Editorial
Comeback des eBooks?

Wiederholt haben wir in dieser Zeitschrift eine Lanze für das eBook gebrochen, ja sogar eine kleine Rubrik "Neues über eBooks" eingerichtet und auch in unserer Ausgabe 4 des letzten Jahres das eBook zu einem Schwerpunktthema gemacht und Bibliotheken über den Einsatz dieses Mediums und ihre Erfahrungen damit berichten lassen. Aber die Resonanz darauf war gleich null bei Bibliotheken, die sich vornehmlich mit Print-Medien beschäftigen vielleicht auch nicht ganz verwunderlich aber wohl auch, weil die Lesegeräte, die es damals gab, zu schwer und zu teuer waren und deshalb nicht akzeptiert wurden. Ruhig wurde es dann um das eBook, besonders als der Haupthersteller solcher Lesegeräte sich vom europäischen Markt, und später auch vom amerikanischen, zurückgezogen hat.

Aber jetzt gibt es neue Hoffnung für ein Comeback des eBooks oder wenigstens einen neuen Anlauf, wie der Start des neuen Internet-Portals für deutsche eBooks zeigt, über das wir in diesem Heft berichten. In Zusammenarbeit mit den wichtigsten elektronischen Buchhandlungen wie amazon.de, buch.de, bol.de, ciando u.a. ermöglicht ab August diesen Jahres die Kreutzfeldt Electronic Publishing GmbH die Recherche in den derzeit ca. 2000 deutschen eBook-Editionen. Getragen wird diese Hoffnung durch einen Blick auf die Entwicklung in den USA mit der rasanten und massenhaften Verbreitung einer neuen Generation von Lesegeräten: denn inzwischen haben sich die Personal Digital Assistants (PDAs), die nicht nur als Organizer, sondern auch als Abspielplattform für digitale Bücher genutzt werden können, als eBook-Hardware Nr.1 entwickelt. Von diesen Taschencomputern sind weltweit schätzungsweise 50 Millionen im Umlauf, in Deutschland ungefähr vier Millionen. Vor allem die Produkte der jüngsten Zeit sind serienmäßig mit einer Reader-Software ausgestattet.

Diese Entwicklung hat in den USA den Absatz von eBook-Editionen in die Höhe schnellen lassen. Und darauf setzt Hans Kreutzfeldt mit seinem neuen Portal, wodurch er es dem interessierten Kunden erleichtert, sich in der vormals unübersichtlichen Welt der elektronischen Bücher zurechtzufinden. Wir werden daher wieder aufmerksam diese neue Entwicklung beobachten und die Ergebnisse von Zeit zu Zeit unseren LesernInnen unterbreiten, in der Hoffnung, dass sie auch an unseren Bibliotheken nicht unbeachtet vorübergeht.

Aber eBooks sind in dieser Ausgabe nicht das Hauptthema. Wir möchten Sie gerne für die Vielfalt anderer Themen interessieren. Eine Hauptthema ist das "Lehren und Lernen in der Bibliothek", über das uns ausführlich Wilfried Sühl-Strohmenger unterrichtet, fußend auf skandinavischen und amerikanischen Vorbildern, den ‚Teaching Libraries‘, die auch das Thema der Bozener Fachtagung "Die Lernende Bibliothek" war, von der Jürgen Seefeldt berichtet.

Einen weitere Schwerpunkt in diesem Heft bilden die Management-Fragen. So zeigt Tanja-Barbara Bieselin im Bereich des Marketing-Managements die "Möglichkeiten des Internet-Marketings für Öffentliche Bibliotheken" auf, während Rafael Ball mit seinen Kollegen in einem Praxisbericht die "Anwendung bibliometrischer Analysen als Instrument des Bestandsmanagements" darlegt. Auch Dieter Schwartz geht es um Managmentfragen, wenn er versucht, den Informationsüberfluss in den Griff zu bekommen und schildert, wie mit der Informationsvisualisierung die Fülle abstrakter Informationen einer digitalen Bibliothek durch Graphiken und Symbole für den Benutzer wieder auffindbar gemacht werden können.

Spätsommer und Herbst sind Tagungszeiten. Im ersten Heft danach berichten wir daher immer gerne über solche: so z.B. über die Internationale Funkausstellung in Berlin, von der Open-Access-Konferenz der Max-Planck-Gesellschaft, der Frankfurter Buchmesse, der Inetbib, ebenfalls in Frankfurt am Main, oder mit einer Vorschau auf den großen Leipziger Bibliothekskongress 2004.

Zahlreiche Kurznotizen, Neuigkeiten aus der Digitalen Welt und Rezensionen zu neuerschienenen Werken runden auch diese Ausgabe wieder ab, hoffentlich zum Interesse für Sie, liebe Leserinnen und Leser

Ihr Dr. Rolf Fuhlrott
Chefredakteur