Synopse einer Informations- und Wissensgesellschaft

Teil 1: Zeichenbasierte Kommunikation

von Wolfgang Ratzek


Abstracts

1. Zur Einstimmung
2. Ein erster Orientierungsrahmen

3. Kommunikation als elementares Bedürfnis

4. Kommunikation mittels Zeichen

5. Exkurs über Daten - Information - Wissen

6. Zusammenfassung und Ausblick


1. Zur Einstimmung

Ungebremst läuft die Marketing-Maschinerie der Informatik-Industrie. Erkennbar an der Flut von IT-basierten Begriffen. Selbst Fachleuten fällt die Orientierung zunehmend schwerer. Content-Syndications, DRT (Document Related Technology), KDDB (Knowledge Discovery Database), Bluetooth oder DQDB (Distributed Queue Dual Bus) bilden hier nur einen kleinen Ausschnitt aus einer Welt, die eine Informations- und Wissensgesellschaft begründen soll. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass sich die Rolle von Informationsprofis in der Informationsvermittlung auf ein "Click through" via Suchmaschinen reduziert. Oder anderes formuliert: Die eigentliche wertschöpfende Leistung erbringen im Prinzip nicht Informationsprofis, sondern ein "General Problem Solver"1 namens Computer und dessen IT-Peripherie, die dann als intelligente Lösungen vermarktet werden. Eine Entwicklung, die m.E. einer Korrektur bedarf. In einer Reihe von Beiträgen wollen wir dem Phänomen der Informations- und Wissensgesellschaft nachgehen und damit den Kern freilegen, der sowohl den IT-Sektor bedient und darüber hinaus auch die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Aspekte in die Betrachtung mit einbezieht.2 Dabei geht es nicht um eine präzise Systematik, sondern vielmehr darum, die jeweiligen Leitkonzepte herauszuarbeiten, die dann in der Gesamtschau - einer Synopse also - einen sinnvollen Kontext erkennen lassen.

2. Ein erster Orientierungsrahmen

Bevor wir uns mit den Details beschäftigen, bedarf es eines gewissen Vorverständnisses darüber, was wir unter "Informationsgesellschaft" verstehen wollen. Komplizierter erweist sich das Vorhaben, wenn wir außerdem auch noch danach fragen, was wir denn unter einer "Wissensgesellschaft" und deren Abgrenzung von einer "Informationsgesellschaft" verstehen wollen. Eine Vorgehensweise, die wir - die in der Informationsvermittlung tätig sind - uns nicht verschließen sollten, da es Strömungen gibt - vor allem aus der Informatikindustrie -, bestimmte qualitative Aspekte der Informations- und Wissensgenerierung zu banalisieren. "banalisieren" bedeutet hier, dass InformationsvermittlerInnen "per Mouseclick das gesamte Weltwissen in Sekundenschnelle parat haben, wie das schon einmal von den "Onlinern" behauptet wurde. Wir müssen uns vehement dagegen auflehnen, dass Kreativität, Innovation oder Geschäftserfolge durch digitalen Speicher generiert werden. Da helfen auch anthropomorph orientierte Marketingtricks wie Neuronale Netze, KDDB (Knowledge Discovery Data Base [die Frage ist und bleibt: Wer oder was entdeckt hier Wissen], oder Expertensysteme nichts; es ist und bleiben kreative, motivierte und qualifizierte MitarbeiterInnen, die Daten aus verschiedenen Quellen zu Erfolgspotenzialen - sagen wir es, wie es ist - verarbeiten. Dass dabei Inputfaktoren wie leistungsstarke PC, die "richtige" Hostanbindung und richtungsweisende Fachzeitschriften eingesetzt werden, ist selbstverständlich, aber ohne Benutzer wäre die IT-Welt eine leblose. Die Fragen, die uns beschäftigen sollten, sind u.a.: Welche Rolle - auch das muss heute betont werden - spielt der erwerbsfähige Mensch in der Informationsgesellschaft? Befinden wir uns bereits in einer Informationsgesellschaft oder sind wir auf dem Weg dahin? Haben wir mit der Informationsgesellschaft einen Endzustand erreicht? Unter der Prämisse, dass die Wissensgesellschaft einen qualitativen Fortschritt bedeutet, wäre dann die Informationsgesellschaft nur eine Zwischenstation, ebenso wie es die Wissensgesellschaft ist? Problemstellungen, die beispielsweise auch für Studierende der BID-Studiengänge von Bedeutung sind.

Um überhaupt einer Informations- und Wissensgesellschaft eine irgendwie geartete Kontur zu verleihen, bedarf es einiger konstituierender Unterscheidungsmerkmale. Obwohl von vielen negiert, vom Autor aber immer wieder betont, muss es erst einmal ein Verständnis für den qualitativen Unterschied zwischen Zeichen, Daten, Information und Wissen gehen.3

3. Kommunikation als elementares Bedürfnis

Trivialerweise sind Menschen soziale Wesen, die durch Institutionen wie Familie, (Hoch-)Schule, Kirche, Partnerschaft, Werte, Gesetze u.v.a.m - im positiven wie im negativen Sinne - geformt werden (Sozialisation). Zur Orientierung dienen hier, je nach Kulturkreis, bestimmte Kommunikationsrituale wie beispielsweise Einschulung, Beschneidung, Vereidigung, Auszeichnungen, Eheschließung, Sanktionen, Beerdigung. Vor diesem Hintergrund befinden wir uns immer - ob bewusst oder unbewusst - in einer kommunikativen Beziehung mit uns oder mit unserer Umwelt. Kommunikation steht für ein elementares Bedürfnis von Individuen und gesellschaftlichen Formationen.

Wenn wir unter einem Bedürfnis "das Gefühl eines Mangels mit dem Bestreben diesen zu beseitigen" verstehen, dann können wir Kommunikation als "das Aussenden und Empfangen von Botschaften zur Deckung von Bedürfnissen" interpretieren. Die fünfstufige Maslowsche Bedürfnishierarchie bietet ein akzeptables Modell für die verschiedenen Bedürfnisqualitäten, wenn wir ergänzen, dass Individuen in der Regel zwischen den Hierarchiestufen Hin- und Herspringen. Somit haben wir eine Basis für die Etablierung eines stets ungesättigten allgemeinen Informations- und Kommunikationsmarktes auf dem Anbieter, Distributeure und Abnehmer die unterschiedlichsten Transaktionen durchführen. An einigen Beispielen sei dies nun verdeutlicht.

Ein Erwerbsloser befindet sich in der Phase der beruflichen Neuorientierung und geht in eine Bibliothek, um Medien zum Thema "erfolgreich Bewerben" auszuleihen und die Stellenangebote in den Tageszeitungen zu studieren.4 Das Ziel: Erwerbung von Eigenmitteln für Miete, Essen und Kleidung (im Gegensatz zur Fremdalimentation durch z.B. das Sozialamt).

Nach dem Studium, einigen Jahren Berufserfahrung, dem dritten Kind, dem mit Hypotheken belasteten Haus ist es an der Zeit, an Maßnahmen zur Existenzsicherung zu denken. Über das Internet wird der Markt u.a. für Lebens- und Invalidenversicherungen sondiert und für die Entscheidung die Rankings von - sagen wir - Stiftung Warentest oder Focus herangezogen.

Das Leben eines OPLs (One Person Librarians) war bisher ausschließlich durch seine Arbeit bestimmt. Durch eine unternehmensweite Reorganisation entstand ein neues Informationszentrum mit vier weiteren Informationsprofis. Eine Kollegin ist Mitglied in Verein "Bildungsreisen e.V." und nimmt unseren OPL dorthin mit. Nach fünf Jahren ist unser OPL noch immer dabei und hat viele Kontakte geknüpft.

Nachdem der Vorsitzende des Vereins "Bildungsreise e.V." vor einen Jahr im Dschungel von Borneo spurlos verschwunden ist, steht nun die Wahl eines neuen Vorsitzenden an. Da unser OPL seit rund zwei Jahren das Image des Vereins durch seine Aktivitäten entscheidend mitgeprägt hat, glaubt er, dass ihm diese Position zukomme. Nachdem er an einer Volkshochschule zwei Rhetorik-Kurse erfolgreich abgeschlossen hat, wirbt er in einer Reihe von Reden unverhohlen um die Gunst der anderen Mitglieder.

Die Vorstandsvorsitzende eines internationalen IT-Unternehmens erkennt für sich, dass ihre Funktion nur bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten verlangt und ihre künstlerischen Neigungen verkümmern. Sie beschließt daraufhin mit einem befreundeten Galeristen eine Ausstellung ihrer Bilder zu organisieren. Als besonderen Anreiz für den Galeristen übernimmt sie die Werbekosten, inklusive Catering für die Vernissage. Da während der Ausstellung zahlreiche Bilder verkauft wurden, überlegt unsere Vorstandvorsitzende nunmehr, aufs Land zu ziehen und von der Malerei zu leben. Sie beauftragt eine Kommunikationsagentur mit der Konzeption ihres Web-Auftritts und Schaffung von Berichtsanlässen in den Medien.

Die Umsetzung der hier genannten Beispiele erfordert den Einsatz von Informationseinrichtungen (z.B. Bibliothek, Galerie, Kommunikationsagentur), von Kommunikationsmitteln (z.B. Tagezeitung, Internet) und von (Informations-)Dienstleistungen (z.B. Medienbereitstellung, Internet-Browser, Vernissage, Werbung). Was hier so harmonisch aufeinander abgestimmt ist, erfordert die Kenntnis einer tiefer gelegenen Struktur, die uns bis in die Urgesellschaft führt.

Wenn von Medien die Rede ist, dann sollten wir uns darüber bewusst sein, das wir es dabei mit zwei Ausprägungen zu tun haben. Medien sind zum einem Institutionen, wie sie zum Beispiel durch Verlage, Hosts, Rundfunksender in Erscheinung treten und zum anderen Kanäle im Sinne von Transportmitteln für zum Beispiel Daten/Dokumente, wie das beim DATEX-P, bei der Rohrpost5 der Fall ist.6

4. Kommunikation mittels Zeichen

Da wir nicht mehr, wie das wahrscheinlich in der Urgesellschaft noch der Fall war, alle Erfahrungen selbst machen müssen, haben wir im Laufe unserer Evolution gelernt zu abstrahieren. Die bisher höchste Abstrahierungsstufe bilden Sprachen, sowohl unsere Fach- als auch unsere Alltagssprachen. Mittels Sprachen können wir uns anderen mitteilen, sei es, um reale oder irreale Phänomene auszusprechen, indem wir mehr oder weniger konventionalisierte Zeichen verwenden. Wer konnte vor einigen Jahren mit den Zeichenketten ";-)", "B-2-B" oder "Y2K" etwas anfangen.

Kommunikation bedeutet, einmal abgesehen bei Autisten und bei Selbstgesprächen, Überbrückung von Distanzen zum Zwecke der Übermittlung von Zeichen zwischen einem Sender (Kommunikator) und einem Empfänger (Rezipienten). Für eine erfolgreiche Kommunikation bedarf es des Einsatzes von Medien, um Sender und Empfänger zusammenzuführen, was zum Beispiel via vom Kehlkopfsystem erzeugte Druckwellen (Sprechen), via Email, via Brief u.v.a.m. geschehen kann. Genügen diese Zeichen bestimmten Regeln7 so haben wir es mit Botschaften oder Nachrichten zu tun. Dabei spielt es erst einmal keine Rolle, ob es sich um einen Menschen und/oder ein technisches System handelt8, das Zeichenketten sendet und/oder empfängt. An dieser Stelle interessiert uns nur der Zeichenübermittlungsprozess, der in der Informations- und Wissensgesellschaft sozusagen das konstituierende Element bildet.

4.1 Der Umgang mit Zeichen

Ziel dieser Reihe ist es, neben den technischen Aspekt auch den humanen Aspekt herauszuarbeiten, insbesondere die Rolle der Information worker an der Ausgestaltung der Informations- und Wissensgesellschaft. Ein solches Vorhaben muss daher einen kurzen Exkurs in die Semiotik9, also in die Lehre von den Zeichen, wagen und auf die - leider zunehmend in Vergessenheit geratende - Lasswell-Formel eingehen. Denn: alle Kommunikationsprozesse, sei es in der Welt der zwischenmenschlichen Beziehungen oder in der Welt multimedialer Anwendungen, basieren auf dem Austausch von Zeichen. Der feine Unterschied besteht jedoch in den verschiedenen Sichten zur Ausgestaltung einer Informations- und Wissensgesellschaft. Die einen Gestalter, z.B. die Informatiker, sehen ihre Hauptaufgabe vor allem im Entwurf, in der Implementierung und Weiterentwicklung von digitalen Speichern- und Transportsystemen, die anderen sehen ihre Hauptaufgabe im Umgang mit Inhalten (neudeutsch: content), die in bzw. aus analogen und digitalen Speichern eingefügt bzw. generiert werden, ob nun für den Eigenbedarf (investigative Journalisten) oder für einen Fremdbedarf (Archivare, Bibliothekare, Dokumentare, Informationswissenschaftler). Um dies zu leisten, sind bestimmte Erschließungstechniken erforderlich, die uns in einem späteren Beitrag beschäftigen werden. Die dahinter stehenden Probleme werden uns ebenfalls noch in einem späteren Beitrag beschäftigen.

Ein Zeichen ist - wie das in der Informatik üblich ist - ein irgendwie geartetes Element aus einem wohl geordneten "Alphabet", das ist eine Menge (ein Set) von Zeichen (ein Zeichenvorrat) mit Anwendungsregeln (Codes). Die Regeln für die Anwendung von Zeichen beruhen auf Konventionen, in der Fachsprache der Semiotiker: Denotationen genannt. Künstler, Subkulturen oder Querdenker geben den Zeichen neue, unkonventionelle Bedeutungen, die in der Semiotik Konnotationen genannt werden. Zu den denotativen Zeichensets gehören unter anderem das System der deutschen Schriftsprache bestehend aus 26 definierten Buchstaben10, die Systeme der Chemie (z.B. Periodensystem der Elemente, anorganische Chemie, organische Chemie), die axiomatischen Systeme der Mathematik (z.B. topologischer Raum, n-dimensionaler Vektorraum), Physik (z.B. Relativitätstheorie, Mechanik), Informatik (C++, Automatentheorie). Aber auch Braille-Schrift, die Pfeifsprache El Silbo11, RSWK, RAK (WB und ÖB!), AACR, das Morse-Alphabet12 bilden Zeichensets für kommunikatives Verhalten in der Arbeitswelt oder im Alltag. Aber auch Zeichen wie den "Stinkefinger" (auch "Effe-Finger" genannt), das "Vogel-Zeigen"13, "V" (Churchills Victory-Geste) oder das "Augenzwinkern" gehören zu einem durch die jeweilige Kultur geprägten Zeichenset14. Da die verschiedenen Communities ihre Zeichensets kontinuierlich erweitern, entsteht in einer medialen Gesellschaft, die auch einen gewissen Zwang zur Öffentlichkeit beinhaltet ("publish oder vanish") ein wahres Zeichen-/Begriffs-Chaos.

Erschwerend kommt hinzu, dass in der Interpretation von Zeichen/Botschaften eine gewisse Problematik liegt. Wie können wir Relevantes von Irrelevantem unterscheiden? Wer bietet Orientierung? Wer hilft bei der Bewältigung von Informationsproblemen? Wer erkennt gezielte Fehlinformation: "Bilanzfälschung" [Enron, Flowtex], Bericht über den Diebstahl von Brutkästen in Kuwait durch Irakis im Kuwaitkrieg15, missverstandene Äußerungen (Günther Schabowskis Äußerung während einer Pressekonferenz, die auch in der "Aktuellen Kamera" übertragen wurde, zur Reiseregelung von DDR-Bürgern am 9. November 1991). Aber auch das Drücken der falschen Taste oder die richtige oder falsche Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort können eine Entwicklung in die positive oder negative Richtung lenken.16 Vor diesem Hintergrund besitzt der fachlich orientierte Informationsprofi gegenüber dem diffusen Internet-Angebot im Internet einen qualitativen Vorteil.

4.2 Die Zeichendimensionen

Die Lehre von den Zeichen (Semiotik) unterscheidet mit Syntaktik, Semantik und Pragmatik drei Zeichendimensionen. Die Syntaktik beschreibt und analysiert die regelgerechte Anwendung von Zeichen, was verkürzt dargestellt auch mit Syntax bezeichnet werden könnte. Die Semantik setzt auf der Syntaktik auf und geht auf die Beutung ein, die zwischen den Zeichen mitschwingt. An dieser Stelle spielen die bereits erwähnten Denotationen und Konnotationen eine wichtige Rolle. Die Pragmatik untersucht die Wirkungen von Zeichen auf ihre Rezipienten. Hier stellt sich bereits die grundlegende Frage: Für wen generiere ich Botschaften, oder noch konkreter: Information. Verfolgen wir eine Anbieterstrategie, wäre dann die Syntax-Semantik-Relation ausreichend, oder eine Abnehmerstrategie, die zusätzlich zur Syntax- und Semantik-Relation auch die Pragmatik zu berücksichtigen hätte. Daraus können wir schließen, dass für eine zielgruppengerechte Kommunikation ein Abbild der Zielgruppe und in einem zeitgemäßen Marketing auch ein Abbild der Individuen vorhanden sein muss. Software-Agenten, Push-Dienste oder On-demand-Dienste deuten die Entwicklungsrichtung in der Informationsvermittlung an. Anders formuliert: Kommunizieren beinhaltet auch immer die Gefahr des Missverständnisses, deshalb muss auch immer der gesellschaftliche und kulturelle Kontext mitschwingen, was insbesondere unter der Überschrift "interkulturelle Kommunikation", "Köpersprache" (Body talk), "vierohriger Empfänger" (Schultz von Thun) oder "Political Correctness" zunehmend in der Praxis berücksichtigt wird17.

Mit Frank Hartmann halten wir fest: "Ohne die Zeichen können wir die Welt nicht denken, und ohne die Codes, die Zeichen zu Aussagen verknüpfen, nicht über sie kommunizieren. Der Code ist eine Zuordnungsvorschrift, zwischen Zeichen, beispielsweise (aber nicht nur) als soziale oder kulturelle Konvention, die festlegt, was Zeichen im konkreten Gebrauch bedeuten."18 Mit dieser Erkenntnis können wir nun die Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz und der Virtuellen Realität zumindest grob verstehen: Im Prinzip lässt sich alles - frei nach Wittgenstein -, was in der Welt ist, durch Zeichen mittels Computer abbilden, also simulieren, insbesondere jedoch Prozesse, die von Menschen als intelligent eingestuft würden. Und nun kommt der entscheidende Schritt: Die Zeichen stehen für das, was sie repräsentieren. Mit anderen Worten: es entsteht eine neue Wirklichkeit, eine virtuelle Wirklichkeit mit substituierendem Charakter. Mensch und Computer sind gleichwertige zeichenproduzierende Systeme. Die Folgen liegen auf der Hand: Schweißer oder Schweißroboter? Spezialist oder Expertensystem? Bibliothekar oder Softwareagent? InformationsvermitterIn oder Push-Dienst?

Diese Entwicklung fördern informatikorientierte Informationsprofis, indem sie stolz eine rechnergestützte Datenbank als Ergebnis präsentieren und damit signalisieren, dass die Datenbank das Ziel ihrer Arbeit war und nicht die Dienstleistung, die nun aufgrund der Arbeit erbracht wird. Dann liegt es auf der Hand , die BID-Profis zu reduzieren und den Informatiker unser Arbeitsgebiet zu überlassen.19. Einen Ausweg sieht der Autor darin, immer wieder zu betonen, dass qualitative Unterschiede zwischen Daten, Information und Wissen bestehen.

4.3 Zeichenarten

Wenn wir zielgruppengerecht kommunizieren wollen, dann erweisen sich die Zeichendimensionen (Syntaktik, Semantik, Pragmatik) als recht hilfreich, insbesondere jedoch die Pragmatik. Abschließend können wir festhalten, dass die regelgerechte Anwendung von Zeichen (Zeichendimensionen) zur Generierung von sinnstiftenden Bildern, Wörtern (Sätzen), Melodien, Formeln führen. In der Semiotik werden dabei mit "Icon", "Index" und "Symbol" drei Arten von Zeichen unterschieden.

Die Bedeutung der Zeichenarten und -dimensionen spielen in Einrichtungen mit Publikumsverkehr, beispielsweise in Bibliotheken, Hochschulen, Krankenhäusern, Rathäuser, in Form von Orientierungs- und Leitsystemen eine außerordentlich wichtige Rolle (Benutzerfreundlichkeit). Aber auch die IT-Welt ist von den Zeichenarten geprägt, wobei die überwiegend verwendeten ikonischen und symbolischen Zeichen häufig nur eingeweihten zugänglich sind.

5. Exkurs über Daten - Information - Wissen

Wir können es kurz machen. Die syntaxgerechte oder arbiträre Anordnung von Zeichen führt zu einer Generierung von Daten, egal ob von Menschen oder von technischen Systemen produziert und kommuniziert. Diese Daten müssen für einen Rezipienten einen gewissen Wert besitzen, um als Information akzeptiert zu werden. Die Botschaft, dass eine Wissenschaftliche Bibliothek in Berlin ihre Öffnungszeiten ab sofort verlängert, besitzt für jemanden in Bayern kaum einen (Aufmerksamkeits-/Informations-)Wert, dagegen aber für einen Studierenden an einer Berliner Hochschule. Diese Information kann unser Studierender nunmehr in sein Netzwerk über mediale Zugangsverfahren integrieren und somit sein Wissen über potenzielle Informationsquellen erweitern. Hier ist dann auch ein Ort, um zwei in der BID-Fachwelt gängige Thesen wiederzugeben:

5.1 Die Lasswell-Formel

Ein wichtiges Analyseinstrument in der Informations-, Medien- und Kommunikationswissenschaft ist die leider zunehmend in Vergessenheit geratene Lasswell-Formel. Mit Hilfe der Lasswell-Formel20 können wir sowohl Kommunikationssysteme als auch Kommunikationssituationen analysieren und damit zur Verbesserung von Informationsströmen beitragen.

Diese Kommunikationsformel gehört bei der Gestaltung jeglicher Formen von Kommunikationssystemen mitgedacht, seien sie sprachlicher, bildlicher, akustischer oder multimedialer Art. Wir wollen den Einsatz dieser Kommunikationsformel an einem Beispiel demonstrieren:

Mit der Lasswell-Formel besitzen wir ein Instrument, das den bedeutenden Unterschied zwischen einer Auskunft durch einen Information worker und einem Browser generierten Suchergebnis verdeutlicht. Ein geschulter Information worker formuliert aufgrund von zum Teil komplexen Kommunikationsprozessen eine individuelle Suchstrategie, während eine Suchmaschine alle Eingaben unabhängig der Lasswellschen-Terme abarbeitet.

Wir können nun noch einen Schritt weitergehen und uns den Medien und deren Bezug zum Kommunikator und Rezipienten zuwenden, die nach unserer Interpretation, die Überbrückung von Distanzen ermöglichen.

5.2 Medien-Systematik nach Harry Pross

Es leuchtet unmittelbar ein, dass jede Zeichenübermittlung mit einem gewissen Aufwand verbunden ist. Während in der (direkten) Face-to-face-Kommunikation der Aufwand sehr gering ist, steigt der Aufwand mit dem Einsatz technischer Hilfsmittel, so ist es zum Beispiel ratsam, zwischen Internet, Intranet und Extranet eine Firewall zu implementieren; ebenso werden die Kosten in einer Informationsvermittlungsstelle steigen, wenn neben einer Präsenznutzung auch eine Online-Nutzung realisiert wird.

Mit anderen Worten: IT-gestützte Kommunikation kostet Geld, oder in der Sprache der Betriebswirte: Der Einsatz von Kommunikationsmitteln verursacht Transaktionskosten. Es lohnt sich also, gerade in Zeiten knapper Budgets, einige Gedanken über den Aufbau, aber vor allem über die Pflege und Verwendung des Kommunikationssystems zu machen. Dazu ist es jedoch erforderlich, die Potenziale von Kommunikationsmitteln zu kennen21.

Die Medienkategorisierung des deutschen Medienwissenschaftlers Harry Pross22 erweist sich hier als dienlich für das weitere Vorgehen, auch vor dem Hintergrund der informationsvermittelnden Berufe. Pross unterscheidet:

"Primärmedien" (Mensch-Medien) erlauben Kommunikation ohne den Einsatz von Technik. Körpersprache und Dialoge wie sie in einen persönlichen Gespräch (Face-to-face-Kommunikation) üblich sind, gehören ebenso hierher wie beispielsweise der Körpergeruch23.24 Erwähnt sei hier auch noch einmal Silbo, weil die gesprochene Sprache keine ausreichende Reichweite besitzt, entwickelten die Bewohner La Gomeras diese Pfeifsprache (also ein Set von Zeichen). Mittels primärer Medien sammelt jeder von uns bereits seit unserer Geburt Erfahrungen25.

"Sekundärmedien" (Druckmedien) sind bei der Produktion von Erzeugnissen wie Skripte, Broschüren erforderlich, und zwar nur auf der Herstellerseite26, also eine Produktionstechnologie. Für die Rezeption ist keine Technik erforderlich (es sei denn, der Rezipient ist sehbehindert, dann wäre eine Sehhilfe erforderlich). Peter Ludes´ Hinweis auf den kanadischen Medienwissenschaftler McLuhan wollen wir hier aufgreifen: "Benutzt man einen weit gefassten Medienbegriff, Herbert Marshall McLuhan, sind auch Kleidung und Wohnungen - als Ausweitungen der Haut - als Medien zu bezeichnen. Denn sie sind überlebensnotwendig und verdeutlichen zugleich soziale und individuelle Unterschiede. (...) Weiter konnte die Lautstärke der menschlichen Stimme mit Hilfe von Schalltrichtern - später Megaphonen - erweitert werden. (...) Mitteilungen mit Hilfe von Feuer und Rauch, Stäben und optischer Telegraphie (…)."27

"Tertiärmedien" (elektronische Medien): Historisch betrachtet erkennen wir tertiäre Medien häufig am Präfix "Tele" ("Fern…"), wie das beim Telefon (Fernsprecher), Fernsehen (Television), Telefax ("Fernkopierer") der Fall ist. Diese Gruppe von Medien verlangt neben einer Produktionstechnologie auch eine Vermittlungs- und Rezeptionstechnologie, was beispielsweise beim Fernsehen (z.B. Sender, Kabelnetz, TV-Gerät) oder beim Telefonieren (z.B. Telefongesellschaft, ISDN, vernetzter Telefonapparat bei den Nutzern) leicht nachvollziehbar ist.28

"Quartäre Medien" stellen eine neue Medienqualität dar. Während die Nutzung tertiärer Medien in der Regel nach einige Minuten oder Stunden, gelegentlich auch mal nach einigen Tagen, möglich ist, bedarf es bei der Nutzung quartärer Medien bestimmter Kenntnisse und Fähigkeiten, die in der Regel einen längeren Lernprozess voraussetzen. Als Beispiel kann hier der Computer und dessen Potenziale genannt werden29. Programmierung (C++, JAVA, LISP; PERL), Anwendungen (Excel, CAD, XML), Vernetzungen (Lotus Notes, Bluetooth, Wireless LAN), Retrieval (Trip, EasySearch, InMedia, DSO) stehen hier stellvertretend.

Ein wichtiges Merkmal sekundärer (Brief, Flyer), tertiärer (Videorekorder) und quartärer Medien (WWW, SAP R3) ist eine vom eingesetzten Medium abhängige zeitliche Entkoppelung von Sender und Empfänger, was bei einer Kommunikation mit Primärmedien kaum möglich ist.

5.3 Information als Gut

"Information ist Information - weder Energie noch Materie", wie das der US-amerikanische (Mit-)Begründer der Kybernetik, Nobert Wiener30, einst formulierte. Diese eher philosophische Interpretation lässt auch Raum für (m)eine wirtschaftliche Interpretation zu: Systemverhalten kann somit durch Energie, Materie oder Information erfolgen (Stichwort: Produktionsfaktor Information/Wissen). Damit entsteht neben einer Energie- und Materialwirtschaft nun auch eine Informationswirtschaft (und Medienwirtschaft). Bleibt zu fragen, was wir unter Information, Wirtschaft und Informationswirtschaft verstehen wollen?31

Das Problem im Umgang mit Information bringen Picot et.al.32 so auf den Punkt. "Allerdings ist der Nutzen von Information vorab nicht bekannt, sondern offenbart sich erst mit der Nutzung. Information ist somit ein Erfahrungsgut. Da Information aber ein immaterielles Gut ist, ergibt sich in der Folge das Arrowsche Bewertungsparadoxon: Der Wert einer Information ist einem Käufer mit Sicherheit erst dann bekannt, wenn er die Information kennt. Dann hat er sie jedoch bereits aufgenommen und muß sie nicht mehr erwerben."

Dagegen können Picot et.al.33 Auffassung von Information nur bedingt zugestimmt werden, wenn behauptet wird: "Im Unterschied zu Information, die als Bedeutung tragende Zeichen definiert werden (…), wird Wissen als handlungsorientierte Verknüpfung von Informationen unter Berücksichtigung von Erfahrungen im Kontext verstanden. Wissen ist daher sehr personen- und organisationsbezogen, während sich Informationen weitgehend losgelöst von Personen z.B. in Datenbanksystemen speichern lassen." Während wir den Ausführungen zum Wissen folgen können, steht jedoch meines Erachtens die hier aufgestellte These im Widerspruch zur These "Information als Erfahrungsgut", die Picot et.al. zuvor aufgestellt haben. Information ist bereits ein kreativer Prozess34, der von Menschen gestaltet wird und damit zu einer Begründung für eine Herausbildung und Professionalisierung einer Informationsbranche führt.

"Information" ist ein schillernder Begriff. Viele Menschen, zu denen Informatiker, Wirtschaftswissenschaftler, Medienspezialisten, Informationswissenschaftler, Bibliothekare gehören, benutzen "Information" unreflektiert und tragen damit zu einer unberechtigten Stärkung der Informatikindustrie bei. Einig sind wir uns darüber, dass "Information" ein knappes Gut im Sinne der Betriebswirtschaftslehre ist, d.h. ein knappes Gut muss produziert werden35, dann macht es Sinn, wenn wir "Information" als zweckorientiertes Wissen und als eine ebenso strategische wie operationale Ressource betrachten. Information in diesem Sinne stellt einen Produktionsfaktor dar, was in der Volkswirtschaftslehre (Boden, Kapital, Arbeitskraft) und der Betriebswirtschaftslehre (elementaren und dispositiven) kommentiert wird, aber noch nicht in den Lehrbüchern integriert ist36. Vor diesem Hintergrund spielt dann auch der Wert einer Information eine Rolle. Hierfür gibt es in der (Medien-)Betriebswirtschaftslehre mit Inspektions-, Erfahrungsgut, Vertrauensgut drei wichtige Charakterisierungen37.

Bei einem Inspektionsgut erkennt ein Kunde prima vista die Qualität und den Nutzen vor dem Konsum/Gebrauch, so ist zum Beispiel die Frische von Gemüse sofort erkennbar. Wer sich für die Börse oder Biotechnologie interessiert, zeigt sich zuerst einmal interessiert für Special-Interest-Titel wie "Erfolgreich an der Börse spekulieren" oder "State-of-the-Art in Biotechnology".

Bei einem Erfahrungsgut erkennt ein Kunde Qualität und Nutzen eines Gutes erst durch den Gebrauch des Gutes (Ware oder Dienstleistung). Nehmen wir das Gemüse-Beispiel, dann könnte das Kriterium biologischer vor konventionellem Anbau dazu führen, dass das Gemüse aus biologischen Anbau einfach besser schmeckt, was jedoch auf Erfahrung beruht. Unser Börsen-Titel gehört auch hierher, da sich die verheißungsvollen Versprechen nun in der Praxis bewähren müssen.

Bei einem Vertrauensgut sind die Qualität und der Nutzen eines Gutes für einen Durchschnittskonsumenten nicht abschätzbar, so fällt eine Vorabentscheidung darüber,

Orientierungshilfen bieten hier beispielsweise Gütesiegel, Verbraucherinformationen, Medienkritiken.

Vor diesem Hintergrund erscheinen Informationsprofis wie Bibliothekare, Dokumentare oder Informationswirte, Informationswissenschaftler in einem anderen Licht, da sie eine vertrauensvolle Basis mit "ihren" Kunden aufbauen und durch Leistungen "ihren" Kunden überzeugen, dabei, so meine Auffassung, ist für den Kunden im Prinzip die Anzahl der Online-Datenbanken unwichtig, sondern das Ergebnis steht im Mittelpunkt, das dem Kunden sein Handeln bestätigt oder neue Handlungsoptionen eröffnet. Eine Spezialisierung auf Erfahrungsgüter - also informative Produkte bzw. Inhalte (Content) - wäre hier zu empfehlen, was beispielsweise für wissenschaftliche Bibliotheken eher zuträfe als für öffentliche Bibliotheken, die dann eher mit Inspektionsgütern wie z.B. Stadtpläne, Nachschlagewerke, Bestseller usw. zu tun haben.

In diesem Zusammenhang greift auch das Schlagwort "Produktionsparadoxon", das besagt, "Die Unmöglichkeit, einen direkten, regelhaften Bezug zwischen Informationstechnik und Mehrwert zu entdecken (…).39 Aus der Sicht des Autors kommt es hier, wie bereits mehrfach betont, auf das Leistungsvermögen von Informationsprofis an, die aus den verschiedensten Quellen etwas in-Form-bringen, was zur Bewältigung von Informationsproblemen beiträgt.

"Der Lebenszyklus der Produktion von Information beginnt damit, daß innerhalb einer Datenmenge potentielle Informationen erkannt werden. Nachdem die relevanten Daten gesammelt und aufgenommen wurden, bilden sie sogenannte Informationsressourcen."40

6. Zusammenfassung und Ausblick

Kommunikation als die Überbrückung von Distanzen zwischen Sender und Empfänger mittels geeigneten Mediums um Nachrichten/Botschaften zu verbreiten, bildete den Ausgang unserer Betrachtung. Voraussetzung für diesen Kommunikationsprozess ist der Gebrauch von gesellschaftlich vereinbarten Zeichen, was uns - wenn auch nur in groben Zügen - den Weg in die Semiotik öffnete. Wer von Berufs wegen mit Menschen zu tun hat, erhält durch die Beschäftigung mit der Semiotik Impulse zur Verbesserung der eigenen kommunikativen Fähigkeiten im Umgang mit Kunden, mit Vorgesetzen und KollegInnen. Semiotik, wie hier gezeigt, eröffnet den Zugang zur Vielfalt der Zeichensysteme (Bildersprache, Silbo, RAK, Körpersprache, Noten in der Musik usw.) und zum kreativen Umgang in Informations- und Kommunikationsprozessen. Darüber hinaus bildet die Semiotik die Klammer zwischen Mensch und Maschine, insbesondere in Form von IT-Systemen. Vor dem Hintergrund der Zeichendimensionen erscheint der Computer als eine reine "Syntaxmaschine" (Zemanek), die unsere Welt verändert. "Unsere Kultur hat kein Bild von der Wirklichkeit mehr, sondern schafft sich als Produkt einer lange dauernden wissenschaftlich-technischen Revolution ihr eigenes Imaginäres. Ihre Bilder sind mehr dazu da, Wirkliches abzubilden."41

Erst die Fähigkeit des Menschen, den Zeichen eine Bedeutung zuzuordnen (Semantik), wie das beispielsweise durch die Auswertung von Marktdaten geschieht, führt zu Erkenntnis. Für eine individualisierte Information und Kommunikation, wie das zum Beispiel im 1:1-Marketing oder im Auskunftsdienst praktiziert wird, bedarf es noch des pragmatischen Aspekts, also ein Bewusstsein dafür, wie die Zeichen zu gebrauchen sind, was in Konfliktsituationen zum Tragen kommt, insbesondere dann, wenn die Konfliktparteien aus verschiedenen Kulturkreisen kommen.42 Der pragmatische Gebrauch von Zeichen entscheidet darüber, ob wir eine Anbieterstrategie oder eine Abnehmerstrategie kultivieren, oder provozierend - auf Einrichtungen des Öffentlichen Dienst angewendet: ob wir Menschen als Bittsteller oder als Dienstleister sehen.

"Nicht Information per se verändert unsere Welt - sie ist ja nur eine Art quantifiziertes weißes Rauschen, null und eins sind ohne Sinn und Verstand, Information war in der Tat immer schon eine wichtige Grundkonstante aller Produktion. Entscheidend ist der neue, der demokratische und ökonomische Zugang zum anwendbaren Wissen. Waren im industriellen Zeitalter Rohstoffe, Stahl, Eisen, Baumwolle, Öl, Gas und schließlich Uran die Knappheit und damit 'Preis' erzeugten, sind es heute Köpfe."43 In diesem Zusammenhang sollten wir uns wieder die Lasswell-Formel stärker ins Bewusstsein rufen.


Zum Autor

Prof. Dr. Wolfgang Ratzek M.A. lehrt am Fachbereich Information und Kommunikation der FH Stuttgart - Hochschule der Medien Betriebswirtschaftslehre für Bibliotheken und Informationseinrichtungen, insbesondere Management, Marketing, Organisation, Personalmanagement.

FH Stuttgart - Hochschule der Medien
FB Information und Kommunikation
Wolframstraße 32
D-70191 Stuttgart
E-Mail: ratzek@iuk.hdm-stuttgart.de


1. General Problem Solver (GPS) rekurriert auf die Anfangszeit in der Künstlichen Intelligenz (KI) in den 1950er Jahre, wo amerikanische KI-Forscher wie Marvin Minsky oder Herbert Simon so euphorisch waren, dass sie davon ausgingen, jegliche Problemstellung mittels Computer(programm) zu lösen, wenn nur die allgemeine Struktur menschlichen Problemlösens erkannt würde. Im Laufe der Zeit wurden die Ansprüche reduziert. Nachdem der GPS als (zumindest vorerst) unerreichbar schien, wurden Expertensysteme (XPS) wie Prospector (für die Ortung strategischer Rohstoffe), MYCIN (medizinische Diagnostik), Dendral (chemische Analysen), R1 (Konfigurierung von Computersystemen) aus der Taufe gehoben, also Programme, die Experten unterstützen oder gar ersetzen sollten. Auch hier zeigte sich die ausgezeichnete Marketing-Kompetenz der amerikanischen "computer scientists" - im Gegensatz zu den "information scientists". Das Problem bei der Entwicklung von XPS war/ist, dass Experten häufig nicht angeben können, was die Grundlage ihres erfolgreichen Arbeitens ist.

2. Wenn es auch bisher den Anschein haben mag, dass diese Reihe von mehr philosophischen Überlegungen geprägt sein wird, so gilt dies in erster Linie für den ersten Beitrag. Diese Reihe wird sehr viel mit IT zu tun haben, aber eben nicht nur. Der Grund ist einfach: weil es uns Information professionals gibt. Wir müssen täglich demonstrieren, dass wir die entscheidenden Akteure in der Wertschöpfungskette sind.

3. Prozesse und Wertschöpfung bilden ein Hauptinteresse des Autors.

4. Die Stadtbücherei Stuttgart bietet dafür beispielsweise den Service "Recherche à la carte" an.

5. Das Medium Rohrpost ist keineswegs ausgestorben. Es wird z.B. noch in Krankenhäusern zum Verteilen von Patientendokumenten genutzt. Ebenso arbeitet die Universitätsbibliothek Stuttgart u.a. mit Rohrpost.

6. Näheres in Kiefer, Marie-Luise: Medienökonomik. München, Wien 2001.

7. Auf diese Regeln werden wir im Abschnitt "Der Umgang mit Zeichen" eingehen.

8. Die kommunikative Beziehung Mensch - Tier bleibt hier unberücksichtigt, wäre aber im Falle eines Blinden und dessen Blindenhund durchaus von Bedeutung.

9. Auf eine historische Herleitung der Semiotik, die im Wesentlichen auf Charles Morris, Charles Sanders Peirce und Ferdinand Saussure zurückgeht, wird verzichtet, näheres in Gernot Wersig: Information, Kommunikation, Dokumentation : ein Beitrag zur Orientierung der Informations- und Dokumentationswissenschaft. 2. Aufl. - Pullach bei München 1974,Raffael Capurro: Information: ein Beitrag zur etymologischen und ideengeschichtlichen Begründung des Informationsbegriffs. München 1978; Umberto Eco: Einführung in die Semiotik. 8. Aufl. 1994.

10. 29 Zeichen mit Umlauten, die jedoch durch oe, ae, ue gebildet werden können.

11. El Silbo wird von den Einwohnern La Gomeras (Kanarische Inseln) "gesprochen". El Silbo ist außerdem auch Unterrichtsfach in den dortigen Schulen.

12. Übrigens: das Morse-Alphabet besteht nicht aus zwei Zeichen ("∙" und "-"), sondern aus drei Zeichen; denn das Leerzeichen ist wichtig, um kurz und lang unterscheiden zu können.

13. War früher das "Vogelzeigen" der so genannte Autofahrergruß, so wird dieser - zumindest bei der jüngeren Generation - durch den "Stinkefinger" abgelöst.

14. Auf die Zeichenarten Index, Ikon und Symbol gehen wir weiter unten ein.

15. Inzwischen als Propaganda der US-Regierung entlarvt: Irakische Soldaten haben in kuwaitischen Krankenhäusern Brutkästen gestohlen und die Frühchen auf dem Boden liegend zurückgelassen.

16. s. Ratzek, Wolfgang: Suum Cuique - Jedem das Seine! Oder: Was können wir Wissen? In: Grudowski, St.; Hennings, R.-D.; Ratzek, W. (Hrsg.): (Über-)leben in der Informationsgesellschaft. Zwischen Informationsüberfluss und Wissensarmut. Wiesbaden 2003, S. 33-64.

17. Ratzek, Wolfgang: Core Competencies of Front-Line-Employees: The German Contribution to a New Service Culture. In: Helping the Difficult Library Patron. Sarkodie-Mensah, K. (ed.). New York, London, Oxford 2002, S. 277-284.; ders. Konfliktmanagement. Teil 1. In: Bibliothek - Forschung und Praxis 3/2002., ders. Konfliktmanagement. Teil 2. In: Bibliothek - Forschung und Praxis 2/2002; ders. Heikle Situationen in Öffentlichen Bibliotheken. In: Bibliothek - Forschung und Praxis 2/2001, S. 237-240.für den Bereich der Bibliotheken; Gebauer; Gabriele/Ratzek, Wolfgang: Konfliktmanagement. Teil 3. In: Bibliothek - Forschung und Praxis (Herbst 2003).

18. Hartmann, Frank: Medienphilosophie. Wien 2000, S. 118.

19. s. Wolfgang Ratzek: Public Awareness - Wider den Informatik-Mimikry. In: Information - Wissenschaft und Praxis 6/2001; ders. ABD-Institutionen zwischen Tradition und Fortschritt. Platz für alle? In Information - Wissenschaft und Praxis 2/2001.

20. Harold D. Lasswell, US-amerikanischer Soziologe (1902-1978).

21. Die Beschreibung von Leistungs- und Nutzungspotenzialen wird in den folgenden Beiträgen thematisiert werden.

22. Pross, Harry: Medienforschung. Darmstadt 1972, S. 10f.

23. Auch der Körpergeruch ist ein Kommunikationsmittel, wenn auch mehr oder weniger bewusst (Stichwort: Pheronom - Sexualduft-/lockstoff). Eine sehr lesenswerte Interpretation finden wir in Patrick Süßkinds "Parfum".

24. Ludes, Peter: Einführung in die Medienwissenschaft. Berlin 1998, S. 70.

25. Ders.: a.a.O., S. 69f.

26. Ludes, Peter: a.a.O., S. 69.

27. Ders. a.a.O., S. S. 71f.

28. Ders. a.a.O., S. 69; Picot, Arnold, Reichwald, Ralf, Wigand, Rolf. T.: Die grenzenlose Unternehmung. Information, Organisation und Management.4. Aufl. Wiesbaden. 2001, S. 64.

29. Ludes, Peter: a.a.O., S. 143.

30. Wiener, Norbert: Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine. Düsseldorf 1968, S. 166.

31. Wirtschaft und Informationswirtschaft wird uns in den folgenden Beiträgen noch näher beschäftigen.

32. Picot, Arnold; Reichwald, Ralf; Wigand, Rolf. T.: a.a.O., S. 69.

33. dies. a.a.O., S. 118.

34. s.a. Ratzek, Wolfgang; Zwicker, Marietta: Integriertes Wissensmanagement als strategischer Erfolgsfaktor der Zukunft? In: Information - Wissenschaft und Praxis 6/1999, S. 339-346)

35. Ratzek, Wolfgang: Suum Cuique. a.a.O.; Ratzek, Wolfgang; Zwicker, Marietta: a.a.0.

36. vgl. Ratzek, Wolfgang: Suum cuique. a.a.O.

37. in Anlehnung an Kiefer, Marie-Luise: a.a.O., S. 139f.

38. Die Authentizität ist und bleibt ein Problem. Wir kennen sowohl den Etikettenschwindel als auch die Zeitungsente oder die Falschmeldung.

39. Picot, Arnold; Reichwald, Ralf; Wigand, Rolf. T.: a.a.O., S. 196.

40. Dies.: a.a.O., S.194.

41. Hartmann, Frank: Medienphilosophie 2001, S. 279.

42. s. Insbesondere Ratzek, Wolfgang: Core Competencies. a.a.O., S. 277-284.; ders. Heikle Situationen. a.a.O., S. 237-240.

43. Horx, Matthias: Die 8 Spheren der Zukunft. 2002, S. 34f.; Hervorh. i. Org.