Nachrichten aus der Schweiz

von Ruth Wüst

Automatisierung

Vor etwas mehr als einem Jahr hat der Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) das System Aleph 500 von Ex Libris in Betrieb genommen. Damit sind die Bibliotheksbestände aller Hochschulen und Universitäten der deutschsprachigen Schweiz mit Aleph automatisiert. Nun wird daran gearbeitet, die Bestände zu vernetzen und damit eine Verbundausleihe zu ermöglichen. Online bestellt werden kann allerdings bereits jetzt und BenutzerInnen können sich von ihrer Bibliothek für CHF 8.­ pro Bestellung Bücher nach Hause schicken lassen.

Noch ist offen, ob der Verbundkatalog auf einer zentralen Datenbank basieren soll oder ob mit dezentralen Servern gearbeitet wird.

Das System Aleph ersetzte auch das von der ETH Zürich entwickelte ETHICSplus. Der ETHICS-Verbund wird nun weitergeführt unter dem Namen NEBIS (Netzwerk von Bibliotheken und Informationsstellen in der Schweiz).

Was Kennern der Bibliothekslandschaft Schweiz schon seit Jahren vertraut ist, zeigt sich mit der Einführung von Aleph im IDS auch praktisch. Die Schweiz besteht aus zwei Welten. Im deutschsprachigen Teil gibt es den IDS-Verbund mit Aleph, während die französische und italienische Schweiz im Rero-Verbund ein System der Firma VTLS benutzen. Die Landesbibliothek hatte sich bereits vor etwa acht Jahren ebenfalls für VTLS entschieden. Aleph, das neuere System, basiert auf moderner Client Server Technologie, während VTLS seine Client Server Version immer noch nicht vollständig fertigentwickelt hat. Zwar arbeiten Teile des Rero-Verbundes, z.B. die Katalogisierung, bereits mit dem neuen Virtua System von VTLS, die Fertigstellung aller Module lässt aber seit 1995 auf sich warten.

Musikalien im Katalog der Universitätsbibliothek Basel

Im IDS Katalog der Universitätsbibliothek Basel sind neu sämtliche Bücher, Musiknoten und Tonträger der Musikakademie Basel verzeichnet. Zusammen mit den Beständen der UB, des Musikwissenschaftlichen Instituts und der Paul Sacher Stiftung bietet die UB Basel damit die umfangreichste Musikalien-Datenbank der Schweiz an.

Nachlass Rainer Brambach in der UB Basel

Die Universitätsbibliothek Basel hat kürzlich den Nachlass des 1983 verstorbenen Basler Schriftstellers und Lyrikers Rainer Brambach als Geschenk erhalten. Er umfasst persönliche Dokumente, Fotos, Typoskripte, Zeitungsausschnitte (Gedichte und Erzählungen von Brambach ebenso wie Rezensionen) sowie Brambachs Korrespondenz. Darin befinden sich Briefe von Ilse Aichinger, Werner Weber, Hans Magnus Enzensberger, Jürg Federspiel, Alfred Andersch, Armin Mohler, sowie ein Brief von Günter Grass.

Nach den "Vorlässen" der beiden Schriftsteller Werner Schmidli und Guido Bachmann ist dies bereits der dritte literarische Nachlass, welchen die UB in den letzten Jahren als Geschenk erhalten hat.

Stadt und Universitätsbibliothek Bern

Der gesamte Bücherbestand der StUB ist jetzt online. Die Katalogaufnahmen bis 1989 (vor der Umstellung auf EDV), mit Ausnahme der Bongarsiana, wurden gescannt. Der digitale Katalog ersetzt die Mikroficheausgabe des alten Zettelkataloges

Papierentsäuerungsanlage

Das Schweizer Bundesarchiv und die Schweizerische Landesbibliothek haben eine Papierentsäuerungsanlage, die grösste ihrer Art in Europa, in Wimmis oberhalb des Thuner Sees in Betrieb genommen. (Siehe hierzu den Bericht auf S.451).

Umbau in der Schweizerischen Landesbibliothek

Das Gebäude der Schweizerischen Landesbibliothek in Bern wird umgebaut und umfassend renoviert. Das ursprüngliche Buchmagazin ist geleert worden und wird zu einem Freihandmagazin und Benutzerräumen umgebaut. Der Großteil der Bestände wurde in einem in einer ersten Bauphase erstellten Tiefmagazin untergebracht. Die Verwaltung wurde für die Zeit des Umbaus ausgelagert und ist jetzt dabei, sich auf den Umzug zurück ins Gebäude an der Hallwylstraße vorzubereiten. Im März 2001 wird sich die Bibliothek dann mit neuen Publikumsräumen, einem Café und erweiterten Dienstleistungen präsentieren.

Fachhochschule in Chur

An der Hochschule für Technik + Architektur in Chur läuft die für die Schweiz neue Studienrichtung des FH-Diplomstudiums Information und Dokumentation. Mit der Einrichtung dieses Fachhochschullehrgangs soll die Ausbildungssituation in der Schweiz verbessert werden. Ob dies gelingen wird, muss sich freilich noch herausstellen. Der Diplomstudiengang ist in der Schweiz nicht unumstritten und die abgelegene geografische Lage der Schule ­ weit weg von den Zentren Zürich und Basel ­ trägt mit zur zögernden Akzeptanz bei. In der Zentralbibliothek Zürich, wo bis anhin Kurse für Diplombibliothekare durchgeführt wurden, endet der letzte Ausbildungslehrgang im November. Allerdings führt die ZB Zürich weiterhin die Ausbildung für die Akademiker durch. Versuche, diese Kurse einer Universität anzugliedern, sind bis jetzt gescheitert.

Allgemeine und öffentliche Bibliotheken

In den letzten Jahren spürte man auch bei den öffentlichen Bibliotheken deutlich den Durchbruch zur Automatisierung. Regionalisierung ist ein Kernthema und in den Ausschüssen wird verstärkt über Schwerpunktbildungen nachgedacht.

Ein Schwerpunkt der nächsten Planungsphase im Rahmen des Bibliotheksplans 2000 ist vor allem der Internetanschluss aller öffentlichen Bibliotheken. Wie wichtig dies ist, zeigen die Aktivitäten der Schweizer Verwaltung. Beispielsweise wird die Volkszählung 2000 dieses Jahr zum ersten Mal auch per Internet durchgeführt, wo auf einer Website das Formular ausgefüllt werden kann. Die Schweizer Bundesverwaltung plant weitere große Investitionen im Bereich e-government. Dienstleistungsangebote sollen zunehmend per Internet angeboten werden und auch Volksabstimmungen in der Zukunft per Web durchgeführt werden. Die öffentlichen Bibliotheken müssen nun zusehen, dass sie im Zuge dieser Entwicklungen nicht auf der Strecke bleiben und weiterhin ihrem Auftrag nach Informationsvermittlung für Alle nachkommen können.


Zur Autorin

Dr. Ruth Wüst
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