Bradley, Phil: How to use Web 2.0 in your library


- London: Facet, 2007. - XI, 212 S.: Ill.
ISBN 978-85604-607-7, GBP 39,95

Nachdem im letzten Heft von B.I.T.online eine kurze Einführung in Web 2.0 für Bibliotheken1 mit einer ausgesuchten und gut dokumentierten Auswahl an Diensten vorgestellt wurde, bietet dieses Werk die wohl kompletteste Auswahl und damit den besten Überblick, was Web 2.0-Anwendungen für den Bibliotheksbereich anbelangt. Es war bei der Lektüre ganz unheimlich, wann immer man dachte: "Diesen Dienst/diesen Sachverhalt hätte er noch erwähnen sollen!" - so wurde er prompt erwähnt. Dieser Effekt bezog sich nicht nur auf die Kapitel, sondern auch auf deren Inhalte. Mit anderen Worten: Alles Relevante ist hier drin zu finden! Wer auch immer einen umfassenden Überblick über das Feld "Web 2.0 in Bibliotheken" benötigt, hier bekommt er/sie ihn! Kurz zum Inhalt: Das Buch behandelt nach einem einleitenden Kapitel über Web 2.0 nacheinander RSS, Weblogs, Podcasts, Startseiten, Soziale Bookmarkdienste, angepasste ("customized") Suchmaschinen, Webseitengestaltung (hier auch die Wikis), Instant Messaging, soziale Fotodienste und dann in einem Kapitel alle anderen Dienste, welche kein eigenes Kapitel erforderten. Die Reihenfolge der Kapitel dürfte in etwa der Wichtigkeit dieser Dienste für Bibliotheken entsprechen, einzig die Webseitengestaltung/Wikis hätte ich weiter vorn verortet. Der Autor Phil Bradley2 ist in der Bloggerszene recht bekannt, er arbeitet als freier Informationsspezialist, berät, schult und schreibt Artikel und Bücher. Er gibt auch mit diesem Buch eine beeindruckende Visitenkarte für den Bibliotheksbereich ab. Der Inhalt ist durchweg praktisch orientiert, ohne auf klare Definitionen bei den einzelnen Diensten zu verzichten. Er rät, die Dinge auszuprobieren und einzusetzen ("try and see"-Methode) und gibt hierzu die notwendige Einführung. Obwohl die einzelnen Kapitel überraschend kurz ausfallen, werden pro Typ von sozialen Diensten mehrere Beispiele vorgestellt, mit Screenshots illustriert, die mögliche Funktion des Dienstes im Bibliothekskontext behandelt und am Schluss des Kapitels nochmals die im Text aufgeführten Links gesammelt angegeben.

Im Text finden sich einige Fallbeispiele für den Einsatz Sozialer Software in Bibliotheken, das letzte Kapitel diskutiert nochmals in großer Dichte die Einstellung, welche man bei der Einführung von Diensten der Sozialen Software haben sollte, wie man die Implementation dem Personal, der Leitungsebene, der EDV-Abteilung und den Nutzer nahebringen sollte und wie man sich in diesem Feld weiter up to date hält.

Für letzteres hat der Autor sogar ein soziales Forum1 eingerichtet, wo man diverse Inhalte aus dem Buch findet, nicht zuletzt die Links, wo aber darüber hinausgehende Inhalte eingestellt und von Lesern mit gepflegt werden können. Das scheint zu klappen: Man sieht hier etliche andere Namen als jenen des Autors unter den Einträgen.

Was mir bei der Lektüre insbesondere gefallen hat, sind die Tipps des Autoren, wie man Skepsis und Kritik an Web 2.0-Software und ihrem Einsatz begegnen kann. Hier zeigt sich einmal mehr sein Fingerspitzengefühl, sowohl bei der Lieferung von Argumenten, welche man in der Auseinandersetzung mit EDV und/oder Leitungsebene verwenden könnte, als auch bei Vorschlägen, wie man Blockaden eventuell umgehen könnte. Falls Sie hiervon eine Kostprobe haben möchten, so kann ich Ihnen einen Eintrag in des Autoren Blog nennen, in welchem er einige dieser Argumente gegen Soziale Software aufzählt und zu widerlegen versucht.2 Es gibt immer einen Weg, so man offen genug ist, die Dinge anzuwenden! Das ist die Botschaft dieses Buches.


Anschrift des Rezensenten

Dr. Jürgen Plieninger

Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
E-Mail: juergen.plieninger@uni-tuebingen.de