Marketing per Handy:
elektronische Vertriebs- und Kommunikationswege
der neuen Jugendbibliothek in Dresden

von Anette Stein


Abstract

Was ist die medien@age?
Die Kunden kommen!

Die Bibliothek auf CD und im WWW


Die medien@age, die neue Jugendbibliothek in Dresden, ist mit dem Anspruch angetreten, innovative Angebote für junge Kunden zu entwickeln und neue Betriebs- bzw. Organisationsformen für Zweigstellen zu testen. (http://www.bibo-dresden.de/jugendbibliothek.htm)

Die Modellbibliothek wurde im Projekt „Bibliotheksfilialen“ entwickelt, welches die Städtischen Bibliotheken Dresden und die Stadtbücherei Bochum gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung durchführen. Ziel hierbei ist, durch neue Filialkonzepte mehr Kunden zu gewinnen und die Bibliotheksnutzung zu steigern. (s.a. http://www.bertelsmann-stiftung.de/Bibliotheksfilialen)

Abbildung 1: Transparenz und klare Linien
prägen die medien@age

 

Was ist die medien@age?

In der neuen Dresdner Jugendbibliothek werden 22.000 Medien angeboten; die Hälfte hiervon im Printformat. Besonders gefragt sind neben CDs und Videos vor allem CD-ROMs und DVD. Alle Medien werden thematisch präsentiert.1

Ein besonderes Angebotssegment bilden 15 Computerplätze, von denen 12 einen kostenlosen Internetzugang bieten. Ergänzt werden die Online- informationen durch CD-ROM-Datenbanken und Anwendungssoftware wie beispielsweise dem Office-Paket.

Damit Kunden dieses umfangreiche elektronische Informationsangebot optimal nutzen können, werden die Internetplätze von einem festen Partner der Bibliothek, der Jugendinformationsstelle, betreut und vermittelt. Diese Einrichtung des Jugendamtes konzentriert sich auf den Aufbau und die Beratung zu jugendrelevanten Themen im Internet. Seit der Eröffnung besetzt sie einen Beratungsplatz in der Bibliothek.

Die Hauptstraße, auf der sich die Vorgängereinrichtung befand, verlor in den letzten zehn Jahren aufgrund eines ungünstigen Branchenmixes zunehmend an Attraktivität und Zulauf. Bei der Standortsuche konzentrierte sich die Bibliothek daher auf hoch frequentierte Zentren in der Stadt. Intensive Verhandlungen führten schließlich dazu, dass am belebtesten Fußgängerboulevard Dresdens, der Prager Straße, 600 Quadratmeter für die neue Filiale angemietet werden konnten.

Den Gebäudeausbau in einem modernen Kaufhaus übernahm die Bibliothek selbst. Mit dem Einrichtungs- und Raumkonzept beauftragte sie hierzu das Dresdner Architekturbüro Lauströer & Schmitz.

Die Kunden kommen!

Nach knapp einjährigem Betrieb verbucht die medien@age bereits gute Erfolge. So wurden in den ersten zehn Monaten 130.000 Besuche registriert. Der ehrgeizige Plan sieht mittelfristig eine jährliche Frequenz von 180.000 vor.

Auch den Zielwerten für den Medienumschlag näherte sich die Filiale bereits ein gutes Stück. Die Hochrechnung ergab einen jährlichen Umschlag von zehn bei einem Planwert von elf für das Jahr 2003.

Abbildung 2: Im Mittelpunkt der medien@age
werden Informationen online abgerufen.
Aber auch Printmedien sind gefragt.

 

Trotz allem besteht noch kein Anlass für zufriedenes Zurücklehnen. Soll die medien@age sich weiter entwickeln, müssen vor allem viele Neukunden gewonnen werden. Hier jedoch ist in Dresden insgesamt ein rückläufiger Trend zu beobachten. Neben sinkenden Einwohnerzahlen zeigt auch die Einführung einer Nutzungsgebühr ihre Auswirkung. Die medien@age wird sich daher in den kommenden Jahren auf die Neuakquisition und Bindung von Kunden konzentrieren. Zu diesem Zweck wurde zunächst ein Marketingplan2 entwickelt, der eine systematische Vorgehensweise sichern soll.

Wie entstehen zufriedene Kunden und wie gewinnt man neue Kunden?

Auch vor der Entwicklung eines Marketingkonzepts arbeitete die medien@age aktiv an der Vermarktung ihrer Angebote. Schwerpunkte bildeten die Zusammenarbeit mit Schulen und ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm.

Bestehende Maßnahmen wurden überprüft und sollen teilweise durch neue ergänzt werden. Entsprechend dem innovativen Bibliotheksangebot werden zukünftig auch neue Distributions- und Kommunikationswege getestet.

Der aktuelle Maßnahmenkatalog zeigt traditionelle und neue Ideen

Lokalradio als wichtigstes Medium

Bei der Pressearbeit wird unterschieden nach lokalen, überregionalen und internationalen Medien. Auf den eigentlichen Bibliothekskunden zielt selbstverständlich nur die lokale Berichterstattung ab. Neben traditionellen Printmedien (Stadtmagazine, Jugendbeilagen von Tageszeitungen, Schülerzeitungen) erreicht die medien@age ihre Zielgruppe vor allem über spezielle lokale Rundfunk- und Fernsehsender sowie über Onlinemagazine. Im Gespräch ist derzeit ein regelmäßiger Besprechungsdienst der medien@age für die wichtigsten Jugendmedien der Stadt.

Die Bibliothek auf CD und im WWW

Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen sich die medien@age potenziellen Neukunden vorstellen kann. Im lokalen Umfeld testet die Bibliothek derzeit Jugendveranstaltungen und -feste für ihre Vermarktung. Besonders erfolgsversprechend war beispielsweise ein Messestand im Rahmen einer Ausbildungs- und Karrierebörse.

Screenshot der medien@age
http://www.bibo-dresden.de/jugendbibliothek.htm

 

Um Präsentationen kurzfristig und dennoch professionell realisieren zu können, wurde eine Image-CD entwickelt, die die medien@age vorstellt. Eine sehr preiswerte Lösung, sofern extern ein Laptop oder PC genutzt werden kann.

Der eigene Internetauftritt zählt inzwischen schon zur Basisausstattung einer Bibliothek. Das alleine bedeutet jedoch noch nicht, dass dieses Marketinginstrument auch effizient genutzt wird. Seit einigen Monaten evaluiert3 die medien@age ihre Onlinenutzung mit dem Ziel, das Webangebot kunden- orientierter auszubauen und die Nutzung zu steigern.

Bisher finden Webkunden neben allgemeinen Informationen und dem Katalog aktuelle Medienempfehlungen zu Büchern, DVD und CD und können Vorschläge für Neukäufe per E-Mail verschicken.

In Vorbereitung sind kommentierte Internetadressen, die das thematische Medienangebot der Bibliothek durch gezielte virtuelle Informationen ergänzen sollen.

Prominenten-Chat

Besonders erfolgreiche Veranstaltungsformen, wie Themenworkshops für Schulklassen, werden wie bisher weitergeführt. Neue Akzente erhalten dagegen offene Veranstaltungen.

Die Zielgruppe der medien@age wird am stärksten durch öffentlichen Medien beeinflusst. Hier werden ihre Interessen und Trends geprägt. Nimmt die Bibliothek das Marketingmotto ernst, „den Kunden dort abholen, wo er steht“, muss sie mit ihrem Angebot entsprechend reagieren.

Abbildung 3: Der GZSZ-Star4
Raphael Vogt alias Nico
Weimershaus sorgt für einen
Massenansturm auf die
medien@age

 

Die medien@age hat daher die Zahl der Veranstaltungen insgesamt zugunsten großer Events reduziert. Sie will so ihren Bekanntheitsgrad steigern und neue Themen mit der Bibliothek besetzen.

Experimentiert wird daher auch mit Onlineveranstaltungen, die überwiegend im Internet stattfinden. Beispiele hierfür sind Prominenten-Chats und elektronische Schreibworkshops.

Werbung

Auch klassische Werbemittel dienen zur Vermarktung der neuen Filiale. Kombiniert werden hierbei ganz unterschiedliche Methoden. Als dauerhafte Werbung wird die Außenfassade einbezogen und Werbeflächen in der Fußgängerzone angemietet. Das benachbarte Warenhaus „Footlocker“ überlässt der Bibliothek langfristig ein Schaufenster zur eigenen Gestaltung.

Flächendeckend verteilt wurden außerdem Imagebroschüren sowie Postkarten, die über einen speziellen Dienstleister in Kinos, Kneipen und anderen Freizeiteinrichtungen ausgelegt werden. Derzeit verhandelt die Bibliothek mit Händlern, die sich ebenfalls auf junge Kunden spezialisiert haben, über die systematische Ausgabe von Bibliothekswerbematerialien beim Warenverkauf.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft

Da es erheblich teurer ist, neue Kunden zu gewinnen als bestehende stärker zu binden, beschäftigt sich die medien@age intensiv mit dem Thema Kundenbindung. Neue Serviceleistungen sollen diese intensivieren und werden in den kommenden Monaten eingeführt.

Gemeinsam mit der Jugendinformationsstelle wurde ein elektronisches Kundenmagazin entwickelt, das aktuell aus der medien@age berichtet, Onlineinformationen zu speziellen Themen vorstellt und auf externe Veranstaltungen hinweist. Das e-Magazin wird kostenfrei im Internet angeboten und kann dort auch abonniert werden.

Ein weiterer Service soll im Sommer in Betrieb gehen. Per SMS informiert die medien@age dann ihre Kunden über eingetroffene Vormerkungen, Veranstaltungen und sonstige Bibliotheksneuigkeiten. Bei entsprechendem Erfolg sind weitere mobile Dienstleistungen geplant, da sich die medien@age trotz und wegen ihrer neuen Konzeption in den nächsten Jahren laufend weiterentwickeln muss.


medien@age –
Die Neue Dresdner Jugendbibliothek
Zahlen und Fakten
     Zielbestand (Medien)30.000
davon Nonbook15.000 
     Benutzerplätze76
davon OPAC-Plätze4 
PC-Arbeitsplätze mit Internet12 
CD-ROM-Abspielplätze1 
Spiele-PC2 
Abhör-/Abspielplätze10 
Arbeits-/Anleseplätze21 
Lesecafe24 
Verbuchungsplätze Theke2 
Auskunftsplätze3 
     Personalstellen13
davon Bibliothekare4 
Assistenten/Fachangestellte7 
Jugendinformationsstelle3 
     Fläche gesamt (m2)628
davon öffentlich zugänglich545 
Arbeits-/Sozialräume67 
Nebenfläche16 
     ArchitektenLauströer & Schmitz
     RegalsystemOtto Kind AG
     EDVFujitsu Siemens
Computers GmbH
     Außenwerbung/Leitsystemdresden design
uwe scholz
     Kosten (DM)740.000
davon Planung50.000 
Ausbau160.000 
Möbel220.000 
EDV250.000 
Geräte60.000 
     ÖffnungszeitenMo-Fr10–20
 Sa10–16
     AdresseWaisenhausstraße 8
01069 Dresden
     Fon0351/4861782
     Fax0351/4861783
     Jugendbibliothek@bibo-dresden.de
     www.bibo-dresden.de/jugendbibliothek.htm
     LeiterinKatrin Doll

 


Anmerkungen

1. Die Themenliste befindet sich auf den Internetseiten der medien@age unter „Bestand“.

2. Der nachfolgende Text beschreibt mit den Marketingmaßnahmen nur einen Baustein des gesamten Marketingplans.

3. Im Rahmen des Filialprojektes testet die Bibliothek die Auswertungssoftware Web-Suxess.

4. GZSZ steht für die Fernsehserie „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“


Zur Autorin

Anette Stein ist Projektleiterin in der Bertelsmann Stiftung

Bertelsmann Stiftung
Carl-Bertelsmann-Str. 256
Postfach 12 07 37
D-33311 Gütersloh
E-Mail: anette.stein@bertelsmann.de
http://www.bertelsmann-stiftung.de/Bibliotheksfilialen