Köln und zurück in 3 Sekunden
mit der Zentral- und Landesbibliothek Berlin

so die Einladung an Presse, Rundfunk und Fernsehen der Landesbibliothek Berlin zum Startschuß der Videotelefone zwischen Berlin und Köln. Die Idee stammt von Dr. Horst Neisser, Direktor der Stadtbibliothek Köln. Eine vom Deutschen Bibliotheksinstitut (DBI) initiierte Videokonferenzschaltung der Firma Sony zwischen Berlin und Köln im März 1998 begeisterte so, daß Dr. Meisser Frau Dr. Lux, Generaldirektorin der Landesbibliothek Berlin, für eine ständige Verbindung zwischen den beiden Städten gewinnen konnte. Die erste ständige Videotelefoniestrecke zwischen zwei Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland. Unterstützt wurde diese Idee noch durch die internationale Veranstaltung (Dez. 1998) des DBI und der Landesbibliothek Berlin mit dem Thema "Die medienkompetente Bibliothek in der Informationsgesellschaft", bei der eine Videokonferenzschaltung zwischen Bibliotheken der Städte Prag, Tallin, Hagen (Wesff.), Berlin unter der Beteiligung der Deutschen Telekom AG (Münster) als technische, zentrale Koordinationsstelle auf dem Programm stand. B.I.T.online Heft 1/1999, S. 81 und BuB 4/99 S. 256 berichteten darüber.

Der Startschuß für die Videotelefonie Berlin - Köln fiel am 19. Oktober 1999. In Berlin stand ein System der Firma Bosch Telecom zur Verfügung, und Köln arbeitete mit Geräten der Firma Sony; damit soll die Kompatibilität zwischen Systemen unterschiedlicher Systemanbieter bei Nutzung des ITU-Standards H 320 mit Berlin und Köln hervorgehoben sein.

Kommunikation in Ton und Bild ermöglicht eine leichtere und deutlichere Verständigung. Gestik und Mimik unterstreichen oder relativieren Gesagtes. Sachverhalte oder Gegenstände, die dem Teilnehmer am anderen Ende demonstriert werden, sind einfacher zu erfassen; z.B. in dem die einzelnen Bedienungsschritte z.B. an einer Maschine, evtl. einem PC, vorgeführt werden und der Anwender einfach nur zuschaut. Langwierige Erklärungen sind überflüssig, und Probleme werden gelöst. Flächendeckende Verbreitung der Computer an Büroarbeitsplätzen und die fortschreitende Verfügbarkeit von ISDN (Integrated Service Digital Network) haben die Grundlage für eine multimediale Kommunikation geschaffen.

Mit der Videotelefonie haben Berlin und Köln einen ersten Schritt getan, der breiten Öffentlichkeit Kommunikationsmöglichkeiten zu eröffnen, die bisher nur materiell gut gestellten Firmen und Institutionen vorbehalten waren. Abgesehen von dem rein akustischen und visuellen Informationsaustausch junger Menschen, um mit dem langen, tiefen Blick in die Augen ihre räumliche Trennung zu erleichtern, oder abgesehen von der Großmutter in Köln, die ihr ehemals Bonner Enkelkind in Berlin live erleben will, sind auch kleinere und mittlere Unternehmen, Freiberufler und Gewerbetreibende die Zielgruppe. Es sind Personen oder Einrichtungen für die ein solches System, Anschaffungswert etwa DM 30.000,-, sich nicht rechnet, die so aber den Anschluß an die Entwicklung der Informationstechnologie (IT) nicht verlieren müssen. Und sei es nur vorübergehend, bis sich Nutzen und Preis individuell aneinander angeglichen haben; also eine indirekte wirtschaftliche Anschubförderung, für die es erlaubt sein sollte eine gewisse Gebühr zu erheben. So werden bei der Landes- bzw. Stadtbibliothek jeweils DM 15,- für 15 Minuten fällig; ein akzeptabler Preis, der auch für den Bibliotheksbenutzer erschwinglich sein sollte, denkt man an die bisweilen recht hohen Mahngebühren mancher Benutzer. Alternative Angebote kommerzieller Firmen dürften bedeutend höher liegen.

Öffentliche Bibliotheken als medienkompetente Einrichtungen müssen und können so mit der Einrichtung eines Videokonferenzstudios einer Mehrklassen-Informationsgesellschaft entgegenwirken; können die Hemmschwelle zur Mediennutzung senken, wie es schon u.a. mit der Einrichtung von Internet-Benutzerplätzen in Bibliotheken praktiziert wird. Ist das Videotelefonat ein erster Schritt, folgt ihm die Videokonferenz mit zwei oder mehr Personen an zwei oder auch mehr räumlich unbegrenzt entfernt liegenden Orten. Neben reduzierten Reisekosten sind es Zeit-/ Kostenfaktoren, Umwelt/Gemeinfaktoren, die Videotelefonate, Videokonferenzen empfehlen können. Ferner sind am Ort Ressourcen eher zu aktivieren, wie das spontane Hinzuziehen von Gesprächspartnern, wie die Vorlage von Dokumenten/ Gegenständen, die im anderen Fall kilometerweit entfernt sein können. Auch Mitarbeiter müssen nicht unbedingt vertreten werden. Das spart Zeit und Personalkosten.

Videokonferenzsysteme können aber mehr als nur Bild- und Tonübertragung. So können Daten Übertragen werden - filetransfer; in Windowsanwendungen an Dokumenten und Dateien gearbeitet werden - document sharing; gemeinsames Arbeiten mit Anwendungen, wobei die Anwendungssoftware nur auf einem der beiden miteinander verbundenen Systeme, hier PC's, vorhanden sein muß - Videokooperation.

Von all diesen Aktivitäten kann ein Videoprotokoll angefertigt werden, mit der ihm eigenen Aussagekraft. Während der Videoverbindung können auch extern aufgenommene Videobilder bzw. -filme zur näheren Erläuterung eingespielt werden.

All das bisher gesagte gilt nicht nur für Bibliotheksbenutzer, die durch derartige Angebote Ähnlich dem des Internets, auf die Bibliothek aufmerksam gemacht werden, sondern vielmehr auch für die Nutzung durch die Bibliotheken selbst und deren bibliothekarische Ausbildungsstätten.

Und wie kann das Videostudio genutzt werden? Nach Absprache der Videotelefonieteilnehmer untereinander und nach Abstimmung mit den Bibliotheks-Videostudios - Berlin 030/90226-161, Köln 0221/221 - 23931 - kann zum gewünschten Termin das Videogespräch über Kamera, Mikrofon und Bildschirm beginnen.

Das dürfte ein Teil der Perspektiven sein, die sich nach dem Startschuß in Berlin und Köln und der öffentlichen Freigabe der Videostudios am 26. Oktober 1999 für das nächste Jahrhundert abzeichnen.