Hochschulbibliothek. Informationskompetenz und
pädagogisch-didaktische Qualifizierung
Lehren und Lernen in der Bibliothek - neue Aufgabe für Bibliothekare

von Wilfried Sühl-Strohmenger


Abstracts

1. Zum Verhältnis von Bibliothek und Hochschuldidaktik
2. Internationale Vorbilder und Anregungen

3. Rahmenbedingungen und Schulungskonzepte in den deutschen Hochschulbibliotheken

4. Lernziel "Informationskompetenz"

5. Organisation des Lehrens und Lernens

6. Pädagogisch-didaktische Qualifizierung

7. Zusammenfassung und Perspektiven


1. Zum Verhältnis von Bibliothek und Hochschuldidaktik

Soweit in der Literatur ersichtlich, ist die Frage, inwieweit wissenschaftliche Bibliothekare auch hochschuldidaktische Aufgaben übernehmen sollen, sowohl in der jüngeren Berufsbilddiskussion als auch bereits im Zuge der Bibliotheksplanungen der 60er und 70er Jahre teilweise deutlich herausgestellt worden, so beispielsweise in den Bibliotheksempfehlungen für Baden-Württemberg.1 Beeinflusst waren diese Ideen zur Einbeziehung des wissenschaftlichen Bibliothekars in die Hochschuldidaktik von entsprechenden Berichten aus Großbritannien und den USA, wo schon in den 60er Jahren der Unterricht durch Bibliothekare üblich war.2 Erteilt wurde er in abgestufter Form für Anfangssemester, für mittlere und für Examenssemester. Die Teilnahme an diesen Kursen war für die Studierenden obligatorisch und gelehrt wurde nicht nur die Nutzung der Bibliothek sondern auch der Umgang mit den Informationsmitteln und die Anwendung richtiger Informationsstrategien. Der Bibliothekar trat hier also schon deutlich als "Navigator" in Erscheinung.

Wie auch an einigen anderen Hochschulbibliotheken in Deutschland ergriffen beispielsweise in der Universitätsbibliothek Freiburg einzelne Fachreferenten schon in den 70er und 80er Jahren die Initiative, indem sie bibliographische Kurse in ihren Fächern anboten.3 Diese Erfahrungen schlugen sich in der Bibliotheksplanung für Baden-Württemberg Anfang der 70er Jahre nieder. Die zentrale Hochschulbibliothek sollte demnach als "Umsetzungszentrum für Informationsdienste" fungieren, sie sollte die Informationsbedürfnisse der Benutzer nicht nur passiv befriedigen, sondern eine aktive Informationspolitik betreiben.4 Im Zusammenhang mit dem Aufbau eines leistungsfähigen Auskunftsdienstes im Bibliothekssystem wurde sodann empfohlen, dass die wissenschaftlichen Bibliothekare über die Möglichkeiten der Nutzung von Informationsdiensten sowie Informations- und Fachdatenbanken informieren sollten. Und weiter: "Fachspezifische Einführungen in die Nutzung der Bibliotheken und Informationsmittel sollten in die Lehrpläne aufgenommen werden."5

In Anknüpfung an diese Empfehlungen schreibt Clemens Köttelwesch 1980 über die Rolle und Aufgabe der Fachreferenten: "Mit seiner Tätigkeit als Fachreferent können in Zukunft auch mehr und mehr hochschuldidaktische Aufgaben verbunden sein. Jedenfalls wären die Bibliotheken gut beraten, wenn sie sich diesbezüglichen Wünschen nicht verschließen würden."6

Erst mit der deutlichen Herausbildung der elektronischen Bibliothek in den 90er Jahren scheint sich dieser in der baden-württembergischen Bibliotheksplanung vorgezeichnete Ansatz allerdings nachhaltig Geltung zu verschaffen. Die Defizite der Studierenden (wie teilweise auch der Lehrenden) auf dem Gebiet der Informationskompetenz wurden im Rahmen der "SteFi-Studie" erstmals auf breiter empirischer Basis und mit fundierten sozialwissenschaftlichen Erhebungsverfahren untersucht und nachgewiesen.7 Dass angesichts solcher Erkenntnisse neue und aktive Formen der Informationsvermittlung bzw. der hochschuldidaktischen Mitwirkung seitens der Bibliothekare gefordert sind, dürfte nicht verwundern.

Damit wird ein Prozess angestoßen, der eine deutliche Modifikation der überkommenen Tätigkeiten insbesondere der Fachreferenten impliziert: Dieser wird - neben seinen Aufgaben beim Bestandsaufbau, bei der Sacherschließung und in der Fachinformation - zunehmend zum Lehrenden in der Hochschulausbildung, der im Rahmen von Kursen und Übungen "Medien- und Informationskompetenz" vermittelt8, der didaktisch aufbereitete Lehrmaterialien, auch in elektronischer Form, bereitstellt und der individuelle Beratung und Hilfe bei der fachwissenschaftlichen Informations- und Literaturrecherche anbietet - sowohl in der Zentralbibliothek als auch gegebenenfalls dezentral in den Fakultäts-, Zweig-, Bereichs- oder Institutsbibliotheken.

Die sich im Zuge der Bemühungen um eine effizientere Lehre ebenfalls stark entwickelnde Hochschuldidaktik kann zum Partner bei diesen Bestrebungen werden und den Bibliothekaren zum notwendigen pädagogisch-didaktischen Know-how verhelfen. Die Bibliothek tritt - zusätzlich zu ihren klassischen Aufgaben der Erwerbung, Bereitstellung und Archivierung von Literatur - in enger Zusammenarbeit mit der Hochschullehre als Akteur bei der Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz9 auf. Damit würden sich die deutschen Hochschulbibliotheken dem vor allem im angloamerikanischen aber auch im skandinavischen Raum bereits seit längerem etablierten Verständnis der "Bibliothek als Lernzentrum" annähern. Auch vor dem Hintergrund der bis zum Jahr 2010 angestrebten Einführung neuer, international vergleichbarer Studiengänge (Bachelor, Master) in der EU erschiene das als sinnvoll, da diese neuen Abschlüsse ein effizientes, auf praxisorientierte Kernkompetenzen (wie beispielsweise Medien- und Informationskompetenz) abzielendes Hochschulstudium erfordern. Die Hochschulbibliotheken sollten sich auf die damit verbundenen Änderungen nicht nur bezüglich der Literatur- und Informationsversorgung, sondern auch hinsichtlich ihrer Funktion im Lernprozess an der Hochschule und im Bildungswesen insgesamt rechtzeitig einstellen. Wie das aussehen könnte, zeigt ein kurzer Blick auf die Rolle und das Selbstverständnis von Hochschulbibliotheken anderer Länder.

2. Internationale Vorbilder und Anregungen

Im "Follett-Report" aus dem Jahr 199310, der eine Analyse des Hochschulbibliothekswesens im Vereinigten Königreich und seiner zukünftigen Entwicklung beinhaltet, heißt es unter Punkt 17 des Berichts:

"Libraries play a central role in support of teaching and learning across all subject areas. Recent developments in the organisation of teaching and learning have often increased the range of demands placed on libraries, as have changes in the profile of the undergraduate population, with growing proportions of mature and part-time students. In these circumstances institutions must ensure that the needs of library users are clearly assessed and that effective mechanisms are in place for meeting them. In particular, liaison between the library and teaching staff must be improved, and their respective responsibilities clearly identified."

Und weiter unter Punkt 22 des Berichts:

"The role of libraries in underpinning teaching and learning should be recognised much more explicitly in the assessments of teaching quality undertaken by the funding councils, and in the work of the Higher Education Quality Council. Several specific recommendations are made concerning this."

Den Bibliotheken an den britischen Hochschulen wird eine wichtige Rolle für die Qualität der Lehre zugewiesen, auch in enger Kooperation mit dem wissenschaftlichen Lehrpersonal. Diese Perspektive findet sichtbaren Ausdruck in der Umstrukturierung von Hochschulbibliotheken zu Medien- und zu Lernzentren (learning center), wie sie beispielsweise an der Sheffield Hallam University existieren.11 Traditionell agieren die Bibliothekare dort wesentlich enger verzahnt mit den Fachbereichen und mit den Lehreinrichtungen der Universität.

Auch in den Hochschulbibliotheken der Vereinigten Staaten hat, wie oben schon angedeutet, die aktive Rolle, die Bibliothekare im Rahmen der Ausbildung von information literacy bei den Studierenden spielen, bereits eine gewisse Tradition.12 Teilweise spricht man von der "Teaching Library"13, um diese pädagogischen Bestrebungen, die sich in erster Linie an die Undergraduates richten, auf den Begriff zu bringen. Neuerdings gibt es nun verstärkte Bestrebungen, die Lehraufgaben der Bibliothekare an den Colleges und Universitäten pädagogisch-didaktisch zu fundieren.14 Beispielsweise empfiehlt der Philosophie-Professor der Yale-University George Allan einen prozessorientierten Ansatz des Lernens.15 Er spricht von Urteilsvermögen und Kunstfertigkeit als wesentlich zu vermittelnden Fähigkeiten bei der Suche nach relevanter Information. Die Aufgabe des Bibliothekars sieht er primär darin, den Studierenden zu helfen, das selbstständige Lernen zu lernen, nicht aber ihnen lediglich Techniken bzw. Regeln beizubringen. Sie sollen vielmehr in die Lage versetzt werden, die richtigen Wege und damit die benötigten Informationen selber zu finden, und zwar gerade auch dann, wenn der Weg mit Schwierigkeiten gepflastert ist (learning with difficulty).

James Wilkinson von der Harvard University greift diesen Denkansatz von Allan auf, indem er für eine Abkehr vom herrschenden, durch den Pädagogen John Dewey geprägten Lernmodell plädiert, das auf dem Transferlernen vom Lehrer hin zum Schüler beruht. Wilkinson vertritt, mit Blick auf die Lehraufgaben der Bibliothekare, demgegenüber ein dem Forschungsprozess analoges Lehr-Lern-Konzept. Angesichts der stetig zunehmenden Daten- und Informationsflut müssten die Studierenden vor allem lernen, die richtigen Fragen zu stellen, um sich sodann orientieren und die richtigen Informationen auswählen zu können. Wilkinson sieht den Bibliothekar als Partner des Lehrpersonals im Institut, auch in der Weise, dass er das Institutspersonal auf (möglicherweise bislang verborgen gebliebene) Ressourcen der Bibliothek, anhand derer Forschung betrieben werden könnte, aufmerksam macht. Auch das Coaching von Studierenden im Lernprozess könnte nach Wilkinson eine sinnvolle pädagogische Aufgabe von Bibliothekaren sein. Er hebt in diesem Zusammenhang die wichtige Rolle der Lernzentren in den Hochschulbibliotheken hervor.

Diese lehr-lerntheoretischen Modelle münden ein in die Zielsetzung, die lernende Bibliothek aufzubauen.16 Man spricht auch von "Seamless Learning Culture" (SLC), also einer "nahtlosen Lernkultur", um die Intentionen eines engen Zusammenwirkens von Bibliothek, Lehrpersonal und Studierenden auf dem Campus zu umschreiben.17 Beispiel für eine solche umfassende Lernkultur ist das "The Wheel"- Projekt an der Universität von Pennsylvania18, das einen 24-Stunden-Service für Hilfe und Beratung der Studierenden anbietet. Das Besondere daran ist, dass Bibliothek, Lehrpersonal und Studierende eng miteinander zusammenarbeiten (ein "Rad" der Hilfe), um einen solchen Dienst auch während der Nachtstunden und am Wochenende, wenn nicht wenige Studierende ihre Haus- und Abschlussarbeiten anfertigen, realisieren zu können. An der Temple Universität in Philadelphia ist im Rahmen des Informationszentrums ein interaktiver real-time Informations- und Beratungsservice geschaffen worden, der Online-Kontakte zwischen Bibliothekar und Benutzer, die an entsprechend vernetzten Computer-Arbeitsplätzen auf dem Campus arbeiten, ermöglicht.

Abbildung 1: Homepage von "The Wheel" (University of Pennsylvania)

Von großem Interesse sind sodann Modelle der flexiblen Einbindung von Lernmanagementsystemen im Rahmen standardisierter Interfaces, wie sie das IMS Global Learning Consortium19 anbietet und wie sie beispielsweise von der Bibliothek der Universität Auckland überzeugend und flexibel gleichermaßen umgesetzt werden.20

Abbildung 2: Homepage der University of Auckland Library

Weitere Beispiele könnten aufgeführt werden, jedoch geht es hier vor allem darum, die Möglichkeiten und Anregungen anzudeuten, die ein Blick in den internationalen Hochschulbereich, trotz dessen andersartiger bibliothekarischer Traditionen und Strukturen, für die deutschen Hochschulbibliotheken und die Schaffung von Kompetenz- und Lernzentren bringen können. Dies soll im Folgenden näher dargestellt werden.

3. Rahmenbedingungen und Schulungskonzepte in den deutschen Hochschulbibliotheken

Die Reform der Studiengänge mit Magister- bzw. Diplomabschluss zugunsten des Bachelor- bzw. Master-Examen nach dem "Bologna-Prozess" hat auch in einigen deutschen Bundesländern begonnen und könnte im Laufe des kommenden Jahrzehnts zu einer "Verschulung" des Studiums führen. Die frühzeitige und gezielte Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz gewinnt im Zusammenhang mit der Verkürzung der Studiendauer eminent an Bedeutung21 und wird in manchen Fächern zu einem festen Bestandteil des Pflichtstudiums werden.

Konkrete Umsetzungen eines Schulungs- bzw. Lernkonzeptes für die Entwicklung von Informations- und Medienkompetenz existieren bereits an mehreren Hochschulbibliotheken, beispielsweise in Dortmund, Erfurt, Freiburg, Hamburg-Harburg22, Heidelberg23, Kassel, Lüneburg, Mannheim24 Münster25 und in Würzburg26. Auch am Fachbereich Bibliothek und Information der Fachhochschule Hamburg bemüht man sich seit einiger Zeit, ein neues pädagogisch-didaktisches Konzept zur Steigerung der Schlüsselqualifikation "Bibliothekskompetenz" mithilfe eines interaktiven Schulungsprogramms umzusetzen.27

Welche Erkenntnisse lassen sich aus den schon bestehenden Konzeptionen und Modellen gewinnen?

Soweit ersichtlich, beruhen diese Konzepte noch weitgehend auf der freiwilligen Teilnahme von interessierten Studierenden bzw. Lehrenden der Hochschule an den angebotenen Einführungen oder Kursen, in Zukunft ist jedoch die feste Integration der Einführungen und Kurse in das Grundstudium anzustreben. Die Dortmunder Studie wie auch die Empfehlungen des Wissenschaftsrats werden diese Einbindung von Kursen zu Informations- und Medienkompetenz in das Studium voraussichtlich beschleunigen, mit der Folge, dass wesentlich mehr Studierende als bislang das Kursangebot der Hochschulbibliothek verpflichtend zu durchlaufen haben.29 Wie bislang vorliegende Erfahrungsberichte30 zeigen, wird dieser Prozess voraussichtlich zunächst in Kooperation mit einzelnen Fachbereichen beginnen31, um sodann auf weitere Fächer ausgedehnt zu werden.

Sowohl in quantitativer Hinsicht - benötigt werden mehr Räumlichkeiten und mehr Personal für die Schulungen - als auch in qualitativer Hinsicht - man braucht ein differenziertes inhaltlich-didaktisches Konzept - würde dies eine erhebliche Herausforderung für die Bibliothek bedeuten, der sie sich indes wegen der Zukunftsbedeutung dieser Thematik stellen sollte. Vor allem müssen sich die Bibliothekare wesentlich ausgeprägter als Lehrer bzw. als Lehrende verstehen und entsprechende pädagogisch-didaktische Kompetenzen erwerben.32 Dies sollte in Anlehnung an die aktuellen Konzepte der Hochschuldidaktik geschehen.33 Außerdem muss seitens der Bibliothek ein organisatorischer Rahmen geschaffen werden, der den neuartigen Anforderungen gewachsen ist. Vielenorts fehlt es an Schulungsräumen mit PC-Ausstattung.

4. Lernziel "Informationskompetenz"

Was ist unter "Informationskompetenz" in diesem Zusammenhang zu verstehen? Zu orientieren wäre die Definition von Informationskompetenz an dem angloamerikanischen Verständnis von ‚information literacy‘: "Information literacy is a set of abilities requiring individuals to recognize when information is needed and have the ability to locate, evaluate, and use effectively the needed information"34. Demnach umfasst die information literacy eine Reihe von Schlüsselqualifikationen, die Lernende erlangen, um zu erkennen, wann Informationen benötigt werden, und um sich zu befähigen, die benötigten Informationen zu lokalisieren, zu bewerten und wirksam zu nutzen.

Mit anderen Worten: Es geht um die

Im einzelnen wären folgende Grundkompetenzen der Bibliotheksbenutzung bei den Studierenden der Universität im Grundstudium zu fördern:

Im Verlauf des weiteren Studiums geht es dann um spezialisierte Fachkompetenzen:

4.1 Angebotsspektrum und Zielgruppen

4.1.1 Grundlegung der Informationskompetenz

Am Anfang steht der Rundgang durch das Bibliotheksgebäude, um die jeweiligen Arbeits- und Servicebereiche unmittelbar vor Ort zeigen und erläutern zu können. Die Kenntnis der Informationsdienste, der Ausleihbereiche, der Lesesäle und der elektronischen Kataloge bildet eine wesentliche Grundlage für den späteren Erwerb konkreter Informations- und Medienkompetenz.

Methodik

Gegenüber der früher üblichen "Standardführung" durch das Gebäude wird verstärkt auf eine Aktivierung der Teilnehmer Wert gelegt, indem diese schon bei dem Rundgang kleinere Übungsaufgaben am Katalog oder bei der Standortermittlung von Literaturbeständen zu lösen haben, andererseits werden zusätzlich zu dem Rundgang gesonderte Übungsmöglichkeiten, insbesondere hinsichtlich der Recherchekompetenz im Online-Katalog, angeboten. Virtuelle Rundgänge, die von vielen Hochschulbibliotheken mittlerweile auf der Homepage angeboten werden, unterstützen die Wirksamkeit solcher Einführungen.35

Im Sinne "besonderer Lernleistungen" steht bei den Seminarkursen der Klasse 12 die intensive Einübung studien- bzw. berufsvorbereitender Arbeitsmethoden im Mittelpunkt. Die Schüler(innen) sollen u.a. lernen, Informationen zu filtern, Informationen zu strukturieren und Hilfsmittel (z.B. Suchdienste finden und nutzen, Bibliografien auswerten) anzuwenden. Dies geschieht anhand bestimmter Themenbereiche ("Weltbilder", "Jugend, Werte und Normen" oder "Die Macht der Medien"). Im Wintersemester 2003/04 wurden beispielsweise an der Universitätsbibliothek Freiburg für Seminarkursgruppen aus etwa 50 verschiedenen Gymnasien aus Südbaden, Schwarzwald-Baar und dem Hochrheingebiet solche themenbezogenen Einführungen von einem Fachreferententeam durchgeführt.

Die inhaltliche Gestaltung orientiert sich grundsätzlich an der Thematik des jeweiligen Seminarkurses, die für die Einweisung in den Online-Katalog und das Ausleihsystem sowie die Besichtigung des Ausleihbereichs und der Lesesäle beispielhaft herangezogen wird.

Da es sich bei den Seminarkursteilnehmern um Schüler handelt, dominiert die Methode der Anschaulichkeit, verbunden mit der des praktischen Übens und Wiederholens.

Im Mittelpunkt steht die gezielte Einführung in die Kataloge, das Ausleihsystem, die Ausleihe, den Informationsbereich und die Lesesäle. Teilweise werden Hintergrundinformationen zum besseren Verständnis der Bibliotheksabläufe vermittelt.

Im Rahmen eines Rundgangs durch das Haus werden die jeweiligen Dienste und Bereiche vorgeführt und erläutert. Erforderlich ist dabei ein Perspektivenwechsel, weil die Tutor(inn)en nicht primär als Erstbenutzer der Bibliothek, sondern als Multiplikatoren angesprochen werden.

Erläutert wird das Angebot der Bibliothek an bibliographischen Datenbanken, sodann erhalten die Teilnehmer beispielhaft Vorführungen von zwei bis drei Datenbanken mit unterschiedlicher Retrievalsoftware (Standardprodukte). Die wesentlichen Schritte der Datenbankrecherche und der generelle Aufbau einer Recherchestrategie werden veranschaulicht.

Den Kleingruppen (maximal 5 Personen) werden am Schulungsrechner einige Recherchen sowie die Auswertung und Verarbeitung mit Erläuterungen vorgeführt.

4.1.2 Vertiefung der Informationskompetenz

Die Einführungen und Kurse zur Unterstützung spezialisierter fachlicher Informationskompetenz obliegen vornehmlich den Fachreferent(inn)en der Bibliothek.

In der Veranstaltung werden die einschlägigen Fachdatenbanken hinsichtlich ihrer Datenbankinhalte und ihrer Rechercheoberfläche vorgeführt. Hingewiesen wird dabei auch auf WWW-Fachportale, auf die fachbezogenen elektronischen Zeitschriften sowie auf die Hilfsmittel für die selbstständige Nutzung der Ressourcen.

Die Einführung erfolgt im Sinne eines "Lehrervortrags" bzw. eines Gesprächs am Schulungs-PC.

Der Kurs erstreckt sich auf Rechercheübungen in einschlägigen Fachdatenbanken. Erläutert und praktisch geübt wird der Aufbau von Recherchestrategien anhand von Themenbeispielen, sodann die Darstellung der Rechercheergebnisse in Kurztitellisten bzw. in Volltitelformaten, ferner die Weiterarbeitungsmöglichkeiten der Ergebnisse, einschließlich des SDI-Dienstes (Abspeicherung von Suchstrategien, die bei jedem Datenbank-Update automatisch aktiviert werden, mit Ergebnisübermittlung per Email an den Besteller). Die Verknüpfung der Recherche zu den Nachweisen im Online-Katalog bzw. in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) wird ebenfalls veranschaulicht.

Im Vordergrund steht das aktive Üben durch die Teilnehmer selbst, das unterstützt wird durch eine Lehrervorführung anhand von Beamer und Leinwand sowie durch Hilfestellung bei eigenen Übungsbeispielen der Studierenden.

Behandelt werden einerseits die wichtigsten bibliographischen Datenbanken hinsichtlich der Datenbankinhalte und der wesentlichen Recherchemöglichkeiten, andererseits erhalten die Teilnehmer Einblicke in die WWW-Fachseiten, das Angebot an elektronischen Fachzeitschriften und sonstigen Datensammlungen.

Mittels Vortrag und PC-Projektion auf die Leinwand präsentiert und erläutert der Fachreferent die Medien und Informationsressourcen des betreffenden Faches, möglichst anhand von Themenbeispielen aus dem Umkreis des Seminargegenstandes. Es folgen erste praktische Übungen der Teilnehmer selbst.

Theologische Fakultät

Der UB-Fachreferent für Theologie, der gleichzeitig als Leiter der Fakultätsbibliothek fungiert, hält ein eigenes Proseminar zum Thema "Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und in die theologische Fach- und Bücherkunde" auf der Grundlage eines Lehrauftrages ab. Das Seminar wird in jedem Semester angeboten und beinhaltet die Vermittlung von Arbeitstechniken und von Kompetenzen der (elektronischen) Literaturrecherche im Fach Katholische Theologie. Für die erfolgreiche Teilnahme an diesem Seminar erhalten die Studierenden einen qualifizierten Schein.

Romanisches Seminar

Nach einer Vereinbarung zwischen der Geschäftsführung des Seminars und der UB-Fachreferentin für Romanistik ist ab dem Wintersemester 2001/02 für Studierende, die ein Proseminar I im Fach Romanistik besuchen, die Teilnahme an einer Einführung in die elektronischen Medien für Romanisten verpflichtend. Durchgeführt wird diese insgesamt vierstündige Einführung von Personal der UB, und zwar der erste Teil (Benutzung des Online-Katalogs, Nachweis- und Rechercheinstrumente für elektronische Medien, Zugangsmodalitäten usw.) von Informationsbibliothekaren, der zweite Teil (praktische Übungen zu Datenbankrecherchen für Romanisten) von der UB-Fachreferentin. Jeder Kurs schließt mit schriftlichen Prüfungsaufgaben. Für die erfolgreiche Bewältigung dieser Aufgaben sowie für die Teilnahme an der Einführung erhalten die Studierenden eine Teilnahmebestätigung, die integrativer Bestandteil des Leistungsnachweises im Proseminar ist.37

Kunstgeschichtliches Institut

In Absprache mit dem Institut bietet die UB-Fachreferentin für Kunstgeschichte eine Einführung in die Literatur- und Bildrecherche in den Fächern Architektur und Kunstgeschichte für Studierende des Grund- und des Hauptstudiums an. Pro Semester stehen mehrere Termine, je nach Bedarf und Absprache mit dem Lehrpersonal, zur Auswahl. Vorgestellt werden dabei eine Auswahl umfassender Verzeichnisse und Sammlungen mit Abbildungen von Kunstdenkmälern und Kunstwerken in elektronischer Form - sowohl auf Mikrofiches als auch in Print-Editionen. Anhand exemplarischer Recherchen werden dabei die Suchmöglichkeiten und die thematischen Schwerpunkte einzelner Abbildungssammlungen und Bilddatenbanken besonders verdeutlicht.

Geowissenschaftliche Fakultät

Im Rahmen des Proseminars "Einführung in das Studium der Geographie" hält der UB-Fachreferent für Geographie einen Kurs "Einführung in die Datenbankrecherche", für den mehrere Termine, jeweils im Wintersemester, zur Verfügung stehen. Die Teilnahme an einem Kurs ist für alle Teilnehmer an dem Proseminar verpflichtend. Behandelt werden die bibliographischen Fachdatenbanken der Geowissenschaften, hinsichtlich ihrer Inhalte, ihres Aufbaus und ihrer Recherchemöglichkeiten.

Neue Studiengänge

Im Rahmen der neuen Bachelor-Studiengänge beteiligt sich die Hochschulbibliothek mit eigenen Angeboten zum Bereich "Berufsfeldorientierte Kompetenzen" (BOK). Innerhalb dieses Bereichs könnte das Modul "Informations- und Medienkompetenz" durch die Bibliothek abgedeckt werden.38 Auch im Zuge der Konstituierung neuer (teilweise internationaler) Masterstudiengänge bestehen günstige Voraussetzungen, Kurse der Bibliothek auf den Gebieten "Informations- und Datenbankkompetenz" einzubringen. Da die Studierenden dieser auf dem B.A.-Abschluss aufbauenden Studiengänge mit unterschiedlichen Voraussetzungen und nicht selten aus vielen Ländern kommen39 - somit völlig unterschiedliche Voraussetzungen im Kenntnisstand mitbringen - , ist ein entsprechendes Angebot (z.B. als Blockseminar) der Fachreferenten durchaus erwünscht und auch realisierbar. Da bis zum Jahr 2010 die neuen Studiengänge in der EU flächendeckend eingeführt sein sollen, sollte sich die Hochschulbibliothek rechtzeitig darauf einstellen und ein an den jeweiligen lokalen Planungen ausgerichtetes Konzept entwickeln.

5. Organisation des Lehrens und Lernens

Informations- und Medienkompetenz wird im Hinblick auf die Umsetzung der genannten Lernziele im Rahmen eines "Lernzentrums" der Universitätsbibliothek entwickelt und gefördert. Es muss sich dabei nicht unbedingt um eine baulich oder personell eigenständige Abteilung handeln, sondern ein derartiges Kompetenz- und Lernzentrum, wie es beispielsweise in der Universitätsbibliothek Freiburg besteht40, könnte alle Bestrebungen und Aktivitäten der Bibliothek auf den Gebieten der Bibliothekseinführungen, der Schulungen, der Kurse, der Fachinformation und der sonstigen Beratungsangebote für Studierende und Lehrende begrifflich und virtuell41 unter einem Dach zusammenfassen. Potentiell wirkt das gesamte Bibliothekspersonal aktiv in einem solchen Kompetenz- und Lernzentrum mit, unmittelbar involviert sind jedoch in erster Linie die Fachreferent(inn)en, die Mitarbeiter(innen) der Informationsabteilung und die Diplomkräfte, die sich an den Bibliothekseinführungen beteiligen.

Die für Informations- und Medienkompetenz relevanten Qualifikationen werden - wie oben bei den jeweiligen Angebotsformen skizziert - mithilfe verschiedener Lernformen vermittelt und geübt:

Als Lernorte sollten genügend Schulungs-PC zur Verfügung stehen,

Das Lernangebot umfasst auf der Ebene der Grundkompetenzen zunächst die

Auf der Ebene der vertieften spezialisierten Kompetenzen, wie sie im fortgeschrittenen Grundstudium und dann vor allem im Hauptstudium benötigt werden, umfasst das Angebot vor allem

Als Lernmittel (bzw. Lernhilfen) werden Informationsfaltblätter und Hilfstexte bzw. (interaktive) Navigationshilfen direkt am Bildschirm angeboten. Für den Inhalt dieser Materialien sind die zuständigen Abteilungen und die Fachreferenten verantwortlich, um das Layout kümmert sich beispielsweise in Freiburg die Abteilung "Bibliothekarische Koordination Informationstechnik (BKIT)".

Auf gute Resonanz ist in Freiburg auch der von den Fachreferenten erarbeitete "UB-Tutor"42 als elektronische Lernhilfe bzw. Anleitung gestoßen. Überblicksartig werden darin die elektronischen, zum Teil auch die gedruckten Fachinformationsmittel, die seitens der UB im Netz oder lokal am Einzelplatz bereitgestellt werden, vorgestellt: bibliographische Datenbanken, Volltextsammlungen, e-journals, fachbezogene Internetressourcen. Nicht nur die Inhalte dieser vielfältigen Medien, sondern auch der kompetente Umgang mit ihnen wird eingehend erläutert und anhand praktischer Recherchebeispiele veranschaulicht. Beispielhaft können Musterrecherchen, unterstützt durch "Screencaming", integriert werden.43

6. Pädagogisch-didaktische Qualifizierung

Um die neue Aufgabe des Lehrens erfüllen zu können, bedarf es einer fundierten pädagogisch-didaktischen Qualifizierung und sodann einer kontinuierlichen Fortbildung des mit Lehraufgaben betrauten Bibliothekspersonals, insbesondere der Fachreferenten. Manchenorts (z.B. in Würzburg) sind derartige Bestrebungen einer bibliothekarischen Fortbildung unter "informationsdidaktischen Aspekten" schon vor einigen Jahren aufgegriffen worden. Im Zuge der an den Hochschulen zu beobachtenden Tendenzen zu einer Professionalisierung der Lehre gewinnt die Hochschuldidaktik an Bedeutung und könnte auch für die Hochschulbibliotheken, die sich auf dem Gebiet der Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz engagieren, zum Partner werden. Am Beispiel der Universität Freiburg sei dies näher veranschaulicht.

Engere Kontakte zwischen Bibliothek und der beim Institut für Erziehungswissenschaft angesiedelten Stelle zur hochschuldidaktischen Weiterbildung im Verbund der Universitäten Baden-Württembergs ergaben sich vor zwei Jahren, als in den neuen B.A.-Studiengang "Bildungsplanung und Instructional Design" ein BOK-Kurs der Universitätsbibliothek integriert werden sollte. Die Notwendigkeit einer didaktischen Grundausbildung für die mit diesem und mit anderen Kursangeboten befassten Fachreferenten bzw. Diplomkräften wurde rasch gesehen Die Direktorin der Universitätsbibliothek Bärbel Schubel empfahl daraufhin, sozusagen im Gegenzug, mit den Erziehungswissenschaftlern über eine solche didaktische Fortbildungsmaßnahme zu reden - mit Erfolg

Phase 1: Präsentationstraining als Einstieg

Relativ rasch nach der Kontaktaufnahme zwischen Bibliothek und Hochschuldidaktik kam es zu einer ersten Veranstaltung, einem Präsentationstraining, an dem vornehmlich Diplomkräfte teilnahmen, die für die Romanistenschulungen vorgesehen waren.44 Im Rahmen von zwei Trainingseinheiten (jeweils 3 Stunden) wurden videogestützte Übungen anhand von selbstgewählten Themen aus dem Arbeitsalltag unter der Leitung eines Mitarbeiters der Hochschuldidaktik absolviert. Grundsätze des Feedback und der Rhetorik, des Layouts und der Textvisualisierung kamen dabei ebenso zur Sprache wie die Evaluation der Präsentation. Die anfänglichen Ängste der Mitarbeiter(innen) vor möglichen Bloßstellungen bei einer solchen Präsentationsübung vor den Kolleg(inn)en erwiesen sich rasch als haltlos. Vielmehr zeigten sich ausnahmslos alle Teilnehmer(innen) positiv überrascht über ihr eigenes Auftreten und Agieren bei der Präsentation.

Phase 2: Übertragung auf die Schulungssituation als Fortsetzung

In einem weiteren Schritt ging es darum, die gewonnenen Einsichten und Fähigkeiten in die konkrete Lehr-Lern-Situation bei den Schulungen (z.B. der Studienanfänger im Fach Romanistik) zu übertragen, denn diese Veranstaltungen finden in mit Lehrer- und Schüler-PC ausgestatteten Übungsräumen der Bibliothek statt. Zunächst wurde deshalb eine Übung anhand des konkreten Ablaufs der betreffenden Schulung verabredet, sodann hospitierten die Mitarbeiter der Hochschuldidaktik mehrfach bei diesen Einführungen und besprachen anschließend mit den Kolleg(inn)en detailliert die Stärken und die Schwächen der beobachteten Unterrichtseinheit. Andererseits gab es auch auf Seiten der Erziehungswissenschaftler Lerneffekte, da im Unterschied zu den regulären Lehrveranstaltungen an der Hochschule die Einführungsveranstaltungen der Bibliothek punktueller Natur sind und nicht selten nur einmalig stattfinden. Dies hat unmittelbare Konsequenzen für das Verhältnis und die Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden, die eben nicht nach und nach entwickelt werden kann, sondern genauso rasch entstehen muss wie sie dann auch endet. Die Übertragung hochschuldidaktischer Grundsätze auf bibliothekarische Schulungsangebote muss also den besonderen Bedingungen dieser Veranstaltungen Rechnung tragen, wenn sie zum Erfolg führen soll, und darin scheint eine der Stärken des in Freiburg vertretenen Instructional-Design-Ansatzes45 zu liegen.

Phase 3: Zertifizierung der hochschuldidaktischen Fortbildung als Ziel

Auf einer weiteren Ebene der pädagogisch-didaktischen Qualifizierung wurde seitens der Freiburger Hochschuldidaktik angeregt, diejenigen Fachreferent(inn)en, die sich intensiv auf dem Gebiet der Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz engagieren, in das Programm "Baden-Württemberg-Zertifikat Hochschullehre"46 einzubeziehen. Dieses besteht aus drei Modulen mit insgesamt 200 Unterrichtseinheiten - also eine angesichts des sonstigen Arbeitsanfalls von Fachreferenten kaum zu bewältigende Zusatzbelastung. Jedoch können die drei Module in verträglichen zeitlichen Abständen nacheinander durchlaufen werden, so dass es zunächst einmal nur um die Stufe 1 ging. Acht Fachreferent(inn)en der Universitätsbibliothek nehmen seit Anfang 2002 an diesem Programm teil und haben bislang folgende hochschuldidaktische Veranstaltungen besucht:

Modul 1 Lehren und Lernen 1(in Kürze abgeschlossen)

Modul 2 Lehren und Lernen 2 (Abschluss im Frühjahr 2004)

Die nächste Veranstaltung im Rahmen von Modul 2 ist ein Workshop zum Thema "Blended Learning" (Anfang Dezember 2003), gefolgt von einem weiteren Workshop zu "Zeitmanagement" im Frühjahr 2004. Damit wäre dann auch das Modul 2 des Baden-Württemberg-Zertifikats abgeschlossen. Die weitere Planung ist zur Zeit noch offen.

Es handelt sich bei den o.a. Kursen meistens um geschlossene Veranstaltungen ausschließlich für die beteiligten Fachreferent(inn)en sowie weitere jeweils an der Thematik interessierte Kolleg(inn)en, auch des gehobenen Dienstes, die ebenfalls teilnehmen können (ohne das Zertifikat erwerben zu wollen). Die bislang gewonnenen pädagogisch-didaktischen Einsichten und Fähigkeiten konnten bereits fruchtbar in laufende Schulungsaktivitäten integriert werden. Der nicht unbeträchtliche zeitliche Aufwand, den die betreffenden Fachreferent(inn)en für diesen ehrgeizigen Qualifizierungsprozess zu erbringen haben, zahlt sich also bereits aus. Das angestrebte hochschuldidaktische Zertifikat dürfte in Zukunft bei den Bemühungen, Angebote der Bibliothek zur Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz fest in den Studiengängen zu verankern, sehr hilfreich sein. Es unterstützt auch die Bemühungen vieler Fachreferent(inn)en, die weiterhin der Gruppe des wissenschaftlichen Dienstes an der Hochschule zugeordnet sein möchten, denn die aktive Beteiligung an der Lehre ist dafür eine wesentliche Voraussetzung.

Wie das Freiburger Beispiel zeigt, erscheint es als durchaus möglich, die für Lehrtätigkeiten und Fortbildungsmaßnahmen notwendige Zeit aufzubringen, allerdings muss der zeitliche Aufwand für die Erwerbung, für die Sacherschließung und die sonstigen Fachreferatsaufgaben entsprechend gestrafft werden.

7. Zusammenfassung und Perspektiven

Im Lauf des vergangenen Jahrzehnts hat sich in den wissenschaftlichen Bibliotheken ein bereits in der baden-württembergischen Bibliotheksplanung der 70er Jahre angesprochenes Aufgaben- und Tätigkeitsfeld deutlicher herausgebildet, das - analog den Lernzentren in den skandinavischen und den angloamerikanischen Ländern - dem Lehren und Lernen im Rahmen von mehr oder minder breit gefächerten Einführungs- und Schulungskursen gewidmet ist. Das bibliothekarische Berufsverständnis erfährt dadurch gegenüber früher eine Erweiterung in Richtung auf hochschuldidaktisches Engagement

Je stärker die frühzeitige Entwicklung und Förderung von Informations- und Medienkompetenz als wesentliches Element der Studienreform erkannt und herausgestellt wird, desto mehr wird die Hochschulbibliothek in ihrer Rolle auf dem Gebiet der Informationsvermittlung gefordert. In seinen jüngsten Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken nennt der Wissenschaftsrat in der Aufzählung der Dienstleistungen der lokalen Hochschulbibliothek deshalb explizit die "Vermittlung von Informationskompetenz (information literacy) als Schlüsselqualifikation an alle Studierenden und Weiterbildung der Lehrenden"47.

Der Überblick hat gezeigt, dass sich im Rahmen eines "Lernzentrums" das Angebotsspektrum den unterschiedlichen Bedürfnissen und Voraussetzungen bei künftigen Studierenden, bei Studienanfängern, bei Studierenden im Grund- und im Hauptstudium Rechnung tragen sollte - inhaltlich wie didaktisch-methodisch. Dabei kommt der stetigen pädagogisch-didaktischen wie inhaltlichen Fort- und Weiterbildung der Fachreferenten wie des Informationspersonals der Bibliothek hohe Bedeutung zu. Sie muss sich sowohl auf die gute Kenntnis der Datenbankinhalte wie der Recherchetechniken als auch auf eine durchdachte Methodik der Schulungen bzw. der Übungskurse erstrecken. Das Lehren und Lernen könnte dann immer mehr zu einer Kernaufgabe der Bibliothekare an deutschen Hochschulbibliotheken werden.


Zum Autor

Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger

ist Leiter der Dezernate Informationsdienste und Bibliothekssystem der

Universitätsbibliothek Freiburg i.Br.
Werthmannplatz 2
D-79098 Freiburg i.Br.
E-Mail: suehl@ub.uni-freiburg.de


Anmerkungen

1. Vgl. Gesamtplan für das wissenschaftliche Bibliothekswesen / Arbeitsgruppe Bibliotheksplan Baden-Württemberg. Bd. 1.2. [Red.: Elmar Mittler]. Pullach 1973-75. Den Vorsitz der Arbeitsgruppe hatte Prof. Dr. Wolfgang Kehr inne, der 1967 Direktor der Universitätsbibliothek Freiburg geworden war.

2. Siehe beispielsweise den Beitrag von Ellen Power: Instruction in the use of books and libraries: preliminary report of the International Association of Technical University Libraries. In: Libri 14 (1964/65), pp. 253-263

3. Namentlich zu nennen sind der 2003 verstorbene frühere Fachreferent für Geographie Ekkehard Liehl sowie Albert Raffelt, der bibliographische Kurse in der Theologischen Fakultät durchführte.

4. Vgl. Gesamtplan für das wissenschaftliche Bibliothekswesen, a.a.O. Bd. 1, S. 195f.

5. Gesamtplan für das wissenschaftliche Bibliothekswesen, a.a.O., Bd. 1, S. 204

6. Köttelwesch, Clemens: Das wissenschaftliche Bibliothekswesen in der Bundesrepublik Deutschland Bd. I. 2. Aufl. Frankfurt a.M. 1980, S. 196; zu den Benutzerschulungen vgl. auch Albert Raffelt: Gedanken zum Fachreferat, in: Ders. (Hrsg.): Tradition, Organisation, Innovation. 25 Jahre Bibliothekarbeit in Freiburg. Wolfgang Kehr zum 60. Geburtstag. Bd. 1; Freiburg i. Br 1991 (Informationen; Sonderheft 1), S. 118-120

7. Diese Problematik wird in der breitangelegten Dortmunder Untersuchung - 2000 im Auftrag des BMBF erstellt - eindrücklich aufgezeigt. Vgl. Rüdiger Klatt u.a.: Nutzung elektronischer wissenschaftlicher Information in der Hochschulausbildung. Barrieren und Potenziale der innovativen Mediennutzung im Lernalltag der Hochschulen. Endbericht. Dortmund, Juni 2001 <URL. http://www.stefi.de>

8. Diese Aufgabe ergibt auch aus den "Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken" (13. Juli 2001, Drucksache 4935/01) des Wissenschaftsrates http://wissenschaftsrat.de. So heißt es dort unter dem Abschnitt ‚Qualifizierung und Beratung der Nutzer und Autoren‘: "Der Verbesserung der Nutzerkompetenz (information literacy) muss die Bibliothek in Kooperation mit anderen Einrichtungen der Hochschule durch das aktive Angebot geeigneter Benutzerschulungen verstärkt Rechnung tragen." (S. 36)

9. Zur Konzeption und Zielsetzung siehe auf den WWW-Seiten der Universitätsbibiothek Freiburg unter der URL: http://www.ub.uni-freiburg.de/schulung/kompetenz_ziel.html; siehe ingesamt dazu Wilfried Sühl-Strohmenger: Lehren und Lernen in der Bibliothek: Das Kompetenz- und Lernzentrum der Universitätsbibliothek Freiburg. In: A. Raffelt (Hrsg.): Positionen im Wandel. Festschrift für Bärbel Schubel. Freiburg i. Br. 2002 (Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg; Bd. 27), S. 217-245

<http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/300/>

10. Joint Funding Council's Libraries Review Group: Report (The Follett Report), Dec. 1993 URL: <http://www.ukoln.ac.uk/services/papers/follett/report/>

11. Siehe im Internet unter der <URL: http://www.shu.ac.uk/services/lc/>; vgl. ferner den Aufsatz von Helge Salvesen: The University Library in Tromsö as a Learning Centre, in: Liber Quarterly 10 (2000), p. 137ff.

12. Vgl. dazu u.a. Irmgard Lankenau: "Amerika, Du hast es besser?"- Erfahrungen zum Thema Information Literacy. In: Margit Rützel-Banz (Hrsg.): 91. Deutscher Bibliothekartag Bielefeld 2001. Bibliotheken - Portale zum globalen Wissen. Frankfurt a.M. 2001 (ZfBB; Sonderheft 81), S. 81-89

13. So an der University of California in Berkeley URL:< http://www.lib.berkeley.edu/TeachingLib/>

14. Vgl. den instruktiven Sammelband von Alice H. Bahr.(ed.): Future Teaching Roles for Academic Librarians. New York usw. 2000 (enthält eine Sammlung von Beiträgen aus der Zeitschrift: "College & Undergratuate Libraries" Vol. 6, No. 2 (2000)

15. Vgl. George Allan: The Art of Learning with Difficulty, in: Future Teaching Roles ..., a.a.O., pp. 5-23

16. Vgl. Kimberley M. Donnelly: Building the Learning Library: Where Do We Start? In: Future Teaching Roles ..., a.a.O., pp. 59-75

17. Siehe Steven J. Bell.: Creating Learning Libraries in Support of Seamless Learning Cultures, in: Future Teaching Roles ... a.a.O., pp. 45-58

18. Siehe im Internet unter der URL: <http://www.collegehouses.upenn.edu/wheel/>

19. Siehe im Internet unter der URL: <http://www.imsproject.org>

20. Man bemüht sich dort, auf der Homepage die Bibliotheksmanagement- und die Lernmanagementsysteme im Rahmen von "LEARN" (Library Electronic Academic Resources Network) zu kombinieren und zudem intellígente Suchsysteme nach dem Vorbild SFX (Context-sensitive Reference Linking von ExLibris) einzusetzen. <http://www2.auckland.ac.nz/lbr/>

21. Dies legt auch die schon genannte Dortmunder Studie (siehe Anm. 15) nahe.

22. Siehe im WWW unter der URL: http://www.tu-harburg.de/b/kurse.html, ferner Thomas Hapk,e: Vermittlung von Informationskompetenz : Erfahrungen bei der Integration in das Curriculum an der TU Hamburg-Harburg, in: Bibliotheksdienst 34 (2000) Heft 5, S. 819-834

23. Siehe im Internet unter der URL http://www.ub.uni-heidelberg.de/allg/schulung.html, ferner Benno Homann: Einführung in die Kataloge der UB Heidelberg . Ein WWW-basiertes Schulungsprogramm, in: Bibliotheksdienst 33 (1999) Heft 1; ders.: Informationskompetenz als Grundlage für bibliothekarische Schulungskonzepte, in: Bibliotheksdienst 34 (2000) Heft 6, URL: http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/bd_art/bd_2000/00_06_03.htm; ders.: Das Dynamische Modell der Informationskompetenz (DYMIK) als Grundlage für bibliothekarische Schulungen, in: Gerhard Knorz, Rainer Kuhlen (Hrsg.): Informationskompetenz - Basiskompetenz in der Informationsgesellschaft. Proceedings des 7. Internationalen Symposiums für Informationswissenschaft. Konstanz 2000 (Schriften zur Informationswissenschaft; Bd. 38), S. 195-206

24. Siehe die vielfältigen Schulungsangebote zur Kompetenz in Literatur-Recherche unter URL: <http://www.bib.uni-mannheim.de/service/schulungen/schulungen.html >

25. Die pyramidenförmig aufgebauten Schulungsangebote der ULB Münster findet man im WWW unter der URL: http://www.uni-muenster.de/ULB/benutzung/index.html; vgl. auch Ulrike Scholle: Stufe um Stufe mit der Schulungspyramide zum Examen. Schulungen an der ULB Münster. Vortrag gehalten auf dem 91. Deutschen Bibliothekartag Bielefeld 2001 (Themenkreis II. Bibliothekarische Benutzerschulung)

26. Siehe das Angebot unter der URL: http://www.bibliothek.uni-wuerzburg.de/ZB/termine.html, vgl. auch Fabian Franke: Bibliothekarische Fortbildung zur Neugestaltung von Bibliothekseinführungen unter informationsdidaktischen Gesichtspunkten. Erfahrungen an der UB Würzburg. Vortrag geh. Auf dem 91. Dt. Bibliothekartag Bielefeld 2001 (Themenkreis II: Bibliothekarische Benutzerschulung)

27. Vgl. die Konzeption im WWW von Detlev Dannenberg / Michael Motylewski / Cord Müller: Der schlaue Det. Ein Library-skills-online-tutorial, in: Buch und Bibliothek 51 (1999), S. 44-48, im Internet verfügbar unter der URL: < http://www.bui.fh-hamburg.de/projekt/det/artikel/bubdet.htm>

28. Beispielhaft genannt seien die von Holger Schultka konzipierten Angebote auf den WWW-Seiten der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt / Gotha < http://www.bibliothek.uni-erfurt.de/literatursuchen.html> oder das an der ULB Münster realisierte und von Ulrike Scholle verschiedentlich vorgestellte Projekt "LOTSE" <http://www.uni-muenster.de/ULB/bibliothek/proj-lotse/welcome-d.html>

29. Vgl. u.a. Rüdiger Klatt: Zur Notwendigkeit der Förderung von Informationskompetenz im Studium. Kernbefunde der "SteFi-Studie" und Maßnahmenvorschläge. In: Margrit Brauer (Hrsg.): Bibliotheken und Informationseinrichtungen - Aufgaben, Strukturen, Ziele. 29. Arbeits- und Fortbildungstagung der ASpB / Sektion 5 im DBV in Zusammenarbeit mit ... 8.-11. April 2003 in Stuttgart. Jülich 2003, S. 153-172

30. Vgl. u.a. Andreas Anderhub: Ansätze zur Verankerung der Schulungsangebote der Bibliothek in das Studium. In: Margrit Bauer (Hrsg.): Bibliotheken und Informationseinrichtungen, a.a.O., S. 179-197 (bietet eine anschauliche Darstellung anhand des Beispiels der Universität Mainz)

31. Vgl. dazu auch Gabriele Sobottka: Informationskompetenz für Studienanfänger - Planung, Konzeption, Realisierung (Modell Romanistik Freiburg). In: Margrit Straub (Hrsg.): Bibliotheken und Informationseinrichtungen, a.a.O., S. 215-229

32. Vgl. dazu auch: Berufsbild 2000. Bibliotheken und Bibliothekare im Wandel. Erarbeitet von der Arbeitsgruppe Gemeinsames Berufsbild der BDB e.V. Berlin 1998, insbes. S. 14: Unter den dort genannten sozialen Kompetenzen findet sich auch die psychologisch-pädagogische Kompetenz

33. Vgl. beispielsweise Gunther Eigler et al.: Besser lehren : praxisorientierte Anregungen und Hilfen für Lehrende in Hochschule und Weiterbildung / Arbeitsgruppe Hochschuldidaktische Weiterbildung an der

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. Heft 1ff. Weinheim 1998ff.

34. Association of College and Research Libraries: Information Literacy Competency Standards for Higher Education. URL: <http://www.ala.org/acrl/ilintro.html#ildef> ; dt. Übersetzung von Benno Homann in: Bibliotheksdienst 36 (2002), S. 625-637; ferner Annemarie Nilges, Marianne Reessing-Fidora, Renate Vogt: Standards für die Vermittlung von Informationskompetenz an der Hochschule. In: Bibliotheksdienst 37 (2003), S. 463-465

35. Erstmals zum Wintersemester 2003/04 produzierte die Universitätsbibliothek Freiburg eine "Starter Kit CD" (erarbeitet von Thomas Argast) als Starthilfe für Studienanfänger und neue Bibliotheksbenutzer.

36. Siehe dazu auch den Bericht von Christine Schneider u. Wilfried Sühl-Strohmenger: Seminarkurse in der Unibibliothek. In: Expressum (2001), Nr. 1, S. 18f.; Tuija Binder, Wilfried Sühl-Strohmenger:Stichwort, Schlagwort, Signatur - Seminarkurse erkunden die Universitätsbibliothek. In: Bildung in Baden-Württemberg. Magazin Schule H. 6 (2002), S. 28f. - im Internet unter der URL http://www.km.baden-wuerttemberg.de/magazin/index.htm

37. Vgl. dazu sowie zur weiteren Planung Gabriele Sobottka: Informationskompetenz für Studienanfänger - Planung, Konzeption, Realisierung (Modell Romanistik Freiburg). In: Margrit Bauer (Hrsg.): Bibliotheken und Informationseinrichtungen, a.a.O., S. 215-229

38. Vgl. am Beispiel der UB Freiburg :Michael Becht, Franz-J. Leithold, Ralf Ohlhoff, Christine Schneider, Wilfried Sühl-Strohmenger: "Informations- und Medienkompetenz" in den neuen Bachelor-Studiengängen an der Universität Freiburg. In: Bibliotheksdienst 36 (2002), S. 150-159 <http://bibliotheksdienst.zlb.de/2002/02_02_02.pdf>

39. So beispielsweise der Fall in Freiburg beim internationalen Master-Studiengang "Global Studies", zu dem jeweils im WS 30 Studierende aus 10 und mehr Ländern zugelassen werden < http://www.global-studies.de>.

40. Siehe auf der Homepage der UB Freiburg unter der URL http://www.ub.uni-freiburg.de/schulung/index.html; vgl auch Wilfried Sühl-Strohmenger: Lehren und Lernen in der Bibliothek (Anm. 14)

41. Siehe auf den WWW-Seiten der UB Freiburg die Zusammenstellung unter URL:

<http://www.ub.uni-freiburg.de/schulung/index.html>

42. Siehe dazu auch: Der etwas andere "Tutor", in: Freiburger Uni-Magazin Jg. 2000, H. 5, S. 23 sowie im Internet unter der URL http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/43/ - dort sind zur Zeit 14 Ausgaben des UB-Tutor aufgeführt.

43. Sehr hilfreich sind sicherlich Online-Kurse, wie sie beispielsweise im Rahmen der Virtuellen Fachbibliothek Politikwissenschaft (ViFaPol) Hamburg für das Fach Politik erarbeitet wurden <http://www.vifapol.de/tutorial/download.html>

44. Siehe dazu oben (Anm. 37) den Beitrag von Gabriele Sobottka

45. Vgl. dazu näher Michael Fischer, Patrick Blumschein: Instructional Design für Kursangebote der Universitätsbibliothek Freiburg: Ein gemeinsames Pilotprojekt des Instituts für Erziehungswissenschaften der Universität Freiburg und der Universitätsbibliothek Freiburg. In: Margrit Bauer (Hrsg.): Bibliotheken und Informationseinrichtungen, a.a.O. (siehe Anm. 29), S. 231-241

46. Siehe dazu die Informationen im Internet unter URL < http://www.hochschuldidaktik-bawue.de>.

47. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken, a.a.O. (Anm. 17), S. 51