Digital Identifikation - 3M Workshop im November 2000 in Berlin

von Clemens Deider


Abbildung 1: Digital Identifikation

Im November 2000 lud die Firma 3M zu dem Digital Identification Workshop (Abb. 1) in die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin ein. Ein schon altes Thema, möchte man meinen, wenn es nicht die neue Technik, die Radio-Frequenz-Identifikation (RFID), gewesen wäre. Denn schon die Barcode der 70er Jahre basierte ja auf dem Dual-/Digitalprinzip. So wurde zur Jahrtausendwende in Fachzeitschriften (Card-Forum 01/2000 S. 24; "Smart Labels für Bibliotheken" und ABI-Technik 4/1999 S. 400; "Transponder und/oder Bar-/Strichcodierung als Identifikationsmittel der Medien in dem bibliothekarischen Organisationsprozess) vom Berichterstatter ausführlich auf die RFID-Transpondertechnik eingegangen. Auch in dem Bericht der CeBIT 2000 wurde die Transpondertechnik besprochen - B.I.T.online 2/2000 S. 257 (252) CeBIT 2000-"Innovative Denkanstöße für Bibliotheken". Und jetzt ist es die Firma 3M (Minissota, Mining, Manufacturing), die ihr Ausleihverbuchungssystem mit der Transpondertechnik auf den neuesten Stand gebracht hat. Dabei hob 3M die Abwärtskompatibilität zu den Vorgängersystemen wie auch die verträgliche Kombination ihres Mediumssicherungssystems, dem 3M Tattle-Tape Sicherungsstreifen, und der neuen Technik hervor.

Anwendungen

Dass die elektronische Lokalisation sich nicht nur auf die Medienausleihe beziehen muss, wurde schon in früher genannten Berichten dargestellt. Im Folgenden eine stichwortartige Zusammenstellung:

Anforderungen der Medien

An den Transponder, die sich u.a. aufgrund der physischen Besonderheiten der einzelnen Medien ergeben.

Vorzüge der RF-Identifikation gegenüber anderen eingeführten Identifikationssystemen, da sind hervorzuheben die Pulkfähigkeit der Transpondertechnik infolge ihrerAntikollisionsfunktion. Diese findet ihre Bestätigung, wenn es darum geht, Medien innerhalb von Stapeln zu identifizieren, z.B. bei Suchprozessen während der Zeitschriftenumläufe, im Lesesaal ohne Belästigung der Benutzer, in der Freihandaufstellung, verstellte / "verschollene" Medien aufzufinden;

Erhöhung der Effektivität einer Vielzahl bibliothekarischer Ablaufprozesse, wie etwa ein leichteres Vorsortieren bzw. Zuordnen von Medien für deren Weiterbeförderung, z.B. zum Regaleinstellen oder Übergabe an eine andere Bibliothek.

Mit letzten wird so eine wesentliche Verbesserung bibliothekarischer Dienstleistungen möglich. Für Bibliotheken ist es auch die Kombinationsmöglichkeit mit Barcodes - ein/mehrdimensional, die eine Systemumstellung von Strich- auf RF-ID erleichtert. So sind es die Anwendungsfelder, mit den Vorzügen der Transpondertechnik, die bei einer Kosten/Nutzenbetrachtung in ihrer ganzen Komplexität berücksichtigt werden müssen.

Und was ist, bzw. was heißt überhaupt Transponder?


Abbildung 2: Speicherchip mit Antenne

"Transponder" ist eine Wortschöpfung aus den lateinisch/englischen Begriffen "transmitter" (Sender) und "responder" (Antwortgeber) und umschreibt ein Empfangs-/Sendegerät, das nach dem Frage-Antwort-Prinzip arbeitet. Es handelt sich bei der Radio Frequenten Identifizierung um das Erkennen eines Objektes mit Hilfe radiofrequenter Wellen. Da es sich hier um passive Etiketten (Tags) handelt, benötigen diese Art der Transponder zu dem eigentlichen Speicherchip eine Antenne (Abb. 2).

Folgende Erwartungen der Workshopteilnehmer an den 3M Transponder bzw. an das 3M TM Digital Identifikations System wurde in einem "Dialog über Anforderungen" der Teilnehmer an den Anfang des Workshops gestellt.

In der Summe wurden die Fragen/Anforderungen zur Zufriedenheit der Teilnehmer von den 3M-Firmenangehörigen beantwortet. In der Frage der Mediensicherung behält 3M die Trennung zwischen Sicherungsstreifen 3M TM Tattle-Tape und Transponder mit der Begründung noch bei, dass metallische Verpackungen, wie Aluminiumfolie/Silberpapier, den Transponder neutralisieren. Wobei Sicherungsstreifen und Transponder, wenn sie nebeneinander montiert werden, sich in ihrer Funktion gegenseitig nicht beeinträchtigen; aber eben noch zwei gesonderte Arbeitsgänge erfordern. Sicherungsfragen wurden bei CD’s/DVD’s und Videokassetten gestellt, wobei letzte im Zeitablauf sicher durch die DVD’s ersetzt werden. Für die scheibenartigen Datenträger - CD/DVD - werden bislang noch Sicherungsstreifen verwandt; denn Transponder bereiten wegen der Unwucht bei der Rotation der Scheibe infolge des Chips noch Probleme, für die aber Lösungen angedacht werden. Ähnlich verhält es sich bei den DVD’s, die, da sie beidseitig beschrieben und gelesen werden, eine großflächige Etikettierung wie bei der CD nicht erlauben. Dort wird es einen Kombinations-Tag mit Transponder Antenne/Chip und ringförmigem Sicherungsstreifen geben.

Produktvorführungen

Die folgende Produktpräsentation gab dann Gelegenheit, Fragen bei der praktischen Anwendung von Hard- und Software während der Verwaltung der Bibliotheksbestände zu beantworten. Vorgeführt wurden:

3M Digital Stoff Workstation (Abb. 3)

Abbildung 3: Workstation

3M Digital Stoff Workstation ist ein digitaler Personalarbeitsplatz, dessen multifunktionale Technik die Medienhandhabung bei Ausleihe und Rückgabe erleichtern soll. In beiden Fällen erfolgen Verbuchung und Berücksichtigung des Sicherheitssystems (aktivieren, deaktivieren des Sicherheitsstreifens) in einem Arbeitsgang. Über einen berührungsempfindlichen Flachbildschirm werden neben der Unterscheidung zwischen Ausleihe und Rückgabe Ausnahmen in der Bearbeitung berücksichtigt, selbstverständlich auch die eigene Konfiguration der Workstation. Die Station verarbeitet Medien mit 3M-Transponder/Tags wie auch Bar-Code-Etiketten, dient zur Umstellung von der Barcodeidentifizierung auf 3M-Transponder/Tags, bearbeitet Printmedien, magnetische Medien, CDs/CD-ROMs und DVDs, erkennt magnetische Medien (Videos), die aber gesondert und deaktiviert werden, um Datenverluste zu vermeiden, bearbeitet gleichzeitig mehrere Medien, Stapelverarbeitung; auf eine Medienmischung wird der Bediener besonders hingewiesen, arbeitet mit bereits in der Bibliothek vorhandenen Verbuchungsgeräten (Bildschirm, Tastatur, Drucker, Verbuchungstheke) zusammen. Zwei Modelle sind im Angebot; ein Tisch- und ein Thekeneinbau-Gerät.


Abbildung 4: SelfCheck Gerät

3M Digital SelfCheck Gerät (Abb. 4)

Mit dem 7210 Digital SelfCheck System verbucht der Bibliotheksbenutzer selbständig Medienausleihe und Medienrückgabe, jetzt mit der neuen Transpondertechnologie. Auch hier werden noch mit Barcode ausgestattete Medien verbucht. Bei Videos werden bei diesem Gerät die Sicherungsstreifen ebenfalls gesondert deaktiviert. Da es sich um ein öffentliches Benutzergerät handelt, ist eine mehrsprachige Benutzerführung vorgesehen; bis zu vier Sprachen sind möglich. Der Benutzer wird u.a. über ausstehende Mahngebühren, Vorbestellungen informiert; ferner kann sein Benutzerkonto mit anstehenden Ausleihgebühren belastet werden. Mit fast allen automatischen Bibliothekssystemen soll das 3M 7210 Digital SelfCheck System über eine direkte Schnittstelle zusammenarbeiten können. So soll eine einfache Vernetzung mit vorhandenen Bibliothekssystemen wahlweise über TCP/IP oder serielle Schnittstelle möglich sein.

3M Digital Conversion Station (Abb. 5)


Abbildung 5: Konvertierungsstation

Die Konvertierungsstation 3M Digital Conversion Station soll einen einfachen, effizienten Systemwechsel, z.B. von dem vielfach verwandten Barcode zum digitalen Transponder/Tag-System, unterstützen. Der Barcode wird über einen Scanner erfasst und auf den Transponder/Tag übertragen. Dieser wird von der Gerätebedienung dann mit dem Medium verbunden, ein-(Buch) oder auf-(Video, CD, DVD) geklebt. Über einen berührungsempfindlichen Bildschirm stellt die Bedienung den Wechsel der Medien ein.

Da es sich um ein mobiles Gerät handelt, kann zwischen den Regalen gearbeitet werden, was die Fehlerquote bei dem Zurückstellen der Medien nach der Bearbeitung deutlich verringern dürfte.


Abbildung 6: Digital Library Assistant

Ist diese Arbeit getan, die Medien sind mit 3M TM Transponder/Tags ausgestattet, kommt der 3M Digital Library Assistant zum Einsatz. (Abb. 6) Der Digital Library Assistent ist ein tragbares Handgerät mit Radiofrequenz-Identifikationstechnologie, das mehrere Aufgaben erfüllen kann. Ein "Data Management Kit" ermöglicht mittels Standardsoftware den Datenaustausch mit der Bibliothekssoftware auf einen handelsüblichen PC. Der Library Assistent ist das eigentliche Hilfswerkzeug für den Bibliothekar. Mit bisher 3 Funktionen und deren unterschiedlicher Kombination stellte ihn 3M vor. Weitere Funktionen sind in der Entwicklung. Mit der Funktion (Abb. 7)

Abbildung 7: Library
Assistant mit Zusatzfunktionen
Find-it kann der Library Assistent für die Suche nach als fehlend gemeldeten, nicht ordnungsmäßig rückgebuchten oder verstellten Bibliotheksmedien genutzt werden. Über eine auf das Gerät geladene Medienliste, übernommen aus dem Bibliothekssystem, wird nach den dort aufgeführten Medien gesucht.

Shelve-it erleichtert das Rücksortieren der Medien an ihren vorgesehenen Standort. Akustisch und über ein Display werden die notwendigen Daten dem Bediener angezeigt.

Manage-it überprüft in den Regalen die Reihenfolge der Medien, macht auf Fehlstellungen aufmerksam und verweist auf den korrekten Standort.

Mit der Kombination verschiedener Funktionen erhöht sich der Nutzen dieses Assistenten, wie z.B. ein Zusammengehen der Suchfunktion nach vermissten Medien mit der gleichzeitigen Kontrolle der Reihenfolge im Regal oder die Sortierkontrolle mit gleichzeitiger Suche nach dem richtigen Standort.

Nach der Produktvorstellung kam die unvermeidliche Frage nach dem Preis von Hard- und Software. Für den Preis des Transponder/Tag wurden zwei DM genannt. Für Hard- und Software machen die individuellen Anforderungen der einzelnen Bibliotheken eine Preisvorstellung erst nach exaktem Forderungskatalog möglich.

Für eine individuelle Beratung und Aufgabenanalyse sind folgende Kontaktadressen genannt:

3M Deutschland GmbH
Abteilung Bibliothekssysteme
Carl-Schurz-Strasse 1
D-41453 Neuss

Tel.: (02131) 13 2044
Fax: (02131) 14 3852

3M Deutschland: www.3M.com/de
3M Bibliothekssystem: www.3M.com/library
E-Mail: Library-de@mmm.com


Zum Autor

Dipl.-Volksw. Clemens Deider

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