Das Link-System WebSPIRS-Link

von Hans Hehl


WebSPIRS-Link gehört in die Reihe der in das Multisuchsystem E-Connect1 integrierten Linksysteme mittels JavaScript, über die bereits in dieser Zeitschrift kurz berichtet wurde2. Mit diesen Linksystemen ist es möglich, Datenbankergebnisse mit Volltexten oder mit Bestandsnachweisen von WebOPACs zu verknüpfen.

Abbildung 1: WebSPIRS. Ergebnisliste der Datenbank INSPEC
WebSPIRS-Link läuft als separates, völlig unabhängiges Programm ohne unmittelbaren Zugriff auf die WebSPIRS-Datenbanken. Der Zugriff auf die Rechercheergebnisse einer Datenbank erfolgt hier von außen her über die Tastenbefehle des Browsers, wodurch die kopierte Ergebnisliste der Datenbank in das Texteingabefeld eines Formulars eingefügt wird. Auf diese Weise können Hunderte von Titeln (im Microsoft Explorer, bei Netscape nur etwa 100!) eingelesen und anschließend mit JavaScript beliebig bearbeitet werden. Dieses Verfahren wurde hier auf die Datenbank INSPEC angewandt. Dadurch wird diese Datenbank um eine gezielte Suche nach lokal zugänglichen E-Zeitschriften einer Universitätsbibliothek (Regensburg) mit möglichst direktem Zugriff auf einen E-Aufsatz sowie um den Bestandsnachweis in einem Verbundkatalog (BVB) erweitert.

Abb. 1 zeigt die Ergebnisliste von Web-SPIRS zur Suche nach thin films in der Datenbank INSPEC. Die Suche wurde auf Zeitschriftenaufsätze eingeschränkt, der Display auf 100 Treffer und auf Citation only eingestellt. Durch diese Einstellungen werden möglichst viele Treffer mit den erforderlichen Angaben erfasst. In der Abbildung ist der Button Full Text via EZB? erkennbar. Über diesen kommt man zu einer automatischen Suchanfrage in der EZB.

Abbildung 2: Verfügbarkeitsrecherche in der EZB

Das Ergebnis einer solchen Suchanfrage wird in Abb. 2 gezeigt, in der die Zeitschrift physica status solidi (b) als elektronisch verfügbar angezeigt wird. Über die Http-Adresse im Hyperlinkverweis kommt man zur Inhaltsübersicht dieser Zeitschrift. Den in Frage kommenden Aufsatz muss der Benutzer danach allerdings erst mühsam heraussuchen.

Die hier bestehende Verknüpfung lediglich zu einer potentiellen Verfügbarkeitsrecherche in der EZB wird natürlich einem vollwertigen, direkt zum Volltext führenden Linksystem nicht gerecht. Neben dem direkten Zugriff auf Volltexte, wie er in der Version von SilverLinker ja schon integriert ist3, sollte auch eine gezielte Suche nach E-Aufsätzen möglich sein, wie er inzwischen für den physikalisch-technischen Bereich z.B. von der gebührenfreien und effizienten Datenbank PubScience angeboten wird.

Abbildung 3: WebSPIRS-Link. Suchergebnis im rechten Frameabschnitt

Abb. 3 zeigt das Suchformular von WebSPIRS-Link mit dem Suchergebnis im rechten Frame. In der ausgewählten Datenbank INSPEC wurde nach thin films und scanning tunneling gesucht. 100 Aufsätze wurden in das Linksystem eingegeben. 67 Aufsätze sind an der UB Regensburg elektronisch zugänglich und entsprechend gekennzeichnet. Aufsätze, die nur in Printform zugänglich sind, sind mit BVB als Hyperlink gekennzeichnet. Über diesen kommt man zur Trefferanzeige des BVB via KVK. Von hier aus zur Bestandsanzeige.

Vorhandene E-Zeitschriften sind mit den Abkürzungen der Verlage und Gesellschaften bzw. mit EZB gekennzeichnet. Die E-Aufsätze der Verlage Academic Press, Wiley und Springer, des American Institute of Physics (AIP) und des Institute of Physics (IOP) können automatisch, d.h. mittels Hyperlinkverknüpfung, über die Suchmaschinen dieser Verlage und Gesellschaften direkt ermittelt werden. Die Datenbank INSPEC ist insofern ein besonders dankbares Objekt für ein Linksystem, als sie überdurchschnittlich viele E-Zeitschriften erfasst, wovon ein großer Teil an der UB Regensburg und wohl auch an anderen Universitäten verfügbar ist.

Die oben angegebene Trefferdichte ist kein Einzelfall. Diese liegt in den meisten Fällen bei über 50% Anteil an E-Zeitschriften. Ein großer Vorteil der in WebSPIRS integrierten Datenbanken ist, dass die Titel der Ergebnislisten bereits schon klar mit einleitenden Bezeichnungen wie TI:, SO:, usw., strukturiert sind. Das macht die Programmierung einfacher. Ein Nachteil ist die in dieser Liste fehlende ISSN-Nummer.

Abbildung 4: Ergebnis der automatischen Suche in der SPIN Database
Die Verknüpfung mit dem Verbundkatalog über den Zeitschriftentitel anstatt über die ISSN führt vor allem bei kurzen Titeln zu einer längeren Trefferübersicht. Daher wird für aus ein bis zwei Wörtern bestehende Titel die ISSN aus einem vierteiligen ISSN-Verzeichnis ermittelt.

In diesem Beispiel wurde der Treffer 28, einer der besonders zahlreich vertretenen AIP-Treffer, ausgewählt. Das Anklicken des Hyperlinks löst hier eine Suche nach dem angegebenen Titel in der SPIN-Database aus. Das Ergebnis ist in Abb. 4 zu sehen. Fast immer wird, wie in diesem Fall, ausschließlich der gesuchte Aufsatz gefunden. In einzelnen Fällen können es auch mehrere Treffer sein. Wenn nötig, muss man eine einschränkende Suche über das Originalsuchformular starten.

Programmbeschreibung

Das zu Grunde liegende JavaScript-Programm ist im Kern relativ kurz und einfach. Die eingelesenen Titelsätze werden in einem Array gespeichert. Danach werden in einer For-Schleife die Titelsätze in die einzelnen Teile zerlegt. Der Zeitschriftentitel wird durch eine ganze Anzahl von Replacefunktionen an die in der vorliegenden Titelliste verwendete Schreibweise angepasst. Der so bearbeitete Zeitschriftentitel wird in der Liste der verfügbaren E-Zeitschriften gesucht. Wird eine E-Zeitschrift gefunden, werden je nach zugehörigen URL-Adressen bzw. nach den sie ersetzenden Kennungen die entsprechenden Hyperlinkadressen gebildet, die schließlich als Hyperlinkverweise zusammen mit den einzelnen Titeln ausgeschrieben werden (­ Abb. 3). Im negativen Fall wird der Zeitschriftentitel als Hyperlink mit der Adresse des BVB (via KVK) verbunden.

Die Liste verfügbarer E-Zeitschriften

Die Liste der verfügbaren E-Zeitschriften umfasst über 300 Einträge. Diese bestehen jeweils aus dem Zeitschriftentitel und der Http-Adresse bzw. einer einfachen Kennzeichung wie EZB oder ELS usw. Hier ein Ausschnitt:

>ACTA CRYSTALLOGRAPHICA D 

=http://www.iucr.ac.uk/journals/acta/actad.html
>ACTA PHYSICA POLONICA B =EZB>ACTA
PHYSICA SLOVACA =EZB>ACTA POLYME-
RICA =http://www.wiley-vch.de/vch/journals/
2209.html>ADVANCES IN BIOPHYSICS =ELS

Untergebracht ist diese Liste als fest eingeschriebener Wert in einem separaten Texteingabefeld eines Formulars, das in einem schmalen Frame links unten kaum sichtbar ist. Das Texteingabefeld fungiert hier quasi als Datenspeicher. Im selben Formular befindet sich noch ein weiteres leeres Texteingabefeld, das die Rolle eines Zwischenspeichers übernimmt.

Das Anlegen der lokal verfügbaren E-Zeitschriften und deren Anpassung an die von der recherchierten Datenbank verwendete Schreibweise ist bei diesen Linksystemen eine der aufwendigsten Arbeiten. Zu diesem Zweck habe ich eine Reihe von Bearbeitungsprogrammen mittels JavaScript erstellt, die diese Arbeit zum größten Teil automatisieren. Dabei werden z.B. alle Interpunktionen, Kommas, Bindestriche, Klammern samt Inhalt usw. innerhalb eines Titels entfernt. Die verschiedenen Parts eines Titels werden nur mit A, B, C usw. bezeichnet. Die URL-Adressen der E-Zeitschriften sind dagegen weniger ein Problem, weil man sie größtenteils bei möglicher Einbeziehung eines automatischen Suchvorgangs in einer Verlagsdatenbank durch Abkürzungen, die den Verlag oder die Gesellschaft bezeichnen, ersetzen kann. Zugang zum Volltext

Wie an dem Ausschnitt zu sehen ist, sind bei einigen Zeitschriften die zugehörigen URL-Adressen noch beibehalten worden. Überall dort, wo die E-Zeitschrift über die verlagseigene Suchmaschine recherchierbar ist, kann auf diese Adresse verzichtet werden. Hier ist die E-Zeitschrift in der Liste mit einer entsprechenden Kennung verbunden. Nach dieser Kennung wird aus dem Suchstring bzw. über das Suchformular der Suchmaschine des betreffenden Verlages der entsprechende, hier aus einem kleinen JavaScript bestehende Hyperlink gebildet. Wo dies nicht möglich ist, kann der Zugang entweder zur Homepage einer E-Zeitschrift (bei vorliegender URL-Adresse) oder auch mittelbar über die Adresse der EZB erfolgen. Das gilt auch für die vielen Elsevier-Zeitschriften, die über das Suchsystem ScienceDirect nicht automatisch wie bei den anderen Verlagen und Gesellschaften recherchiert werden können. Der Elsevier-Verlag zeigt sich hier leider etwas zugeknöpfter als die anderen beteiligten Verlage.

Der direkte Zugang zu einem Volltextartikel erfolgt, wie gesagt, in den meisten Fällen über die Suchsysteme der entsprechenden Verlage oder Gesellschaften. Die dafür notwendige Programmierung ist der etwas schwierigere Teil in diesem Linksystem. Dabei muss erreicht werden, dass der ausgeschriebene Hyperlinkverweis in der Ergebnisanzeige (­ Abb. 3) beim Anklicken automatisch eine Suche in dem auswärtigen Suchsystem einleitet. Im Falle des American Institute of Physics (AIP) ist dies relativ einfach, weil der Suchstring hier einsehbar ist. In anderen Fällen ist dieser wegen angewandter Post-Action-Methode nicht einsehbar. Dort muss zusätzlich das entsprechende Suchformular in einer lokal gespeicherten bzw. fingierter Form eingesetzt werden, aus dem die erforderlichen Angaben ermittelt werden.

Die Einleitung automatischer Suchvorgänge in Verlagsdatenbanken führt, weil die zu suchenden Sachbegriffe automatisch aus dem vorliegenden Sachtitel entnommen werden, natürlich nicht immer zum Erfolg. Schwierigkeiten entstehen vor allem bei chemischen Formeln, bei zu allgemeinen, zu vielen Treffern führenden Sachbegriffen usw. Ziel ist, möglichst wenige Treffer, am besten sogar nur den gesuchten zu finden, was bemerkenswerterweise am häufigsten der Fall ist. Dieses Verfahren wäre im einzelnen noch zu verbessern, z.B. durch Berücksichtigung der Angaben zu Jahr, Band und Heftnummer. Natürlich könnten diese Angaben auch direkt zum gezielten Ansteuern eines einzelnen Zeitschriftenheftes verwendet werden, ohne Einbeziehung einer automatischen Suchfunktion.

Verknüpfung mit dem Verbundkatalog

Die Verknüpfung von kurzen Zeitschriftentiteln mit dem BVB über die zunächst fehlende ISSN wird programmtechnisch auf ähnliche Weise wie das Auslösen einer automatischen Suchfunktion erreicht. Leider bietet die Datenbank INS-PEC keine gebührenfreie Einsicht in ihre Zeitschriftenliste an wie z.B. PubMed, um eine Gesamtliste aller hier erfassten Zeitschriften mit ISSN zu erhalten. Statt dessen habe ich eine fachübergreifende Gesamtliste von Zeitschriften mit ISSN aus der JADE-Datenbank zusammengestellt und daraus alle kurzen Titel aussortiert.

Da die so entstandene Liste immer noch zu groß ist, musste ich sie in mehrere, in diesem Fall in vier Teile, zerlegen. Die Suche einer ISSN zu einer Zeitschrift in diesen Teillisten erfolgt erst beim Anklicken des mit BVB gekennzeichneten Hyperlinks. Je nach dem gelesenen Anfangsbuchstaben einer Zeitschrift wird die entsprechende Teillistendatei im linken unteren Frame geladen. Die Liste selber ist auch hier in dem Texteingabefeld eines Formulars untergebracht. Wird die zugehörige ISSN in dieser Liste gefunden, wird die Suchstringadresse des KVK mit der gefundenen ISSN ergänzt. Schließlich wird der BVB mit dieser Adresse angewählt.

Fazit

WebSPIRS-Link ist ein weiteres Beispiel für die relativ leichte Anwendbarkeit von mit JavaScript entwickelten Linksystemen auf bibliographische Datenbanken. Voraussetzung für deren effektive Anwendung ist eine möglichst große Trefferanzeige der auswärtigen Datenbank mit den vollständigen bibliographischen Angaben. Außerdem müssen für das Fachgebiet genügend E-Zeitschriften an einer Bibliothek zur Verfügung stehen, um effektiv zu sein, wenn man sich nicht mit der Verknüpfung zu Printnachweisen und einer automatischen Bestellfunktion zufrieden geben möchte, wofür allerdings diese Linksysteme ebenso gut geeignet sind.

In der hier vorliegenden Version wird eine Hyperlinkverbindung zu verfügbaren E-Zeitschriften der UB Regensburg und zum Bestandsnachweis im BVB hergestellt. Eine Verbindung zum E-Zeitschriften-Nachweis über die EZB und zum entsprechenden Bestandsnachweis in einem Verbundkatalog für eine beliebige Bibliothek herzustellen, ist relativ leicht. Größeren Aufwand erfordert der direkte Zugang zu einem Volltextaufsatz. Hier muss der lokal verfügbare Bestand an E-Zeitschriften erfasst und eingearbeitet werden, was aber z.T. automatisch mit entsprechenden Listenbearbeitungsprogrammen erfolgen kann.

Die von der Firma SilverPlatter herausgegebenen WebSPIRS-Datenbanken sind inzwischen durch SilverLinker mit integrierten Linksystemen ausgestattet. Wo die dort angebotenen benutzerfreundlichen Optionen noch nicht vorhanden sind, kann das Linksystem SPIRS-Link eine Lücke schließen oder eine Alternative bieten.


Fußnoten

1. http://www.bibliothek.uni-regensburg.de/internet/hehl/connect.htm

2. Hans Hehl: Link-Systeme mittels JavaScript zur Integration von Literatursuche und Literaturbeschaffung, in: B.I.T.online, Heft 1/2000 http://www.b-i-t-online.de/archiv/2000-01/digit2.htm

3. Siehe dazu: SilverLinker ­ Per Mausklick vom bibliographischen Eintrag direkt zum dazugehörigen Volltext-Artikel, in: B.I.T.online, Heft 1/2000. http://www.b-i-t-online.de/archiv/2000-01/digit6.htm


Zum Autor

Hans Hehl

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