24. April 2024
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Essentials

In der Ausgabe 2/2024 (März 2024) lesen Sie u.a.:

  • „Need to have”
    statt „nice to have”.
    Die Evolution
    der Daten in der Forschungsliteratur
  • Open-Access-Publikationen: Schlüssel zu höheren Zitationsraten
  • Gen Z und Millennials lieben
    digitale Medien UND Bibliotheken
  • Verliert Google seinen Kompass?
    Durch SEO-Spam werden
    Suchmaschinen zum Bingospiel
  • Die Renaissance des gedruckten Buches: Warum physische Bücher in der digitalen Welt relevant bleiben
  • KI-Halluzinationen: Ein Verwirrspiel
  • Die Technologie-Trends des Jahres 2024
  • KI-Policies und Bibliotheken: Ein globaler Überblick und Handlungsempfehlungen
  • Warum Bücherklauen aus der Mode gekommen ist
u.v.m.
  fachbuchjournal
Ausgabe 6 / 2023

BIOGRAFIEN
Vergessene Frauen werden sichtbar

FOTOGRAFIE
„In Lothars Bücherwelt walten magische Kräfte.“
Glamour Collection, Lothar Schirmer, Katalog einer Sammlung

WISSENSCHAFTSGESCHICHTE
Hingabe an die Sache des Wissens

MUSIK
Klaus Pringsheim aus Tokyo
Ein Wanderer zwischen den Welten

MAKE METAL SMALL AGAIN
20 Jahre Malmzeit

ASTRONOMIE
Sonne, Mond, Sterne

LANDESKUNDE
Vietnam – der aufsteigende Drache

MEDIZIN | FOTOGRAFIE
„Und ja, mein einziger Bezugspunkt
bin ich jetzt selbst“

RECHT
Stiftungsrecht und Steuerrecht I Verfassungsrecht I Medizinrecht I Strafprozessrecht

uvm

Die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek dokumentiert NS-Raubgut

Vom November 2008 bis zum Oktober 2010 suchte die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in ihren Buchbeständen nach NS-Raubgut. Die Ergebnisse dieser Suche sind jetzt im Molanus-Lesesaal der Bibliothek in einem Sonderregal aufgestellt und im Internet in einem Online-Katalog »NS-Raubgut« dokumentiert.  

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Menschen aus rassistischen, politischen, weltanschaulichen und religiösen Gründen verfolgt, ausgeplündert und vertrieben. Sie wurden ihres Hab und Gutes und oft auch ihres Lebens beraubt. Kulturgut, das zwischen 1933 und 1945 den Verfolgten des Nationalsozialismus unrechtmäßig entzogen wurde, bezeichnet man als NS-Raubgut. Seit Dezember 1998 ist die internationale Öffentlichkeit aufgerufen, nach diesem NS-Raubgut zu suchen, es zu identifizieren und – soweit möglich – an die Betroffenen, deren Nachfahren oder Erben zurückzugeben.  

Vom November 2008 bis zum Oktober 2010 suchte die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in ihren Buchbeständen nach NS-Raubgut. Das Projekt war möglich durch die Förderung der vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien eingerichteten Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Ergebnisse dieser Suche sind jetzt im Molanus-Lesesaal der Bibliothek in einem Sonderregal aufgestellt. Das »NS-Raubgut« ist über den Katalog der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek unter folgender Adresse recherchierbar: http://opac.tib.uni-hannover.de/DB=3.1/LNG=DU/  

Es sind keine spektakulären Funde, die zu sehen und zu recherchieren sind, aber es sind Bücher, die Geschichten über Menschen und deren besondere Schicksale erzählen. Sie zeugen beispielsweise vom Leben der Aenne Löwenthal, 1898 in Lage, Kreis Detmold, geboren, 1942 aus Hannover nach Warschau deportiert. Sie erinnern an die Schüler Jean Wittmann aus Straßburg und Danielle Scheidecker aus Thann. Sie belegen die Beschlagnahmung und Verteilung »schädlichen und unerwünschten Schrifttums« – und sie berichten von der Bedenkenlosigkeit, mit der deutsche Bibliothekare in besetzten Gebieten Bücher übernahmen, die ihnen nicht gehörten.  

Im Zuge des Projekts wurden 14 Zugangsjournale der Jahre 1933 bis 1947 mit durchschnittlich je 2.000 bis 3.000 Einträgen auf kritische Hinweise überprüft. 2.400 Buchtitel und knapp 1.700 Einlieferer, darunter Amtspersonen, Buchhändler, Verleger und Verfasser wurden in einer Arbeitsdatenbank erfasst, über 600 Bücher in Augenschein genommen. Etwa 300 Titel wurden letztlich als kritisch identifiziert. Diese relativ geringe Anzahl spricht dafür, dass sich die Vormals Königliche und Provinzialbibliothek in Hannover im nationalsozialistischen Bücherraub nicht besonders exponierte. Sie bestätigt aber auch, dass es keine öffentliche Einrichtung gab, die sich dieser Praktiken entzog.  

Mit Abschluss des Projektes soll die Auseinandersetzung mit dem Thema NS-Raubgut nicht abgeschlossen sein. Es bleibt die Hoffnung, dass das eine oder andere Buch noch zurückgegeben werden kann. Und es bleibt die Verpflichtung, die Erinnerung an das Geschehene zu bewahren und weiterzugeben.