RFID-Technology für die Bibliothek der Zukunft
von Birgit Lindl
![]() Oberbürgermeister Dr. Schuster gibt das Startsignal für das neue RFID-Selbstverbuchungssystem in der Stuttgarter Stadtbücherei. Von li. nach re.: Ingrid Bussmann, Dir. d. StB, OB Dr. Schuster, Dipl.-Ing. Dominik Berger, Infineon, Christine Brunner, Stellv. Dir. u. Projktleiterin, Marcel Nauer, Verw. Präs. Bibliotheca RFID Library Systems
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"Das grenzt an Zauberei!", gibt Christine Brunner, stellvertretende Direktorin der Stadtbücherei Stuttgart, die verblüfften Reaktionen der Bibliotheksbesucher wieder. Seit August 2003 läuft das BiblioChipTM RFID Library System dort erfolgreich. Gemeinsam mit der ekz.bibliotheksservice GmbH, Vertriebspartner der BIBLIOTHECA für den gesamten deutschen Sprachraum, wurde die Logistik für die Einführung der RFID Technologie erarbeitet.
![]() Buchetikett mit Transponder
![]() Transponder mit Chip und Antenne
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"Das Geheimnis dieser Technologie lautet: Radio Frequency Identifikation, eine Methode zur drahtlosen Datenübertragung", erläutert Marcel Nauer, Präsident des Verwaltungsrates der BIBLIOTHECA RFID Library Systems AG. "Medien werden mit einem so genannten intelligenten Etikett (Abb. 2) ausgestattet, das den herkömmlichen Barcode ablöst. Dieses Etikett - nicht größer als eine Kreditkarte - beinhaltet den sog. Transponder, eine Antenne und einen Chip (Abb. 3), auf dem medienrelevante Informationen gespeichert werden können. Ein Lesegerät aktiviert schließlich per Funk den Datentransfer zwischen Buch und Bibliotheksdatenbank."
"Aktuelle Erfahrungswerte aus den USA illustrieren, dass mit dem BiblioChipTM System im Vergleich zum herkömmlichen Barcode-Verfahren bei der Ausleihe bzw. der Rückgabe etwa 85% Arbeitszeit eingespart werden können (Abb. 4). Die Freisetzung von Kapazitäten dient der Intensivierung des Services am Kunden", so Marcel Nauer weiter. "Bibliotheken werden heutzutage mit einem rapide ansteigendem Medienangebot und Publikumsverkehr konfrontiert, so dass die neue Technologie als zeitgemäßer und dringlicher Fortschritt wahrgenommen wird." In nur drei Jahren hat sich BIBLIOTHECA RFID zum Marktführer in Europa entwickelt. Eine Dependance in den USA betreut die steigende Nachfrage auf dem nordamerikanischen Markt.
Das BiblioChipTM System ist speziell auf die Bedürfnisse
der Bibliothekare an ihren Arbeitsplatz zugeschnitten und erfüllt
zugleich die Erwartungen des Benutzers an eine Bibliothek des 21.
Jahrhunderts. Dabei lohnt sich RFID nicht nur für Büchereien
mit sechsstelligem Medienbestand. Auch Institutionen wie die
Stadtbibliothek in Bad Homburg (55.000 Medien) und in Kronberg
(17.750 Medien) oder sogar Schulbibliotheken in der Schweiz sind
begeistert von der Verlässlichkeit, Bedienungsfreundlichkeit und Kennzeichnungsflexibilität von Büchern sowie aller AV-Medien.
Der modulare Aufbau des Systems aus einfachen Einheiten und die Tatsache, dass kein eigener Server benötigt wird, sondern das BiblioChipTM System einfach an das vorhandene Netzwerk angeschlossen werden kann, ermöglichen stets eine individuelle Anpassung an die unterschiedlichen Anforderungen einer jeden Bibliothek an ein modernes Bibliotheksmanagementsystem.
Mehr Service - weniger Wartezeiten
Auch in Stuttgart funktionieren das Ausleihen und die Rückgabe seit Einführung der Technik deutlich schneller und einfacher - mit den jetzt installierten Selbstbedienungsterminals erhofft man sich eine zusätzliche Optimierung, um Warteschlangen zu vermeiden. Alltägliche Routinearbeiten sollen in Zukunft stärker automatisiert werden, damit die Kompetenz des Personals vermehrt in Auskunft und Beratung investiert werden kann. "Der Beratungsbedarf wächst erheblich, je mehr Möglichkeiten zur selbständigen Recherche über das Internet bestehen. Wo ‚google' nicht weiterhilft, ist die Kompetenz der Bibliothek gefragt", sagt Ingrid Bussmann, Direktorin der Stadtbücherei. Jährlich bitten etwa 300.000 Bürger bei der Bibliothek um Antworten auf Fragen aller Art.
Mit über zwei Millionen Besuchern und 5,3 Millionen Entleihungen gehört die Stadtbücherei Stuttgart zu den zehn größten Stadtbibliotheken in Deutschland. Die Nutzung der Zentralbücherei im Wilhelmspalais und der benachbarten Musikbücherei hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Die Nutzung inklusive der 16 Stadtteilbüchereien steigt weiter rapide an. "Da wir unser Personal nicht verdoppeln können, müssen wir neue Wege für einen optimalen Kundenservice suchen", so Ingrid Bussmann. "Der Einsatz der RFID-Technologie ist der richtige Schritt in die Zukunft, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und dabei weiterhin für die Zufriedenheit unserer Kunden Sorge zu tragen."
Vorteile für die Bibliothek
Nicht nur eine Effizienzsteigerung, sondern auch eine zentrale Mediensicherung geht mit den BiblioChipsTM einher. Unauffällige Sicherungsgates am Ausgang, wie sie aus dem Einzelhandel bereits bekannt sind, prüfen, ob die Medien korrekt ausgebucht wurden. Andernfalls ertönt ein Alarmsignal.
Medien, die für Kinder von der Ausleihe gesperrt sind, speichern entsprechende Altersbegrenzungen ebenfalls auf dem Chip. Diese Medien können mit einem Kinderausweis nicht ausgebucht werden, so dass beim Passieren der Gates ein Warnsignal ertönt.
Auch bei der Bestandspflege bieten die programmierten Chips einen wesentlichen Nutzen: Die Medien werden lediglich mit einem mobilen Handlesegerät pro Regal eingescannt. Ein Abgleich der so gewonnenen Informationen mit der bibliotheksinternen Datenbank gibt in wenigen Minuten konkreten Aufschluss über den aktuellen Bestand. Auf diese Weise können auch verstellte Medien schnell wieder gefunden werden.
Für jedes Medium können umfassende Informationen auf dem RFID-Chip gespeichert werden. Statistische Auswertungen werden praktikabler. Datenschutzprobleme entstehen wie bisher nicht, denn alle Auswertungen sind nach wie vor ausschließlich medien- und nicht personenbezogen.
Das BiblioChipTM System offeriert eine zusätzliche Neuerung: die dezentrale Buchrückgabe. Dank der RFID-Technologie können die Medien an vielen Orten in der Stadt an so genannten Rückgabeautomaten rund um die Uhr zurückgeben werden. Eine angeschlossene Sortieranlage im Hintergrund erleichtert die Einordnung der Medien in die Bücherei um ein Vielfaches. Im Schweizer Winterthur wird dies bereits erfolgreich praktiziert.
In Stuttgart dient die neue Technologie der Vorbereitung für die zukünftige Zentralbibliothek, die Bibliothek 21, die in den nächsten Jahren in Stuttgart gebaut werden soll. Ausleihe und Rückgabe werden dann weitgehend auf Selbstbedienung umgestellt. "Damit wird nicht nur das innovative Konzept der Bibliothek 21 als multimedialer Stützpunkt des lebenslangen Lernens, sondern auch die technischen Ausstattung der neuen Bibliothek mit weltweiten Standards mithalten können", so OB Schuster. Sicher eine Vision, die jede Bibliothek gern mit den Stuttgartern teilen würde.
Zur Autorin
Birgit Lindl ist Pressereferentin
Bibliotheca RFID Library Systems AG
Drächslstraße 7
D-81541 München
E-Mail: birgit.lindl@biblioheca.rfid.com