Editorial

Messen, Tagungen und Kongresse

Das Frühjahr eines jeden Jahres ist die Zeit der Messen, Tagungen und Kongresse, zu denen jedermann, der etwas, vor allem Neues, feilzubieten hat, dies auch tut, in zunehmendem Maße. Da Zeit, Kalender und Veranstaltungsorte aber begrenzt sind, hat sich der Herbst als zweiter Veranstaltungszeitraum inzwischen etabliert. So werden Frühjahr und Herbst zum Tummelplatz von Schauen und anderen Veranstaltungen, dass man, trotz wachsender Beliebtheit und Teilnehmerzahlen, über ein Zuviel zu klagen beginnt; auch unter der Zeitnot, überall teilnehmen und dies finanzieren zu können.

Mit der wachsenden Teilnehmerzahl aber geht auch eine zunehmende Themenvielfalt einher, ja macht letztere erforderlich, um eben jedem etwas zu bieten.

Längst lässt sich daher die notwendig gewordene Themenvielfalt nicht mehr unter einem einheitlichen Tagungsmotto zusammenfassen. Große und internationale Veranstaltungen haben auch darauf verzichtet, wie die Hannover Messe oder die CeBIT; kleinere, wie auch die Bibliothekartage, versuchen immer noch, meist aber krampfhaft, ihren Tagungen ein einheitliches Motto zu geben, obwohl dieses längst nicht mehr den Inhalt der Tagung widerspiegeln kann.

Auch die Aufteilung des gesamten Themenangebots in einzelne Themenkreise wirkt oft inhomogen und zufällig.

So entsteht oftmals ein Sammelsurium an zwar aktuellen, aber eben doch vielfältigen Themen, die, wie gesagt, jedermann etwas bieten wollen, was wohl auch richtig und der Grund für die zunehmende, große Akzeptanz ist.

Letztere wird dann noch gesteigert, wenn es gelingt, eine möglichst hohe Persönlichkeit aus der Politik für die Eröffnung zu gewinnen, wie z.B. den Bundeskanzler für die Hannover-Messe oder die CeBIT. Kleinere Veranstaltungen begnügen sich mit Bundesministern/Innen, auch wenn sie nicht vom Fach sind, andere mit den zuständigen Landesministern/Innen. Wenn es dann noch gelingt, eine prominente und auch kompetente Persönlichkeit für einen Festvortrag zu gewinnen, der die Probleme kennt und auch anspricht, ist der Erfolg, wenigstens der Eröffnungsveranstaltung gesichert.

Bei aller Kritik am Verzicht auf die Konzentration der wirklich wichtigen Themen und einem auch damit einhergehenden Qualitätsverlust, bieten die meisten Messen und Kongresse doch ein Fülle echter Schwerpunkte, Höhepunkte oder gar Highlights!

Das ist auch ein Grund, weshalb diese Zeitschrift B.I.T.online auch immer wieder versucht, in ihrer eigens eingerichteten Rubrik "Reportagen", aktuell und zeitnah über solche Ereignisse zu berichten. Das ist natürlich aus den genannten Gründen nicht mehr umfassend möglich, sondern kann nur in Auswahl und dann auch nur punktuell erfolgen, was für einen Berichterstatter oft schwierig genug ist, der sich, wie Clemens Deider es ausdrückt, auf eine Art "Trüffelsuche" begeben muss.

So hat er diese auf der diesjährigen CeBIT aufzuspüren versucht, besonders auf den Gebieten der IT-Technik, der Buchscanner und Druckverfahren, der eBooks, der Sicherheit und nicht zuletzt der Kommunikation aus der Steckdose. Einen anderen Weg geht Max Furrer, der die Augburger Bibliothekartage von 1987 und 2002 vergleicht und dabei auch kritisch Themenvielfalt und Tagungsmotto unter die Lupe nimmt. Die "Reportagen" gewähren aber nach wie vor auch Einblicke in die Bibliotheksbauplanung, diesmal in Greifswald, Zittau und Mainz - und ein wenig auch im georgischen Tiflis.

Den Schwerpunkt jedoch bilden weiterhin die "Fachbeiträge" wo wir diesmal über das hochinteressante Projekt der Einrichtung einer virtuellen Fachbibliothek in Verbindung mit einer realen berichten, das von der Bertelsmann-Stiftung zusammen mit der Stadtbücherei Bochum verwirklicht wurde. Ganz anders ist das Thema, dem sich Jörg Ennen von der Fachhochschule Münster widmet. Er zeigt die Bibliothek als zentrale Schnittstelle zwischen EDV-Infrastruktur und traditioneller Informationsvermittlung auf am Beispiel multimedialer Lehr- und Lernmittel.

Nicht zuletzt freuen wir uns über den Bericht von Robert Klaus Jopp und die Tatsache, dass nunmehr - nach langer Ungewissheit - das Bibliotheksbauarchiv des ehemaligen Deutschen Bibliotheksinstituts gerettet zu sein scheint und bei der Senatsbibliothek Berlin jetzt wohl gut aufgehoben ist.

Von all dieser Thematik wie auch den kleineren Nachrichten und Informationen hoffen wir, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wieder eine Palette interessanter "Themenvielfalt" zu bieten, die hoffentlich nicht wie bei den oben geschilderten Messen als Zuviel beklagt wird. In diesem Sinne wünscht Ihnen eine gute Lektüre

Ihr Dr. Rolf Fuhlrott
Chefredakteur