Neues über eBooks, eInk u.ä

Bereits vor knapp einem Jahr haben die Berichterstatter erstmals in dieser Zeitschrift über die auf dem Markt erscheinenden eBooks berichtet (B.I.T.online 2.1999, Nr.2, S.173-178), danach über die Weiterentwicklung durch elektronisches Papier und elektronische Tinte (B.I.T.online 2.1999, Nr.4, S.495-496), um Bibliotheken und Bibliothekare auf diese neuen Erscheinungen hinzuweisen, die möglicherweise einen erheblichen Einfluß auf Bibliotheken haben könnten.

In der Folgezeit tauchten immer mehr neue eBook-Varianten mit ständigen Verbesserungen auf, immer mehr Verlage und Buchhändler sowie Zeitungen bieten dafür vollständige Online-Texte an, und auch die Entwicklung elektronischer Tinte und Papier scheint rasante Fortschritte zu machen, allerdings ohne dass Bibliotheken sich nach unserer Beobachtung dieser Innovation anzunehmen oder sich wenigstens damit zu beschäftigen scheinen. Die Berichterstatter wollen daher Informationen auf diesem Gebiet sammeln, sichten und aufbereiten und von Fall zu Fall in dieser Rubrik darüber berichten.

1. eBooks

In Deutschland wurden eBooks erstmals im letzten Jahr auf der CeBIT und auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt, allerdings ohne größere Beachtung dabei gefunden zu haben. Das lag natürlich zum einen an noch technischen Unzulänglichkeiten, zum anderen aber auch an dem noch geringen Angebot an digitalen Texten und dem immer wiederholten Vergleich zwischen dem haptischen Vergnügen des Bücherlesens mit der Bildschirm-Lektüre. (Siehe hierzu auch einen der ersten Tests von Uwe Timm im Spiegel Online 10/99). Dort wird allerdings schon auf die Bedeutung der eBooks als Alternative zu gewichtigen Sachbüchern, juristischen Kommentaren und anderen kompakten Informationen hingewiesen, so dass auch eine gewisse Relevanz für Bibliotheken sichtbar wurde.

Auch auf dem Gebiet der Zeitungen wird die Frage Netz oder Papier heftig diskutiert und untersucht wie z.B. an der Universität Eichstätt http://www.ku-eichstaett.de/SLF/Jour/projekt, siehe dazu auch den Bericht "Zeitung unter Druck" in com!online 2(2000) S.36-39.

Nicht von ungefähr treten immer mehr Computer- und Softwarehersteller mit neuen Geräten auf den Markt. So berichtete Anfang Januar der "Tagesspiegel" (7. Jan. 2000, S. 20) darüber, dass Microsoft ein elektronisches Buch auf den Markt bringt:

"Der US-Software-Konzern Microsoft und der Online-Buchverkäufer barnesandnoble.com haben eine Allianz im Bereich elektronisch lesbarer Bücher geschlossen. Wie beide Unternehmen Anfang Januar bei der Elektronikmesse Consumer Electronic Show in LasVegas mitteilten, sollen Kunden der Buchhandels-Website Zugriff auf eine Bibliothek aus Tausenden elektronisch gespeicherter Bücher erhalten und diese dann mit dem Microsoft-Programs Reader darstellen können. Der Reader wurde demnach für den Einsatz in neuartigen Westentaschencomputern konzipiert und soll es den Nutzern ermöglichen, elektronische Bücher fast wie Papierausgaben an allen Orten zu lesen.. Laut Microsoft sollen die so genannten Pocket PCs in der Lage sein, mehrere Hundert Bücher zu speichern. Microsoft plant, Reader auf den neuen Pocket PC der Marken Casio, Compaq und Hewlett-Packard zu installieren":

2. Elektronische Tinte und ePapier

Auch die Forschungen auf dem Gebiet der elektronischen Tinte bzw. des elektronischen Papiers haben inzwischen die Labors des MIT in Cambridge/ Mass.,USA verlassen und in anderen Unternehmen Platz gegriffen. So berichtet Siemens in "Forschung und Innovation" (Nov.1999,S.11) wie organische Leuchtdioden einen Bildschirm so biegsam wie Papier machen:

"Monitore aus Plastik, die so leicht und flexibel sind, dass sie sich wie Papier zusammenrollen lassen – das klingt phantastisch, könnte aber in den nächsten Jahren Wirklichkeit werden. Möglich machen dies bestimmte Kunststoffe, die beim Anlegen einer elektrischen Spannung hell aufleuchten. Die Herstellung eines solchen Schirms ist im Prinzip recht einfach: Auf einer Trägerfolie wird ein elektrischer Leiter und darauf der Kunststoff aufgebracht. Schließlich wird noch eine weitere Elektrode aufgedampft. Fertig ist die organische Leuchtdiode (Organische Licht Emittierende Diode = OLED). Siemens-Forschern ist es nun gelungen, eine 16 cm2 große Leuchtdiode herzustellen, die sehr hell leuchtet und schnelle Videosignale verarbeiten kann ohne nachzuleuchten. Die bei Siemens hergestellten Strukturen bieten eine Auflösung, die kleiner als 30 Mikrometer ist, und weisen damit die derzeit besten Werte auf."

Schließlich heißt es weiter in der gleichen Ausgabe (S.42):

"Auch großflächige, vollfarb- und videotaugliche Monitore, so dünn und leicht wie Papier, die sogar aufgerollt werden können, sollen schon im kommenden Jahrzehnt Wirklichkeit werden. Wir werden eine elektronische Zeitung realisieren, prophezeit Dr.Wolfgang Rogler vom Erlanger Forschungszentrum der Siemens-Zentralabteilung Technik, auf einem flexiblen Folien-Bildschirm wird sich jede gewünschte Veröffentlichung Seite für Seite aufrufen lassen – online und damit topaktuell sowie sprachgesteuert. Außerdem denken wir an einen interaktiven, tragbaren PC im Hosentaschenformat: Ein Handy mit integriertem, großformatigen Rollmonitor ermöglicht dem Anwender sämtliche Computerfunktionen und den unbeschränkten Zugang zum Internet."

"Auch Lucent Technologies und E Ink (Cambridge,Mass.,USA) wollen innerhalb des nächsten halben Jahres ein ‚elektronisches Papier‘ entwickeln, das komplett aus Plastik besteht. Der Inhalt des Plastikdisplays soll auch ohne Versorgungsspannung erhalten bleiben. Kernelemente des biegsamen Displays sind Transistoren auf Polymerbasis, die auf einem hauchdünnen Substrat sitzen und von elektronischer Tinte der Firma E Ink bedeckt sind. Diese besteht aus kleinen Kapseln, die mit einer eingefärbten Flüssigkeit gefüllt sind, in der mikroskopisch kleine, weiße Kugeln schwimmen. Diese können durch das von den Plastiktransistoren erzeugte elektrische Feld gezielt an die Oberfläche bewegt werden und verdrängen dort die dunkle Flüssigkeit. So lassen sich Bilder und Buchstaben Pixel für Pixel darstellen und auch verändern. Dies kann durch Andocken an einen Computer geschehen oder auch durch unmittelbares Beschreiben des ePapiers mit einem speziellen, positiv geladenen Stift. – Das ähnliche Verfahren von Xerox Palo Alto Research Center (PARC, Silicon Valley) arbeitet mit schwarz-weißen Kugeln, von denen entweder die helle oder die dunkle Seite nach oben zeigt und so das Schriftbild erzeugt. An eine Spannungsquelle angeschlossen, kann das ePapier wieder in den Urzustand versetzt werden. Bislang ist das Verfahren von E Ink auf großen Anzeigetafeln in US-amerikanischen Supermärkten im Einsatz. Xerox PARC will die ersten Folien in Zusammenarbeit mit 3M herstellen, die 1000mal wieder beschrieben werden können, wodurch, wie Xerox meint, die Trennung zwischen Papier- und Digital-Welt verwischt wird."

(Quellen: iX 1999,Nr.12, S.38 und Welt am Sonntag v.30.1.2000,S.62)

3. Online-Buchhandlungen digital

Auch auf dem Gebiet der Online-Buchhandlungen weitet sich der Markt ständig aus. Die meisten von ihnen allerdings versenden richtige Bücher aufgrund von Online-Bestellungen. Digitale Buchhandlungen hingegen liefern auch oder ausschließlich die Titel online als Volltexte. Einer der ersten deutschsprachigen Anbieter war Digibuch, das seit der Frankfurter Buchmesse 1998 von der Startup-Company BrainFuel aus Hamburg http://www.brainfuel.de an den Start gegangen ist.

Der Empfänger kann so das digitale Buch direkt auf seinem PC oder eBook nutzen. Die für digitale Bücher notwendige Software kann sich jeder unter http://www.digibuch.de kostenlos herunterladen. Das digitale Buch kann nicht nur per Kreditkarte, sondern auch im Abbuchungsverfahren gezahlt werden. So will das junge Unternehmen alten Vertriebsstrukturen und gewohnten Druckerzeugnissen den Kampf ansagen.

Zunächst angefangen hat man mit PC- und Videospiel-Lösungsbücher, hat dann aber bald Nachschlagewerke miteinbezogen. Alle Arten von Nachschlagewerken werden in sog. Channels bereitgestellt. Jeder Channel wird für eine bestimmte Fachrichtung Angebote bereithalten und Links zum jeweiligen Themenbereich zur Verfügung stellen. Ausgedehnt werden soll das Angebot auf weitere Informationsmittel, die man am Schreibtisch braucht und nicht auf der Couch liest.

Die Hannah-Verlagsgesellschaft gehört ebenfalls zu den ersten Verlagen in Deutschland, die ihren Kunden anbietet, die aktuellen Bücher aus dem Internet herunterzuladen. Dafür werden die Bücher in verschiedenen Dateien für unterschiedliche Computer-Plattformen zur Verfügung gestellt:

http://www.hannah-verlag.de
E-Mail: info@hannah-verlag.de

Online Originals, 1995 in London gegründet, ist eine weitere Vertriebsgesellschaft, die aus- schließlich und weltweit über das Internet operiert http://www.onlineoriginals.com

Weltweit bekannt ist inzwischen auch der Buchhändler Barnes Noble, der auch elektronische Bücher digital versendet http://www.bn.com

4. Fazit

So gibt es auf der einen Seite zahlreiche technische Neuerungen, die das bereits existierende eBook verbessern und/oder akzeptabler machen, vielleicht sogar durch neueste Entwicklungen der eInk und des ePapiers ersetzen, auf der anderen Seite aber auch immer mehr Buchhandlungen und sogar Verlage, die Volltexte digital liefern und damit die Verbesserung der Technik herausfordern, so dass Bibliotheken wohl kaum an diesem Phänomen werden vorübergehen können und sich in nächster Zukunft damit auseinandersetzen müssen.

Clemens Deider und Rolf Fuhlrott