Vermittlung von Informationskompetenz - Herausforderung für Schule und Unterricht


Abstract

1 Einführung
2 Das Google-Dilemma in Bildung und Beruf - Chance und Risiko zugleich
3 Information und Vertrauen
4 Ziele der Vermittlung von Informationskompetenz in Schule und Unterricht
5 Was ist zu tun? - Gelingensbedingungen
6 Fazit und Ausblick

von Luzian Weisel

1 Einführung

Als Basiskompetenz der Informationsgesellschaft befähigt die Informationskompetenz dazu, zu erkennen, wann Information benötigt wird, wie sie zu finden, zu bewerten und effektiv zu nutzen ist. Entstanden im amerikanischen Kulturkreis und durch Benno Homann für deutsche Hochschulen transformiert, hat diese Definition zunehmend ihre Anwendung und Anpassung auf die Anforderungen in der Industrie gefunden: http://bibliotheksdienst.zlb.de/2002/02_05_07.pdf. In den letzten zehn Jahren kamen allgemeinbildende und berufliche Schulen als eine weitere Zielgruppe dazu. Kompetenzpartner für die Schulen sind primär die lokalen in jeder größeren Kommune existierenden Öffentlichen Bibliotheken und die Verbände im Bibliotheks- und Informationswesen. In der Vergangenheit haben auch Fachinformationszentren, Verlage, Hosts sowie Content-Anbieter im Rahmen von nationalen Initiativen modellhaft das Recherchieren in elektronischen Informationsquellen durch Lehrer und Schüler gefördert. Dieser Beitrag soll den Stand dieser Initiativen in Deutschland beleuchten und das Potenzial für eine Ausdehnung auf mehr Schulen abschätzen. Zu klären ist die Bedeutung der Informationskompetenz im Kanon weiterer Anforderungen und zur Lösung brennender Probleme an Schulen. Wir wollen uns hierbei auf das Geschehen in der Sekundarstufe beschränken. Es werden Gelingensbedingungen formuliert, die möglichen Aufgaben sowie der Gewinn für die an der Vermittlung von Informationskompetenz in Schule und Unterricht Beteiligten untersucht.

Verlassen wir nun für einen kurzen Augenblick den in dieser Zeitschrift gewohnten Standpunkt der Fachcommunity und den Blickwinkel des Bibliotheks- und Informationswesens und wenden uns dem Objekt dieses Beitrages zu: der Bildung im schulischen Unterricht. Begeben wir uns für einen Moment in ein fiktives Gymnasium am Standort einer südwestdeutschen Eliteuniversität. Welche Rolle spielt der Umgang mit vertrauenswürdiger Information in Schule und Unterricht im "Zeitalter des Googelns"?

Lokaltermin Schule 2012

"Anna - ich freue mich, dass Du Dir als Referatsthema ,Pfingsten' für die nächste Unterrichtsstunde ausgesucht hast. Beschaffe Dir die notwendige Information hierzu." Anna will dazu ihren "Schoolberry" verwenden, eine Weiterentwicklung des bekannten Blackberry, dem Personal Digital Assistant, der vom Management in Wirtschaft und Wissenschaft gerne benutzt wird, um ständig und überall erreichbar zu sein. Anna recherchiert nach dem Stichwort "Pfingsten" mit der lokalen Suchmaschine des Gymnasiums in den Beständen der hervorragend ausgestatteten Schulmediathek nach bereits existierenden Dokumenten oder früher gehaltenen Referaten. Zur Vervollständigung sendet sie der für die Schulen zuständigen Mitarbeiterin der Stadtbibliothek eine Nachricht. Diese rät Anna, mit dem Schoolberry auch die dortigen Bestände zu durchsuchen. Anschließend klickt sie noch das elektronische "Sesam(e) öffne Dich", das Archiv des Landesmedienzentrums, mit den Videoclips zu Szenen aus der Bibel an. Um auszuschließen, relevante Information übersehen zu haben, befragt sie zum Schluss ihrer Recherche "das Orakel von Google". Da sie aber auf den ersten Seiten viel zweifelhafte Angebote erhält wie z.B. aus "Conservapedia" mit Aussagen zu Pfingsten gegen angeblich antichristliche, unamerikanische oder atheistische Tendenzen in Wikipedia, vertraut sie den zuvor gefundenen Informationen.

Annas Lehrerin für das Fach Religion hat sich durch neueste Quellen und Tutorials auf dem Lehrerfortbildungsserver des Landes und dem Schulbuchverlag für "Pfingsten" fit gemacht. Anna präsentiert die Ergebnisse in einem 5-minütigen Referat vor ihrer Klasse. Die Präsentation wird nach ausgiebigem Beklatschen durch die Mitschüler und einer sehr guten Benotung anschließend in das Intranet der Schule eingepflegt - für die Nachnutzung unter Beachtung des Urheberrechts und der Publikationsleitlinien der Schulleitung. Der Informationsbeauftragte und Leiter der Mediathek freut sich, wie selbstständig Anna und ihre Klassenkameraden schon in der 5b nach den bekannten Standards für schulische Informationskompetenz vertrauenswürdige Hinweise und Originalliteratur aus seriösen Quellen gefunden, bewertet, beschafft und zur Lösung ihrer Informationsprobleme herangezogen haben.

Das Gymnasium, für welches sich Annas Eltern entschieden haben, gehört zum Kreis der durch die Initiative "Bildungspartner Bibliothek" des Deutschen Bibliotheksverbandes (DBV) ab 2007 betreuten Vorzeigeschulen. Sie wird als Leuchtturmprojekt durch die bundesweite "Allianz für Informationskompetenz in Bildung und Beruf" gefördert. Dieser Public-Private-Partnership gehören alle wichtigen Einrichtungen für die Vermittlung von Informationskompetenz in Deutschland an: Verlage, Bibliotheken, Fachinformationszentren, Landesmedienzentren, Fachverbände, Sponsoren - insbesondere auch die zukünftigen Nutznießer gut ausgebildeten Nachwuches aus Wissenschaft und Wirtschaft. Der frühere Bundespräsident Horst Köhler hatte die Initiative aus Sorge um die Qualität von Bildung und Forschung in Schule und Hochschule 2007 ins Leben gerufen.

Stellen wir dieser Zukunftsvision nun die Realität von Medien- und Informationskompetenz in Schule und Unterricht entgegen.

Informationskompetenz in Schule und Unterricht 2007 - Ein Fallbeispiel

Die Nutzung des Computers und des Internets ist aus dem heutigen Schulalltag nicht mehr wegzudenken. Mit der Förderung des Zugangs zum Internet durch Initiativen wie "Schulen ans Netz" der Länder, der Kommunen und weiterer Sponsoren sind auf der Basis länderspezifischer Medienentwicklungspläne alle 45.000 deutschen Schulen mit 10 Mio. SchülerInnen und 670 Tausend LehrerInnen an allgemeinbildenden Schulen mit einem stabil finanzierten und robust funktionierenden Netz an Computern ausgestattet: Die Lehrkräfte bereiten ihre Unterrichtseinheiten mittels der Office-Programme vor, die Schüler recherchieren für ihre Hausaufgaben, für Referate oder Seminararbeiten in Google oder Wikipedia. Mittels "copy and paste" werden die Ergebnisse - oft unkritisch - in Word-Dokumente eingespielt oder bereits ab der 5. Klasse in Powerpoint zur Präsentation vor der Klasse verwendet.

Die Einhaltung und Einübung von guter wissenschaftlicher Praxis bei Quellenangaben, dem Zitieren für Seminararbeiten in der gymnasialen Oberstufe ist noch kein Thema, trotz bereits teils hohem fachlichen Niveau der Fragestellungen im Unterricht.

Google oder Wikipedia gelten gegenwärtig in Schule und Unterricht als Allheilmittel zur Informationsbeschaffung, sobald Aktualität und Zugänglichkeit als Kriterien angelegt werden. Der Gang in eine noch so nahe Bibliothek zur Absicherung, Präzisierung, Vervollständigung und Bewertung der gefundenen Informationen wird als lästig empfunden. Die Angebote der örtlichen Stadtbibliothek oder Wissenschaftlichen Bibliothek sind entweder nicht bekannt oder werden trotzdem nicht genutzt. Das Anzapfen von Online-Datenbanken ist unbekannt, zu teuer oder zu gewöhnungsbedürftig. Die Schulleitung kommuniziert mit den Elternvertretern per E-Mail. Zur Information zur in 2008 anstehenden "Qualitätsentwicklung und Evaluation an den Schulen" werden die Webseiten des Kultusministeriums und des Oberschulamtes angezapft. Auf der Homepage des Gymnasiums sind die wichtigsten Informationen für die im schulischen Geschehen Beteiligten aufzufinden. Der Auftritt entspricht dem selbst verordneten Leitbild der Schule - so jedenfalls aus eigener Sicht und in der Theorie.

Der bewährte Frontalunterricht in den einzelnen Fächern wird noch kaum durch multimediale Elemente bereichert. Ausnahmen durch engagierte Lehrer und neugierige Schüler bestätigen die Regel. Die Vielzahl an fachlichen, pädagogischen sowie didaktischen Tutorials der bundesweiten oder landeseigenen Bildungsserver oder Lehrerinformationsdienste ist in der Fläche unbekannt, die Dienste der Landesmedienzentren werden nicht genutzt. Inhalte zur Informationskompetenz sind nicht nachweisbar. Schulleiter und Lehrer lesen in der Regel auch keine Fachjournale aus der BID-Szene. Weder besuchen sie regelmäßig die Webseiten der lokalen Bibliotheken oder der nationalen Verbände, noch fahren sie zur Online-Tagung der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI) oder zum Bibliothekartag, um sich über den leisen Dauerbrenner Informationskompetenz, dessen Bedeutung für das Geschehen in Schule und Unterricht sowie bestehende Initiativen zu informieren. Alles überlagernd in der Schuldiskussion sind Themen wie Unterrichtsausfall, Zwangsfranzösisch, Schulschwänzer, Gewalt, Mittagsbetreuung, Ganztagsschule, PISA oder 8-jähriges Gymnasium zu vernehmen. Leise Dauerbrenner wie durch Bibliothekare und Informationsspezialisten festgestellte Defizite in der Medien- oder Informationskompetenz gehen unter. In den Freistunden oder bei Unterrichtsausfall sowie zur Überbrückung der Mittagspausen nutzen die Schüler aller Altersstufen die von Firmen gesponserten bzw. der Schulbehörde beschafften Schüler-PCs auf den Gängen - zur Informationsbeschaffung bei den Hausaufgaben, der Kommunikation mit Klassenkameraden oder auch Interaktion in Spielen - wie es die installierten Filter eben zulassen. Am Nachmittag ziehen bereits die Fünftklässler dem Spiel mit Gleichaltrigen an der frischen Luft den Chat mittels ICQ oder SKYPE mit Freunden oder Fremden vor. Zur Erledigung der Hausaufgaben bzw. zur Übung vor Klassenarbeiten werden neben den Schulbüchern selten die elektronischen Lehr- und Lernhilfen der Schulbuchverlage oder die Schulportale von Fachverbänden herangezogen. Sie sind entweder unbekannt oder uninteressant.

Dieses Gymnasium besitzt eine Bibliothek. Aktuelle Fachbücher, Zugriff auf Datenbanken oder auf die Dienste der nahen Bibliothekslandschaft: Fehlanzeige! Es existiert kein Budget für die Schulmediathek zum Erwerb dringend benötigter Fachliteratur. Aber es gibt ja Google und den Google Teacher Newsletter in www.google.com/educators.

Zugegeben, diese beiden Szenarien der Mediennutzung und Informationskompetenz sind stark überzeichnet. Welche Bedeutung hat die Vermittlung von Informationskompetenz in Schule und Unterricht? Wo hat sie sich versteckt, wird sie überhaupt benötigt, welche Erfolgsbeispiele gibt es und sind diese nachnutzbar?

2 Das Google-Dilemma in Bildung und Beruf - Chance und Risiko zugleich

"Die unmittelbare Verfügbarkeit der Informationen dank Fernsehen und Internet hat vieles geändert. Aber es ist wie mit dem Licht. Wenn das Licht zu stark ist, erhellt es nicht, sondern blendet." (Gulio Andreotti, italienischer Politiker und langjähriger Strippenzieher, nach SPIEGEL 17/2007).

Google wurde zum Synonym für Suchen im Internet. Mit keiner anderen Innovation ist in den letzten Jahren eine so durchschlagende Schaffung von Wahrnehmung und Interesse an Suchthemen im Web gelungen. Die "Generation Google" in Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft - Studenten und Professoren und insbesondere der Informationsnachwuchs "googeln". Dies ist keine neue Erkenntnis (http://www.stefi.de), die Verhältnisse haben sich durch die Monopolisierungstendenzen im Web noch verschlechtert. Wir haben es mit einem Qualifikationsengpass zu tun. Forscher warnen vor der "Googlesierung der Ausbildung". Diese schlägt durch in die Schulen: Lehrer und Schüler glauben, mittels Google alles selbst und kostenlos/-günstig finden und beschaffen zu können.

Suchmaschinen stehen zunehmend in der Kritik der Informationsfachleute: Die Trivialisierung des Recherchierens werde gefördert: Suchende bewegen sich zwischen ungesicherter und abgesicherter Information als Entscheidungsbasis, sie tolerieren die Erzielung vieldeutiger statt eindeutiger Ergebnisse. Noch etwas kommt hinzu: die Veränderung des Rechercheverhaltens. Suchende geben sich mit den Treffern der ersten Seite zufrieden, was man nicht findet, existiert nicht, ein brauchbarer Treffer erscheint genug.

Im Allgemeinwissen geht unter, dass trotz der Milliarden von indexierten Internet-Seiten und Bildern Suchmaschinen nur ca. 50% aller Webseiten erfassen. Manche Experten sagen, weniger als 3% aller Seiten. Dokumente von Anbietern von Online-Datenbanken verschwinden hinter dem "invisible web".

Vorsicht im Umgang mit "Google et al": Suchmaschinen sind nicht unbestechlich. Suchergebnisse sind manipulierbar. Zudem werden Inhalte nicht qualitätsgeprüft oder fachlich erschlossen. Selbst die Suche nach dem Begriff "Google" bringt "ungefähr" 1 Mrd. Treffer - in immerhin 0.04 Sekunden (Stand 20.05.2007). Was Werbemüll oder einfach nur Informationsballast darstellt, ist oft nur schwer zu trennen. Suchmaschinen erweisen sich als Zeitfresser, wenn der Umgang mit Quellen nicht geschult wird. Es erzeugt beträchtlichen Aufwand, relevante und belastbare Informationen herauszufiltern. Zudem bestehen Fragezeichen beim Datenschutz und der Datensicherheit. Die Vertrauenswürdigkeit und Seriosität beim Suchen und Finden ist nicht gewährleistet.

Um nicht missverstanden zu werden: Es geht nicht um eine generelle Abstrafung von Google et al. und das Ausgrenzen aus Bildung und Forschung. Diese Suchmaschine ist seit ihrem Erscheinen durch ihre unschlagbare Gebrauchsfreundlichkeit und Schnelligkeit aus der Suche nach Alltagsinformation nicht mehr wegzudenken. Die Suchergebnisse beruhen aber auf Selektion, das Ranking ist durch Werbung beeinflusst und nicht durch die Prinzipien des Information Retrieval bestimmt. Informationskompetenz beginnt dort, wo Google endet, nämlich bei der Suche, dem Wiederfinden und der Bewertung von seriösen Informationen. Doch wer garantiert dies in Schule und Unterricht?

3 Information und Vertrauen

Welches sind die Instanzen und Kriterien, denen wir bei der Informationssuche vertrauen? Eine Frage, die von zentraler Bedeutung im schulischen Umfeld ist, weil diese Fähigkeit zu erwerben ist. Vertrauen wir unseren erlernten Kenntnissen, den erworbenen Erfahrungen und dem prüfbaren Wissen oder einfach dem gesunden Menschenverstand? Vertrauen wir als Schüler dem Lehrer, der Schulleitung, den Mitschülern, den Eltern, den Medien, der Peer Group beim Chat? Wem können Lehrer vertrauen? Informationswissenschaftler und Praktiker kennen und nutzen bewährte Vertrauenskriterien bei der professionellen Informationssuche:

Mit deren Hilfe sollte sich Science Fiction von Fakten trennen lassen: Probieren Sie es aus. Nachfolgend typische Fragen aus dem Unterricht und bei Referaten aus Physik oder Biologie, für die es keine auf der Hand liegenden Antworten gibt: Was sind Chemtrails und gibt es Gramatkes Abwärtsfahrrad für die Fans der Freien Energie? Wie steht es um das Perpetuum Mobile? Gibt es Neues zur Kalten Fusion? Existieren Kugelblitze ohne Plasma? Ist Homöopathie Humbug und Pseudowissenschaft? Kommt eine Eiszeit statt der Klimaerwärmung? Oder macht Powerpoint etwa dumm?

Sollten wir diese Fragen nicht selbst beantworten können, benötigen wir neben der fachlichen Hilfe auch Unterstützung durch informationskompetente Experten, die vertrauenswürdigen Quellen kennen. Was kann man mit der Verankerung von Informationskompetenz in Bildung und Unterricht erreichen?

4 Ziele der Vermittlung von Informationskompetenz in Schule und Unterricht

5 Was ist zu tun? - Gelingensbedingungen

a. Erfolgsbeispiele bundesweiter, regionaler sowie lokaler Partnerschaften "Bibliotheken und Schulen" - Prüfung auf Nachnutzung

Das zentrale Portal www.informationskompetenz.de, ein Gemeinschaftsprojekt bibliothekarischer Arbeitsgemeinschaften in mehreren Bundesländern, unterstützt die umfangreichen Ausbildungs- und Supportleistungen, die deutsche Bibliotheken täglich im Bereich Informationskompetenz erbringen. Einen wertvollen Überblick zu den Aktivitäten, Konzepten und den Partnerschaften bei der Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz als Kernaufgabe für Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken gibt das von Claudia Lux und Wilfried Sühl-Strohmenger 2004 geschriebene Buch "Teaching Library in Deutschland" http://www.b-i-t-online.de/images9/bitinno09k.jpg. Angeführt werden grundlegende Leseförderungsprojekte, Bibliotheksführungen für Schulklassen und Lehrer, Unterricht in der Bibliothek und erste Versuche, die curriculare Einbindung über die Lehrpläne zu erhalten. Zur Vermittlung von Informationskompetenz für Schüler der Sekundarstufe II gibt es Vorzeigeprojekte in Braunschweig, Würzburg, Berlin und an weiteren, gerade auch metropolenfernen Standorten. Eine Übersicht ist zu finden unter: http://www.schulmediothek.de. In diesem Portal werden Modelle schulbibliothekarischer Versorgung vorgestellt. Den Gewinn "wenn Bibliothek Bildungspartner wird ..." erläutert eine Broschüre des DBV mit aktuellen Konzepten http://www.lesen-in-deutschland.de/html/content.php?object=journal&lid=713.

Weitere Aktivitäten aus dem Bereich der Bildungsadministration, Bibliotheksverbände, Stiftungen, Schulbuchverlage (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Aktivitäten der Bibliotheken und Erfolge in Deutschland sind also nachweisbar, wenn auch nicht prominent sichtbar, nach Aussage der DBV-Expertengruppe "Bibliothek und Schule" im internationalen Vergleich zahlenmäßig leider auf dem Niveau von Entwicklungsländern.

Ansätze aus Wissenschaft und Praxis:

Fachinformationszentren und Anbieter von Datenbanken: Datenbank-Schulungen und Informationsrecherchen:

Dank einiger Aktivitäten der öffentlichen Hand und der Wirtschaft konnte vereinzelt in den 90iger Jahren an deutschen Schulen der selbstständige und kritische Umgang mit Informationen aus wissenschaftlicher Literatur, Daten, Fakten auch aus elektronischen Quellen substanziell verbessert werden. Neben der notwendigen Technikausstattung waren geeignete didaktische Konzepte, entsprechend aufgebautes Know-how der Lehrer sowie hochwertige Bildungssoftware und Unterrichtsmaterialien erfolgsbestimmend.

Diese Beispiele zeigen, dass Informationskompetenz in Schule und Unterricht "machbar" und von Nutzen ist. Was muss geschehen, um diese Erfolge "in die Fläche zu bringen"?

b. Exkursionen und Seminare für Lehrer und Schüler in den Bibliotheken sind wichtig und richtig für die permanente Sensibilisierung des Themas in den Zielgruppen - Vermittlung von Informationskompetenz ist im Unterricht am Lernort Schule gefragt - ständig und überall

Was sich im ersten Moment trivial anhört, hat doch Konsequenzen für Zeit und Ort der Vermittlung von Informationskompetenz: Bibliotheken sind Kompetenzzentren und Orte im Netzwerk des Lernens, deshalb machen Exkursionen von Lehrern und Schülern in die Bibliotheken Sinn, um die entsprechenden Angebote wahrzunehmen und Fähigkeiten zu entwickeln. Aber die zahlreichen durch Öffentliche Büchereien, Landes-, Regional- oder Hochschulbibliotheken angebotenen Internetkurse, Schülerpraktika reichen nicht aus, sicher auch nicht Veranstaltungen im Rahmen von Tagen der offenen Türen wie z.B. an der UB der TU Hamburg-Harburg: http://schule.tu-harburg.de/veranstaltungen/offtuer/weitere_vor.php.

Beispiel Universität Erfurt: http://www.bibliothek.uni-erfurt.de/service/texte/schulvortraghallesaale.pdf: Holger Schultka schildert, wie mit der Einführung der "Erfurt-Gothaer Seminarfach-Initiative" Bibliotheken durch die Lehrkräfte und Gymnasiasten besucht werden. Im Rahmen der Bibliothekspädagogik werden Lehrmittel für die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen eingesetzt.

Was machen wir aber, wenn die Schüler und Lehrer nicht kommen, weil sie nicht kommen können, "weil gerade Unterricht ist" oder Hausaufgaben erledigt werden müssen? Die Überflutung mit Information, der Druck diese zu bewerten und das damit verbundene ständige und überall erforderliche Lernen, findet bei Schülern und Lehrern im Unterricht statt, in der Regel ohne kundigen Bibliothekar und Informationsspezialist. Selbst wenn die Bibliothek wollte, sie könnte den Experten nicht standby halten, zu knapp sind die personellen und organisatorischen Ressourcen. Welche Alternativen gibt es?

c. Tatort Fachunterricht - Stärkung durch Unterrichtsbeiträge zur Informationskompetenz

"Recherchieren im Internet" steht als Fähigkeit in den Bildungsplänen und den Bildungsstandards, mit teils ernüchternden Konsequenzen für das Ergebnis von Recherchen im fachlich-schulischen Kontext - was die Qualität, die Relevanz und Präzision angeht. Auf den Bildungsservern finden wir hier keine Unterrichtsmaterialien, so z.B. Baden-Württemberg: http://www.lehrerfortbildung-bw.de/unterricht/. Andererseits wird sie im Rahmen des Begriffes der Kompetenzerwerbes verlangt: http://www.lehrerfortbildung-bw.de/kompetenzen/, versteckt unter "Projektkompetenz": "Informationen beschaffen und auswerten".

Informationskompetenz ist also nicht als neues Unterrichtsfach gedacht, aber Grundvoraussetzung beim Lehren und Lernen in den natur-, -sprach-, geistes- oder sozialwissenschaftlichen Fächern. Vermittlung von Informationskompetenz ist somit eine Dauer- und Querschnittsaufgabe. So wird von den Schülern in der Biologie verlangt, "wissenschaftliche Ergebnisse und Prognosen der Biowissenschaften nachzuvollziehen". Für die Mathematik werden im Umgang mit neuen Medien methodische Kompetenzen wie "Strukturieren, Recherchieren, Kommunizieren/Kooperieren, Produzieren und Präsentieren" verlangt.

Betrachten wir das Fach "Informationstechnische Grundbildung (ITG)" in den Klassen 6, 8, 10: Durch Schüler und Schülerinnen zu erwerbende Kompetenzen sind schon ab Klasse 6 die "Kenntnis über Quellen, Orte und Techniken zur Informationsbeschaffung und Aufbereitung", ab Klasse 8 deren "Beurteilung", sowie die Beachtung "rechtlicher Aspekte im Umgang mit Informationen" oder "die Verantwortung um die publizierten Inhalte". http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Hs/Hs_ITG_bs.pdf.

Zur Erledigung der Hausaufgaben, zur Vorbereitung von Referaten oder Vorträgen im Rahmen von "Gleichwertigen Feststellungen von Schülerleistungen (GFS)" soll das selbstständige Arbeiten, sollen die Methoden und die Medienkompetenz der Schüler gefördert werden. Auch hier spielt Recherche, wie im Beispiel des Faches "Deutsch" eine wesentliche Rolle. Umso mehr gilt dies für Seminararbeiten und Praktika in der Sekundarstufe II, z.B. im Rahmen von Wirtschaftsthemen.

d. Vermittlung von Informationskompetenz bei schulischen Exzellenzwettbewerben - Prüfung auf Nachnutzung

Beeindruckend ist das Engagement von wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Berufsverbänden, Firmen sowie weiteren Sponsoren bei der Förderung des schulischen Nachwuchses: Neben den Physik-, Mathematik- oder Informatik-Olympiaden ist das "Biolab" bei den Schulen in Baden-Württemberg "on tour". "Jugend Gründet", "Jugend denkt Zukunft". Schülerlabore der Forschungszentren und Kinderuniversitäten locken die Jugend in Scharen an. Diesen Aktivitäten gemein ist der Bedarf an Vermittlung von Informationskompetenz einerseits und einer Breitenwirkung in den Schulen andererseits. Diese Chance zur Erhöhung der Sichtbarkeit für Informationskompetenz ist durch Kooperation mit diesen Initiativen zu nutzen: Vor Beginn einer jeden Wettbewerbsarbeit sollte eine umfassende und präzise Recherche in entsprechenden Quellen nach aktuellstem Stand der Technik und Innovationshöhe Grundlage sein. Was in Hochschule und Industrie gilt, kann in der Schule und bei Exzellenzwettbewerben nicht falsch sein.

e. Durchführung eines Wettbewerbes und Auslobung eines Preises für die beste Nachwuchsarbeit "Informationskompetenz in Schule und Unterricht" durch BID

Die Verstärkung der Unterstützung bei der Recherche und Beschaffung von Fachinformation und bei der Dokumentation erhöht die Qualität der Wettbewerbsbeiträge. Eine entsprechende Vermarktung steigert die Sichtbarkeit der Ergebnisse. Im Bereich Bibliothek und Information fehlt bisher die Förderung eines eigenen Exzellenz-Wettbewerbes des Bildungspartners Schule. Verbunden mit einem Preis fördert dies das Image und die Attraktivität für bibliothekarische und informationspraktische Berufe und Aktivitäten - nicht nur im Nachwuchsbereich.

f. Verstärkung des Engagements der Universitätsbibliotheken in der Lehrerausbildung - Bildungspartner Hochschulen

Im Zuge der Reformierung der Curricula "nach Bologna" sowie der Einführung neuer Studiengänge und Abschlüsse können die Hochschulbibliotheken mit ihren Entwicklungen von Modulen zur Informationskompetenz und dem möglichen Erwerb von "Credit Points" einen nachhaltigen Einfluss auf die Ausbildung von Lehrern nehmen.

g. Ausbau der Unterstützung der Lehrerfortbildung - mit didaktischen, pädagogischen und fachlichen Ansätzen - Bildungspartner Hochschulen und Lehrerfortbildungseinrichtungen

Lehrerfortbildung wird verstärkt verpflichtenden Charakter bekommen, so geschehen in Hessen ab dem Jahr 2005. Esther Krähwinkel hat im Rahmen ihres Referendariats an der Universitätsbibliothek Marburg und eines Praktikums an der UB Kassel ein Fortbildungskonzept "Informationskompetenz" für Gymnasiallehrerinnen und -lehrer vor dem Hintergrund dieser Fortbildungspflicht für Lehrkräfte entwickelt und durchgeführt. Ein Ansatzpunkt für die Integration der Informationskompetenz bilden die geforderten Standards für die Lehrerbildung, wie sie z.B. für die Bildungswissenschaften von der Kultusministerkonferenz per Beschluss vom Dezember 2004 eingeführt werden: http://www.kmk.org/doc/beschl/standards_lehrerbildung.pdf. Sie sind zu sehen im Kontext der Qualitätsentwicklung und Evaluation der Schulen. Noch spielt Medien- und Informationskompetenz dabei im Schullalltag der Lehrer eine nachgeordnete Rolle. Es besteht hier Forschungsbedarf im Spannungsfeld von Informationspraxis, Didaktik, Pädagogik und Psychologie. Für weitere Informationen wird verwiesen auf http://www.ib.hu-berlin.de/~kumlau/handreichungen/h179/.

h. Integration von Informationskompetenz-Modulen für die Lehrerfortbildung und im Unterricht - Bildungspartner BID-Ausbildungseinrichtungen und E-Learning-Anbieter

Gibt man das Stichwort "Informationskompetenz" z.B. in die Suchmaske des Lehrerfortbildungsservers Baden-Württemberg ein http://lehrerfortbildung-bw.de, so werden zwar "Informationsquellen im Internet" aufgezählt, gleichzeitig aber auch die Fahrplanauskunft der Deutschen Bundesbahn, die Library of Congress oder das Archiv des Magazins Spiegel gefunden. Neben eher allgemeinen Handreichungen für den Präsenzunterricht benötigen wir dringend präzise Unterlagen und Zugang zu Plattformen für den Distanzunterricht oder das Selbstlernen von Informationskompetenz. Erfolgversprechend sind hier - aus Sicht des Autors - Kooperationen und Aktivitäten, die "nahe an der Zielgruppe sind, von einem Lehrer für Lehrer und Schüler", z.B. mit dem Gewinner des europäischen E-Learning Awards 2007 (http://www.lernmodule.net). Es werden Lernmodule für den Gebrauch am Computer entwickelt, die es einem Lehrer erlauben, binnen kürzester Zeit einen Kurs für ein bestimmtes Unterrichtsthema zusammenzustellen. MOODLE, ILIAS oder WEBQUEST sind weitere verbreitete Plattformen, die E-Learning im Bildungsbereich unterstützen. Im deutschen Bildungsserver finden wir eine umfassende Darstellung der Lehrerfortbildung mit Neuen Medien: http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=513. "Informationsbeschaffung im Internet" wird beispielgebend abgehandelt über die "NRW Initiative Medienkompetenz in Schule und Unterricht" http://www.learn-line.nrw.de/angebote/mksu/. Sinnvoll wäre das Angebot des Lernsystems Informationskompetenz http://likhtml.lik-online.de/index.shtml und weiterer Realisierungen, um ihnen bei Schülern und Lehrern nachhaltig Sichtbarkeit zu geben.

Für den Chemie-Unterricht in der gymnasialen Oberstufe bietet das Fachinformationszentrum (FIZ) Chemie Berlin mit "Chemgaroo" eine nachnutzbare Lösung an. Basierend auf den Ergebnissen des BMBF-Projekts "Vernetztes Studium - Chemie" wurde eine interaktive multimediale Lehr- und Lernplattform für die netzgestützte Chemieaus- und -weiterbildung entwickelt. Das Lernmaterial lässt sich beliebig zu individuellen Kursen zusammenstellen. Das flexible didaktische Konzept ermöglicht den Einsatz der Lehrinhalte in der gymnasialen Oberstufe, für den Chemieunterricht als Neben- oder Hauptfach sowie in der beruflichen Aus- und Weiterbildung (Quelle: http://www.chemgaroo.de/de/index.html).

i. Vernetzung lokaler und transdisziplinärer Patenschaften für Informationskompetenz im schulischen Umfeld - Stimulation neuer Initiativen an ausgewählten Standorten unter Einbezug des Ehrenamtes

Wirksam sind Patenschaften, die neben den örtlichen Bibliotheken noch weitere Partner einbinden, die ein vitales Interesse an der Verwendung von Fachinformationen mit eigenen Inhalten zur Förderung von Schule und Unterricht bündeln.

j. Vernetzung der innerschulischen Akteure

Die Verwendung und Bedeutung von seriöser Information geht im schulischen Geschehen weit über die unmittelbare Anwendung im Unterricht hinaus: Eine aus Schülern und Lehrern bestehende Internet-AG bildet einen informationskompetenten Nukleus und pflegt die Homepage der Schule mit aktuellen, vollständigen und korrekten Informationen. Die Leiter der Schulbibliotheken, die Medienbeauftragten, die Vorsitzenden der Fachkonferenzen, Arbeitsgemeinschaften, Schulleitungen und der Elternbeirat können ihre Informationen einstellen. Fördervereine, externe Paten aus der Elternschaft oder der Schuladministration vermitteln Wissen und Berufspraxis durch Informationsseminare.

Welche Aufgabe folgen nun für die Verbände aus Bibliothek und Information konkret?

k. Erhöhung der Wahrnehmung des Nutzens der Informationskompetenz und der Sichtbarkeit von Erfolgsbeispielen - Thesenpapier der Berufsverbände für die Bildungsadministration und Öffentlichkeit zu den Standards der Informationskompetenz in Schule und Unterricht

Zuallererst: Die verschiedenen Arbeitsgruppen der Fachverbände in Bibliothek und Information müssen besser zusammenarbeiten. Die 2003 gegründete Expertengruppe "Bibliothek und Schule" erarbeitet für den DBV ein Positionspapier, in dem grundsätzliche Aussagen über den Ausbau schulbibliothekarischer Arbeit und die mögliche Unterstützung durch öffentliche Bibliotheken getroffen werden. Zielgruppe sind hierbei alle Bibliotheken http://www.bibliotheksverband.de/ex-schule/.

Die Arbeitsgruppe "Bildung und Informationskompetenz" der DGI wurde 2005 gegründet. Sie untersucht gegenwärtig national und international vorliegende Ansätze für die Unterrichtung von Informationskompetenz mit dem Blick auf die nach Leistung gestufte Verwendbarkeit in der Sekundarstufe http://www.dgd.de/FachgruppenBildungIK.aspx. Als der Zusammenschluss von Informationsspezialisten aus Wissenschaft und Wirtschaft bringt die DGI Erfahrungen über neue Konzepte, Methoden und Instrumente in der Vermittlung von Information und Kompetenz in der Vermarktung, PR- und Lobbyarbeit sowie der Rechtsberatung ein. Wertvoll sind auch die Erfahrungen bei der Zertifizierung. Die DGI schlägt die Brücke zu den Anbietern, Vermittlern und Nutzern von Information. Informationsspezialisten nutzen für fachlich motivierte Suchanfragen Google als Einstieg in oder Ergänzung von Profi-Recherchen. Die Suchmaschine verbindet die Power der künstlichen mit der menschlichen Intelligenz des Informationsprofessionellen, sowie mit seinem Erfahrungs- und Orientierungswissen. Suchergebnisse lassen sich somit kontextbezogen bewerten. Der Rechercheur hat im Umgang mit den Profiwerkzeugen des Information Retrievals gelernt, die richtigen Fragen an die Suchmaschinen zu stellen, und die Fragen richtig zu stellen.

Ein gemeinsames Gremium sollte die allgemeinen Informationskompetenz (IK)-Standards zur Nachnutzung von universitären auf schulische Umgebungen weiterentwickeln und Empfehlungen für Thesen durch den Dachverband aussprechen. Zu achten ist dabei auf die Bedarfe an Schulen, auf zielgruppenspezifische (Schüler, Referendare, Lehrer, u.a.), fachgebietsspezifische, altersspezifische und erfahrungsgemäße Unterschiede. Diese Arbeitsgruppe sollte unter Einbezug von Schulpraktikern Konzepte erarbeiten und eine Machbarkeitsstudie initiieren, wie die Beteiligten aus Bibliothek, Information und Schule, Wissenschaft und Wirtschaft, Bildung und Beruf, aus Administration und Politik Informationskompetenz befördern können. Erforderlich ist die Zusammenarbeit von Wettbewerbern im Informationsmarkt bei der Öffentlichkeitsarbeit, dem Marketing und Sponsoring. Die (Neu)-Vermittlung des Wertes von Informationen und die Kompetenz der Informationsfachleute ist wichtiger denn je. Diskussionen zur Verortung der Vermittlung von Informationskompetenz in der Schul- oder der Stadtbibliothek sind sekundär.

l. Informationskampagne auf Fachveranstaltungen und Road Shows im Bereich BID, aber auch darüber hinaus

Beim 3. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek berichteten im März diesen Jahres ReferentInnen in den Sitzungen "Sprach-, Lese- und Informationskompetenz" und "Bibliothek und Schulen" von neuen Entwicklungen in Oldenburg, Kassel oder München. "Information und Bildung", "Information in der Schule und bei den Hausaufgaben" werden Schwerpunkte der nächsten DGI-Leitveranstaltung auf der Buchmesse in Frankfurt im Oktober 2007 sein: http://www.online-tagung.de/aktuelleveranstaltungen.aspx. Die Frankfurter Buchmesse macht mit dem neuen Themenschwerpunkt "Zukunft Bildung" mit einem Lehrerkongress auf die wachsende Bedeutung im Zeitalter der Digitalisierung und Globalisierung aufmerksam. Diese Themen sind auf den einschlägigen Tagungen in Bibliothek und Information sowie Fortbildungsveranstaltungen fortzuführen. Sie müssen auch auf Kongressen und Fachmessen im Bildungsbereich angeboten werden (Learntec, Didacta) und bei regionalen und branchenspezifischen Lehrerkongressen, wie z.B. in der Chemie http://www.chemie.com/328.html.

m. Das Wichtigste zum Schluss: Lehrer und Schüler sowie ihre Partner müssen den Nutzen und die Vorteile der Informationskompetenz unmittelbar spüren können

Stichpunkte:

Und ein Weiteres kommt hinzu: Das Bildungssystem "ist Markt". Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gibt es über 12 Mio. SchülerInnen an allgemein- und berufsbildenden Schulen, fast 800.000 LehrerInnen. 2005/06 erwarben 412.000 Schülerinnen und Schüler die Hochschulreife. Unter den 1,9 Mio. Studierenden finden wir 300.000 Erstsemester. Inhalte-Anbieter wie Absatzmittler aus Bibliothek, Fachinformation und Verlagswesen sehen sich einem potenziell erfolgsträchtigen Absatzmarkt für ihre Produkte und Dienste gegenüber. Neue Zielgruppen sind ansprechbar, die nachhaltig gebunden werden können, wenn sie beispielsweise als Kunden in Hochschulen oder im Beruf die bewährten Dienste nachfragen. Es besteht die Chance, durch schulgerecht aufbereitete Informationen das Angebot zu erweitern. Die gewonnenen Erkenntnisse können wiederum zu einer Rückkopplung in anderen Produktbereichen führen.

6 Fazit und Ausblick

Wer soll das alles leisten und sind die Ideen und Aktivitäten nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Haben wir nicht wichtigere Probleme in Schule und Unterricht zu lösen, als über "Google, Bibliotheken oder Datenbanken" zur Informationsbeschaffung nachzudenken? Ich meine: Nein.

Das World Wide Web hat in einem Jahrzehnt wie kein anderes Werkzeug die Art und Weise beeinflusst, wie wir recherchieren und uns informieren. Mit der Vision des "barrierefreien" Zugangs zu Informationen im Milliarden Dollar Markt der Suchmaschinen ist weniger denn je der kompetente Umgang mit ihnen gewährleistet. Lange bekannte und vertraute Quellen sowie die effizienten Methoden des Suchens und Wiederfindens von bewertbaren Informationen geraten in der Schule und im Studium immer mehr ins Hintertreffen. Die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Standards in Bildung und Forschung haben unabsehbare Folgen für Staat und Gesellschaft. Während dies Bibliothekaren und Information Professionals in Hochschule und Industrie weitgehend bewusst ist, herrscht im schulischen Kontext sowie im soziokulturellen Umfeld weitgehende Unkenntnis darüber.

"Recherchieren im Internet" ist ein integraler Bestandteil der neuen Bildungspläne für die Unterrichtsfächer im Rahmen der Fortentwicklung der Bildungsstandards geworden. Die Schuladministration trägt große Verantwortung für fehlende oder unzureichende Maßnahmen zur Ausprägung von Informationskompetenz von Schülern und Lehrern. Die Qualität der Ergebnisse von fachlichen Recherchen in Suchmaschinen hat sich an Kriterien wie Nützlichkeit, Vollständigkeit, Selektivität, Reproduzierbarkeit, Langzeitbeständigkeit, sowie Seriosität und Glaubwürdigkeit messen zu lassen. Mehr denn je sind bei Lehrenden und Lernenden die Fähigkeiten gefragt, brauchbare von unbrauchbarer Information zu trennen, verlässlich zu bewerten und falsche oder bewusst gestreute Fehlinformation auszufiltern. Mit dem in Schulen für die Erstellung von Referaten oder Unterrichtsmodulen beliebten Anzapfen von Internet-Lexika, wie z.B. Wikipedia, holt man sich schnell mal "eine Million Rechtschreibfehler" ins Haus. Es ist nur ein kleiner Schritt von Science Fiction zu scheinbaren Fakten, von der "Hommingberger Gepardenforelle", einem Fabelwesen im Internet, hin zur Leugnung der ersten Mondlandung.

Trotz löblicher Ausnahmen sind die Angebote der Bibliotheken und Informationseinrichtungen zur Vermittlung von Informationskompetenz vor Ort an den Schulen nicht bekannt und werden somit im Unterricht nicht systematisch genutzt. Hier müssen sie sich mit weiteren Einrichtungen der Kommunen, der Länder und den Fachverbänden vernetzen, um den Bekanntheitsgrad zu steigern. "Informationswissenschaft und -praxis" können hier wesentlich dazu beitragen.

Das engmaschige Netzwerk an Bibliotheken, Informationseinrichtungen, an Informationsexperten in Beruf oder im Ehrenamt stellt einen unschätzbaren Wert dar. Dieser muss vermittelt werden, damit daraus Nutzen in Schule und Unterricht gezogen werden kann. Unterstützen wir verstärkt Schülerlabore an Forschungseinrichtungen, Schülerforschungszentren vor Ort und Exzellenzwettbewerbe wie etwa "Jugend Forscht". So kann das Ziel einer nachhaltigen Stärkung der Innovationsfähigkeit des Unterrichts, ein Beitrag zur Förderung der Exzellenz des Nachwuchses und somit zur Sicherung des Bildungs- und Forschungsstandortes Deutschland erreicht werden.

Schüler sind die Studenten von Morgen und damit auch die potenziellen Kunden der Bibliotheken in den Hochschulen. Abiturienten gehen direkt ins Berufsleben. Absolventen sind die Forscher, Entwickler, Rechercheure, Entscheider und auch Lehrer von übermorgen. Schule wird deshalb von Wissenschaft, Wirtschaft oder den Medien gegenwärtig intensiv umworben. Andere Disziplinen und Branchen wie die Biologen, Informatiker, Chemiker oder Ingenieure haben das Potenzial zur Nachwuchsförderung und -sicherung erkannt, Bibliothekare und Informationsfachleute haben hier Nachholbedarf. Das Anbieten von Exkursionen und Kursen für Lehrer und Schüler an den Bibliotheken alleine reicht nicht aus, um die Defizite an Informationskompetenz nachhaltig zu beheben. Der Erfolg wird mit den Angeboten und Kompetenzen "in die Schulen und den Unterricht zu gehen" kommen und den vorhandenen Beispielen durch gemeinsame Verbandsarbeit - in Schule und Unterricht - eine bundesweite Sichtbarkeit geben.


Zum Autor

Dr. Luzian Weisel ist Leiter der Stabsabteilung Markt und Wettbewerb der Geschäftsführung von FIZ Karlsruhe. Er ist Vorstandsmitglied in der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis e.V. (www.dgi-info.de) und stellvertretender Vorsitzender des Elternbeirates des Goethe-Gymnasiums Karlsruhe (http://www1.karlsruhe.de/Schulen/Goethe-Gymnasium/).

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