vgl. Schüller-Zwierlein, André (Red.): Die Vermittlung der Schlüsselqualifikation Informationskompetenz an der LMU München. Ein Lagebericht. Stand: August 2006 [PDF-Datei] <http://www.ub.uni-muenchen.de/pdfs/Lageber1.pdf.>.

40. Siehe ebd., S. 12.

41. Vgl. auch die Darstellung bei Schüller-Zwierlein, André 2006, S. 35ff.: Modell 1 = Einbindung bereits existenter Bibliotheksveranstaltungen; Modell 2 = Teilnahme von Bibliothekar(inn)en an existenten Kursen; Modell 3 = Von Bibliothekar(inn)en durchgeführter Kurs als Modulteil; Modell 4 = Von Bibliothekar(inn)En (kooperativ) durchgeführtes Modul.

42. Die entsprechenden Daten und Informationen stellte freundlicherweise Frau Susanne Rockenbach (UB/LMB Kassel) dem Verfasser zur Verfügung. Weiterhin wird dankend Bezug genommen auf eine E-Mail-Nachricht von Herrn Dr. Axel Halle (UB/LMB Kassel) vom 28.3.2006.

43. Siehe dazu auch die differenzierte Analyse von Hütte, Mario, a.a.O. (2006).