Editorial
RFID kommt in die Bibliotheken

Schon vor vier bis fünf Jahren haben wir in dieser Zeitschrift über die damals neue Radiofrequenz-Identifizierung berichtet. Vor allem Clemens Deider hat wiederholt in seinen Beiträgen oder auch im Rahmen seiner Berichterstattung von der CeBIT oder OmniCard auf diese neue Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten in Bibliotheken hingewiesen. Bereits im Jahresregister 2001 konnten wir unter dem Schlagwort "Transponder-Technologie" acht Artikel verzeichnen - ohne dass dadurch in der Folgezeit eine erweiterte Berichterstattung in der Bibliotheksliteratur erfolgt wäre.

Inzwischen aber hat diese Technologie doch langsam Eingang in einer Reihe von Bibliotheken weltweit gefunden, dass wir sie nun in diesem Heft einmal als "Themenschwerpunkt" vorstellen wollen.

Die Radiofrequenz-Identifikation (RFID) ermöglicht durch einen sog. Transponder, ein Mikrochip mit Antenne auf einem Selbstklebetikett, ein berührungsloses Identifizieren von Objekten, in unserem Fall von Medien, ja auch ein Kommunizieren mit diesen sogar ohne Sichtverbindung. Der Informationsaustausch erfolgt durch einen kurzen Funkimpuls über diesen Transponder, dessen Name eine Wortschöpfung aus dem lateinischen "transmitter" (Sender) und dem englischen "responder" (Antwortgeber) ist.

Mit dieser Technik ist es nun möglich, in Bibliotheken Standort und Wege der Medien zu verfolgen, z.B. bei Ausleihe, Rückgabe, Standortwechsel, Zeitschriftenumlauf, Medienbearbeitung, Buchsicherung und vieles andere mehr.

Diese Technik hat schon so viele Anwendungsbereiche gefunden, vor allem im Logistikbereich, dass dafür in diesem Jahr bereits eine eigene Zeitschrift "RFID-Forum" gegründet wurde. In über 50 Bibliotheken in Europa wird diese Technik bereits eingesetzt. Besonders erfolgreich dort, wo Personal eingespart oder von Routineaufgaben befreit werden muss, oder eine Bibliothek rund um die Uhr 24 Stunden geöffnet werden soll und Ausleihverbuchungen und Rückgabe durch die Bibliotheksbenutzer selbsttätig erfolgen soll.

Wir eröffnen unseren Schwerpunkt mit einer Darstellung über die Grundlagen und Verbreitung dieser Technik durch die Redakteurin des neuen RFID-Forums Dunja Kandel. Es folgen dann Berichterstattungen aus einzelnen Bibliotheken, wie der Stadtbücherei Stuttgart durch die Pressereferentin Birgit Lindl von Bibliotheca Library Systems, eines der Hersteller dieser Transponder-Etiketten aus der Schweiz. Des Weiteren berichtet Andreas Richter über den RFID-Einsatz an der Universitätsbibliothek der TU Berlin. Auch Vera Münch geht in ihrer Berichterstattung über die diesjährige CeBIT auf dieses Thema ein. - Schließlich meldet sich noch das eBook in zwei kurzen Berichten unter der Rubrik "Kurz Notiert" zu Wort.

Aber nicht nur Technologie soll das Thema dieses Heftes sein. In einem großen historischen Fachbeitrag zeigt uns Hermann Rösch die Entwicklungsstationen der wissenschaftlichen Kommunikation unter dem Einfluss wechselnder Medien. In einem Beitrag aus Österreich stellen uns Otto Oberhauser und Josef Labner den Aufbau einer Datenbank für Informationseinrichtungen in Österreich vor. Berichte über Tagungen und Ausstellungen sowie die Verleihung des "B.I.T.online-Innovationspreises 2004" runden das Bild dieses Heftes ab, an dem Sie, liebe Leserinnen und Leser, hoffentlich wieder Gefallen finden.

Aber nicht nur Erfreuliches gibt es in diesem Heft zu berichten. So haben wir den frühen Tod unserer langjährigen korrespondierenden Mitarbeiterin Dr. Irmgard Lankenau zu beklagen.

Nach schwerer Krankheit wurde sie im März aus ihrer schwierigen und aufbauenden Integrationsarbeit an der Doppeluniversität Koblenz-Landau gerissen. Seit Bestehen unserer Zeitschrift hat sie konstruktiv an dieser durch zahlreiche eigene Beiträge und Vermittlung weiterer mitgewirkt. Schon im Vorfeld in der Gründungsphase hat sie uns ermutigt und stand uns mit Rat zur Seite. Wir werden sie schmerzlich vermissen und ihr ein ehrendes Angedenken bewahren.

Ihr Dr. Rolf Fuhlrott
Chefredakteur