Der Wissenschaftler als Informationsanalphabet?

Von der Vielfalt der Informationssysteme
und der Überforderung der Bibliothekskunden1

von Rafael Ball


Abstract
1. Einleitung

2. Einflussfaktoren auf das Informationsverhalten der Wissenschaftler

  2.1 Die Entwicklung der Literaturproduktion

  2.2 Die Medienvielfalt

  2.3 Die Informationstechnologie

3. Die Diversifizierung der Informationssysteme

4. Künftige Perspektiven im Informationsverhalten und die Rolle der Bibliotheken

 

1. Einleitung

Information ist Rohstoff für Wissenschaft und Forschung, Dies gilt jedoch nicht nur für diese Bereiche. So ist der Zugang zu Information nicht nur die Voraussetzung für sinnvolles und erfolgreiches wissenschaftliches Arbeiten, sondern zugleich auch grundlegendes demokratisches Recht eines jeden Menschen. Demjenigen, dem der Zugang zu Information versperrt ist, werden persönliche und berufliche Entwicklungschancen genommen. Er wird zu einem Menschen zweiter Klasse.

Zugang und Zugangsmöglichkeiten zu Information sind vielgestaltig, komplex und von einer Reihe verschiedenster Faktoren abhängig. Denn der prinzipielle Zugang zu Information bedeutet noch lange nicht auch das tatsächliche Auffinden der gewünschten Daten. Heute entscheiden die vorhandenen und nutzbaren Such- und Retrievalmöglichkeiten über den Erfolg oder den Misserfolg, die gewünschte Information auch zu erhalten. Die Fähigkeit, mit Wissen und Information sicher und erfolgreich umzugehen ("information literacy") ist die wichtigste Voraussetzung, erfolgreich Wissenschaft betreiben zu können. Bereits in den siebziger Jahren wurden in den Definitionen der "information literacy" folgende Kernpunkte deutlich 2:

Die Entwicklungen der achtziger Jahre mit all den Online-Datenbanken, Telekommunikationsdiensten, elektronischer Post, Referate- und Indexierungsdiensten, Bibliotheksnetzwerken und Alerting-Services erweiterte den Begriff der "information literacy" um den Begriff der "computer literacy". Zwar meinen beide nicht Identisches, aber die Beherrschung der technischen Hilfsmittel wurde für die "information literacy" immer wichtiger. Man befürchtete bereits damals einen tiefen Schnitt in der Gesellschaft zwischen den "information literates" und den "information illiterates". Die Definitionen der "information literacy" in den achtziger Jahre betonen: "An integrated set of skills is included as one of the characteristics of information literacy. These skills are identified as research strategy and evaluation. Information literacy extends beyond mere locating of information to include understanding and evaluating the information" 3.

Dieser befürchtete Schnitt zwischen den "information literates" und den "illiterates" kann auch innerhalb einer wichtigen Informationsnutzergruppe, den Wissenschaftlern nämlich, postuliert werden. Wer hier nicht in der Lage ist, die Entwicklungen nachzuvollziehen, kann schnell zum "information illiterate" verkommen und damit ins wissenschaftliche Abseits geraten. Warum dies in den Wissenschaften besonders leicht möglich (und gefährlich) ist, wird im Nachfolgenden erläutert.

In der Wissenschaft sind es vor allem drei Determinanten, die das Informationsverhalten der Wissenschaftler bestimmen und über den Erfolg der Suche entscheiden:

Die genannten Faktoren sind im wesentlichen verantwortlich dafür, dass sich der quantitative und qualitative Aufwand der Literatur- und Informationssuche in den Wissenschaften im Laufe der letzten 50 Jahre so deutlich erhöht hat.

2. Einflussfaktoren auf das Informationsverhalten der Wissenschaftler

Zugangsmöglichkeiten und adäquate Nutzung von Literatur und Informationen aller Art sind für wissenschaftliches Arbeiten essentiell. Information ist längst zu einer Schlüsselressource für Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung geworden.

Mehr noch als früher ist vor allem naturwissenschaftlich-technische Forschung immer weniger zweckfrei, sondern bereits häufig mit der Notwendigkeit einer Nutzanwendung und dem Zwang zur Umsetzung von Forschungsergebnissen in industriell verwertbare Produkte oder Patente belastet. Entsprechend effizient, schnell und gezielt muss die Versorgung mit Literatur und Information erfolgen.

Der Vortrag geht von der These aus, dass die Zunahme der Literaturproduktion, die Entstehung einer Medienvielfalt und die Entwicklung der Informationstechnologie dem Wissenschaftler zwar eine zunehmend größere Informationsmenge bei verbesserter Erschließung der Bestände in Archiven und Bibliotheken bietet, der technische und intellektuelle Aufwand für Zugang, Suche und Zugriff aber bereits die Grenze des Zumutbaren erreicht oder überschritten hat. Gleichzeitig gibt es immer noch viele Wissenschaftler, die die Leistungen und Angebote von Bibliotheken nicht im vollen Umfange nutzen wollen oder können. Bereits vor mehr als 50 Jahren wurde dies auf einer ASLIB-Tagung in London von einem Physiker bedauert:

"At the same time the research worker has never been able to make the fullest use of the ... library, largely because of his ignorance of the possibilities of recent developments in library technique. Many research workers do their own library work, often in an antiquated way, or discover for themselves many of the techniques, already long known in the library world".4

2.1 Die Entwicklung der Literaturproduktion

Wissenschaft muss publizieren und die Publikation entscheidet über den Erfolg der Forschung. Mit der Zunahme des Wissens stieg die Literaturproduktion im Laufe des 19. Jahrhunderts explosionsartig an. Neben der Anzahl der Wissenschaftler nahm im 19. Jahrhundert auch die Anzahl der wissenschaftlichen Zeitschriften kontinuierlich zu. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts stieg sie alle 50 Jahre um den Faktor 10. Heute ist bereits die Marke von 150.000 verschiedenen Zeitschriftentiteln überschritten. Der Wissensfluss, das Publizieren und der Austausch von wissenschaftlichen Ergebnissen sind unabdingbarer Teil des Wissenschaftsprozesses selbst geworden.

In den frühen 50er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es eine Reihe von Veröffentlichungen, die die Literaturentwicklung der vergangenen Jahrhunderte abschätzten. So geht man davon aus, dass in den vergangenen 500 Jahren 12 Millionen Buchtitel erschienen sind, 10 Millionen davon allerdings erst seit 1850. Im Vergleich mit anderen Wachstumsraten war die Zunahme der Literaturproduktion immer überdurchschnittlich. So verdoppelte sich die Zahl der Bevölkerung in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wohingegen die gesamte Buchproduktion in den USA im gleichen Zeitraum um den Faktor sieben gestiegen ist.5 Die Buchproduktion in Deutschland etwa stieg von 30.000 Titeln im Jahre 1913 auf über 70.000 im Jahre 1994.6 Die UNESCO berichtet, dass 1980 in 44 Ländern der Erde mehr als 24.000 Titel jährlich veröffentlicht wurden.7

Die Anzahl der wissenschaftlichen Zeitschriftentitel beträgt 1999 weltweit rund 160.000, rund 11.000 davon sind bereits als Online-Version zur gedruckten Ausgabe erhältlich. Hinzu kommen rund 3.500 Zeitschriften auf CD-ROM.8 Entsprechend der Zunahme des Wissens etablierten sich bereits im 19. Jahrhundert Referateorgane, um den Zugang zum Wissen zu erleichtern oder gar erst möglich zu machen. Auch deren Anzahl stieg gewaltig an.9 Trotzdem sind bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Untersuchungen bekannt, aus denen hervorgeht, dass die Referateorgane die zunehmende Menge des Wissens nicht mehr adäquat sichten und auswerten können und somit ein großer Teil des Wissens im Verborgenen bleibt, da es als Information nicht mehr gezielt such­ und auffindbar ist: "We are forced to the conclusion, that less than half the usefull papers are noticed in the current abstracting and indexing periodical."10 Die Literaturmenge, die Darbietung der Bestände in Bibliotheken und die wissenschaftliche Arbeit mit Literatur und Information hängen also stark voneinander ab. So war es bis in die Zeit der Aufklärung bei einer überschaubaren Buchproduktion selbstverständlich, die Literatur in den Bibliotheken systematisch aufzustellen (Abb. 1).


Abbildung 1: Historischer Lesesaal mit systematischer Aufstellung

Der Zugriff durch die Wissenschaftler erfolgte also wie selbstverständlich aus der Kenntnis der Systematik des eigenen Fachgebiets. Besondere Kenntnisse und Fähigkeiten bei der Benutzung einer Bibliothek waren nicht erforderlich. Die Nutzung einer Bibliothek und der darin vorhandenen Literatur und die wissenschaftliche Arbeit selbst waren identisch. Die systematische Aufstellung als nicht hinterfragte Bestandsdarbietung sollte in Deutschland erst Ende des 19. Jahrhunderts infolge des riesigen Bestandszuwaches in den Bibliotheken allmählich verschwinden. Mit Georg Leyh´s richtungsweisendem Artikel 11 wurde eine mechanische Numerus-Currens-Aufstellung der Bestände in geschlossenen und den Wissenschaftlern nicht mehr zugänglichen Magazinen zum Standard der Bestandsdarbietung an großen wissenschaftlichen Universalbibliotheken (Abb. 2).


Abbildung 2: Geschlossenes Magazin mit Numerus-Currens-Aufstellung

Dies mochte zwar sachlichen Zwängen folgen, konnte aber nicht darüber hinweghelfen, dass sich ein Großteil der wissenschaftlichen (aber auch der nicht-wissenschaftlichen Benutzer) in der Benutzung der Bibliotheken behindert fühlte, und sich so die Akzeptanz der zentralen Universitätsbibliotheken durch die Einführung von nicht mehr zugänglichen Magazinbeständen deutlich verringerte. Einen geeigneten Ersatz sahen viele Wissenschaftler in der Etablierung einer eigenen Instituts- oder Seminarbibliothek, die den überschaubaren Bestand des eigenen Fachgebietes in der gewohnt-angenehmen systematischen Aufstellung ermöglichte.

Die Nutzung der unzugänglichen Bestände in den zentralen Bibliotheken war indes nur durch die Entwicklung geeigneter Erschließungsinstrumentarien möglich. So entstanden die Kataloge, die als Metainformationen auch nach Entkopplung vom eigentlichen Standort sämtliche Literatur in den Magazinen nachweisen mussten. Eine Vielzahl formaler und sachlicher Klassifizierungsmerkmale musste nun herangezogen werden, um einen halbwegs gesicherten Zugriff zur nunmehr nicht mehr direkt verfügbaren Literatur zu schaffen. Als ein besonders erfolgreiches Beispiel für die Möglichkeiten der Kataloggestaltung sei das Katalogsystem von Eppelsheimer erwähnt. Es handelt sich dabei um ein fachorientiertes Katalogsystem, welches fachlich, geographisch-topographische und biographische Facettierungen aufweist und verschiedenste Ausgliederungen aus dem Katalog ermöglicht.

Aber trotz aller Bemühungen um ein adäquates Katalogsystem wurde schnell deutlich, dass die "Aufstellung der Bücher nach der laufenden Nummer ... zwangsläufig zu einer Vertiefung der Kluft zwischen Bibliothek und Benutzer, vor allen Dingen dem qualifizierten Benutzer"12 führen musste. Und diese Kluft zeigte sich nicht nur in einer Abkehr von den zentralen Bibliotheken, sondern bedeutete vor allem einen erweiterten Aufwand für den Zugang zur erforderlichen Literatur. Die Entwicklung der Kataloge (aus welchen Gründen auch immer notwendig geworden) stellte eine erste und massive Erschwernis für den Zugriff auf benötigte Literatur und Information für die Wissenschaftler dar. Der direkten Nutzung und dem unmittelbaren Zugriff der Literatur im Regal wurde der Schritt der Katalogsuche vorangestellt. Die weitere Ausdifferenzierung der Katalogsysteme ermöglichte zwar gezielte und detaillierte Zugriffsmöglichkeiten auf die Informationsbestände, doch musste diese Verbesserung für den Preis der genauen Kenntnis der Katalogstruktur erkauft werden. Nur wer sich als Wissenschaftler mit dem Katalogsystem "seiner" Bibliothek auskannte und die Strukturen verstand, konnte das Instrumentarium sinnvoll nutzen.

Hinzu kam die Vielfalt der allein in Deutschland eingesetzten Kataloge zur Erschließung der Materialien. Weit entfernt von einer Einheitsklassifikation und einem Einheitskatalog, war der Benutzer gezwungen, sich in die jeweiligen Erschließungsinstrumente der einzelnen Bibliotheken einzuarbeiten, um die Bestände auch anderer Bibliotheken sinnvoll nutzen zu können.

2.2. Die Medienvielfalt

In einer der Zunahme des Wissens und der Literaturproduktion vergleichbaren Weise vollzog sich die Entwicklung der Medien. Über Jahrhunderte (ja fast über zwei Jahrtausende) war das Medium zur Verbreitung von schriftlicher Information gleich geblieben. Erst in den letzten 50 Jahren (und davon besonders in den vergangenen 20 Jahren) vollzog sich eine Beschleunigung der Medienentwicklung, die nicht mehr mit früheren Entwicklungen vergleichbar ist (Abb. 3).


Abbildung 3: Komplexität der Bestände

Seit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg im Jahre 1455 (und noch viele Jahrhunderte zuvor bei den Handschriften) war das Buch in Codexform das ausschließliche Medium zur Verbreitung schriftlicher Informationen. Die Fixierung von Wissen als das Schreiben" von Büchern, die Herstellung und Verbreitung der Bücher und die Handhabung in Bibliotheken waren Jahrhunderte lang am gedruckten Papierwerk (als Buch, erst später als Zeitschrift) orientiert. Entsprechend war auch die wissenschaftliche Literaturarbeit am gedruckten Werk ausgerichtet. Der Zugang zum gespeicherten Wissen erfolgte über die Nutzung der Bibliotheksbestände und deren Erschließungsinstrumentarien.

Auch diese Metainformationen waren zunächst ausschließlich papierbasiert. Bestände wie Kataloge, waren sie nun handgeschrieben oder gedruckt, waren in dieser Form über Jahrhunderte für den Wissenschaftler bestimmend. Die Anforderungen an den Benutzer dieser papierbasierten Informationen waren einfach und klar. Er musste lesen können und Kenntnisse im Aufbau und der Struktur der verwendeten Kataloge und ihrer Systematik besitzen. Das reichte über nahezu zwei Jahrtausende aus, um Informationen in einer Bibliothek nutzen zu können.

Dramatisch anwachsende Literaturbestände einerseits und die Sorge um den Zerfall des Papiermaterials zunächst bei Zeitungen und Zeitschriften andererseits konfrontierten Bibliothekare wie Wissenschaftler mit dem neuen Medium Mikrofiche" und Mikrokarte". Diese Medien stellen ein photographisches Äquivalent der auf Papier gedruckten Literatur und deren Nachweise (Kataloge) dar und sind demnach kein qualitativ anderes Medium als das bedruckte Papier. Vorteile von Mikrofiche, Mikrofilm und Mikrokarte sind der geringe Platzbedarf und die gute Haltbarkeit der Materialien. Seit etwa 1920 wurden zunächst Mikrofilme in Bibliotheken eingesetzt. Erst mit dem Jahr 1939 hielt die Planfilm-Mikroskopie (mit der heutigen Bezeichnung Mikrofiche) Einzug in die Bibliotheken.13

Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts sah man die Lösung der Informationsflut (die man durchaus bereits damals konstatierte) und des Massenproblems in der Verkleinerung der Primär-, Sekundär- und Metainformationen (Kataloge) auf Mikrofiche oder Mikrofilm.14 Tatsächlich waren und sind Mikromaterialien platzsparende Medien und helfen, mit dem ohnehin begrenzten Magazinraum in Bibliotheken sparsam umzugehen. Die Versendung von Literatur auf Mikromaterialien ist kostengünstig und die Haltbarkeit des Kunststoffmaterials ist auch im Vergleich mit digitalen Speichermedien vorbildlich. Zur Lösung der Informationsflut indes haben die Mikromaterialien nicht beigetragen.

Die Handhabung ist unübersichtlich und wenig benutzerfreundlich. Man benötigt zur Nutzung als Lesehilfe ein technisches Gerät und muss wenigstens im Groben Art und Weise der Beschriftung von Mikromaterialien verstehen, um nicht im unendlich erscheinenden Datensalat der Mikrofiche vor dem Lesegerät unterzugehen. Prinzipiell stellen Mikromaterialien jedoch keinen erhöhten Aufwand für die Literaturrecherche der Wissenschaftler dar. So waren sie denn bis weit in die achtziger Jahre hinein ein bevorzugtes Medium für die Speicherung von Metadaten.

Einen wirklichen Paradigmenwechsel in den Medien hat die Digitalisierung von Informationen aller Art verursacht. Revolutionär dabei war nicht nur die Art und Weise, wie Informationen gesichert und zur Verfügung gestellt werden. Für den wissenschaftlichen Benutzer haben sich die Möglichkeiten der Literatur- und Informationssuche und -nutzung radikal verändert. Dabei war die digitale Welt anfangs im Bibliotheksbereich nicht für die Nutzung von Volltexten konzipiert. Zu Beginn der 60iger Jahre standen die ersten Online-Informationen in Bibliotheken zur Verfügung. Das waren Online-Datenbanken mit Metadaten oder spezielle Faktendatenbanken, die über eine Standleitung von einem zentralen Host abgefragt werden konnten. Die Anforderungen an die Soft- und Hardwareausstattung einerseits und an die Kenntnisse der Retrievalsprachen und der eingesetzten Thesauri andererseits waren zu Beginn der digitalen Ära sehr hoch. Aus diesen Gründen war die Nutzung und der Zugang zu diesen Datenbanken ausschließlich Informationsspezialisten in den Bibliotheken und Dokumentationszentren vorbehalten.

Wissenschaftler hatten zu diesem Zeitpunkt noch keinen direkten Zugang zu diesen Systemen. Sie konnten nur mittels der Spezialisten auf diese Inhalte zugreifen.

Der Siegeszug elektronisch-digital verfügbarer Informationen ließ sich von diesem Zeitpunkt an nicht mehr aufhalten. Diese rasante Entwicklung hatte nichts mit dem nun offensichtlich nicht mehr erwünschten Papier als Medium zu tun, sondern mit den sehr begrenzten Such- und Retrievalmöglichkeiten in gedruckten Büchern und Zeitschriften. Bereits 1965 hat Licklider in seiner vielbeachteten Studie zur Zukunft der Bibliotheken darauf hingewiesen, dass es nicht das Papier an sich zu ersetzen gilt, sondern dessen begrenzte Retrievalfähigkeit: "As a medium for the display of information the printed page is superb ... When printed pages were bound together to make books or journals, many of the display features of the individual pages are diminished or destroyed ... In fulfilling the storage function, they are only fair. With respect to retrievability they are poor. And when it comes to organizing the body of knowledge, or even to indexing and abstracting it, books by themselves make no active contribution at all."15

Das Vorhandensein digitaler Daten eröffnete eine ganze Reihe von Such- und Retrievalmöglichkeiten, deren neue Qualität mit den bisherigen Erschließungsinstrumenten und deren Mechanismen nun nichts mehr gemein hatte. So sind gedruckte Bibliothekskataloge immer nur eindimensional und nicht logisch verknüpfbar. Es sind Informationen formaler Art. Die nahezu unbegrenzten Retrievalmöglichkeiten elektronischer Kataloge hingegen ermöglichen zwar einerseits einen qualitativ neuen Zugang zu den Bibliotheksbeständen, andererseits ist sowohl die Handhabung für den Wissenschaftler als auch die Aktualisierung für das Bibliothekspersonal erheblich komplizierter geworden. Die Suche in einem elektronischen Datenbanksystem (Recherche und Retrieval) ist ein komplexer Vorgang, der neben der Kenntnis der Retrievalsoftware, der Kommandosprache und den eingesetzten Thesauri die Fähigkeit zum sinnvollen Aufbau einer Suchstrategie voraussetzt.16 Optimal kann eine Datenbank tatsächlich denn auch nur genutzt werden, wenn Indexieren und Recherchieren in einer Hand liegen (was nur in den seltensten Fällen zutrifft).

Für eine sinnvolle und erfolgreiche Suche in der Datenbank eines Bibliothekskataloges etwa benötigt ein Wissenschaftler neben der Kenntnis aller Systemfunktionen, Kreativität und fachliche Phantasie, um in seinen Suchergebissen Relevanz (precision) und Pertinenz (recall) zu realisieren. Dabei ist es unerheblich, ob die Suche auf einer CD-ROM-Datenbank vorgenommen wird, einem Medium, das seit 1985 seinen nicht mehr aufzuhaltenden Siegeszug in die Bibliotheken angetreten hatte, oder ob die Suche in einer Online-Datenbank erfolgt. Offene und geschlossene Diskussionsgruppen, wissenschaftliche Foren und andere mediale Formen im Internet komplettieren das umfangreiche Angebot an Informationsmedien für Wissenschaftler heute. Der Vermehrungsgrad an allgemein zugänglichen Informationsdatenbanken wird heute auf jährlich 20 % geschätzt.17

Der bislang letzte Schritt in der medialen Entwicklung der Informationsmittel für die Wissenschaft ist die Multimedia-Technik. Durch die interaktive Nutzbarkeit von Bild-, Ton- und Textdokumenten ergibt sich ein völlig neuer Zugang zu Informationen. Die hier entstehenden Wechselwirkungen und der Einfluss dieser neuen medialen Erscheinungsform auf Wissenschaft und wissenschaftliches Arbeiten sowie auf den Prozess der Erkenntnisgewinnung an sich ist noch in keinster Weise fundiert untersucht. Gerade erst beginnt man zu begreifen, dass die Existenz von dynamischen Dokumenten grundsätzliche wissenschaftliche Ergebnisse und den Output in Form wissenschaftlicher Publikationen revolutioniert.

Erkenntnisgewinnung und ­verarbeitung einerseits, sowie die Verbreitung und Diskussion von Ideen, geraten gewissermaßen in ein "Realtime-Verhältnis". Statik und Gegenwärtigkeit lösen sich in reine Dynamik auf. Ob vor diesem Hintergrund ein update von Daten zu fixen Zeitpunkten noch irgendeinen Sinn hat, bleibt abzuwarten.

2.3. Die Informationstechnologie

Die Entwicklung der Informationstechnologie und die medialen Veränderungen sind eng miteinander korreliert. Der kurze Abriss verweist deshalb stark an das vorhergehende Kapitel und spiegelt die technische Entwicklung an den Epochen der Medien.

Der Einsatz moderner Kommunikationstechnologie für den bibliothekarischen Primärbereich datiert auf den Beginn der 60iger Jahre. Datenverarbeitung mittels automatisierter mechanischer Verfahren, etwa der Lochkarten- oder Lochstreifenverarbeitung, soll hier nicht diskutiert werden. Digitale Informationen im Bibliotheksbereich stehen seit Beginn der 60iger Jahre online zur Verfügung. Die Aktualität der Daten, der sofortige Zugriff auch von dezentralen Stellen und die verbesserten Suchstrategien hatten diese Technik für die Bibliothek interessant werden lassen. Dabei war Online-Information anfangs nicht für Volltexte konzipiert; lediglich Faktendatenbanken oder Metadaten standen zur Verfügung. Die Nutzung dieser digitalen Informationen stellte dabei hohe Anforderungen an die Hard- und Softwareausstattung. Es waren zunächst Großrechner, auf denen die spezielle Software betrieben wurde. Umständliche Einlogprozeduren waren ebenso selbstverständlich wie die genaueste Kenntnis der sehr heterogenen Retrievalsprachen. Die Zuständigkeit für Online-Recherchen lag damals ausschließlich in der Hand zentraler Spezialisten.Die Entwicklung der Personalcomputer sollte jedoch eine Wende bringen.

Seit 1971 gibt es Mikrocomputer, also Rechner mit einem einzigen Chip als Prozessor. 1979 konnten rund eine Million Bits, das sind rund 40 Buchseiten, auf einem Speicherchip gespeichert werden. Das hatte zunächst noch keine Auswirkungen auf die wissenschaftliche Literatursuche, war jedoch die Grundlage für den Einsatz von Massenspeichern in jedem einzelnen Büro und an jedem Arbeitsplatz.

Den eigentlichen Durchbruch für den massenhaften Einsatz digitaler Daten in Wissenschaft und Bibliothek brachte jedoch die Einführung der CD-ROM-Technologie im Jahre 1985. Ähnlich wie bei den Onlinedatenbanken war auch dieses Medium zunächst nicht für Volltexte bestimmt. In erster Linie diente die CD-ROM in Bibliotheken der Speicherung und Nutzung von Metadaten, bibliographischer Nachweise etwa, der Aufnahme digitalisierter Kataloge und anderer Sekundärinformationen. Die Bedienungsanforderungen der CD-ROM waren zunächst ähnlich groß wie die der Nutzung von Online-Datenbanken. Auch sie blieb deshalb zunächst begrenzt auf die Nutzung und Bedienung durch das Bibliothekspersonal.

Doch schon bald ging die Zuständigkeit für Recherche auf die Benutzer selbst über, die sich nun Kenntnisse der Retrievalsprachen und des technischen Handlings aneignen mussten. Im Unterschied zu Online-Recherchen waren die Retrievalsprachen meist einfacher strukturiert und vor allem ohne zusätzliche Kosten für Anschaltzeiten und Downloads beliebig oft reproduzierbar.

Eine innovative Neuerung in der Kommunikationstechnik war die Etablierung der Netzwerktechnologie. Das bloße Vorhandensein von digitalisierten Informationen auf neuen Medien mit entsprechender Retrievaltechnik machte allein noch keine innovative Technik aus. Der Übergang von der reinen Stand-Alone-Lösung der CD-ROMs in den Anfangsjahren zur Netzwerktechnologie ermöglichte die verknüpfte Zusammenarbeit der verschiedensten Bereiche von Bibliothek und Wissenschaft. So führten CD-ROM-Netzwerke zu einer "Zentralisierung des dezentralen Zugriffs" auf die Informationsprodukte der Bibliotheken und machten mittels eines zentralen Menüs alle CD-ROM-Datenbanken für die Mitglieder einer wissenschaftlichen Einrichtung dezentral nutzbar. Mit der Durchsetzung dieser Endnutzerstrategie ging die Recherche nun endgültig und vollständig auf den Bibliothekskunden, den Wissenschaftler also, über. Damit werden Recherchen dezentral am Arbeitsplatz vom Wissenschaftler selbst durchgeführt. Diese Eigenständigkeit war jedoch nur für den Preis der Kenntnis einer weiteren, wenn auch meist einfachen Retrievalsprache (Betriebssoftware des CD-ROM-Netzes) zu erhalten.

Die assoziative Hypertexttechnik, die Möglichkeit der Strukturierung und Verknüpfung aller Formen digitalisierter Materialien wie Text, Bild, Ton und Film zur multimedialen Anwendung, verwirklicht im Hypertexteditor des World Wide Web, kann als der eigentliche Durchbruch für das Internet angesehen werden. Damit liegt ein weltweiter, permanenter Zugriff auf ständig aktualisierbare und aktualisierte Informationen vor. Vereinfachte Suchstrategien durch graphische Oberflächen ermöglichen den Zugriff auf weltweite Datenmengen, deren Ausmaß weder vernünftig zu berechnen noch qualitativ zu beurteilen ist. Die Internet-Technik jedoch verweist die Informationssuche und -strategie nun endgültig an den Wissenschaftler selbst.

Die Vernetzung ("Verlinkung") von Metadaten mit zugehörigen Volltexten markiert derzeit die aktuellsten Tendenzen in der Informationstechnologie.

3. Die Diversifizierung der Informationssysteme

Im vorangegangenen Kapitel wurden die Einflussfaktoren auf das Informationsverhalten der Wissenschaftler ausgeführt. So sind die Zunahme des Wissens (und als deren Folge die Entwicklung der Literaturproduktion), die Medienvielfalt und die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie entscheidend für die Gestaltung der informationellen Verhältnisse ("information environment").

Es konnte dabei gezeigt werden, dass der Aufwand eines Wissenschaftlers für Literaturstudien durch die Veränderung der Literatur- und Informationsdarbietung und der entsprechenden Nachweisinstrumentarien im Laufe der letzten Jahrhunderte zugenommen haben muss. Ausgehend von einer systematischen Aufstellung, die den Zugang zur Information als Teil der wissenschaftlichen Arbeit integrierte, über die Entwicklung der verschiedenen Katalogsysteme, die im Nachgang zur Magazinaufstellung der Bücher und Zeitschriften notwendig geworden war bis zur scheinbar unbegrenzten Verfügbarkeit von digitalen Informationen seit einigen Jahren in Echtzeit über weltweite Datennetze ist der Zugang zu Informationen besser, umfassender, aber auch komplexer, schwieriger und zeitaufwendiger geworden (Abb. 4).


Abbildung 4: Komplexität der Metadaten (Beispiel: Kataloge)

Vor allem aber hat sich die Diversität der Informationen selbst sowie die des Zugangs und die der entsprechenden Instrumentarien stark erhöht. Komplexität und Vielfalt der Informationsarten, -strukturen und -instrumente sind kontinuierlich größer geworden (Abb. 5).


Abbildung 5: Medien- und Technologiediversifizierung des information environment (Auswahl)

Die Vielfalt der alten Kataloge etwa ist durch die Einführung elektronischer Metadaten nicht gebrochen. In einem kontinuierlichen Prozess der Erweiterung der elektronischen DV-Systeme in Bibliotheken (z.B. OPAC, CD-ROM-Netz, Internet) ist eine Reihe unübersichtlicher und meist nicht miteinander verbundener Informationsangebote entstanden, deren Konsultation dem Wissenschaftler eine Unmenge von Treffern beschert und einen erfolgreichen und vollständigen Check des gesamten Bestandes suggeriert, ohne jedoch wirklich relevanzgeprüfte Informationen ausgefiltert zu haben (Abb. 6).


Abbildung 6: Dimensionen des Information Environment

Wer heute eine Universitätsbibliothek mit Altbestand betritt, kann neben der Freihandaufstellung eines Teils der Literatur einen komplexen Magazinbestand vorfinden, deren Zugang über handgeschriebene oder gedruckte Zettelkataloge verschiedenster Art und über einen OPAC realisiert werden muss, mit möglicherweise unterschiedlichen Ausleih- und Benutzungsmodalitäten, die nicht selten ihren Niederschlag in unterschiedlichen Katalogen finden 18. Er erhält ebenso Zugang zu einem umfangreichen elektronischen Informationsangebot, das aus Volltexten, Faktendatenbanken, sowie einem umfassenden Angebot an Metadaten (etwa bibliographischen Datenbanken und Katalogen) besteht. Alle diese elektronischen Angebote sind meist über CD-ROM zugänglich, wobei die meisten Datenbanken über eine je eigene Retrievalsoftware verfügen. Seit einigen Jahren stellen viele Bibliotheken umfangreiche Informationsangebote im Internet zur Verfügung. Auch dort reicht die Spanne von bibliographischen Datenbanken bis zum elektronischen Volltext. Häufig sind hier kostenpflichtige Angebote mit kostenlos zugänglichen oder bereits durch die Bibliothek lizensierten Angeboten kombiniert, und das nicht selten mit einer unkomfortablen Passwortregelung. Die Komplexität des "information environment" ist inzwischen so hoch, dass sie von der Mehrzahl der Benutzer nicht mehr in ihrer Ganzheit verstanden wird und nachvollzogen werden kann. Die notwendige traditionelle "Unterscheidung in Sach- und Formalerschließung" im Katalog wird ergänzt durch die Notwendigkeit einer "Medienentscheidung" (auf welchem Medium ist die Information vorhanden oder gewünscht?), sowie durch die einer "Technologieentscheidung" (mit welcher Technik ist die gewünschte Information zu erhalten?) bis hin zu "Entscheidungen über Formate", in denen digitale Information gewünscht oder lieferbar sind. Sind etwa elektronische Zeitschriften verfügbar, kann eine "Verlagsentscheidung" notwendig werden, da viele elektronische Informationsangebote nach diesem Kriterium verfügbar gemacht werden.

Ein wissenschaftlicher Benutzer der Bibliothek der TU München fragte in einem Schreiben an die Bibliothekskommission, "Sollen wir künftig für 8000 Datenbanken Kurse absolvieren?" und plädierte für ein einheitliches, einfaches und überschaubares Informationsmanagementsystem. Die Anzahl der erforderlichen "Entscheidungen", die ein Benutzer von bibliothekarischen Angeboten treffen muss sind deutlich zu hoch. Entscheidungen bedeuten in diesem Zusammenhang nämlich nicht Freiheit, sondern zusätzliche Arbeit für den Benutzer, die ihm die Infrastruktur auferlegt, und die nicht Selbstzweck sein soll, sondern Propädeutikum und Begleitarbeit seiner wissenschaftlichen Arbeit.

In jüngster Zeit haben viele der Betroffenen in den Bereichen Verlag, Agentur und Bibliothek das Problem der Komplexität des "information environment" erkannt und versucht, dieser für Effizienz und Effektivität der Wissenschaft so schädlichen Entwicklung in den Infrastrukturbereichen entgegenzuwirken.

Als ein Ergebnis ist die Schaffung eigener "information environments" der Verlage oder Agenturen zu nennen. Komplexe elektronische Angebote sollen den Benutzer mit einem Klick auf den Server des "richtigen" Verlages oder der "richtigen" Agentur einen umfassenden Zugang zu allen benötigten Information und entsprechender Literatur zur Verfügung stellen. Diese Angebote bündeln jedoch nur scheinbar die Informationen für den Wissenschaftler. Tatsächlich erhöhen diese "private packages" der jeweiligen Verlage, Agenturen und Fachgesellschaften lediglich die Diversität der Informationsangebote und leisten durch die Einführung einer neuen "Unterscheidungskategorie" (Hersteller der Information) der Kompartimentierung des Informationsangebotes (gewollt oder ungewollt) weiteren Vorschub. Leidtragende dieser Entwicklung sind Bibliotheken und wissenschaftliche Nutzer. Die Bibliotheken müssen nun diese (meist teuren) "information packages" in das ohnehin diverse Informationsangebot integrieren (und schaffen damit häufig in Teilen Redundanz). Dem Wissenschaftler reicht der Zugriff auf ein einzelnes dieser "packages" meist nicht aus, da er für seine Arbeit Informationen sehr vieler Verlage nutzen muss.

4. Künftige Perspektiven im Informationsverhalten und die Rolle der Bibliotheken

Die Masse und Vielfalt der Daten sowie die Menge verfügbarer Informationen wächst und die Komplexität und Diversität der Nachweisinstrumentarien hat einen zu hohen Stand erreicht. Vor diesem Hintergrund ist der Wissenschaftler mit der Auswahl der relevanten Informationen (und nur die benötigt er) zu lange beschäftigt und oftmals überfordert.

"Information illiteracy" ist kein Scheinproblem. Der Zugang zu relevanter und präziser Information ist für den Wissenschaftler von heute mit großem Aufwand und einer gleichzeitigen Unsicherheit über die Vollständigkeit verbunden. Informationsspezialisten in den Bibliotheken haben die Aufgabe, den Wissenschafter hier deutlich zu entlasten.

Sie haben als professionelle Informationsvermittler unter Zugrundelegung eines umfassenden Informationsbegriffs (Sammeln und Aufbereiten der Daten) eine zunehmend wichtigere Rolle bei der Unterstützung der Wissenschaftler. Damit die "information illiteracy" nicht zu einem Generalproblem der Wissenschaft wird, ist es die Aufgabe der Informationsspezialisten, diese zu weit entwickelte Diversität des "information environments" zurückzuführen und auf Zentralpunkte zu konzentrieren.

Dazu gehören:

Ziel einer jeden bibliothekarischen Anstrengung muss ein einfaches und einfach zu bedienendes, in sich konsistentes und vollständiges Informationssuchsystem sein. Der Benutzer muss ohne Vor- und Detailkenntnisse um Retrievalsoftware, Formate, Medien und Verlage ein optimales, relevantes und präzises Suchergebnis erhalten. Die Einführung eines umfassenden elektronischen Informationsmanagement- und Informationssuchsystems muss die Einführung eines leicht zu bedienenden Programmes bedeuten. Groß angelegte Schulungen und tagelange Einführungskurse sind weder zeitgemäß noch werden sie vom Benutzer verstanden.

Die Komplexität der verschiedenen Informationsangebote wird damit zwar nicht prinzipiell aufgehoben, aber sie bleibt dem Benutzer verborgen. Die Strukturierung der Information muss als anspruchsvolle Aufgabe für interdisziplinäre Informationsspezialisten vom Benutzer ferngehalten werden und im Hintergrund ablaufen. Sie darf den Wissenschaftler in keiner Weise belasten oder gar ganz auf ihn übertragen werden.

Die Wissenschaftler als Benutzer der Bibliothek müssen bei ihrer Aufgabe entlastet und nicht belastet werden. Dann werden sie zufriedene Kunden der Bibliotheken sein und nicht Opfer einer "information illiteracy" werden. Zum Autor: Dr. Rafael Ball ist Leiter der Zentralbibliothek Forschungszentrum Jülich GmbH D-52425 Jülich E-Mail: r.ball@fz-juelich.de

 


Fußnoten

1. Erweiterte Fassung eines Vortrags, gehalten auf dem 8. Internationalen BOBCATSSS-Symposium "Access 2000" in Krakau (Polen) am 25.01.2000

2. Vgl.: Zurkowski, P.G.: The Information Service Environment Relationships and Priorities. Washington D.C., National Commission on Libraries and Information Science, 1974

3. Behrens, S.J.: A conceptual analysis and historical overview of information literacy. In: College and Research Libraries, 55(4), 1994, S. 312

4. Bernal, J.D.: Information Service as an Essential in the Progress of Science. In: Report of the Proceedings of the 20th Conference of Aslib. London, Aslib, 1945, S. 20

5. Meadows, A.J. (ed.): The Origins of Information Science. London: Taylor Graham, 1987. S. 12/13

6. Buch und Buchhandel in Zahlen 1995. In: Börsenblatt, H. 54, 1995

7. Lexikon des gesamten Buchwesens. Hrsg. von Severin Corsten. Stuttgart: Hiersemann, 1987

8. Ulrich's International Periodicals Dictionary 1999

9. Trotz Zunahme der wissenschaftlichen Aktivitäten, der Erweiterung der Fachgebiete und der explosionsartigen Zunahme wissenschaftlicher Ergebnisse im 20. Jahrhundert, hat dieses System sich bis in die 60er Jahre unverändert bewährt. Um der Flut an Informationen Herr zu werden, entstanden im frühen 19. Jahrhundert erste Index- und Abstract-Zeitschriften, die eine gegliederte Informationssuche nach wissenschaftlichen Ergebnissen ermöglichen sollten. Am prinzipiellen Verständnis und an der prinzipiellen herkömmlichen Veröffentlichungstechnik hat sich allerdings bis zur Entstehung digitaler Informationen nichts geändert.

10. Bradford, S.C.: Documentation. London: Crosby Lockwood, 1948. S. 121

11. Leyh, G.: Das Dogma von der systematischen Aufstellung. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen, 29, 1912, S.241-259 und 30, 1913, S. 97-136

12. Braun, H.: Sacherschließung 1978. In: Alsheimer, R. (Hrsg.): Bestandserschließung und Bibliotheksstruktur. Wiesbaden: Harrassowitz, 1979. S.108

13. Lexikon des gesamten Buchwesens, a.a.O.

14. Vgl.: Bush, Vannevar: As we may think. In: Atlantik Monthly, 176 (1), 1945, S. 101-108

15. Licklider, J.C.R.: Libraries of the future. Cambridge: The M.I.T.Press, 1965, S.4/5

16. Meiss, Brigitte: Information Retrieval und Dokumentenmanagement im Multimedia-Zeitalter. Deutsche Gesellschaft für Dokumentation, Frankfurt/M., 1997, S.56-58

17. Meiss, Brigitte: a.a.O., S.11

18. In großen Universitätsbibliotheken mit Altbestand entsteht durch eine meist nur selektive Retrodigitalisierung der Kataloge allein im Bereich dieses Nachweisinstrumentariums eine kaum mehr zumutbare Vielfalt der Informationsstrukturen.


[Dr. Rafael Ball] Zum Autor

Dr. Rafael Ball ist Leiter der Zentralbibliothek Forschungszentrum Jülich GmbH

D-52425 Jülich
E-Mail: r.ball@fz-juelich.de