Nordeuropäische Datenbanken: Kultur - Technik - Wirtschaft

von Wolfgang Ratzek


Abstracts

1. Die Nordischen Länder
2. Web-Datenbanken

3. Medienresonanz

4. Schlussbemerkung


1. Die Nordischen Länder

1.1 Märkte vor der Haustür

Wenn es um Technik und Wirtschaft geht, dann richten wir unser Interesse eher auf Länder wie Japan, USA, Großbritannien, Russland, um einige zu nennen; seit einiger Zeit auch auf China, Indien, Vietnam. Die nordeuropäischen Länder bleiben in der Regel ausgeblendet. Wenn dann Namen von Unternehmen wie Volvo, Nokia, Novo Nordisk1, Ericsson, Karolinska Institut2, Maersk Sealand3 fallen, erkennen wir, dass vor unserer Haustür Märkte existieren, über deren Strukturen wir relativ wenig wissen. Beim Thema Kultur und Tourismus sieht es da schon etwas anders aus. Die Wikinger, Nordische Sagen, Henrik Ibsen, Astrid Lindgren, Edvard Grieg, Selma Lagerlöf, Edvard Munch, Jean Sibelius, die Literaturnobelpreisträgerin von 1928 Sigrid Undset, Ingmar Bergmann, Sjöwall/Wahlöö4 und nicht zu vergessen Henning Mankell lassen schon ein gewisses Interesse für die nordischen Länder erkennen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

1.2 Definition: Skandinavien, Norden, Nordeuropa?

Geographisch betrachtet gehören zu Skandinavien nur Norwegen und Schweden. Kulturell gesehen gehören dann noch Dänemark und Island dazu. Wenn von den nordischen Ländern die Rede ist, in den skandinavischen Ländern mit "Norden" bezeichnet, kommen noch die Besitzungen Åland, Färöer und Grönland dazu. Nehmen wir noch die Baltischen Staaten hinzu, haben wir das Staatengebilde Nordeuropa. Bevor wir nun auf einige Datenbankenangebote eingehen, seien noch ein paar Fakten zu den Ländern im hohen Norden gestattet.

Im Wirtschafts- und Kulturraum Norden (!) leben und arbeiten ca. 25 Millionen Menschen. Die Einwohnerzahlen variieren dabei sehr stark.

Quelle: The Nordic Countries in Figures 2003. (Nordischer Ministerrat: http://www.norden.org/pub/ovrigt/statistik/uk/69557_mini_GB.pdf - Zugriff am 23.10.2003)

Im Verhältnis zu Deutschland weisen die nordischen Länder eine geringe Erwerbslosigkeit auf. Das ist deshalb von Bedeutung, weil auch die nordischen Länder von der Globalisierung oder der schlechten Konjunktur in den USA betroffen sind und ebenso wie beispielsweise Deutschland auf diese Herausforderung reagieren bzw. ihr proaktiv begegnen.

Quelle: The Nordic Countries in Figures 2003. (Nordischer Ministerrat: http://www.norden.org/pub/ovrigt/statistik/uk/69557_mini_GB.pdf - Zugriff am 23.10.2003)

1.3 Ausgewählte Mediennutzung5

In seinem Vortrag auf den "Medientagen" (München, 6. bis 8. November 2000)6 umschrieb der finnische Sozialwissenschaftler Jyrki Jyrkiäinen vom Institut für Journalistik und Massenkommunikation an der Universität von Tampere/Finnland die nordischen Länder so: "Obgleich der Norden geographisch und demographisch relativ klein ist, ist der Medienmarkt belebt. Die meisten Medienprodukte sind auf den einheimischen Markt und den regionalen Konsum gerichtet, d.h., sie bleiben oft fremd für Außenbewohner dieser Regionen. Eine Ausnahme sind die audiovisuellen Produkte, mit denen einige Regisseure und Künstler einen europäischen und sogar internationalen Erfolg erreicht haben."

Mit dieser Regionalisierungsthese erklärt er auch die hohe Zeitungsdichte in den nordischen Ländern.

Quelle: The Nordic Countries in Figures 2003. (Nordischer Ministerrat: http://www.norden.org/pub/ovrigt/statistik/uk/69557_mini_GB.pdf - Zugriff am 23.10.2003)

In unserem Zusammenhang sollen auch die Bibliotheken nicht vergessen werden, die in den nordischen Ländern eine wichtige Rolle in der Vision für eine Informations- und Wissensgesellschaft spielen.

Quelle: The Nordic Countries in Figures 2003. (Nordischer Ministerrat: http://www.norden.org/pub/ovrigt/statistik/uk/69557_mini_GB.pdf - Zugriff am 23.10.2003)

1.4 Deutsche Informationsquellen über nordische Länder

Die Informationsmittel in Deutschland über nordische Länder sind aus der Vogelperspektive betrachtet eher bescheiden. Die Studienfächer Skandinavistik/Nordistik an den deutschen Universitäten gelten als "Orchideenfächer" und die Institute zeigen in der Regel kein großes Engagement im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Eine Ausnahme bildet vielleicht noch das Nordeuropa-Institut an der Humboldt Universität Berlin, das ein Nordeuropa-Portal (Linksammlung) aufgebaut hat (www2.hu-berlin.de/skan/np/np.html).

2. Web-Datenbanken

Im Folgenden bieten wir einen kurzen Überblick über frei zugängliche Online-Datenbanken, die die Bereiche Kultur - Technik - Wirtschaft abdecken. Es handelt sich dabei um eine interessengeleitete Auswahl. Zuerst jedoch wieder ein paar statistische Daten.

Eine Statistik über die Anzahl öffentlich zugänglicher Datenbanken gibt es meines Wissens nicht. Eine Orientierung bietet der Nordguide (s.u.), in dem 1085 Datenbanken dokumentiert sind. Die tatsächliche Zahl liegt jedoch weit über den Nordguide-Angaben. Dagegen lässt sich der prozentuale Anteil der Produzententypen schon eher bestimmten.

Da viele Datenbanken auch über das WWW angeboten werden, noch einige Daten im Vergleich.

In einer im November 2003 veröffentlichten Studie "ITU Digital Access Index: World's First Global ICT Ranking" (http://www.itu.int/osg/spu/newslog/categories/indicatorsAndStatistics/2003/week46.html; Zugriff am 20.11.2003) zum Thema IT-Nutzung der Internationalen Telekommunikations Union (ITU) geht hervor, dass unter den 178 untersuchten Ländern Deutschland den 18. Platz belegt. Die ersten drei Plätze dagegen werden von Schweden, Dänemark und Island belegt. Grundlage für diese Studie ist der Digital Access Index (DAI). Der DAI umfasst die Messkriterien Infrastruktur, Zugangskosten, Bildung, Qualität der IT-Dienstleistungen und Internet-Nutzung (http://news.focus.msn.de/G/GN/gn.htm?snr=126817&streamsnr=241; Zugriff am 20.11.2003).

Hervorhebenswert ist auch die Tatsache, dass bei dem Kriterium Internet-Nutzung Deutschland auch nicht unter den ersten Fünf rangiert, auch da besetzen die nordischen Länder Island und Schweden die ersten beiden Plätze. Auf den Plätzen drei bis fünf folgen Südkorea, USA und Japan. (ebda.)

2.1 Nordguide

Die beste Übersicht über frei zugängliche Online-Datenbanken liefert Nordguide, das Online-Datenbanken-Verzeichnis für die nordischen Länder (inkl. Grönland, Island, Färöer). In der aktuellen Ausgabe (Stand: 15.10.2003; Gesamtupdate 2002) sind 1085 öffentlich zugängliche Datenbanken zu 87 Themenbereichen aufgeführt. Das Themenspektrum reicht von "Administration", "Aeronautics" oder "Biology" über "Economics", "Education" oder "Information Science" bis hin zu "Shipbuilding", "Terminology" oder "Zoology". Hinter den Themenbereichen sind entsprechende Datenbanken und deren Profile hinterlegt.

Das gesamte Update der Nordguide-Datenbank erfolgt jährlich. Vereinzelte Veränderungsanzeigen erfolgen in der Regel zeitnah zum Geschehen. Für die Pflege von Nordguide zeichnen Koordinationsstellen im jeweiligen Land verantwortlich.

Das heißt:

Nordguide wird seit 1985 herausgeben. Das Verzeichnis für Online-Datenbanken wurde früher als kostenpflichtige Printversion herausgegeben, seit 1989 steht es als kostenfreier Web-Katalog zur Verfügung. Die aktuelle Ausgabe (15.10.2003) verzeichnet 1080 Datenbanken (Gesamtupdate: 2002), dazu einige CD-ROMs im Alphabet der Datenbanknamen mit den in Datenbankführern üblichen Angaben, z.B. Anschrift, Produzent, Produkte, Schlagwörter.

NORDGUIDE besteht aus drei Teilen: Beschreibung der Datenbank, Produzenten und Hosts. Die Suche kann auf ein Land beschränkt oder auf alle nordischen Länder ausgeweitet werden. Die Online-Suche erfolgt mit TRIP, das Web-Search erfolgt über TRIPhighway. Suchbegriffe und Datenbankbeschreibung werden auf Englisch eingegeben bzw. angezeigt; die Keywords werden sowohl auf Englisch als auch in einer nordischen Sprache angezeigt.

Konzentrieren wir uns nun auf einige Beispiele aus den Bereichen Kultur, Technik, Wirtschaft.

2.2 Kultur-Datenbanken

Museumshåndbogen

Die dänische Volltextdatenbank "Museumshandbuch" (http://www.kulturnet.dk/museer/haandbog) beschreibt alle Museen in Dänemark, insbesondere deren Ausstellungen und Sammlungen sowie Öffnungszeiten und Adressen. Die unregelmäßig aktualisierte (zuletzt 19.09.2002) Datenbank umfasst 700 Dokumente, wird vom Verlag Billesø & Baltzer produziert und ist über die nordische Kulturplattform "Kulturnet" (s.u.) zugänglich.

Järnriket Gästrikland (http://www.jarnriket.com)

Gästrikland ist eine Region in Schweden mit einer langen Tradition der Eisenindustrie (Eisen = Järn; Reich = Rik(et), etwa: Die Eisenregion Gästrikland). Diese monatlich aktualisierte (zuletzt am 12.11.2003) Datenbank wird vom Regierungsbezirksmuseum (Länsmuseet) in Gävleborg produziert und angeboten. Die Datenbank bietet Volltexte und bibliografische Hinweise zu den Themen "Metall und Bergbau", zum Beispiel Industriearchäologie, Eisenbehandlung, Lebens- und Arbeitsbedingungen, Tourismus (Verzeichnis von Besichtungsorten). Dieses schwedischsprachige Angebot deckt einen Zeitraum von der vorchristlichen Zeit bis heute ab und ist für die Nutzer kostenlos zugänglich.

Typedatabasen (www.nathimus.ku.dk/bot/b_search.htm)

Diese botanische "Bestimmungsdatenbank" wird vom Botanischen Museum in Kopenhagen produziert und angeboten. "Typedatabasen" bietet ca. 20.000 internationale Volltexte in Dänisch und Englisch. Die jährlich aktualisierten (zuletzt am 07.11.2002) Angebote umfassen unter anderem botanische Themen wie "type specimens of plant taxa (species, subspecies and varieties), die im Botanischen Museum vorhanden sind, " Vascular plants" oder Algen.

Jazzdiskografi (www.nb.no/norskjazz); Jazzbasen

Die norwegische Jazz-Datenbanken bietet Daten zu Aufnahmen, bei denen norwegische Musiker beteiligt waren/sind und deckt den Zeitraum von 1905-1998 (Jazzdiskografi)7 und von 1905 bis heute (Jazzbasen) ab. Hersteller und Anbieter ist das Norwegische Jazzarchiv der Nationalbibliothek (Abteilung Rana). Das kostenlos zugängliche Angebot (auf Norwegisch und Englisch) von Jazzbasen umfasst 16.000 Dokumente, wie zum Beispiel Photos, Geschichte des Jazz, Hörproben und eine umfangreiche Linksammlung.

Mic (www.mic.dk) (Danske Komponisters Værker; Werke dänischer Komponisten)

Die Referenz-DB bietet in dänischer und englischer Sprache Informationen (z.Z. rund 13.000 Dokumente) zu Werken dänischer Komponisten der Gegenwart, dazu gehören unter anderem: Titel, Instrumentierung, Aufnahmedatum, Dauer, Details zur Aufführung. Die vom Dänischen Zentrum für Musik8 in Kopenhagen produzierte und angebotene DB Mic deckt den Zeitraum von 1978 bis heute ab. Durch ein kontinuierliches Update stehen auch Daten über aktuelle Komponisten zur Verfügung.

NOSP - Nordisk/baltisk samkatalog for periodika (www.nb.no/baser/nosp)

Der Nordisch/Baltische Verbundkatalog für Periodika (NOSP) umfasst ca. 400.000 Referenzen zu Periodika in 900 Bibliotheken in den nordischen und baltischen, dazu u.a. Anschrift, Telefon- und Faxnummer der vorhaltenden Bibliotheken (Bibliothekssigel-Verzeichnis). Produzent und Anbieter ist die norwegische Nationalbibliothek (Abteilung Oslo). Der NOSP ist als kontinuierlich aktualisierte Online- und als jährlich aktualisierte Druckversion (Nosp år) verfügbar.

2.3 Technik-Datenbanken

e.finland (www.efinland.fi)

Die Betreiber der englischsprachigen Site "e.finland" (s.u.) haben die Vision "promoting Finland as a country where Information Society of tomorrow is a reality today", wie es auf der Homepage heißt.

Hinter "e.finland.fi" stehen das Außenministerium, das Finanzministerium, das Ministerium für Transport und Kommunikation, das Bildungsministerium, die Nationale Technologie-Agentur (TEKES), der Finnische Nationalfond für Forschung und Entwicklung (SITRA) und das TIEKE - das finnischen Entwicklungszentrum für die Informationsgesellschaft (s.u.). Das Management von e.finland präsentiert sich dabei sehr selbstbewusst: "E.finland.fi presents Finland as the technological heartland of Northern Europe providing accurate and up-to-date information on the Finnish IT know-how and Finnish Information Society functions and solutions to global audiences with all pertinent information focused into the single site."

e.finland richtet sich in erster Linie an Menschen, die im internationalen Wirtschaftsgeschehen, in der Forschung und Entwicklung und/oder an der globalen sowie nationalen Entwicklung der Informationsgesellschaft engagiert sind. Das Angebot beinhaltet auch die Kontaktanbahnung, insbesondere zur finnischen Regierung und zu Unternehmen.

Der Schwerpunkt liegt auf täglich aktualisierten Unternehmensnachrichten und statistischen Daten zu den Themen eBusiness, Healthcare, eGovernment, FuE.

TIEKE - das finnischen Entwicklungszentrum für die Informationsgesellschaft in Helsinki

Das TIEKE begann seine Arbeit im Mai 1998 und versteht sich als neutrale und nonprofit-Organisation. Die Hauptaufgabe ist, ein Netzwerk zur Unterstützung und Förderung ihrer Mitglieder aufzubauen und zu pflegen, indem es leistungsfördernde Tools entwickelt und Expertisen erstellt. Das TIEKE bezeichnet sich selbst als "The Meeting Point for Information Society Developers". (http://www.tieke.fi/index2.nsf/subarea2/$first?opendocument, Zugriff am 19.11.2003). Im Mittelpunkt des TIEKE "IT-Cluster" ("It klusteri") steht die PERTTI-Datenbank.

PERTTI (http://palvelut.tieke.fi/pertti)

(Tietoteollisuuden toimittaja- ja asiantuntijatietopankki)

PERTTI ist die Datenbank für die Suche im Bereich Computer und Kommunikation, insbesondere IT-Experten, Zulieferer. Die kontinuierlich aktualisierte DB ist in Finnisch und Englisch recherchierbar und wird von Tietoyhteiskunnan kehittämiskeskus, eine Unterabteilung im TIEKE, produziert und angeboten.

ITsvar.dk (www.itsvar.dk)

Antworten (= svar) auf IT-Fragen erhalten Nutzer mit Hilfe der dänischen Volltext-DB IT.svar.dk. Produziert und angeboten wird die DB vom IT-Zeitschriftenverlag Audio Media in Kopenhagen. Das auf Dänisch verfügbare Angebot umfasst unter anderem Job-Angebote, News (ca. 1000), Wettbewerb, Artikel (ca. 1700), Chat, Preise, Literatur (ca. 1500 Titel). Interessenten können IT-Fragen an den "Doktor" richten, der diese dann auch beantwortet (ca. 2000 Fragen und Antworten dokumentiert). Das kostenlose Angebot deckt einen Zeitraum von 2000 bis heute ab und wird kontinuierlich aktualisiert.

Jarðskjálftagagnagrunnur Jarðeðlissviðs (http://hraun.vedur.is/ja/uppl_gagnagr.html)

Die Volltext-Datenbank des Isländischen Meteorologischen Instituts (Icelandic Meteorological Office; Veðurstofa Íslands) in Reykjavik, das sowohl Produzent als Host ist, liefert Informationen auf Englisch zu Erdbeben in und um Island seit 1990. Die Suche kann sowohl über das Datum, Position und "Magnitude" (M0 und M1) erfolgen. Unter anderem liefert die SIL-Datenbank auch seismische Daten verschiedener Mess-Stationen, die ein Erdbeben registriert haben.

2.4 Wirtschafts-Datenbanken

AffärsData (www.ad.se)

Was GBI oder GENIOS in Deutschland, ist der zum schwedischen Medien-Konzern9 Bonnier gehörende (Wirtschafts-)Host AffärsData (Stockholm). Die Volltext- und Fakten-Wirtschaftsdatenbank bietet ca. zwei Millionen Dokumente zu Themen wie Unternehmensdaten über 770.000 schwedische und 116.000 dänische Unternehmen, News, Pressemitteilungen, sekundengenaue Börsenkurse.

Das AD-Archiv reicht bis ins Jahr 1982. Die Aktualisierung erfolgt kontinuierlich. Der Slogan von Affärsdata lautet "Allt på ett ställe, snabbt och enkelt!" (Alles an einer Stelle, schnell und einfach!) Für ein erstes Kennen lernen bietet sich die Funktion "Prova Gratis" an, wo Interessenten Affärsdata kostenlos testen können.

Balance tilinpäätösanalyysitietokanta (www.balanceconsulting.fi)

In finnischer und englischer Sprache erhalten Interessenten wirtschaftsrelevante Fakten über finnische, andere nordischen, baltische und weitere europäische Unternehmen. Hersteller und Anbieter ist die finnische Unternehmensberatung Balance Consulting, die in wöchentlichen Updates kostenpflichtige Informationen wie Unternehmens- und Finanzanalysen, konsolidierte Bilanzen und Benchmarks zu Unternehmen anbieten, die mehr als 1,6 Mio. Euro umsetzen. Die 12.000 Dokumente reichen von 1987 bis heute.

Kraks Eksportdatabase (www.danishexporters.dk)

Das Exportverzeichnis (Kürzel: KEDDK) dänischer Exporteure wird vom renommierten dänischen Verlag Kraks als Print-, CD-ROM- und Internetversion produziert und angeboten. Rund 8300 dänische Exporteure umfasst die Volltext- und Bild-Datenbank. Angeboten werden Wirtschaftskennzahlen, Anschrift, Telekommunikationsdaten, Unternehmensdaten wie Mitarbeiterzahl, Exportanteil, Geschäftsleitung, Produktpalette und Marken. Das monatlich aktualisierte Angebot reicht von 1995 bis heute, ist in den Sprachen Dänisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch recherchierbar.

HELECON CD-ROM Nordic (http://helecon.hkkk.fi/library/)

Hersteller und Host der bibliografischen Datenbank über internationale und nordische Wirtschaftsliteratur ist "Helsingin kauppakorkeakoulun kirjasto10 - Helecon11 tietokeskus". Die 600.000 Literaturnachweise beziehen sich auf die Bestände der wirtschaftswissenschaftlichen Institute der Universitäten von Aarhus, Bergen, Helsinki, Kopenhagen. Gegen eine jährliche Nutzungsgebühr gibt es jährlich zwei Updates von HELECON Nordic und drei Updates von HELECON International.

Das HELECON-Informationszentrum bietet darüber hinaus auch eine Reihe von Web-Datenbanken, wie zum Beispiel BILD - neue Bücher und Forschungsberichte (inkl. Inhaltsverzeichnis) oder SCANP - Skandinavische Forschungsberichte und Fachartikel von 1977 bis 1999.

2.5 Zwei Exotika-Datenbanken

Und nun noch zwei "Exotika", das heißt Datenbanken, die thematisch eher aus dem üblichen Rahmen fallen.

Norsk soppdatabase

Die norwegische Pilz-Datenbank (The Norwegian Mycological Database, NMD) der Universität in Oslo bietet Daten über Pilze aller Art, insbesondere aus Norwegen und dem Polar-Kreis. Ca. 85.000 englischsprachige Dokumente umfasst die im Dezember 2003 zuletzt aktualisierte Norsk soppdatabase.

HOMODOC (www.fhinst.com/homodoc)

HOMODOC steht für "databas om svensk forskning kring homosexualitet", Datenbank zur schwedischen Forschung im Bereich der Homosexualität. Produzent und Anbieter ist das "Staatliche Folkhälsoinstitut" in Stockholm. Das schwedischsprachige Angebot umfasst insbesondere Forschungsberichte und Fachaufsätze von 1990 bis heute. Darüber hinaus bietet HOMODOC eine spezielle Linkssammlung "Homosexuella".

2.6 Kulturnetze online12

In den nordischen Ländern, insbesondere in Norwegen, zeichnet sich mit den Online gestützten Kulturnetzen eine Entwicklung ab, die auch für Deutschland eine gewisse Vorbildfunktion haben könnte. Dabei bilden das dänische "www.kulturnet.dk" und das norwegische "www.kulturnett.no" die interessantesten Entwicklungspotenziale, wenn es um Kultur an sich geht und nicht nur um eine Art computerisierte Litfasssäule mit bunten Werbeanzeigen für aktuelle Veranstaltungen.

3. Medienresonanz

Für die Unternehmen und Verbände, die bereits in den nordischen Ländern aktiv sind, stellt sich häufig die Frage: Wie werden meine Botschaften in den Medien aufgenommen? Auch für diese Fragestellung gibt es eine Lösung. Die schwedische Observer Gruppe beispielsweise ist auf das Gebiet der Medienresonanzanalyse spezialisiert und betreut ca. 35.000 Kunden weltweit. Das Netzwerk der Observer Gruppe umfasst unter anderem Deutschland, Nordeuropa (s.o.), Großbritannien, und Nordamerika.13

4. Schlussbemerkung

Gerade vor dem Hintergrund einer bevorstehenden EU-Erweiterung gewinnen Nordeuropa und die Baltic Area weiter an Bedeutung. Die Informationslage über einzelne nordeuropäische Länder bleibt auch weiterhin lückenhaft. Abhilfe könnte hier ein aktiver Informationsdienst für Nordeuropa schaffen, deren Betreiber auf die jeweiligen Originalquellen zugreifen und sie auswerten. Auf diese Weise erhielten z.B. deutsche Exporteure exklusive Informationen und müssten somit nicht warten, bis sie über angloamerikanische Quellen relevante Informationen erhielten. Das ist eben der feine Unterschied zwischen Masseninformation und exklusiver Informationsarbeit.


Zum Autor

Prof. Dr. Wolfgang Ratzek

FB Information und Kommunikation
FH Stuttgart - Hochschule der Medien
Wolframstraße 32
D-70191 Stuttgart
E-Mail: ratzek@iuk.hdm-stuttgart.de


Anmerkungen

1. Das dänische Unternehmen Novo Nordisk gehört zu den Branchenführern in den Bereichen Diabetesprodukte, Haemostasis-Management, Hormonersatztherapie.

2. Weltweit anerkannte "Medizinische Universität" mit Sitz in Stockholm.

3. Die dänische Container-Reederei gehört zu den größten der Welt.

4. Das schwedische sozialkritische Autorenpaar Mai Sjöwall und Per Wahlöö schrieben in den 1960er und 1970er Jahre zehn Kriminalromane um den Kommissar Martin Beck. Henning Mankell setzt diese Tradition mit seinem Kommissar Kurt Wallander einige Jahrzehnte fort.

5. S.a. Ratzek, W.: Print vs. Internet in Norwegen. In: nfd. Information - Wissenschaft und Praxis 1/2000.

6. Jyrkiäinen, J.: Nur Fjorde, Seen und Elche? Skandinavien - Der Wandel zur Informationsgesellschaft. (Skript)

7. Jazzdiskografi wird nicht länger gepflegt.

8. Am 1. Juli 2003 verlor das Dänische Zentrum für Musik seine Selbstständigkeit. Mitarbeiter und Aufgaben sind nunmehr Teil des Musikzentrums im Kultusministerium (Kulturstyrelsen). (www.mic.dk; Zugriff am 27.11.2003)

9. 200 Unternehmen und Beteiligungen in ca. 20 Ländern, insbesondere Nordeuropa, unter anderem Seibt Verlag/Darmstadt; Hoppenstedt Bonnier Produktinformationen/Darmstadt.

10. Etwa: Bibliothek der Fachhochschule für Wirtschaft in Helsinki.

11. HELECON = HELsinki school of ECONomics.

12. Näheres in Ratzek, W.: Kulturnetze Online. Innovation aus dem hohen Norden. In BFP 1/2002, S. 51-54.

13. Diesen Hinweis verdanke ich Susanne Ziehr, die im Wintersemester 2003/04 ihre Diplomarbeit mit dem Titel "Internetbasierte Reaktionen auf Firmenaktivitäten - Ein Beitrag zur Entwicklung innovativer Dienstleistungen" am Fachbereich Information und Kommunikation der FH Stuttgart - Hochschule der Medien schreibt.