"Mehr als eine Messe" - Frankfurter Buchmesse 2007 ist Plattform für politische Diskussionen

Fokus auf Bildung und Alphabetisierung, Zensur und Freiheit des Wortes sowie Ausgrenzung.
Das Veranstaltungsprogramm umfasst u. a. das Symposium "Für ein offenes Europa", einen Bildungs- und einen Alphabetisierungskongress und die traditionelle Friedenspreis-Verleihung.
Anlaufstellen für kulturpolitische Themen sind das Internationale Zentrum und das Forum Dialog.

Die Frankfurter Buchmesse ist auch Plattform für politische Themen. Nachdem die Buchmesse einige Jahre eher als eine "Eventmesse" wahrgenommen und genutzt wurde, stehen in diesem Jahr außergewöhnlich viele Veranstaltungen zu (kultur-)politischen Themen auf dem Messeprogramm. Auf der Frankfurter Buchmesse 2007 bieten beispielsweise ein Symposium über Europa und Identität, der LitCam-Alphabetisierungs- und der Bildungskongress der Frankfurter Buchmesse Anlass für politische Diskussion, sowie Veranstaltungen zum Thema Meinungsfreiheit. Die Begegnung mit der Katalanischen Kultur und das Thema regionale Identität werden ebenfalls Grundlage sein für interessante wie kontroverse Gespräche.

"Die Ware Buch ist von ihrem kulturellen und politischen Inhalt nicht zu trennen", sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse am Mittwoch, 19. September im Berliner Büro des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels bei einem Pressegespräch mit Berliner Medien. "Die Frankfurter Buchmesse sieht daher in ihrer Rolle als Plattform für politische Diskussion eine wichtige Aufgabe. Während der Messetage wollen wir die immense öffentliche und mediale Aufmerksamkeit nutzen und die 290.000 Besucher und 11.000 Medienvertreter aus aller Welt auf der Messe bewusst auf die Themen lenken, die wir für essenziell halten: Das sind der Dialog der Kulturen anstelle von Ausgrenzung, die Freiheit des Wortes statt Zensur und Autorenverfolgung sowie Alphabetisierung und Leseförderung."

Politisches Symposium als Messe-Auftakt

Die bedeutendste Medienmesse der Welt wird treffend immer wieder auch als "Inhaltemesse" bezeichnet. Denn auf der Frankfurter Buchmesse wird in einer breiten Medienpalette eine große Ansammlung von Inhalten an einem Ort präsentiert - Gedanken und Ideen, wissenschaftliche und fachliche Erkenntnisse sowie kulturelle und gesellschaftliche Erfahrungen. "Inhalte oder im Fachjargon "Content" sind die Basis des verlegerischen Geschäfts, gleichzeitig aber auch Grundlage für den gesellschaftlichen Austausch und Debatten, die die Frankfurter Buchmesse 2007 besonders aktiv fördert", sagte Boos heute in Berlin.

Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse gibt das internationale Symposium "Für ein offenes Europa" der Debatte um Gegenwart und Zukunft Europas ein Forum. Hierfür lädt die Buchmesse am Wochenende vor Messebeginn, den 6. und 7. Oktober, Intellektuelle und Literaten aus Europa, insbesondere der Gastregion, in den Frankfurter Römer. Aus Anlass des ersten Jahrestages der Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkovskaya wird im Rahmen des Symposiums darüber hinaus über das Thema diskutiert, inwieweit Autoren politische Verantwortung tragen.

Bildungsdebatte, Leseförderung und Alphabetisierung

Einen wichtigen Akzent setzt die Frankfurter Buchmesse 2007 erneut mit dem Themenschwerpunkt "Zukunft Bildung". Denn Bildung ist nicht nur ein Wachstumsmarkt für die Buch- und Medienbranche, sondern ist wegen der hohen Analphabetenrate in vielen Ländern - auch in Deutschland - ein wichtiges gesellschaftspolitisches Thema. Höhepunkte des Schwerpunkts sind der internationale Alphabetisierungskongress der Frankfurt Book Fair Literacy Campaign (LitCam) am Dienstag, 9.10., und der Bildungskongress "Lernende Gesellschaft" am Messe-Samstag, 13.10. Beim LitCam-Kongress stellen sich am Vormittag Alphabetisierungsprojekte aus Uganda, Ägypten, Frankreich und Spanien vor. Am Nachmittag geht es in den Workshops um Erwachsenenbildung in Irland, Leseförderung von Immigranten in Spanien und die Erfolgsgeschichte der Erstlesereihe für Erwachsene "Quick Reads" aus Großbritannien. Die Workshops, Vorträge und Präsentationen des Bildungskongresses beschäftigen sich mit vorschulischer Bildung und Erziehung, schulischem Lernen, mit der neusten Hirn- und Lernforschung sowie der beruflichen Weiterbildung.

Dialog statt Ausgrenzung

Das Herz des kulturpolitischen Dialogs der Frankfurter Buchmesse ist das Internationale Zentrum in Halle 5.0 D 901 - ein Gemeinschaftsprojekt der Frankfurter Buchmesse und des Auswärtigen Amts, an dem sich viele Partner-Organisationen der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik beteiligen. Dort steht in diesem Jahr u. a. eine Reihe literarischer Begegnungen mit verfolgten Autoren auf dem Programm. Besondere Aufmerksamkeit gilt außerdem dem afrikanischen Kontinent: Der "Afrika-Tag" am Messe-Samstag, der sich u. a. mit Ruanda nach dem Völkermord beschäftigt, ist Auftakt eines auf mehrere Jahre angelegten "Projekts Afrika" des Verbands deutscher Schriftsteller. Am Sonntag schließlich steht beispielsweise mit der Veranstaltung "Gott ist mit den Kreativen. Junge Muslime in Deutschland und die Künste" ein Thema im Spannungsfeld zwischen Politik, Kultur und Religion auf dem Programm.

Zusätzlich zum Internationalen Zentrum hat die Frankfurter Buchmesse für Veranstaltungen von Verlagen und Organisationen, die sich mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen sowie literarische Entwicklungen beschäftigen, ein eigenes Forum eingerichtet: das Forum Dialog in Halle 6.1 E 905. In diesem Jahr werden dort auffällig viele Veranstaltungen zu den Themen Menschenrechte und Meinungsfreiheit organisiert. Beispielsweise sind die Literatur und das Verlagswesen in der Türkei, China, Kuba und dem Iran Thema - alles Märkte, in denen Zensur ein Problem darstellt. Mit der "Zukunft der Menschenwürde" beschäftigt sich eine Veranstaltung, an der auch die Schwester des Dalai Lama, Jetsun Pema, und der EU-Politiker Michael Heynen beteiligt sind. "Writers under Attack" ist der Titel eines Podiums mit Johano Strasser, Präsident des deutschen P.E.N.

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2007 an Saul Friedländer Ein kulturpolitischer Höhepunkt ist gleichzeitig der Schlussakkord der Frankfurter Buchmesse: Am Buchmesse-Sonntag wird der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Zum diesjährigen Preisträger hat der Stiftungsrat den israelischen Historiker Saul Friedländer gewählt. Der Friedenspreis wird bereits seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert, die allein aus Spenden von Verlegern und Buchhändlern aufgebracht werden - die Selbstverpflichtung des Buchhandels, mit seiner Arbeit der Völkerverständigung zu dienen, wird hier eindrucksvoll sichtbar. Niemals fand ein von einem Berufsstand entwickelter und praktizierter Gedanke solch weltweite Anerkennung.

Die Frankfurter Buchmesse ist mit mehr als 7.000 Ausstellern aus über 100 Ländern die größte Buchmesse der Welt. Sie organisiert darüber hinaus die Beteiligung deutscher Verlage an mehr als 25 internationalen Buchmessen und ist Mitbegründerin der Cape Town Book Fair in Südafrika. Mit www.buchmesse.de unterhält sie das weltweit meist genutzte Portal für die Verlagsbranche. Die Frankfurter Buchmesse ist ein Tochterunternehmen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.


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