Content is King - Projekt B.I.T.Wiki geht online!


Abstract

von Sarah Kübler, Wolfgang Ratzek, Lena Wursthorn, Natascha Ziltz

Am 11. Juli 2007 wurde das Projekt B.I.T.Wiki bei einer Pressekonferenz in der Universitätsbibliothek Karlsruhe der Öffentlichkeit vorgestellt. Zwölf Studierende der Hochschule der Medien in Stuttgart (HdM) hatten im vergangenen Sommersemester das Online-Wissensportal erstellt, das auf den Schlüsselprinzipien basiert, die Web 2.0-"Vater" Tim O´Reilly für die gleichnamige Konferenz erarbeitet hatte:

Das Projekt mit dem Arbeitstitel "Corporate Wiki" begann im Sommersemester 2007. Zunächst wurden relevante Modalitäten und das Vorgehen1 besprochen und das Projektteam in drei Arbeitsgruppen aufgeteilt. Für die interne Kommunikation der Studierenden diente die Online-Arbeitsplattform Livelink, die sich in der HdM bereits bei anderen Projektarbeiten bewährt hat.

Die für die technische Realisierung des Wiki-Tools zuständige Technik-Gruppe wurde als erste gebildet. Sie zeichnete für Infrastruktur und Layout verantwortlich. Dieses Team entwickelte die Basis für die Content-AG, die eine inhaltliche Informationsinfrastruktur zu generieren hatte. Die dritte Arbeitsgruppe, die Public Relations-AG, sollte das Projekt bewerben und übernahm die Verantwortung für die Abschlusspräsentation am 11. Juli 2007, für die die Redaktionen aller Fachzeitschriften im Informationssektor, der regionalen und überregionalen Presse sowie des regionalen Hörfunks und die PR-Abteilung der HdM eingeladen wurden. Zwischen Projektstart und Abschlusspräsentation lagen vier ereignisreiche und arbeitsintensive Monate.

Kooperationspartner Dinges & Frick GmbH

Gleich zu Beginn stand eine Änderung des Projektnamens an. Wolfgang Ratzek, HdM, informierte Erwin König, Dinges & Frick GmbH, und Christoph-Hubert Schütte, Ltd. Bibliotheksdirektor der UB Karlsruhe, über seine Projektidee des "Corporate Wiki". Im gemeinsamen Gespräch ergab sich die Frage, was nach Projektschluss mit den Ergebnissen passiere. Die Antwort, dass "Corporate Wiki" wahrscheinlich einschliefe, rief Erwin König auf den Plan. Von der Projektidee überzeugt schlug er vor, das Projekt unter dem Namen "B.I.T.Wiki" bei der Dinges & Frick GmbH zu hosten. Damit wurde aus einem studentischen Projekt mit Laborcharakter ein Kooperationsprojekt. Besser kann projektintegriertes Studieren nicht umgesetzt werden.

Nach dem Briefing durch den Kooperationspartner Erwin König passten die drei Arbeitsgruppen ihre Arbeitspakete der neuen Situation an und entwarfen parallel zu den laufenden Arbeiten das Logo für das "B.I.T.Wiki".


Logo des B.I.T.Wiki


Logo der Online-Enzyklopädie Wikipedia

Da ein Logo im Sinne des Corporate Design stehen soll, wurden die Grundfarben des Kooperationspartners - Gelb und Blau - in das CD des B.I.T.Wiki aufgenommen. Grundidee war es auch von Anfang an, sich gezielt vom Erscheinungsbild und Inhalt der Online-Enzyklopädie Wikipedia2 abzugrenzen. Das B.I.T.Wiki, das zwar auf dem gleichen Tool3 wie Wikipedia basiert, sollte keine Kopie der Wikipedia sondern ein eigenständiges, studentisches Projekt sein.

Das Logo der Wikipedia stellt eine Weltkugel dar, die für die kollektive Intelligenz und die Kraft des gebündelten Wissens im Netz steht.

Im Logo des B.I.T.Wiki wird zwar die Kreisform aufgegriffen aber explizit der Portalname in das Zentrum gestellt.

Das B.I.T.Wiki-Projekt und seine Ziele

Zum Projektmanagement gehören zunächst Definition und Ausarbeitung von kurz- und längerfristigen Zielen. Als längerfristiges Ziel definierten Projektteam und Projektpartner, B.I.T.Wiki als Marktführer auf diesem Gebiet zu positionieren. Zu den kurzfristigen Zielen gehörte es, das Projekt in der Öffentlichkeit und im Informationssektor publik zu machen und die Fachwelt zu eigenen Beiträgen anzuregen. Diese sollten durch eine Art Gewinnspiel motiviert werden4. Aufgrund einer Zielgruppenanalyse einigte sich die Projektgruppe auf die Zielgruppen Bibliothekare, Informationswissenschaftler, Studenten, Buchhändler und Verlage. Auch die Mitarbeiter in Archiven und Museen sollten zukünftig im B.I.T.Wiki vertreten sein. Außerdem unterstützt B.I.T.Wiki als Teil eines Kooperationsnetzwerkes Claudia Lux´ IFLA-Präsidentschaftsprogramm "Libraries on the Agenda" und das (KIBA-)Online-Projekt5. Last but not least konnten Bachelor-Studierende mit dem Projekt ihre

Mit Projektstart begann auch die Öffentlichkeitsarbeit. Als Newsticker erhielten die Inetbib6, der B.I.T.online-Ticker7, das Börsenblatt8 und die Presseabteilung der HdM Vorabinformationen über den Beginn des Projektes. Als weitere Anlaufstellen wurden der BIB/BuB9, der Bibliotheksdienst, der Deutsche Bibliotheksverband, die DGI/Newsletter und IWP, Password-Redaktion und die Fachpresse in Österreich und der Schweiz mit zielgruppenspezifischen Pressemitteilungen in Englisch und Deutsch versorgt. Die AG Public Relations war außerdem mit der Planung des angedachten Gewinnspiels beauftragt mit dem Ergebnis, dass jeder 20. Artikel über einen noch näher zu bestimmenden Zeitraum mit Sachpreisen - Bücher und Zeitschriften aus dem Programm des Dinges & Frick-Verlags -und jeder 100. Artikel mit einem Jahresabonnement der Fachzeitschrift B.I.T.online "belohnt" werden soll. Das PR-Team plante auch die Abschlusspräsentation und sorgte kontinuierlich für öffentliche Aufmerksamkeit. Leistungsfähigkeit durch projektintegriertes Studieren demonstrieren.


Redaktionssitzung der studentischen Projektgruppe

Technische Realisierung und erste Inhalte

Die AG Technik befasste sich mit den Fragen der technischen Realisierung: Installation der Wiki-Software, Serverzugang zur Testplattform, Einrichtung der Benutzerverwaltung. Das studentische Projekt erhielt die GNU10-Lizenz - eine der am häufigsten verwendeten Lizenzen für freie Inhalte. Sie erlaubt die Vervielfältigung, Verbreitung und Veränderung von Werken auch zu kommerziellen Zwecken, jedoch nur unter der Nennung des Autors bzw. der Autoren und verpflichten den Lizenznehmer dazu, abgeleitete Werke ebenso unter dieselbe Lizenz zu stellen (Copyleft-Prinzip).

Die Technik-AG informierte das Projektteam auch über die richtige Bearbeitung der Artikel, so z.B. die Verknüpfung der Literaturangaben mit der ISBN und mit dem Online-Buchhandel oder die Integration der Personennamendatei (PND) für die richtige Katalogisierung von Personennamen und beschäftigte sich mit dem Zusammenfügen aller Arbeitsergebnisse und dem Design der Präsentationsfolien für die Abschlusspräsentation.

Die intelligente Wiki-Software ermöglicht es allen Teilnehmern, nach einmaliger Anmeldung im System aktiv am Aufbau der Plattform mitzuwirken. Außerdem bietet sie ein Höchstmaß an Transparenz, da die jeweiligen Autoren der Artikel und der jeweilige Versionsstand nachvollziehbar sind. So ist der Ausbau des Wikis im Sinne kollektiven Wissens gesichert und folgt dem vorherrschenden Trend des allgemeinen Zugangs zu Wissen und Weiterbildung in der Gesellschaft (Folkosonomy). Durch die ständige Weiterbearbeitung und Aktualisierung der jeweiligen Fachbeiträge durch die Informationsexperten entsteht mit der Zeit eine ausgereifte, spezifische Online-Enzyklopädie.

Seit Freischaltung des B.I.T.Wiki gibt es auf dem KVK (Karlsruher Virtueller Katalog) einen direkten Zugriff auf die Seiten des B.I.T.Wiki und damit eine weitere Wissensvernetzung.

Das Content-Team, das für die Content-Generation und die innere hierarchische Informationsstruktur (Oberbegriffe von A-Z) zuständig war, berichtete kontinuierlich über die eingestellten Artikel und die Navigation im B.I.T.Wiki. Mithilfe eines eigens dafür entwickelten Leitfadens wurde den Mitgliedern der anderen AGs das richtige Einstellen von Beiträgen erleichtert, da alle Teammitglieder während der Projektdauer dazu aufgerufen waren, sich an der Erstellung weiterer Artikel für das Wiki zu beteiligen, um so eine Mindestanzahl von qualitativen Beiträgen garantieren zu können. Nach der Schlussredaktion (ca. 60 Teamstunden), bei der alle Beiträge inhaltlich geprüft und, falls notwendig, korrigiert wurden, war es nicht mehr möglich, weitere Artikel einzustellen oder bisherige zu verändern. Dies hatte zum Ziel, dass etwaige Fehler vor dem offiziellen Wiki-Start ausgeschlossen und dem Auftraggeber ein stimmiges Online-Wissens-Portal überreicht werden konnte.

Startschuss am 11. Juli 2007 in Karlsruhe


Auf der Suche nach der Namensfindung

Beim letzten Team-Meeting wurde der 11. Juli 2007 für die Schlusspräsentation festgelegt und der von der PR-Gruppe erarbeitete Ablaufplan präsentiert. In Absprache des Projektpartners wurden alle Einzelheiten und Zuständigkeiten abgeklärt. So erklärte sich Erwin König, Objektleiter bei der Dinges & Frick GmbH - Medientechnik, Drucktechnik & Verlag, bereit, sich um die komplette Organisation und Bereitstellung des Caterings zu kümmern. Christoph-Hubert Schütte, leitender Bibliotheksdirektor der UB Karlsruhe, übernahm die Kontaktierung der Journalisten vor Ort, um das Projekt bestmöglich bewerben zu können.

Die öffentliche Vorstellung des Projektes fand in ansprechendem Ambiente statt und die Diskussionen zeigten, dass der Prototyp auf viel Interesse stieß. Die Frage, warum das Projekt nicht unter Wikipedia realisiert werde, gab auch Gelegenheit, einige grundsätzliche Anmerkungen zur Bibliothekspolitik einzufügen: Wäre dieses Projekt in Wikipedia integriert, würde es seinen Alleinstellungscharakter verlieren und gerade jetzt, wo die deutsche IFLA-Präsidentin mit ihrem Programm auffordert, Bibliotheken auf die Tagesordnung zu setzen und Flagge zu zeigen, sollten Bibliothekarinnen und Bibliothekare sich nicht verstecken und selbstbewusst eigene Projekte vermarkten.

Und auch das ist wichtig: Die Studierenden lernten sich bei den Zwischen- und Probepräsentationen professionell zu präsentieren, was für die spätere berufliche Tätigkeit wichtig ist, und wurden während des gesamten Projektes von ihrem "Coach" Wolfgang Ratzek in ihrer selbstständigen und eigenverantwortlichen Projektarbeit intensiv gefördert. Und neben aller Disziplin und Arbeit unter Zeitdruck hatten die Studierenden bei der Realisierung des Projektes auch viel Spaß und die Möglichkeit, an einem realen Auftrag die Arbeitswelt kennen zu lernen.


Zu den Autoren

Sarah Kübler B.A., Lena Wursthorn B.A. und Natascha Ziltz B.A. sind Studentinnen der HdM (Bibliotheks- und Informationsmanagement)

Prof. Dr. Wolfgang Ratzek

FB Information und Kommunikation
Hochschule der Medien
Wolframstraße 32
D-70191 Stuttgart
E-Mail: ratzek@hdm-stuttgart.de


Anmerkungen

1. Dazu gehörte auch eine Konkurrenzanalyse, die zeigte, dass Wiki-Projekte begonnen aber nicht weitergeführt wurden oder fachlich sehr eng gefasst waren.

2. http://de.wikipedia.org

3. MediaWiki

4. dieses wird im Laufe des Artikels genauer erläutert.

5. Ebenfalls im SoSe 2007 startet das Verbundprojekt der Konferenz der Informatorischen und Bibliothekarischen Ausbildungseinrichtungen KIBA. Studierende der FH Köln, der HAW/Hamburg und der HdM/Stuttgart eruierten in einer international angelegten Studie, welchen Stellenwert u.a. Bachelor- und Master-Abschlüsse in der Fachöffentlichkeit haben. Die drei Projektteams kommunizierten untereinander via Videokonferenz; daher auch der Projektname (KIBA-)Online-Projekt.

6. http://www.inetbib.de

7. http://www.b-i-t-online.de/neues/news.htm

8. http://www.boersenblatt.net

9. Fachzeitschrift des BIB (Berufsverband Information, Bibliothek e.V.)

10. Gnu´s not Unix