Nach mehr als 20 Jahren hat die Landesregierung von Baden-Württemberg
mit Zustimmung des Wissenschaftsrates einen Erweiterungsbau für
die Universitätsbibliothek Karlsruhe genehmigt, dessen
Realisierung im Frühjahr 2002 beginnt. Mit dem Neubau sollen die
baulich bedingten Defizite der Vergangenheit überwunden sowie
eine leistungsfähige Informationsinfrastruktur geschaffen
werden, die den Anforderungen der Zukunft entspricht und weit über
die Leistungen einer konventionellen Bibliothek hinausgeht. Geplant
ist eine nach den modernsten Technologiegesichtspunkten ausgestattete
Bibliothek, die gleichzeitig Informations- und Kommunikationszentrum
für die Universität Karlsruhe ist. Im einzelnen bestimmen
folgende Schwerpunkte die Planung:
4000 m2 Lesesaal und Gruppenarbeitsräume
Mit der Errichtung eines Anbaus mit 4000 m2 Nutzfläche, der im wesentlichen Lesesäle und Gruppenarbeitsräume enthält, sollen die bestehenden Engpässe beseitigt und die Umwandlung in eine Freihandbibliothek ermöglicht werden. Die Zahl der Leseplätze. wird verdreifacht und die Literatur der letzten 20 Jahre wird in Fachlesesälen den Benutzern zur Verfügung gestellt. Nach Analyse der jetzigen Ausleihen wird damit eine Reduzierung der Magazinbestellungen auf 10% des heutigen Umfanges erreicht.
In den Lesesälen ist die Literatur fachlich geordnet aufgestellt, so dass die Studierenden alle wichtigen Werke zu einem Fachgebiet an einer Stelle finden. Von jedem Arbeitsplatz im Lesesaal kann der Student zudem auf alle elektronischen Informationsmittel wie Datenbanken, elektronische Zeitschriften und das Internet zugreifen. Die Funkvernetzung der Lesesäle ermöglicht die erforderliche Flexibilität und Mobilität.
Sowohl an Einzelarbeitsplätzen als auch in Gruppenräumen wird somit ein attraktives Spektrum an modernster Informations- und Kommunikationstechnik vorgehalten. Das Angebot reicht von weltweiten Katalogen und Volltextdatenbanken über funkvernetzte Arbeitsräume für die drahtlose Laptop-Kommunikation bis hin zu hochwertigen Videokonferenzräumen und multimedialen Gruppenarbeitsräumen. Um für ein entsprechendes Ambiente zu sorgen, ist auch zentral ein kommunikativer Gemeinschaftsbereich vorgesehen.
Moderne Infrastruktur
Die neue Bibliothek bietet einen Videokonferenzraum. Dieser kann sowohl für individuelle Videokonferenzen auf der Basis gängiger Standards als auch für hochwertige Gruppen-Telekonferenzen bzw. Teleseminare mit garantierter Übertragungsrate genutzt werden.
Multifunktionale Arbeitsräume mit festeingebauten Systemen haben eine gute Audio- und Videoausrüstung (PCs mit hochauflösenden Schirmen, Headsets, CD-Brenner usw.), um Studierenden und Forschern die Erstellung von multimedialen Dokumenten zu ermöglichen.
Im Digitalisierungszentrum können Textdokumente, audiovisuelle Medien sowie Dias und Karten etc. digitalisiert und aufbereitet werden.
Weiterhin sind Räume mit intelligenten multimedialen Pulten für Besprechungen, Konferenzen, Seminare und "Computer Based Training (CBT)" vorgesehen. In eine Stuhl-Tisch-Kombination sind hochauflösende Touch-Screen-Systeme mit einfacher sensitiver Bedienungsoberfläche integriert.
Kleine schallsichere Räume stehen kleineren Gruppen für hochwertige Audio- und Videopräsentationen zur Verfügung.
24-Stunden-Zugang
Das geplante Zentrum wird 24 Stunden geöffnet sein. Die dafür notwendigen Voraussetzungen sind in der Planung berücksichtigt: Freie Zugänglichkeit, Zugangssicherung und damit die Möglichkeit des beschränkten Personaleinsatzes werden durch die Realisierung des geplanten Gebäudes gegeben sein. In Kombination mit den heute schon umfangreichen, durchgängig angebotenen, elektronischen Dienstleistungen wie Online-Kataloge, automatisierte Ausleihe und Fernleihe, Online-Datenbanken und der Zugang zu elektronischen Volltexten, wird es so möglich, den Betrieb der Lesesäle sowie die Ausleihe der Lesesaalbestände in den Abend- und Nachtstunden mit geringem Personaleinsatz durchzuführen. Buchsicherung in Kombination mit einem Selbstverbuchungssystem ermöglichen die Buchausleihe rund um die Uhr.
Personalintensive Dienstleistungen wie Auskünfte, Intensivbetreuung, Lieferungen aus dem Magazin o.ä. werden nach wie vor den "normalen" Öffnungszeiten vorbehalten bleiben.
Somit reduziert sich der Personalaufwand für die Magazine, und beim Einsatz geeigneter Techniken wie Buchsicherungs- und Selbstverbuchungsanlagen ist der Betrieb in den Abend- und Nachtstunden mit zwei Aufsichtspersonen möglich.
Portal der Universität
Wegen ihrer Lage am Haupteingang der Universität bildet die Bibliothek das Portal zur Universität Karlsruhe und zu Information jeglicher Art. Im Eingangsbereich findet der Besucher eine Infothek mit Informationen über die Universität, über aktuelle Veranstaltungen informiert eine elektronische Anzeigetafel. Zugleich ist der Eingangsbereich ein Kommunikationstreffpunkt für die Studierenden. Sie treffen sich hier im Kommunikationszentrum, recherchieren im Internet-Café, arbeiten an ihren funkvernetzten Laptops oder lesen die aktuelle Tagespresse in angenehmer kreativer Atmosphäre.
Der Vorteil eines solchen Zentrums liegt auf der Hand. Die angebotenen Systeme sind rund um die Uhr betreut, jederzeit einsatzbereit und von höchster Qualität. Der Erweiterungsbau der Universitätsbibliothek ist somit als ein weiterer innovativer Baustein der zukünftigen Entwicklung der Universität Karlsruhe durch "Neue Medien" zu sehen.
Diese Konzept einer physischen 24-Stunden-Bibliothek stellt die folgerichtige Weiterentwicklung und Ergänzung der bereits heute in vielen Punkten verwirklichten virtuellen Internetbibliothek dar. Mit der Realisierung dieses Baues wird die Universität Karlsruhe den Strukturen und Anforderungen der Informationsgesellschaft in der Wissenschaftslandschaft des neuen Jahrtausends gerecht.
Dr. Herbert Kristen ist stellv. Direktor der Universitätsbibliothek Karlsruhe
E-Mail: kristen@ubka.uni-karlsruhe. de
Christoph-Hubert Schütte ist Direktor der Universitätsbibliothek Karlsruhe
Universitätsbibliothek Karlsruhe
Postfach 6920
D-76049 Karlsruhe
E-Mail: schuette@ubka.uni-karlsruhe.de