Geschäftsmodelle für elektronische Medien
Teil I: Ihre Bestimmungsgrößen1


Abstracts

Das Abonnementmodell
Datenbankmodell oder Institutionen abhängiges Geschäftsmodell
Nutzungsabhängige Geschäftsmodelle
Kostenverteilung im Konsortium
Kostenverteilung nach Datenbankmodell
Kostenverteilung nach Nutzungsmodell
Einflussfaktoren der Kostenentwicklung
Perspektive

von Adalbert Kirchgäßner

Die Entwicklung der elektronischen Medien hat dazu geführt, dass die Bibliotheken heute ihren Benutzern Inhalte zunehmend in elektronischer Form anbieten, zum Teil ergänzend zu den gedruckten Medien, immer mehr aber auch anstatt der gedruckten Medien. Die Anbieter dieser Inhalte haben den Medienwandel genutzt, die Geschäftsmodelle für wissenschaftliche Informationen neu zu gestalten. Die Inhalte der elektronischen Medien können im Gegensatz zu den gedruckten Werken mit geringem Aufwand beliebig oft vervielfältigt und über beliebige Distanzen transportiert werden. Um trotzdem sicherzustellen, dass für die Nutzung den Anbietern adäquate Entgelte zukommen, wurden Lizenzen entwickelt, die diese Möglichkeiten räumlich, zeitlich und mengenmäßig beschränken. Die durch die technische Entwicklung aufgehobenen Beschränkungen der Nutzung wurden durch juristische Schranken wiederhergestellt, um die Rentabilität der Angebote sicherzustellen. Dies stellt die Bibliotheken vor erhebliche Probleme. Standen früher einmal beschaffte Medien den Bibliotheksbenutzern auf Dauer zur Verfügung, ohne dass die Bibliothek gegenüber den Anbietern zu weiteren Leistungen verpflichtet gewesen war, belasten zeitlich befristete Lizenzen den Erwerbungsetat der Bibliothek jedes Jahr aufs neue, solange die Bibliothek ihren Nutzern die lizenzierten Inhalte zur Verfügung stellt. Der für die Bibliotheken nachteilige Übergang von Kauf zu Lizenz wurde von den Anbietern dadurch weiter zum Nachteil der Bibliotheken verändert, dass die bisher einzeln zu erwerbenden Inhalte einerseits drastisch verteuert wurden, andererseits kostengünstige Beschaffungsmöglichkeiten nur noch angeboten werden, wenn die Bibliothek sich verpflichtet, den Umsatz mit dem einzelnen Anbietern um einen festen Prozentsatz je Jahr zu erhöhen, unabhängig davon, wie sich der Bibliotheksetat entwickelt.

Die Bibliothek kann unter diesen Bedingungen nicht mehr von Jahr zu Jahr die Zusammensetzung ihres Angebotes Titel für Titel neu bestimmen, sondern kann die Angebote der großen Verlage nur noch im vereinbarten finanziellen Umfang weiterführen oder den Vertrag mit diesem Verlag kündigen und damit im schlimmsten Fall alle von diesem Verlag in seinem Paket zusammengefassten Inhalte nicht mehr zur Verfügung stellen. Die Folgen dieser Entwicklung für die Steuerung des Etats der einzelnen Bibliotheken sowie die Struktur der Geschäftsmodelle für elektronische Medien sind in eigenen Beiträgen dargestellt.2

Die neuen Geschäftsmodelle bieten den Bibliotheken Vorteile, wenn sie sich zu Gruppen zusammenschließen und sogenannte Konsortialverträge mit den Anbietern abschließen. Dies bringt einerseits Vorteile, weil diese Konsortialverträge meist günstiger sind als die Summe von Einzelverträgen der Bibliotheken. Waren diese Verträge – und sind es zum Teil noch – in ihrer Kostenstruktur an den früher von den Bibliotheken beschafften Druckwerken orientiert, verliert diese Orientierung mit dem zunehmenden Übergang auf die ausschließlich elektronische Nutzung der Medien an Bedeutung. Deshalb ist die Frage zu stellen, wie die Kosten dieser Gruppenverträge künftig auf die Vertragsteilnehmer aufgeteilt werden. Diese Frage wird hier anhand von drei Grundtypen der Geschäftsmodelle diskutiert, die sich in den letzten Jahren herausgebildet haben.

Alle derzeitigen Geschäftsmodelle können auf folgende Grundtypen zurückgeführt werden:

Tabelle 1: Struktur des Zeitschriftenpaketes

Diese Modelle werden anhand der Daten und Kostenstruktur eines Zeitschriftenpaketes diskutiert, das die Bibliothek der Universität Konstanz derzeit innerhalb eines Regionalen Konsortiums lizenziert hat.

Das Abonnementmodell

Das Zeitschriftenpaket umfasst 32 Einzeltitel, deren Summe der Listenpreise € 87.672 beträgt.3 Die Marge für den Zeitschriftenhändler wird vereinfachend mit 5 % angenommen und für den Zugriff auf die elektronischen Parallelausgaben verlangt der Verlag 10 % Zuschlag. Im Abonnementsjahr wurden 10.806 Artikel aus den laufend gehaltenen Zeitschriften abgerufen. Gezählt wurden die Volltextabrufe aus dem laufenden und den letzten fünf Jahren, die in der Lizenz mit enthalten sind. Unter der Annahme, dass die Bibliothek der Universität Konstanz diesen Vertrag unabhängig von einem Konsortium abgeschlossen hätte, ergibt dies die Kalkulation in Tabelle 1.

Dieses Zeitschriftenpaket wurde innerhalb eines regionalen Konsortiums lizenziert. Die Händlermarge bleibt unverändert, während der Zuschlag für die Nutzung der elektronischen Parallelausgaben im Konsortium nur 5 % betrug im Gegensatz zu den 10 %, die für einen Einzelvertrag der Bibliothek zu zahlen gewesen wären. Zudem standen in diesem Konsortium zusätzlich 154 Titel für den Cross Access zur Verfügung. Aus diesen Zeitschriften wurden 4.986 Volltexte abgerufen. Im Durchschnitt werden in jedem Zeitschriftentitel jährlich etwa 75 Beträge veröffentlicht. Damit standen aus den lokal gehaltenen Zeitschriften jährlich etwa 2.400 Artikel zur Verfügung. Durch die Cross-Access-Zeitschriften stehen weitere etwa 12.320 Artikel zur Verfügung. Dies führt zur Kalkulation in Tabelle 2.

Tabelle 2: Struktur des Zeitschriftenpaketes im Konsortium

Den Nutzern der Bibliothek steht also bei geringeren Gesamtkosten das fünffache Angebot zur Verfügung. Allerdings wird das zusätzlichen Angebot deutlich geringer genutzt, da in den früheren Abbestellrunden der Zeitschriftenbestand auf den unabdingbaren Kern reduziert worden war und somit die Zeitschriften mit entsprechend hoher Nutzung im Bestand verblieben waren.

Die Bibliothek der Universität Konstanz stellt den Wissenschaftlern die in Konstanz nicht vorhandene Zeitschriftenliteratur in der Weise zur Verfügung, dass die Kosten für Bestellungen über Fernleihe und Subito von der Bibliothek bezahlt werden. Ein auf diesem Weg beschaffter Artikel kostet durchschnittlich etwa 10 €. Alternativ kann man auch kalkulieren, was die Beschaffung aller Artikel direkt von den Verlagsplattformen kosten würde, wenn dafür je Artikel 30 € zu bezahlen ist. Nach unseren Erfahrungen werden bei Einzelabrechnung von den Wissenschaftlern nur halb so viele Artikel geordert wie bei pauschaler Kostenübernahme, auch wenn die Bibliothek die Kosten für den Einzelbezug trägt. Wenn man daraus abgeleitet für den Einzelbezug nur die Hälfte der abgerufenen Artikel annimmt, führt dies zur Alternativkalkulation in Tabelle 3.

Tabelle 3: Kosten alternativer Bezugswege

Diese Kalkulation zeigt, dass der Konsortialvertrag kurzfristig die günstigste Alternative ist, da die Kosten in der Größenordnung des Einzeltitelbezuges über Subito liegt, andererseits aber den Benutzern durch die bessere Verfügbarkeit ein besserer Service angeboten werden kann. Mittelfristig kann sich dies aber deutlich anders darstellen, da dieser Vertrag einerseits eine kontinuierliche Kostensteigerung unabhängig von der Etatsituation der Bibliothek festschreibt, andererseits bei Änderung der Nutzerinteressen ein Austausch von Zeitschriftentiteln gegen Titel anderer Verlage nicht möglich ist. Die Alternative zur Fortsetzung dieses Zeitschriftenpaketes ist die Kündigung des Gesamtvertrages mit der Folge, die Artikel künftig im Einzelbezug zu beschaffen.

Die mittelfristige Kostenentwicklung in diesem Modell hängt ab von

Beim Konsortialvertrag erhält die Bibliothek

unter der Bedingung, dass sie

Die Kostenentwicklung wird zudem von den Entscheidungen der anderen Konsortialpartner abhängig.

Datenbankmodell oder Institutionen abhängiges Geschäftsmodell

Im Datenbankmodell wird für ein Produkt mit fest umrissenem Inhalt ein Preis gefordert, da im Gegensatz zu den Zeitschriften eine Auswahl aus den angebotenen Inhalten nicht möglich ist. Die Preise werden hier in Abhängigkeit anderer Merkmale differenziert. Die Preissetzung erfolgt nach einem oder mehreren der folgenden Kriterien:

Tabelle 4: Preisbildung nach Größenklassen und parallelen Zugängen

Ein Beispiel der Preissetzung nach Größenklasse und Anzahl der möglichen parallelen Nutzungen ist in Tabelle 4 dargestellt.

Kostenmodelle dieser Art kommen oft in Verbindung mit anderen Kostenstrukturen vor. Im Weiteren wird die Anzahl der Zugänge nicht mehr berücksichtigt. In den folgenden Modellbetrachtungen wird stets von einem campusweiten Zugang ausgegangen. Der campusweite Zugang entspricht in dieser Betrachtung dem Vertrag für das Zeitschriftenpaket, das ebenfalls campusweit zur Verfügung steht. Davon abweichende Konditionen können zu anderen Ergebnissen der Vergleichsrechnungen führen.

Nutzungsabhängige Geschäftsmodelle

In den beiden vorgestellten Kostenmodellen wird davon ausgegangen, dass die Bibliothek für die Bereitstellung eines Angebotes bezahlt, unabhängig davon, ob und wie die Angebote genutzt werden. Die elektronischen Medien bieten heute Statistikfunktionen, die es erlauben, die Nutzung der bereitgestellten Angebote exakt zu messen. Diese Nutzungsmessungen sind von der technischen Struktur der Angebote und von der jeweiligen Definition der „Nutzung“ abhängig. Die langjährigen Bemühungen, die Messung zu normieren, sind bisher nur teilweise erfolgreich. Trotzdem bieten diese Nutzungsmessungen eine Grundlage für die Kosten-Nutzen-Analyse elektronischer Angebote der Bibliotheken. Und der Nutzenvergleich von Angeboten auf der gleichen Plattform ist meist problemlos möglich.

Hierbei ist zu bestimmen, was als Nutzung gewertet wird. Die Statistiken der Verlage führen meist folgende Daten auf:

Die Titeldaten und die Zusammenfassungen der Zeitschriftenartikel sind meist frei im Netz verfügbar, da die Verlage diese kostenfrei bereitstellen, um für die Nutzung der kostenpflichtigen Inhalte zu werben. Deshalb wird im Weiteren davon ausgegangen, dass für Zeitschriften nur die Abrufe der Volltexte als Nutzung zu werten sind.4

Wenn man die Nutzungen einer Zeitschrift mit den Kosten in Beziehung setzt, folgt daraus, dass es rentable und weniger rentable Zeitschriften gibt. Und man kann die Kosten je Artikelabruf mit den Kosten für den Einzelbezug der Artikel, also den Artikelkauf über das Webangebot der Verlage oder über den Bezug anderer Lieferdienste wie Subito vergleichen. Davon ausgehend bieten Verlage nutzungsabhängige Geschäftsmodelle an:

Kostenverteilung im Konsortium

Die Kostenkalkulation der Verlage und die entsprechende Rechnungsstellung an die Bibliotheken ist das Eine. Die Kostenverteilung innerhalb der Bibliotheken einer Konsortium genannten Einkaufsgemeinschaft ist das Andere. Bei einem Konsortium profitieren alle Teilnehmer, allerdings mit unterschiedlichen Zuwächsen der Nutzungsmöglichkeiten. Und die Nutzungsanteile sind von der Kostenbeteiligung relativ unabhängig, Auch sind bei länger laufenden Konsortialverträgen die ursprünglich von den einzelnen Bibliotheken eingebrachten Zeitschriftentitel nach einigen Jahren kein verlässlicher Maßstab mehr für eine angemessene Kostenverteilung. Deshalb stellt sich die Frage, wie die Kosten für einen Konsortialvertrag auf die beteiligten Teilnehmer zu verteilen sind. Um dieses zu untersuchen wird im Folgenden ein Modell vorgestellt, das ausgehend von der oben dargestellten Beteiligung unserer Bibliothek an einem Konsortialvertrag die Kostenverteilung innerhalb eines Konsortiums diskutiert.5

Tabelle 5: Abonnement orientiertes Konsortialmodell

In dem in Tabelle 5 dargestellten Modell gibt es

Aus vorliegenden Nutzungsuntersuchungen geht hervor, dass die bisher als Abonnement gehaltenen Zeitschriften eine höhere Nutzung je Titel aufweisen als die über den Cross Access hinzukommenden Titel. Aber es gibt keine „natürliche“ Normalstruktur der Cross-Access-Nutzung. Diese ist von Paket zu Paket sehr verschieden.6 Für das vorgestellte Modell werden zwei Fälle betrachtet:

Ausgehend von den Daten der Bibliothek C ergeben sich zu den verschiedenen Annahmen die in Tabelle 6 aufgeführten Nutzungszahlen.

Tabelle 6: Annahmen zur Artikelnutzung

Legt man nun die Kosten wie sie in Tabelle 5 zugeordnet sind, auf die Nutzungen in Tabelle 6 um, ergibt dies die in Tabelle 7 aufgeführten Kosten je Nutzung für die beteiligten Bibliotheken.

Tabelle 7: Kosten je Dokumentenabruf

Diese Kostenverteilung hängt vom historischen Titelbestand ab. Die Kosten je Abruf sind sehr unterschiedlich und sind umso geringer, je größer eine Einrichtung ist und je weniger Titel diese Einrichtung vor Beginn des Konsortiums hatte. Große Einrichtungen zahlen einen relativ großen Anteil am Konsortialzuschlag haben aber einen relativ geringeren Zusatznutzen durch Cross Access Nutzung.

Geht man davon aus, dass die Verlage ihren Umsatz bei gegebenem Titelbestand des Konsortiums halten wollen, die historisch gewachsene Kostenaufteilung aber von einigen beteiligten Bibliotheken als ungerecht empfunden wird, ist zu fragen, ob diese Kosten auf der Basis der vorgestellten Geschäftsmodelle anders verteilt werden können. Hierzu wird eine Kostenverteilung nach dem Datenbankmodell und eine Kostenverteilung nach dem Nutzungsmodell vorgestellt.

Kostenverteilung nach Datenbankmodell

Tabelle 8: Kostenrelationen im Datenbankmodell

Tabelle 9: Kostenverteilung im Datenbankmodell

In dieser Berechnung wird die Kostenverteilung nach Größenklasse vorgenommen. Im ersten Modell gibt es vier, im zweiten Modell drei Größenklassen nach Anzahl der berechtigten Nutzer.

Man kann davon ausgehen, dass der Verlag in diesem Geschäftsmodell den gleichen Betrag erlösen will, den er im bisherigen abonnementbezogenen Geschäftsmodell erlöst hat. Die Kosten sollen so auf die Beteiligten aufgeteilt werden, dass die kleineren Teilnehmer relativ weniger zahlen als die größeren.

In den Berechnungen in Tabelle 9 wird im Modell 1 mit vier Größenklassen der Kostenbeitrag ausgehend vom Preis für den größten Teilnehmer von Gruppe zu Gruppe um jeweils 15 % reduziert, in Modell 2 mit drei Größenklassen um jeweils 20 %. Dies ergibt im Modell 1 einen Divisor von 7,15, im Modell 2 von 7,2, durch den die Gesamtsumme geteilt wird. Der resultierende Faktor wird für jede Gruppe mit dem gruppenspezifischen Prozentsatz vom Höchstpreis multipliziert, um den Kostenanteil für jede Bibliothek zu ermitteln.

Der Kostenbeitrag der einzelnen Bibliotheken ist hier nicht mehr von den lokal gehaltenen Abonnements oder der Nutzung durch die eigenen Nutzer abhängig, sondern von der Gesamtnutzung im Konsortium und der Klasseneinteilung innerhalb der Gruppe.

Kostenverteilung nach Nutzungsmodell

Soll die tatsächliche Nutzung der Kostenaufteilung zu Grunde gelegt werden, so sind die Gesamtkosten durch die Anzahl der Nutzungen zu teilen um die Kosten je Nutzung und damit die Kosten je Einrichtung zu ermitteln. Im Modell mit linearer Cross-Access-Nutzung kostet jeder Abruf € 3,96, im Modell mit degressiver Cross-Access-Nutzung € 4,79 (vgl. Tabelle 7). Dies führt zur Kostenverteilung in Tabelle 10.

Tabelle 10: Kostenverteilung im Nutzungsmodell

Vergleicht man nun die in den fünf Modellen errechnete Kostenaufteilung, gibt es folgendes Bild in Tabelle 11.

Tabelle 11: Kostenvergleich

Jede interne Kostenaufteilung hat Gewinner und Verlierer:

Tabelle 12: Kostensteigerungsfaktoren

Aber:
Die genaue Gewinner/Verlierer-Position einer Bibliothek hängt ebenfalls von dem früheren Abonnements sowie von der Cross-Access-Nutzung der einzelnen Einrichtungen ab. Ob eine Bibliothek in einer konkreten Kostenaufteilung besser oder schlechter fährt als in einer anderen, ist jeweils zu prüfen.

Einflussfaktoren der Kostenentwicklung

Die Kostenentwicklung in Einkaufsgemeinschaften hängt in erster Linie von den Verhandlungen mit den Lieferanten ab. Dabei sind die in Tabelle 12 aufgeführten Faktoren für die einzelnen Geschäftsmodelle zentral.

Perspektive

Der gemeinsame Einkauf von zeitlich begrenzten Nutzungsrechten an E-Medien stellt die Bibliotheken vor das Problem, diese Verträge mit den Lieferanten regelmäßig neu zu verhandeln. Ebenso stellt es die Bibliotheken – immer dann, wenn sie diese Verhandlungen als Gruppen und für Gruppen durchführen – vor das Problem, die Kosten innerhalb der Einkaufsgemeinschaft aufzuteilen. Die historische Orientierung an den früheren Abonnements wird mit zunehmendem Abstand zum ersten Konsortialvertrag immer fragwürdiger. Die Aufteilung der Kosten muss künftig in einer Weise erfolgen, die für die Einrichtungen nachvollziehbar sind und innerhalb der jeweiligen Einrichtung auch vertretbar ist. Für diese Aufteilung gibt es keine „gerechte“ Lösung, da jedes Kostenmodell für die unterschiedlichen Teilnehmer unterschiedliche Vor- und Nachteile hat. Die Bibliotheken sind deshalb gefordert, innerhalb der jeweiligen Gruppe eine Kostenverteilung auszuhandeln, die für alle verträglich ist.


Autor

Dr. Adalbert Kirchgaessner

Erwerbungsleiter
Bibliothek der Universitaet Konstanz
Universitätsstr. 10
78457 Konstanz
adalbert.kirchgaessner@uni-konstanz.de


Anmerkungen

1. Der Beitrag geht auf einen Vortrag zurück, der auf dem VÖB-Kongress „E-Welten in der Bibliothek“ am 25.09.2008 in Krems gehalten wurde.

2. Vgl.: Kirchgäßner, Adalbert: Zeitschriftenkonsortien – Angebotsausweitung auf Kosten der Flexibilität. IN: Informationskonzepte für die Zukunft (ODOK '07). Hrsg: Eveline Pipp. Graz-Feldkirch, Neugebauer 2008. Seiten 137-146. Und: Kirchgäßner, Adalbert: Geschäftsmodelle für wissenschaftliche Zeitschriften. IN: GMS Medizin Bibliothek Information 2008 Vol 8(1). http://www.egms.de/en/journals/mbi/2008-8/mbi000107.shtml

3. Den Berechnungen liegen die Nutzungsdaten 2007 und die Kosten für das Abonnementsjahr 2008 zugrunde.

4. Die Erfassung der Monographiennutzung gestaltet sich sehr viel schwieriger. Die Frage ist, was eine Nutzung ist, der Abruf einer Seite, eines Kapitels oder des gesamten Textes? Die Messbarkeit ist auch von der technischen Struktur des Angebotes abhängig. Wenn die Inhalte nur seitenweise abgerufen werden können, ergeben sich zwangsläufig höhere Nutzungszahlen als wenn der Abruf kapitelweise erfolgen kann.

5. Dieses Modell ist an den Verhältnissen im Konsortium Baden-Württemberg orientiert. Die Daten wurden so verändert, dass die Verteilungseffekte deutlicher dargestellt werden können.

6. Diese Beobachtung wurde mir von der Kooperation e-Medien Österreich mitgeteilt, die die Nutzung der eigenen Verträge einer großangelegten Untersuchung unterzogen.