Neue Informationsinfrastruktur an den Universitäten?

Gedanken zur Rolle der Bibliothek im Kontext von Informations- und Wissensmanagement

von Albert Raffelt und Wilfried Sühl-Strohmenger


Abstract

1. Vorbemerkungen
2. Umrisse einer neuen Informationsinfrastruktur an den Universitäten und kritische Anmerkungen

3. Herausforderungen und Leistungen der Universitätsbibliothek und der Bibliothekare

4. Informations-/Wissensmanagement als bibliothekarische Aufgabe


1. Vorbemerkungen

Den Anstoß zu folgendem Beitrag gaben diverse Zeitungsartikel1, die teilweise im Zusammenhang mit verschiedentlich vorgetragenen Überlegungen und Gutachten zu einer neuen "Informationsinfrastruktur" an den Hochschulen zu sehen sind2, andererseits die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken (Greifswald 13.07.2001) aufgreifen, die wiederum u.a. beeinflusst sind durch die Befunde der vielzitierten Dortmunder "Stefi"-Studie zur Nutzung elektronischer wissenschaftlicher Information in der Hochschulausbildung (Dortmund Juni 2001)3.

Dabei wird auch die Frage aufgeworfen, inwieweit die im Rahmen einer neuen Informationsinfrastruktur erforderlichen Kompetenzen und Aufgaben nicht besser im Sinne von "Informations- und Wissensmanagement" zu umschreiben wären, statt mit Fähigkeiten und Tätigkeiten, die dem herkömmlichen bibliothekarischen Berufsbild entsprechen.4

Aus informationswissenschaftlicher Sicht (Kuhlen 2002) wird die "Institution Bibliothek" unter (zweifelhafter) Berufung auf den Wissenschaftsrat, die DFG oder das BMBF als kaum noch reformierbares Sorgenkind hingestellt, das die Funktion der Informationsversorgung angesichts des drohenden "Schismas" zwischen einerseits Wissensarchivierung und andererseits Zugangssicherung zu überwiegend digitalen Wissensobjekten nicht mehr erfüllen könne. Das Thema der digitalen Bibliotheken sei "informatorisch besetzt", weil die Bibliothekswissenschaft in Deutschland kein wissenschaftliches Prestige mehr habe. Dass die Bibliotheken den Zugriff auf Online-Datenbanken und auf e-Journals eröffnen, würde seitens der "innovativen Wissenschaften" (Natur-, Ingenieurwissenschaften, Medizin, Informatik, Informationswissenschaften), die die Bibliotheken ohnehin nicht mehr beträten, kaum registriert. Angesichts dieses Dilemmas sei es nicht verwunderlich, dass dem "Lamentieren" der Bibliotheken bezüglich einer besseren finanziellen Ausstattung nicht stattgegeben werde (und auch nicht stattgegeben werden sollte, so Kuhlen). Eine Zukunft hätten die Bibliothekare nur auf dem Gebiet des Wissensmanagements, für das ihnen jedoch das Kompetenzprofil fehle.

Ziel dieses Beitrags ist es - im Licht der grundsätzlich anerkannten Notwendigkeit, im Hochschulbereich zu einer Reform des Informations-, Kommunikations- und Medienbereichs durch Kooperation zentraler Einrichtungen zu kommen - aus der Sicht der Praxis einer Universitätsbibliothek den Beitrag der Bibliothek und der Bibliothekare hinreichend differenziert zu umreißen und dadurch hinderlichen Zerrbildern oder simplifizierten Darstellungen entgegenzutreten5, wie sie oben skizziert wurden.

Provokativ zugespitzt lautet die Frage:

Können und sollten Bibliothekare6 die Aufgabe des Informations- bzw. Wissensmanagements aufgrund ihrer Qualifikation und ihrer praktischen Tätigkeiten wahrnehmen?

Eng damit zusammenhängend ist vorab eine weitere Frage zu klären:

Kann die Hochschulbibliothek im Horizont der behaupteten tendenziell ausschließlich digitalen Verfügbarkeit der Informationen und Medien einen wesentlichen Beitrag zu einer effizienten Lehr- und Forschungsinfrastruktur leisten?

2. Umrisse einer neuen Informationsinfrastruktur an den Universitäten und kritische Anmerkungen

2.1 Gutachten, Empfehlungen

Die Forderungen nach einer Reform der Informationsinfrastruktur an den deutschen Hochschulen sind grundsätzlich nicht neu. Bereits in den Fachinformationsprogrammen der Bundesregierung aus den 80er und den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts finden sie sich.7 Wesentliche Impulse gingen damals (wie heute) von den vier wissenschaftlichen Fachgesellschaften für die Fächer Mathematik, Physik, Chemie und Informatik aus, die frühzeitig neue Nutzungsstrukturen für wissenschaftliche und technische Information geschaffen hatten. Neu ist, dass jetzt eine Koalition von Fachgesellschaften, von Bibliotheken, von Rechen- und von Medienzentren entstanden ist.

Im Jahr 1998 empfahl die neugegründete Arbeitsgemeinschaft Bibliotheken, Rechenzentren und Medienzentren innerhalb der Hochschulen ein die Fachbereiche integrierendes Informationsmanagement aufzubauen und einen entsprechenden Hochschulentwicklungsplan zu erarbeiten: "Der Aufbau der Informations-, Kommunikations- und Multimediadienstleistungen muss von Rechenzentren, Bibliotheken und Medienzentren gemeinsam getragen werden."8 Besonders hervorgehoben wird die Entwicklung eines Informations- und Publikationskonzeptes für elektronische Medien.

Das Papier der Arbeitsgemeinschaft bildet eine wesentliche Grundlage der Aktivitäten von DINI (Deutsche Initiative für Netzwerkinformation), die es als ihre zentrale Aufgabe ansieht, "... angesichts der zunehmenden flächendeckenden und in ihrer Leistungsfähigkeit stark ansteigenden Vernetzung den Wandel der Informationsinfrastruktur innerhalb und zwischen den deutschen akademischen Bildungseinrichtungen voranzutreiben."9

Die IuK-Initiative hat ihrerseits im September 2001 ein Positionspapier über "Digitale Bibliotheken" (s. oben Anm. 2) herausgegeben, in dem die Notwendigkeit einer neuen Informationsinfrastruktur an den Hochschulen bekräftigt und spezifiziert wird. Erstmals werden in diesem Kontext jetzt einige neue Aufgabenfelder für das Personal des höheren Dienstes an Rechenzentren und Bibliotheken formuliert. Erwartet wird die Beteiligung an Entwicklungsvorhaben der Forschungseinrichtungen. Insbesondere sei die Einbeziehung in die Qualifikationsstrukturen bzw. -mechanismen des Wissenschaftsprozesses für diese Gruppe anzustreben.10 Weiterhin sollten Möglichkeiten zur Dezentralisierung geprüft werden. In diesem Zusammenhang wird den Fächern allerdings empfohlen, verantwortliche "Informationsbeauftragte" zu benennen, die neben den herkömmlichen Aufgaben der Bibliotheksbeauftragten und Ansprechpartner für die Rechenzentren auch die Entwicklung und Koordination des jeweiligen Informationsangebots übernehmen sollen. Sie sind Ansprechpartner bei der Entwicklung hochschulübergreifender Fachinformationssysteme wie auch für die Abstimmung mit einem Hochschulinformationssystem. Darüber hinaus könnten den Informationsbeauftragten fachspezifische Schulungsaufgaben obliegen (nach Vorbild der Fächer Mathematik, Chemie und Physik, wo das bereits praktiziert werde).

Vor allem die Mathematik, die Naturwissenschaften und die Informatik dienen dem IuK-Positionspapier offensichtlich als Vorbilder, während von anderen Disziplinen, wie beispielsweise den Geistes- und Sozialwissenschaften, nirgends die Rede ist.

Wie der postulierte Umbau der Informationsinfrastruktur an den Hochschulen aussehen könnte, wird in einem Gutachten für die Universität Tübingen11 veranschaulicht. Dieses sieht sich im Einklang mit der DFG, mit dem Wissenschaftsrat, mit den Fachgesellschaften und den sonstigen wissenschaftlichen Dachorganisationen. Die Bibliotheken könnten demnach nur in der Integration mit Rechenzentrum und Multimediazentrum ihre Zukunft finden. Wesentliche Funktionsbereiche der Infrastruktur seien:

Die Leistungsfähigkeit der Informationsversorgung an den Hochschulen sei wesentlich von einem balancierten Verhältnis von Informationsmethodik, Informationstechnik und eingesetzten Informationsmedien abhängig. Diese Bereiche dürften deshalb institutionell nicht voneinander getrennt sein. Es sei im übrigen fraglich, ob "das Kompetenzprofil der Bibliothekare für die zunehmend technischer werdende Aufgabe des Wissensmanagements ausreichen"12 werde. Die geeigneten - entsprechend qualifizierten - Personen aus den bislang getrennten Bereichen sollten deshalb zusammengezogen werden.

2.2 Kritische Anmerkungen

Fasst man die wesentlichen Anforderungen an eine neue Informationsinfrastruktur an den Hochschulen, wie sie oben skizziert wurden, zusammen, so fallen folgende Punkte auf

Von den Fachreferenten der Hochschulbibliothek, die im Rahmen kooperativer bzw. einschichtiger Bibliothekssysteme vielfach eng mit den jeweiligen Instituten und Fachbereichen zusammenarbeiten, ist beispielsweise in dem IuK-Papier nirgendwo die Rede. Wenn überhaupt die Hochschulbibliotheken genannt werden, dann lediglich mit kritischen Einschränkungen: "Arbeitsfeld der Universitätsbibliotheken war die Aufstellung und Katalogisierung der vor Ort erforderlichen Literatur. In der beginnenden Bibliotheksautomatisierung vor ca. 25 Jahren haben sich die Bibliotheken neben Vereinfachungen im Erwerb und in der Ausleihe darauf beschränkt, Kataloge elektronisch zu erfassen und anzubieten."14 Anfänglich mag das so zugetroffen haben, im Laufe der Jahre erweiterten die Hochschulbibliotheken dann jedoch ihr auf dem Einsatz neuer Technologien beruhendes Angebotsspektrum deutlich, bis hin zu Multimedia-Projekten15 und der Entwicklung von Volltextservern für das elektronische Publizieren im Hochschulbereich. Diese Entwicklungen werden in den Empfehlungen für eine neue Infrastruktur IKM der Universität Tübingen immerhin angedeutet.

Bisweilen wird auch darauf verwiesen, dass zwar auf die "Buchwissenschaften" noch über 50 Prozent der Immatrikulationen in Deutschland entfallen und für diese es der "Archive des Wissens" wohl weiterhin bedürfe, dass aber die "innovativen Wissenschaften" - also die Natur-, Ingenieurwissenschaften, Medizin, Informatik und Informationswissenschaften - Bibliotheken "nicht mehr als primären Ort der Informationsversorgung ansehen."16 Der Akzent liegt nicht selten ganz und gar auf dem Bedarf dieser Fächergruppe und demzufolge erwartet man von den Bibliotheken, dass sie ihr altes Leitbild der Bestandssicherung gegenüber dem neuen Leitbild der Beschaffungs- und Nachweisorientierung infrage stellen müssten. "Bibliotheken müssen immer weniger die Daten selbst vorhalten, sondern die Informationen über die Daten (Metadaten werden sie genannt). Zugangs- und Zugriffssicherung, das sind die neuen Leitworte der Informationsversorgung in den digitalen Räumen."17 Unten wird gezeigt, dass diese Aufgabenstellung von den Hochschulbibliotheken erkannt und von nicht wenigen Bibliotheken umgesetzt wird, auch zum Nutzen der oben genannten STM-Disziplinen.18

In den Empfehlungen des Wissenschaftsrats19 wird zwar auch eine deutlich verstärkte Kooperation von Bibliotheken, Rechen- und Medienzentren empfohlen, jedoch differenziert der Wissenschaftsrat nach den Anforderungen der unterschiedlichen Nutzergruppen bzw. Fachdisziplinen. So heißt es u.a.: "In den Geisteswissenschaften ist das gedruckte Buch nach wie vor unverzichtbarer Bestandteil für Lektüre; Quellenforschung und Arbeit am Text; Internet oder CD-ROM werden jedoch vielfach für Recherche und wissenschaftliches Arbeiten in Anspruch genommen. In den Natur- und Ingenieurwissenschaften hingegen löst die digitale Publikation von Artikeln zunehmend die konventionelle Druckform ab."20

Eine solche Differenzierung, die in den o.a. Veröffentlichungen von DINI, IuK-Initiative usw. nicht oder nicht ausreichend erkennbar ist, sollte jedoch vorgenommen werden, um die Aufgabenstellung der in der neuen Informationsinfrastruktur kooperierenden Einrichtungen, hier: insbesondere der Bibliothek, angemessen beschreiben zu können. Auf unabsehbare Zeit haben es die Hochschulen eben sowohl mit konventionellen als auch mit digitalen Medien zu tun.

Folgerichtig charakterisiert der Wissenschaftsrat die Hochschulbibliotheken der Zukunft als "Hybridbibliotheken". Sie erfüllen die Aufgabe eines "Zentrums für Informationsmanagement", d.h. neben der Aufgabe der Speicherung vorhandenen Wissens übernehmen sie "vor allem wissensorganisierende und damit inhaltlich organisierende Funktion. Gegenüber der ehemals stark betonten Bestandsorientierung gewinnt die Beschaffung von Information und die Vermittlung von Informationszugängen und -nachweisen an Bedeutung; im allgemeinen hält die Bibliothek nicht mehr nur die Daten selbst vor, sondern Informationen über die Daten (Metadaten) anderer Anbieter, um im Falle der Nachfrage einen effizienten Zugang und Zugriff auf die gewünschten Informationen zu ermöglichen".21 Der Wissenschaftsrat empfiehlt den Bibliotheken sodann, sich als "Bring-Bibliotheken" zu verstehen und zu organisieren, die dem Benutzer die Information möglichst schnell und kostengünstig am Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. Mithilfe von Maßnahmen zur Qualifizierung und Beratung der Nutzer und Autoren soll die Hochschulbibliothek in Kooperation mit anderen Einrichtungen nachhaltig die Entwicklung von Informations- und Medienkompetenz als Schlüsselqualifikationen fördern (dienstleistungsorientierte Nutzerbetreuung).

Damit sind die Anforderungen an die Rolle und die Aufgaben der Bibliothek im Rahmen einer neuen Informationsinfrastruktur in der Hochschule - im Unterschied zu den vorher genannten Texten - recht genau und treffend beschrieben. Die Frage, wie in diesem Kontext "Informations- und Wissensmanagement" ausgestaltet werden müsste und ob die Hochschulbibliotheken und die Bibliothekare dazu befähigt sind, wäre in den nächsten Abschnitten zu untersuchen.

3. Herausforderungen und Leistungen der Universitätsbibliothek und der Bibliothekare

3.1 Die Bibliothek

Zum Produktspektrum von Bibliotheken

Voraussetzung aller Überlegungen zum Tätigkeitsfeld des Bibliothekars ist eine umfassende Wahrnehmung dessen, was Bibliotheken wirklich leisten oder zu leisten haben, eine "Phänomenologie" bibliothekarischer Arbeitsbereiche. Zu oft werden partielle Aufgaben oder einzelne spektakuläre Entwicklungen einer vorgeschlagenen Gesamtstrategie zugrundegelegt. Wirkungsvolle Feuilletonüberschriften oder berufs- bzw. wissenschaftspolitische Entgegensetzungen sind ebenso wenig hilfreich wie die Orientierung nur an spezifischen Bibliothekstypen.

Der guten Absicht wird man freilich nur gerecht, wenn man die unvermeidlichen Grenzen der eigenen Sicht von vornherein angibt. Das folgende ist aus der Sicht einer wissenschaftlichen Universalbibliothek geschrieben, die vor allem für die Versorgung unterschiedlicher Wissenschaftssparten, daneben aber auch für ein größeres Bevölkerungsspektrum mit Bedarf an wissenschaftlich fundierter Information Leistungen zu erbringen hat. Eigentliche landesbibliothekarische Aufgaben oder firmenbibliotheksspezifische Tätigkeitsfelder - um nur zwei ergänzende Felder zu nennen - fehlen etwa.

Der traditionelle Hintergrund

Die klassischen Aufgaben einer Bibliothek beruhen auf einem möglichst differenziert erschlossenen, flexibel angebotenen und umfassenden Bestand an Informationsmitteln und Medien. Der historische Fundus ist dabei nicht zu vernachlässigen und keinesfalls - was manchmal geschieht - unter die Perspektive "Büchermuseum" einzuordnen.22 Gerade die neusten elektronischen Kommunikationstechniken erlauben Nutzungsmöglichkeiten historischer Bestände - angefangen von mittelalterlichen Handschriften bis zu Objekten und Realien, die man gewöhnlich nicht mit Bibliotheken verbindet ("Münzsammlung digital" als Beispiel) -, die schon aus konservatorischen Gründen oder auch aus Sicherheitsüberlegungen früher so nicht denkbar waren.

Allerdings sollte die Bedeutung der traditionellen bibliothekarischen Aufgaben nicht nur über diese Sekundärargumentation beleuchtet werden: Die statistischen Zahlen von Ausleihe oder Lesesaalbenutzung in großen Bibliotheken zeigen die zentrale und derzeit gar nicht wegzudenkende Bedeutung der Arbeit mit dem Buch und der Präsenznutzung großer Buchbestände. Es ist im übrigen nicht schwer, sich statistisch darüber zu informieren, gibt es doch seit Jahrzehnten die Deutsche Bibliotheksstatistik23.

Trotz der durch die Studiengelder für Langzeitstudenten zurückgegangenen Studentenzahlen an baden-württembergischen Universitäten hat sich in Freiburg - um es an diesem Beispiel festzumachen - auch die absolute Zahl der Ausleihen auf hohem Niveau gehalten (Entleihungen ohne Fernleihe 1,6 Millionen). Die studentischen Proteste bei der Verkürzung der Leihfristen für die Lehrbuchsammlung 2002, die u.a. als Maßnahme zum besseren Durchsatz, der durch erhebliche Mittelkürzung nicht mehr im wünschenswerten Maße zu bestückenden Lehrbuchsammlung dienen, zeigen, dass hier ein hoher Bedarf traditioneller Medien besteht (der z.T. freilich gerade hier bei Vielfachexemplaren durch digitale Medien mit entsprechenden Zugriffszahlen abgefangen werden könnte, wenn die Lizenzmodelle das zuließen).

Dass dies im Forschungssektor nicht anders ist, ließe sich z.B. leicht durch Ausstattungsanforderungen bei Lehrstuhlbesetzungen zeigen, wird aber auch bei vielen Beratungen über organisatorische Maßnahmen im Bibliotheksbereich deutlich, die immer wieder den akuten Bedarf an traditionellen Medien betonen und das hohe (auch eigennützig gegen andere mögliche Nutzergruppen ausgespielte) Interesse an möglichst bequemen Nutzungsbedingungen. Wesentliche Teile der Wissenschaft sind auf Quellen angewiesen, die bislang nur in gedruckter Form vorliegen.

Im übrigen darf auch der rechtliche Rahmen nicht übersehen werden: Heute publizierte Monographien werden im günstigsten Fall in 70 Jahren urheberrechtsfrei und damit frei digitalisierbar. Bis dahin kann das nur geschehen, wenn der Verfasser selbst und ggf. auch sein Verlag zustimmen, - wozu die Bibliothek auch einen Beitrag leisten kann, wie unten noch ausgeführt werden soll.

Neben den buchbezogenen Nutzungszahlen ist auch die Nutzung der Bibliotheksgebäude ein Indikator, gerade weil ja viele Angebote inzwischen auch von Arbeitsplätzen außer Haus wahrgenommen werden können. Die Ausdehnung der Öffnungszeiten an großen wissenschaftlichen Bibliotheken bei hoher Nutzung spricht eine deutliche Sprache. Besonderheiten wie Sonntagsöffnung in einer Art studentischer Selbsthilfe in Bern oder auch die 24-Stunden-Bibliothek in Konstanz und ihre Planung andernorts gehören hierher, auch wenn die Öffnung in den frühen Morgenstunden möglicherweise primär als eine PR-Maßnahme zu sehen ist (was ja auch seinen Wert hat).

Die elektronische Datenverarbeitung als Verwaltungsinstrument und Benutzungshilfe

Die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in die Bibliotheken hat nach Absicht der Geldgeber in der ersten Stufe vor allem als Rationalisierungsinstrument für die Verwaltung gedient. Das Produkt "Bibliothekskatalog", neben der Automatisierung der Ausleihe gewöhnlich der Einstieg in die neue Technologie, hat aber vor allem im letzten Jahrzehnt durch die Einbindung online in internationale Netze seine Eigendynamik bekommen und zu einer ganz neuen Durchsichtigkeit der Bestände geführt. Jedenfalls trifft das dort zu, wo auch die retrospektive elektronische Bestandserfassung vorangetrieben wurde oder wo - wie bei den Universitätsneugründungen der 60er Jahre - von Anfang an die Datenverarbeitung zur Verfügung stand. Dass der Funktionsgewinn des traditionellen Katalogs Sacherschließungssystemen eine ganz neue Bedeutung gibt und ein herkömmliches Arbeitsfeld neu gewichtet, sei nur nebenbei erwähnt. Im Zusammenhang mit der Forderung, Metadaten digitaler Objekte bereitzustellen, ist dies aber ein wichtiges Aufgabengebiet.

Auch wenn daraus nur eine "bibliographische Durchsichtigkeit" resultiert, so ist durch die gleichzeitige Entwicklung von Datenübertragungstechniken und die Einrichtung von Lieferdiensten der traditionelle, katalogvermittelte Bestand viel flexibler auch von außen nutzbar. Überhaupt sei darauf hingewiesen, dass die seitens der Bibliothek vorangetriebene Integration der Geschäftsgänge durch eine verbindende "elektronische" Substruktur noch ein hohes Potential an Detailverbesserungen der Nutzung traditioneller wie neuer Medien wie der Verknüpfung der unterschiedlichen Strukturen bietet.

Das Angebot digitaler Informationsmedien und Wissensobjekte

Der Schritt dahin, das Informationsangebot gleich digital auszurichten, liegt aber nahe, da so die beklagten "Medienbrüche" im Informationsprozess vermieden werden können. In manchen Bereichen der Naturwissenschaften ist der Weg der Primärinformation in diesem Sinne bruchlos möglich und schon real gegeben, vom bibliographischen Nachweis in der Datenbank zum Volltext oder von der Vorabinformation (Preprint) zum Endprodukt. Allerdings ist damit weder die Aufgabe der Bibliothek obsolet geworden noch merkwürdigerweise das traditionelle Verlagswesen ausgehebelt: Vom Preprint bis zur authentifizierten wissenschaftlichen Veröffentlichung gibt es nach wie vor Verfahren, die sowohl traditionelle Wissenschaftshierarchien als Garanten der Wissenschaftlichkeit einschließen als auch eine verlegerische Vermarktung fordern, um das Endprodukt wiederum in die Kanäle der Wissenschaft zurückfließen zu lassen, wo es gleichzeitig als statistisch nachprüfbares Maß wissenschaftlicher Leistung genommen wird. Dass dies zu Monopolstrukturen mit beträchtlicher Wirtschaftsmacht und einem Quasi-Erpressungs­poten­tial gegenüber den Bibliotheken (und damit wieder gegenüber der das Produkt erst schaffenden Wissenschaft) geführt hat, ist an den Bewegungen auf dem Zeitschriftenmarkt ablesbar.

Im Bereich der Geisteswissenschaften ist die Situation anders zu beschreiben. Neben bibliographischen Unternehmen waren hier die Pionierleistungen vor allem bei der Digitalisierung bedeutender Opera und Quellencorpora angesiedelt. Anfangs war dies nur mit großen Investitionen und einer komplexen "Logistik" möglich (Beispiele: Index Thomisticus, Patrologia latina). Für manche Quellenbereiche mag das nach wie vor gelten.24 Durch die Entwicklung in der Drucktechnologie ist aber heutzutage das digitale Medium zumindest als Parallelprodukt zur Druckausgabe fast ohne Zusatzaufwand herzustellen. Das Problem liegt hier eher in den unterschiedlichen Vermarktungsinteressen. Ein Verlag, der ein eingeführtes Lehrbuch leicht in Hunderterpaletten absetzen kann, wird nicht preisgünstig ein digitales Netzprodukt anbieten - zumindest ist dies die faktische Erfahrung. Dazu kommt, dass die Einschätzung, inwieweit sich digitales Medium und Druckmedium Konkurrenz machen, sehr schwankend ist. Je nach Objekt lassen sich auch höchst unterschiedliche statistische Werte nachweisen: vom Arbeitsplatz-Nachschlagewerk, dessen Netzangebot völlig obsolet ist und Nullnutzungen ausweist, dem gelegentlich zu nutzenden Fachlexikon, dessen Netzangebot immer einen Weg spart, zum Parallelangebot des "Langtextes", der nach wie vor als "Buch" gelesen, aber ggf. intensiv zu Recherchezwecken elektronisch benutzt wird etc. Die Preisgestaltung der Verlage trägt solchen Unterschieden vielfach nicht Rechnung. Die Bibliothek kann hier nur investieren, wenn sie auch statistisch belegen kann, dass die Nutzungseffekte die Kosten rechtfertigen.

Die vorhin nur knapp gestreiften bibliographischen Datenbanken sind nun nochmals zu nennen. Inzwischen haben sie sich von der noch vor einem Jahrzehnt üblichen Einzelplatz-CD-ROM zu komplexen Netzangeboten ausgeweitet, die im Idealfall Informationsinstrument mit automatischer Nutzerinformation nach eingestellten Suchprofilen, Recherchemittel und Mittler zu Volltextzeitschriften wie lexikalischen Angeboten (Stichwort: Aggregator-Datenbanken) und bald sicher auch in verstärkterem Maße Portale zu sonstigen Quellentexten sind.

Kurzfristige Kosten und langfristige Sicherung

Schon hier ist anzumerken, dass die neue Welt der digitalen Medien nicht ohne erhebliche Kosten zustande kommt. Da hohe verlegerische Investitionen in diesen Bereichen vorliegen, ist eine entsprechende Gewinnabschöpfung nötig. Viele Angebote stehen in Konkurrenz zueinander. Die Bibliotheken sind in anderer Weise mit geschäftlichen Interessen konfrontiert als im klassischen Buchbereich. Das Problem liegt dabei weniger darin, dass die bibliothekarische Mentalität auf Besitz gegen Zugriffsrechte, auf Bestandsmehrung gegen Lizenzgewährung setzt. Die Verfechter der vollständigen Digitalisierung machen sich vielmehr manchmal zu wenig Gedanken über die Notwendigkeit mittel- oder in manchen Bereichen auch langfristiger Datennutzung, die ohne eine unkalkulierbare Kostenspirale möglich sein sollte. Abgesehen davon sind viele Fragen der Datenmigration und Archivierung aber auch des rechtlichen Rahmens nicht klar gelöst.

Marketing als Aufgabe

An diesem Punkt ist auf eine wesentliche Eigenheit der neuen Medien hinzuweisen: Die bislang nicht gesicherte "Nachhaltigkeit" verpflichtet den klar kalkulierenden Einkäufer darauf, den Nutzen der Investitionen in einer kurzen Laufzeit nachzuweisen. Auch das traditionelle Buch ist in Bibliotheken nie "auf Halde", sondern bedarfsorientiert gekauft worden. Aber die Aktualität etwa eines historischen Quellenbestandes in einer Mikrofilmsammlung kann Intensitätsschwankungen der Nutzung aushalten. Die nicht oder zu wenig genutzte Jahreslizenz einer Datenbank ist als Fehlinvestition einzustufen.

Im Handeln der Bibliotheken führt dies dazu, dass neue Medien auch ein Marketing-Problem darstellen: Der Bibliothekar, der vom Nutzen eines Angebots für die Fachwissenschaft überzeugt ist, wird damit sinnvollerweise zum Werbeträger für das Produkt. Schulungen zur Benutzung neuer Medien sind seit den ersten Datenbank-CD-ROMs selbstverständlich. "Road­shows" in Bereichsbibliotheken zur Information über die Angebotspalette, gedruckte oder/und digitale Tutoren zur Einführung in neue Medien schließen sich an. Die Organisation von Testfreischaltungen, die Animation der Fachwissenschaftler zur Nutzung der Angebote wie die Evaluation der Wertigkeit der Produkte gehören zur normalen Tätigkeit.

Auch dies ist keine ganz neue Erfindung eines Tätigkeitsbereiches. "Benutzerschulung" war auch schon für die traditionellen bibliothekarischen Instrumente sinnvoll und dies nicht nur in den Geisteswissenschaften (der "Beilstein" erklärt sich dem Chemiestudenten auch nicht selbst). Das Einbringen bibliothekarischen Fachwissens in den Studien- und Wissenschaftsprozess in Anfänger- oder Doktorandenseminaren oder -schulungen gab es auch früher schon. Die komplexere Struktur der neuen Medienwelt hat diese Aufgabenstellungen aber dringender gemacht. Dass Bibliotheken daher Anfängereinführungen in großem Stil organisieren und durchführen, dass sie auch in den neugestalteten Studiengängen ihre berufs- und wissenschaftsbezogene Kompetenz einbringen, ggf. auch durch die Einbindung in Studien- und Prüfungsordnungen abgesichert, ist nur konsequent. Es stärkt die Vermittlungskomponente zur Fachwissenschaft, die dem Beruf auch traditionell eigen ist. Der gesamte Auskunfts- und Informationsbereich ist daher in einem stetigen Wandel begriffen.

Die Bibliothek als Verlag

Unsere Überlegung von der Medienauswahl über das Angebot zur Werbung und Vermittlung hat ausgelassen, dass die Bibliothek mit Konsequenz auch selbst in den Prozess als Anbieter eintritt. Nicht nur die Katalogdatenbanken (zum Glück immer noch ein kostenloses Angebot für den Nutzer!) stehen dafür. Sie werden selbst zu Portalen, die vielfach zu Volltexten weiterführen oder - wie die (Regensburger) Elektronische Zeitschriftenbibliothek - das Tor zu lizensierten Texten wie zum frei zugänglichen Internetangebot aufmachen. In der Einrichtung von Fachportalen werden sie kaum durch eine zentralistische nationale Variante (wie sie die DFG zu Recht protegiert) ersetzt werden, da sie immer Spezifika in diesen Prozess einzubringen haben werden, den noch so gut strukturierte zentrale Zugänge nicht liefern. Die zentralen Portale können dies nicht liefern, weil sie nicht die Nähe zum Produzenten haben und daher bestenfalls - aber auch notwendigerweise - den Vermittler machen können.

Damit wäre das Stichwort genannt, das neben der (ggf. durchaus originären) bibliographischen Information das Angebot von Bibliotheksseite ergänzt: Die Digitalisierung eigener Ressourcen (die im übrigen durchaus nicht "Besitz" der Bibliothek sein müssen, sondern auch aus Projektmaterial herauswachsen können), oder kurz: Die Bibliothek als Verlag. Auch hier bietet es sich an, bei den eher banalen Dingen anzufangen: Die rechtliche Ermöglichung der Abdeckung der Veröffentlichungspflicht von Dissertationen durch die elektronische Veröffentlichung durch die Kultusministerkonferenz hat die Universitätsbibliotheken automatisch zu Verlegern gemacht. Sie leisten hier einen Service, der dem Promovenden die vielfach sehr hohen Kosten für die Drucklegung abnimmt und den Abschluss des Verfahrens bis zur Aushändigung der Urkunde stark beschleunigen kann. Dass sich das Verfahren nicht noch schneller flächendeckend durchgesetzt hat, liegt - abgesehen von gelegentlichen Vorbehalten auf Seiten mancher Fakultäten, was im Ganzen aber untypisch und eher der skurrile Ausnahmefall sein dürfte - vermutlich vor allem an den Vorteilen der Papierform: Sie ist repräsentativ. Nach jahrelanger Arbeit verzichtet man ungern auf ein solches Produkt (erlebtes Beispiel: selbst Informationswissenschaftler sind dagegen nicht gefeit!). Das gedruckte Buch ist bei größeren monographischen Arbeiten nach wie vor die bessere Gebrauchsform (dass eine bekannte südwestdeutsche Universitätsbibliothek die Ausdrucks- und Einstellungserlaubnis für eine Freiburger digitale Dissertation auf Wunsch von Fachwissenschaftlern erbat, mag als Anekdote dafür stehen).

Das Problem lässt sich wohl nur lösen, wenn die "verlegenden" Institutionen zumindest einen Publication-on-demand-Service anbieten und wenn vielleicht auch die klassischen Wissenschaftsverlage die Chance besser wahrnehmen, aus schwer verkäuflichen, umständlich mit Dokumentationen beladenen Prüfungsarbeiten die Goldperlen gut verkäuflicher Bücher heraussieben oder erarbeiten zu lassen. Zumindest ersteres ist z.T. schon gegeben.

Die "Dissertationsserver" haben bislang allerdings den Nachteil, dass sie selbst dort, wo sie das Schild "University Press" tragen, vielfach (noch) nicht das qualifizierte Material bieten können, das zur Akzeptanz als wissenschaftliches Primärmedium wichtig ist. Es wird daher darauf ankommen, die spezifischen Profile der Universität auch in ihrem Publikationsspektrum deutlich zu machen. Dafür ist es nötig, die Professorenschaft zur digitalen Publikation zu bewegen. Da auch hier größere Monographien derzeit noch aus den eben schon angedeuteten Gründen als Buchpublikationen angelegt werden, ist eine der Ersatznischen, Forschungsarbeiten, die vielfach als Aufsätze publiziert werden, in elektronischer Zweitverwertung anzubieten. Die Präsenz der Professoren erhöht sicher die Akzeptanz des Mediums bei den Promovenden. Abgesehen davon dokumentieren sich so augenfällig Forschungsschwerpunkte und auch bestehende interdisziplinäre Stränge an einer Universität. Im Falle des Zeitschriftenaufsatzes oder Sammlungsbeitrags ist zudem die urheberrechtliche Möglichkeit der Wiederveröffentlichung günstig geregelt (UrhG § 38). Die Publikation anderer Materialien - etwa Vorlesungen - wird wohl meist wegen der nötigen weiteren Aufbereitung gegenüber dem gedruckten Wort schwierig; die Publikation von Lehrbüchern wäre wünschenswert, wenn die Lizenzfragen geklärt werden können. Auch dafür gibt es Beispiele.25

Die Nutzung von DFG-Fördermaßnahmen oder anderen Projektförderungsmitteln zur Digitalisierung von Quellen zentraler lokaler Bedeutung (von der Zeitung bis zu wichtigen literarischen oder wissenschaftsgeschichtlichen eigenen Traditionen der jeweiligen Universität) oder von hohem Wert für die Durchführung bestimmter wissenschaftlicher Projekte (z.B. Werkeditionen o.ä.) kommt hinzu. Sie findet ihre Grenze in der personellen, finanziellen und räumlich-sächlichen Kapazität, mit der Bibliotheken leben müssen. Durch die Einbindung in die universitären Prozesse bieten sich aber vielfältig Möglichkeiten, auch initiierend für Wissenschaftseinrichtungen zu wirken.

Von Datenbankhosting und Einkaufskonsortien

Der Aufbau der technischen Strukturen, die für die Verlagsoption der Bibliothek Voraussetzung sind, korrespondiert mit anderen Möglichkeiten des Aufbaus digitaler Bibliotheken. Um dem Benutzer den Zugang zu kommerziell angebotener digitaler Information zu ermöglichen, sind in vielen Fällen nicht nur Verträge mit Anbietern auszuhandeln und lizensierte Zugänge zu ermöglichen, die im Endeffekt dem Benutzer suggerieren mögen, er sei Direktabnehmer und die zwischengeschaltete Bibliothek eigentlich überflüssig. In vielen anderen Fällen ist direktes Datenbankhosting gefordert, um das Angebot vor Ort zugänglich zu machen. Ein zusätzlicher Rationalisierungseffekt ergibt sich durch regionale Zusammenarbeit (Beispiel: "ReDI" - Regionale Datenbankinformation Baden-Württemberg)26. Der Umfang des hierüber Angebotenen reicht von monumentalen Großdatenbanken bis zu Billigpreiserwerbungen, bei denen eigentlich erst die kostengünstige zentrale Installation und die Nutzung in "Betriebsgemeinschaften" ein vernünftiges Kosten-Leistungs-Verhältnis ergibt.

Die Logik der Technik: Multimedia

Dass die Bibliotheken damit weit über ihren traditionellen Rahmen hinausgehen, liegt in der Logik der Sache. Die Medienlandschaft selbst verstärkt diese Dynamik noch in eine weitere Richtung. Die Digitalisierung von Quellen kann sich nicht auf die Umsetzung durch OCR in einen recherchierbaren Text beschränken. Die graphische Komponente kommt (fast) von selbst hinzu. Die Einbindung von Ton legt sich in vielen Fällen nahe - sei es bei musikalischen/musikwissenschaftlichen Projekten oder auch bei Sprachdokumentation -, die Dokumentation durch Video(sequenzen) kommt derzeit noch schnell an Grenzen der technischen Rezipierbarkeit (wenn über das Netz angeboten). Doch ist das Tempo der Entwicklung so, dass die Entwicklung dieser Welt multimedialer Objekte von ihren technischen Voraussetzungen her in einer solchen Brisanz vorangeht, dass man mehr auf die Möglichkeiten als auf die derzeitigen Grenzen der Realisierung sehen muss, wenn man aufmerksamer Teilnehmer des Prozesses bleiben will.

Es ist hier der Punkt gekommen, darauf hinzuweisen, dass diese im Bibliotheksbereich notwendige Übernahme neuer Funktionen sinnvollerweise nicht ohne enge Zusammenarbeit mit anderen Institutionen - hier den Rechenzentren - durchgeführt werden kann.27 Inzwischen werden zentralistische Lösungen von kompetenten Beurteilern - auch vom Trendsetter USA aus gesehen - nicht mehr als Allheilmittel angesehen, da sie das subsidiär aufgebaute Knowhow nicht ersetzen können und in Gefahr stehen, Strukturen überzustülpen, die flexibler auf verteilten Ebenen gestaltet werden können.

Rechtliche Hindernisse

Wenigstens kurz ist unbedingt noch darauf aufmerksam zu machen, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen in vielen Fällen Grenzen setzen, die das Wünschenswerte beim Aufbau neuer Informationsstrukturen nicht bezahlbar machen. Die relativ großzügigen urheberrechtlichen Regelungen für den privaten wissenschaftlichen Gebrauch im deutschen Urheberrecht können für Netzlösungen eben nicht genutzt werden bzw. bestenfalls in manchen streng reglementierten zugangsbeschränkten Anwendungen. Im Bereich musikalischer oder filmischer Darbietungen ist der rechtliche Rahmen jedenfalls wesentlich enger als bei eingespielten Verfahren im Druckbereich mit den Regelungen für das Kopieren und die entsprechenden Abrechnungsverfahren mit den Verwertungsgesellschaften.

Begleitende Aufgaben

Mit diesem Kurzdurchgang durch den bibliothekarischen Arbeitsbereich sind im übrigen Aufgaben nicht genannt worden, die für den gesamten Komplex auch ihren Stellenwert haben. Einen Anhaltspunkt für das gesamte Produktspektrum wissenschaftlicher Bibliotheken bietet etwa der Produktkatalog der Universitäts- und Landesbibliotheken Baden Württemberg. Die Produktübersicht findet sich in der Festschrift "Positionen im Wandel"28.

3.2 Die Bibliothekare

Filter- und Lotsenfunktion

Um beurteilen zu können, ob Bibliothekare die Anforderungen an das geforderte Wissensmanagement erfüllen können, sollte vorab doch der Versuch gemacht werden, ihre Rolle und Funktion in der modernen Informationswelt29 etwas differenzierter zu beschreiben, wie wir es beispielsweise bei Jürgen Mittelstraß finden: Aus der Sicht der Wissenschaft bedarf es "geeigneter und sachkundiger Filter, die die belangvolle Information vom Informationsmüll trennen, d.h. intermediärer Instanzen, die dasjenige Stück Aufarbeitung leisten, derer die Wissenschaft, aber auch der nicht-wíssenschaftliche Nutzer, bedarf. Und eben dies ist die neue Rolle der Bibliothek und des Bibliothekars, schon heute und in Zukunft."30 Dass es dazu der Kooperationsbereitschaft mit willigen Partnern und auch der Bereitschaft zur Vermittlung sowohl gedruckter als auch elektronischer (digitaler) Information bedarf, ist unstrittig. Jedoch müssen die bisherigen Überlegungen zum "knowledge management" aus ihrer auf die betriebswirtschaftlich-technische Ebene fokussierten Einengung befreit werden. Das kann dadurch geschehen, dass einerseits die u.a. von Mittelstraß formulierte Rolle des kundigen Filters oder Lotsen - für Studierende und Wissenschaftler - deutlicher einbezogen wird, dass andererseits die in der Praxis vieler Hochschulbibliotheken sichtbar gewordenen Veränderungen des Berufsbildes adäquat aufgegriffen werden.

Alte Tugenden, neue Aufgaben und das "knowledge management"

Vielleicht mehr als andere Berufsgruppen werden die Bibliothekare mit den angeblichen Kennzeichen ihres traditionellen Berufsverständnisses konfrontiert. Im Hinblick auf die Eignung der Bibliothekare für das "knowledge management" werden entsprechende Vorbehalte angemeldet, denn beides - unternehmerisches Denken und Kundenorientierung - sei den Bibliothekaren nicht geläufig, meistens ihrerseits auch gar nicht erwünscht. "Zu sehr noch haften viele an alten Denkmustern und verharren im traditionell bibliothekarischen Wertebewusstsein".31 Und: "Die Tugenden von Korrektheit, Ordentlichkeit und Gewissenhaftigkeit ... sind glücklicherweise seit einigen Jahren nicht mehr Gegenstand der Ausbildung. Doch auch Spezialkenntnisse im Katalogisieren und Bibliographieren helfen selten bei der Bewältigung neuer Aufgaben weiter."32

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass einige als überholt bezeichnete Tugenden des Bibliothekars wie Gründlichkeit, Zuverlässigkeit, Genauigkeit auch und vielleicht gerade in der Welt digitalisierter Information und der kontinuierlichen, sachkundigen Vermittlung dieser Information grundsätzlich ihren Wert behalten dürften.

Wie sieht es bei den anderen Punkten, die häufig mit dem bibliothekarischen Berufsbild in Verbindung gebracht werden, aus? Das als traditionelle Aufgabe bezeichnete Katalogisieren war eigentlich nie eine Domäne des höheren Dienstes (um den es in unserem Zusammenhang geht), das Bibliographieren ebenfalls nicht (sofern es im Zeitalter der elektronischen Kataloge und der Datenbanken überhaupt noch betrieben wird). Managementdenken jedoch und Kundenorientierung haben - wie in den anderen vergleichbaren Einrichtungen des öffentlichen Dienstes - vielfach Einzug in die Universitätsbibliotheken gehalten.33 Kosten-Leistungs-Rechnung und betriebswirtschaftliche Verfahren sind mittlerweile in den meisten deutschen Hochschulbibliotheken an der Tagesordnung. Auch die jüngere Berufsbilddiskussion belegt die Offenheit der Angehörigen des höheren bzw. wissenschaftlichen Bibliotheksdienstes für neue Herausforderungen.34

Dem Marketing von bibliothekarischen Dienstleistungen wird, wie vorher schon angedeutet, seit einiger Zeit seitens der Hochschulbibliothek ein höherer Stellenwert eingeräumt.35 Die Fachreferent(inn)en vieler Hochschulbibliotheken kooperieren dabei mit den jeweiligen Fakultäten, Instituten und Seminaren, um ihnen mit einer Vielfalt von Instrumenten die neuen Möglichkeiten der elektronischen Fachinformation nahezubringen.36 Kooperationsfähigkeit, Flexibilität und Querschnittsdenken sind dafür selbstverständliche Voraussetzungen. Bisweilen liegt es nicht an einem Mangel solcher Qualifikationen bei den Bibliothekaren, sondern vielmehr an Passivität oder an Widerständen auf Seiten der universitären Einrichtungen gegenüber solchen Neuerungen.

Veranschaulicht werden kann das auch anhand von Projekten wie beispielsweise "ReDI" (Regionale Datenbankinformation)37, das in der Universität Freiburg während der 90er Jahre im Zusammenwirken von Mitarbeitern des Rechenzentrums und der Bibliothek entwickelt worden ist. Die Informatiker widmeten sich den technischen Problemen, die mit der Einbindung heterogener Datenbankplattformen bzw. unterschiedlicher Betriebssysteme in das universitäre Datennetz verbunden waren, während die Bibliothekare für die Auswahl der Datenbankinhalte, für die Vermittlung dieser Inhalte und für die Nutzersicht zuständig waren und noch sind.38

Vernachlässigt wird im Rahmen der bisher vorliegenden Konzepte zum "knowledge-management" auch die immer stärker (u.a. vom Wissenschaftsrat) propagierte und in etlichen Hochschulen praktizierte aktive Mitwirkung der Fachreferenten an der Entwicklung und Förderung von Informations- und Medienkompetenz bei Studierenden und Lehrenden.

Sehr problematisch und deutlich bestimmt von ausgeprägtem Servicedenken in Spezialeinrichtungen bzw. Wirtschaftsunternehmen erscheint die Auffassung, dass die Nutzer so gut wie vollständig von eigenen Anstrengungen bei der Recherche in Informationssystemen und bei der Benutzung von Bibliotheksdiensten zu entlasten seien. Schulungen und Einführungskurse seien ihnen nicht zuzumuten. "Die Strukturierung der Information muss als anspruchsvolle Aufgabe für interdisziplinäre Informationsspezialisten vom Benutzer ferngehalten und im Hintergrund ablaufen. Sie darf den Wissenschaftler in keiner Weise belasten oder gar ganz auf ihn übertragen werden."39

Eine solche Auffassung verkennt zweierlei: Für die Informationssuche gibt es angesichts der wachsenden Heterogenität und Diversifizierung von Wissensobjekten keine perfekte oder umfassende Zugangsmöglichkeit oder so etwas wie ein umfassendes Informationssuchsystem, sondern die Nutzer werden mehr denn je vor dem Problem der "Unübersichtlichkeit" stehen, aus der es kein Entkommen gibt, sondern der man sich stellen muss. Dies betrifft nicht nur - oder erst in zweiter Linie - Fragen der technischen Bedienbarkeit: Diese verlieren angesichts immer komfortablerer Retrievalsysteme immer mehr an Bedeutung. Wesentlich wichtiger erscheinen vielmehr die Probleme, die sich den Nutzern bei der inhaltlichen Orientierung, bei der Auswahl der geeigneten Ressourcen und bei der Bewertung der Ergebnisse und ihrer Einbindung in die eigene Wissensstruktur stellen. Dazu bedarf es wesentlich der Schlüsselqualifikation "information / media literacy", denen sich Studierende wie Wissenschaftler widmen müssen - indem sie beispielsweise die Kurse der Informationsspezialisten in der Hochschulbibliothek (Fachreferenten) besuchen oder sich von diesen themenbezogen und gezielt beraten lassen: Die Hochschulbibliothek wird somit partiell zum "learning center"40 und beteiligt sich auch mit eigenen, in den Prüfungsordnungen verankerten Angeboten zu berufsfeldorientierten Kompetenzen im Rahmen von Bachelor- bzw. Master-Studiengängen.41.

Auch an der Schnittstelle von Schule und Hochschule gewinnen solche Bemühungen um die Entwicklung und Förderung grundlegender Fähigkeiten auf dem Gebiet der Informations- und Medienkompetenz im Hinblick auf die Verbesserung der Studierfähigkeit immer mehr an Bedeutung.

Die Zukunft ist schon gegenwärtig

Im Hochschulbereich kommt es für die Bibliothekare der Hochschulbibliothek also entscheidend darauf an, dabei mitzuhelfen, dass Studierende und Lehrende befähigt werden, sich flexibel und selbstständig in einer Vielfalt von Zugängen zu Informationsressourcen zu bewegen und diese für Problemlösungen anzuwenden. Dass diese Zugänge, beispielsweise im Sinne von Portallösungen, möglichst transparent und komfortabel zu gestalten sind, ist selbstverständlich und von vielen Hochschulbibliotheken gut umgesetzt. Keineswegs ist ein solches "Wissensmanagement" zunehmend oder gar ausschließlich "technisch" (Kuhlen) zu verstehen, sondern ganz im Gegenteil: zunehmend "inhaltlich orientierend" (Wissenschaftsrat 2001). Dazu qualifiziert die Fachreferenten der Hochschulbibliothek insbesondere das fachwissenschaftliche Studium - unverzichtbare Basis ihre Tätigkeiten im Fachinformationsmanagement. Dieses geschieht bereits in vielfältiger Weise, u.a. auch durch die Konzeption von strukturierten virtuellen Fachportalen, die weit über bloße Hyperlinksammlungen hinausgehen.42

Ebenfalls in diesem Zusammenhang zu nennen sind fachbezogene elektronisch verfügbare Tutorials, die von den Fachreferenten erarbeitet werden. Sie präsentieren die vorhandenen Ressourcen (Datenbanken, Volltextsammlungen, elektronische Zeitschriften usw.) in methodisch durchdachter Form und leisten somit nützliche Dienste als Hilfsmittel für die Studierenden und gleichzeitig als Instrument des Informationsmanagements.43

4. Informations-/Wissensmanagement als bibliothekarische Aufgabe

4.1 Verständigung

Über die Definition von Information bzw. von Wissen und das Verhältnis dieser beiden Begriffe zueinander gibt es unterschiedliche Auffassungen.44 Weitgehend Einigkeit besteht lediglich darüber, dass die Generierung von Wissen auf der Verarbeitung von Daten bzw. Informationen beruht und dass zwischen implizitem und explizitem Wissen bzw. zwischen personalem und organisationalem Wissen zu unterscheiden ist. Fraglich ist jedoch, welcher Art die Übergänge vom einen zum anderen sind. Willke zufolge ist das Kernproblem des Wissensmanagements "... die Verknüpfung und Rekombination der personalen und der organisationalen Komponente von Wissen, Lernen und Innovationskompetenz."45

Von Interesse sind in diesem Zusammenhang nun die verschiedenen Konzepte des Wissensmanagement bzw. "knowledge management" und ihre mögliche Bedeutung für die Rolle der Bibliotheken.46 Diese sollen ja nicht mehr primär die Aufgaben der Aufbewahrung, Indexierung, Suche und Lieferung von Dokumenten erfüllen, sondern "mehr die Aufgaben der Analyse, Verarbeitung und der Neuorganisation von Primärinformationen für den Benutzer."47 Das dazu erforderliche Knowledge-Management stelle insofern weit mehr als einen nur technikorientierten Ansatz dar, denn es umfasst mehrere Bereiche:

Auf der Ebene "Mensch und Organisation" sei demnach die Schaffung von Knowledge Communities und die Zurverfügungstellung von Information (z.B. über Fach-Chats) sowie die Schaffung eines entsprechenden Zugangs hilfreich. Bibliotheken helfen dadurch "bei der Internalisierung und der Kombination und Systematisierung durch das Verfügbarmachen der Primärquellen und durch geeignete Sekundärressourcen."48 Wesentliche Bedingungen für ein erfolgreiches Knowledge-Management seien unternehmerisches Denken und konsequente Kundenorientierung.

4.2 Gedanken zum bibliothekarischen Wissensmanagement

Was also beinhaltet das "bibliothekarische Wissensmanagement", das von Bibliothekaren des höheren Dienstes (Fachreferent) wahrgenommen wird?

Diese Tätigkeitsfelder und Kompetenzen werden, wie oben veranschaulicht, von den wissenschaftlichen Bibliothekaren in den Hochschulbibliotheken bereits vielfach wahrgenommen bzw. erbracht. Weiterqualifizierung wäre vor allem auf folgenden Gebieten notwendig:

Die notwendigen Impulse und Erkenntnisse könnten teilweise in Zusammenarbeit mit der Informatik/Informationswissenschaft erfolgen, sofern diese ihre Forschung an den Bedürfnissen der Praxis im Bibliotheks- und Informationswesen orientiert. Auch die lokale Hochschuldidaktik kann im Sinne einer Professionalisierung der Lehre auf dem Gebiet der Informations- und Medienkompetenz eingebunden werden.

4.3 Konkretionen

Mit dem Rechenzentrum kann (und wird teilweise bereits) eine enge Kooperation kurzfristig auf übergeordneter Ebene (Makroebene) realisiert werden durch:

Gleichzeitig könnte jedoch die Kooperation auf der Mikroebene, sprich: in den Fakultäten, Instituten und Seminaren, ausgebaut werden. Oben wurde bereits ausgeführt, dass die Einführung von Informationsbeauftragten bislang nur in den Fachbereichen Chemie, Informatik, Mathematik und Physik mehr oder weniger gut funktioniert hat, nicht jedoch beispielsweise in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachbereichen.. Denkbar wäre es, auf dezentraler Ebene in den nicht-naturwissenschaftlichen Fakultäten die vielfach bereits angelegte kooperative Struktur zwischen Zentralbibliothek (Fachreferent), Zweigbibliothek, Fachbereich (Bibliotheksbeauftragte) und Rechenzentrum (EDV-Betreuung) dahingehend voranzutreiben, dass der Fachreferent gleichzeitig als Informationsbeauftragter, betreffend vor allem die Datenbank- und Fachinformationsvermittlung, fungiert. Er arbeitet dazu mit den Institutsbibliothekaren und dem Bibliotheksbeauftragten des Instituts/Seminars eng zusammen (kooperatives Wissens- und Informationsmanagement). Die Informations- und Kommunikationstechnik auf dieser Ebene wäre Part des Rechenzentrums, das die dezentrale Komponente der Dienstleistungen teilweise noch mehr ausbauen müsste. Entsprechend könnte die Multimediakompenente in dieses Netzwerk eingebunden werden.

Aufgrund des oben beschriebenen Leistungsspektrums der Bibliothek und der Qualifikation sowie der bereits nachgewiesenen Kompetenzen der wissenschaftlichen Bibliothekare (Fachreferenten) erscheint es als sehr realistisch, dass die Aufgabe des Informations- und Wissensmanagements im Rahmen einer wie auch immer gearteten neuen Informationsinfrastruktur im Hochschulbereich von diesen wahrgenommen werden kann.


Zu den Autoren

Prof. Dr. Albert Raffelt ist stellvertretender Direktor der Universitätsbibliothek Freiburg i.Br. und Leiter des Dezernats Erwerbung.

E-Mail: raffelt@ub.uni-freiburg.de

Dr. Wilfried Sühl-Strohmenger ist Leiter der Dezernate Informationsdienste bzw. Bibliothekssystem der Universitätsbibliothek Freiburg i. Br.

E-Mail: suehl@ub.uni-freiburg.de

Universitätsbibliothek
Werthmannplatz 2
D-79098 Freiburg i.Br.


Anmerkungen

1. Vgl. u.a. Rainer Kuhlen: "Abendländisches Schisma - der Reformbedarf der Bibliotheken", FAZ v. 08.04.02, S. 46; siehe auch den Nachdruck des Originalmanuskripts in: Informationen 53 (2002), S. 239-241

2. Siehe u.a. das Thesenpapier der AG Bibliotheken, Rechenzentren und Medienzentren zum Thema "Informationsinfrastruktur im Wandel - Herausforderungen für die Hochschulen und ihre Informations- und Kommunikationseinrichtungen", Götttingen 12.03.98 http://www.tu-dresden.de/agbibrz/thesen2.htm;

ferner das von der IuK-Initiative vorgestellte Papier "Digitale Bibliotheken - Rahmenbedingungen, Perspektiven, Anforderungen und Empfehlungen - zur Neuordnung von Strukturen der Information und Kommunikation in den Wissenschaften (Version 09-09-2001), im WWW unter der URL http://www.IUK-Initiative.org/documents/digbib09092001/

3. Siehe auch die auf den Befunden der Stefi-Studie beruhende Buchveröffentlichung von Rüdiger Klatt u.a.: Elektronische Information in der Hochschulausbildung. Innovative Mediennutzung im Lernalltag der Hochschulen. Opladen 2001

4. Beispielhaft genannt sei der Aufsatz von Rafael Ball: Knowledge-Management - eine neue Aufgabe für Bibliotheken? In: B.I.T.online 5 (2002), Nr., 1, S. 23-33

5. Vgl. u.a. auch Christoph Albrecht: "Begrabt die Bibliotheken - Unser Kulturauftrag ist die Digitalisierung". In: FAZ v. 16.04.02, S. 43; siehe dazu u.a. die in der FAZ veröffentlichten kritischen Leserbriefe von Berndt v. Egidy 26.04.02), Johannes Jüttner (17.05.02) und W. Georg Olms (29.04.02).

6. Gemeint sind dabei in erster Linie die Angehörigen des höheren (wissenschaftlichen) Bibliotheksdienstes.

7. Vgl u.a. das vom damaligen BMBF veröffentlichte Programm der Bundesregierung 1996-2000: Information als Rohstoff für Innovation. Bonn 1996, insbes. S. 65ff.

8. AG Bibliotheken, Rechenzentren, Medienzentren: Informationsinfrastruktur im Wandel, aaO. (Anm. 2), S. 4

9. DINI-Appell: Open Archive Initiative an deutschen Hochschulen http://www.dini.de/dinioai/dinioai.php

10. Thematisiert wird damit indirekt die Frage der Gruppenzugehörigkeit des wissenschaftlichen Bibliotheksdienstes, und zwar offensichtlich im Sinne der Zuordnung zum wissenschaftlichen Dienst; siehe zu der Problematik generell auch Wilfried Sühl-Strohmenger: Zur Gruppenzugehörigkeit des wissenschaftlichen Bibliotheksdienstes in der Hochschule - die Problematik aus der Sicht des Vereins Deutscher Bibliothekare e.V. (VDB). In: M. Rützel-Banz (Hrsg.): 91. Deutscher Bibliothekartag in Bielefeld 2001. Bibliotheken - Portale zum globalen Wissen. Frankfurt a.M. 2001 (ZfBB; Sonderheft 81), S. 167-178

11. Siehe die unter der Leitung von Prof. Rainer Kuhlen (Universität Konstanz) und im Auftrag des Rektorats der Universität Tübingen erarbeiteten Empfehlungen "In Richtung einer neuen Infrastruktur für Information, Kommunikation und Multimedia - IKM in Forschung und Lehre an der Universität Tübingen" v. 20.12.2001, siehe auch im WWW unter der URL http://www.inf-wiss.uni-konstanz.de/People/RK/rk_gutachten.html

12. Ebd., S. 242

13. Dort wäre der technikverliebte "Computerfreak" sicherlich nicht selten anzutreffen, der im Hinblick auf Nutzerorientierung Nachholbedarf hätte.

14. IuK-Positionspapier (2001), aaO., S. 4

15. Siehe beispielsweise Uwe Albrecht, Jürgen Hauser, Frank Scholze: MAVA - Entwicklung und Integration eines erweiterten Dokumentationssystems. In. M. Rützel-Banz (Hrsg.): 89. Deutscher Bibliothekartag in Freiburg im Breisgau 1999. Grenzenlos in die Zukunft. Frankfurt a.M. 2000 (ZfBB; Sonderheft 77), S. 57-69

16. Kuhlen, Rainer: Ein Schisma der Bibliotheken? In: Information 52 (2002), S. 240

17. Ebenda

18. Allerdings ist immer wieder zu beobachten, dass gerade seitens der Vertreter des STM-Bereichs in der Hochschule beispielsweise der aus Kostengründen angepeilte Verzicht auf Printausgaben von Zeitschriften zugunsten elektronischer Journals auf zähen Widerstand stößt.

19. Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken. Greifwald, 13. Juli 2001 (Drs. 4935/01)

20. Ebd., S. 10

21. Ebd. , S. 51. Insofern weist der Wissenschaftsrat, entgegen der Behauptung von R. Kuhlen (s. oben Anm. 1), den Bibliotheken sehr wohl eine zentrale Aufgabe bei der digitalen Informationsversorgung im Hochschulbereich zu!

22. Die Stellungnahme des Wissenschaftsrats zur digitalen (!) Informationsversorgung beeindruckt auch dadurch, dass sie nicht den Fehler macht, die Bedeutung der traditionellen Medien zu unterschätzen!

23. Berlin : DBI, seit 1999 unter der URL http://www.bibliotheksstatistik.de/ - Teil B betrifft die Wissenschaftlichen Bibliotheken.

24. Problematisch ist bekanntlich die Digitalisierung älterer Werke der deutschen Literatur, die nur in Frakturschriften vorliegen.

25. Dass die Bibliotheken selbst gewichtige Werke digitalisieren können, wenn dies nicht kommerzielle Anbieter zu günstige(re)n Konditionen tun, sei nebenher erwähnt. Dass etwa die Texte gewichtiger Autoren der deutschen Philosophie des 20. Jahrhundert wie Franz Rosenzweig oder Max Scheler "gemeinfrei" sind, das (für die Freiburger Wissenschaftsgeschichte bedeutende) Werk Edmund Husserls es am 27. April 2008 sein wird, sollte dazu führen, solche zentralen Werke lizenzfrei öffentlich zugänglich zu machen.

26. Das ReDI-Portal ist im Internet verfügbar unter der URL http://www.redi-fr.belwue.de/index.php

27. So auch an der Universität Freiburg im Rahmen des "New Media Center", das Multimedia-Dienste (Medientechnologie des Rechenzentrums und das AV-Medienzentrum der Universitätsbibliothek) für die Universität beinhaltet http://www.mmk.uni-freiburg.de/

28. Vgl. den Aufsatz von Veronika Stiegeler: Kosten- und Leistungsrechnung an der Universitätsbibliothek Freiburg. In: Positionen im Wandel. Freiburg 2002, hier S. 213. http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/300/

29. Hingewiesen sei in diesem Zusammanhang auf das umfassende Werk von Castells, Manuel: Das Informationszeitalter : Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur / Manuel Castells. Bd 1: Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Opladen 2001

30. Mittelstraß, Jürgen: Der Bibliothekar als Partner der Wissenschaft. In: ZfBB 47 (2000), S. 248

31. Ebd., S. 33

32. Ebenda

33. Der VDB plant die Gründung einer neuen Kommission für "Management und betriebliche Steuerung".

34. Vgl. als Ausgangstext dieser Diskussion Oehling, Helmut: Wissenschaftlicher Bibliothekar 2000 - quo vadis. 12 Thesen zur Zukunft des Fachreferenten. In: Bibliotheksdienst 32 (1998), S. 247-254

35. Vgl. u.a. Sühl-Strohmenger, Wilfried: Marketing von elektronischen Informationsdienstleistungen - am Beispiel der UB Freiburg. In: B.I.T.online 3 (2000), S. 227-231; ders.: Die "Roadshow" als Mittel des Informationsmarketings der Universitätsbibliothek. In: Bibliotheksdienst 35 (2001), S. 1027-1036

36. Zu nennen sind Fachportale oder Fachseiten im Internet, wie sie beispielsweise die Universitätsbibliotheken Bielefeld, Freiburg, Münster und Tübingen anbieten.

37. Vgl. u.a. Bernd Oberknapp, Hans-A. Ruppert: ReDI als Portal für Fachinformationen der Digitalen Bibliothek Baden-Württemberg. In: M. Rützel-Banz (Hrsg.): 91. Dt. Bibliothekartag in Bielefeld 2001. Bibliotheken - Portale zum globalen Wissen., a.a.O., S. 44-54

38. Siehe Hans-Adolf Ruppert, Wilfried Sühl-Strohmenger: Kooperationen beim Angebot von elektronischer Fachinformation und die Erwartungen der Nutzer in Universitäten. In: ZfBB 43 (1996), S: 423-439

39. Ball, Rafael: Der Wissenschaftler als Informationsalphabet? In: B.I.T. online 3 (2000), S. 166

40. Vgl. dazu generell u.a. Wilfried Sühl-Strohmenger: Lehren und Lernen in der Bibliothek. Das Kompetenz- und Lernzentrum der Universitätsbibliothek Freiburg. In: Albert Raffelt (Hrsg.): Positionen im Wandel. Festschrift für Bärbel Schubel. Freiburg i. Br. 2002 (Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg i.Br.; Bd 27), S. 217-245; siehe auch Irmgard Lankenau: "Amerika, Du hast es besser?" - Erfahrungen zum Thema Information Literacy. In: M. Rützel-Banz (Hrsg.): 91. Dt. Bibliothekartag in Bielefeld 2001. Bibliotheken - Portale zum globalen Wissen. Frankfurt a.M. 2001 (ZfBB; Sonderheft 81), S. 81-89

41. Vgl. u.a. Wilfried Sühl-Strohmenger u.a.: "Informations- und Medienkompetenz" in den neuen Bachelor-Studiengängen an der Universität Freiburg. In: Bibliotheksdienst 36 (2002), S. 150-159 - das Freiburger Angebot kann eingesehen unter der URL http://www.ub.uni-freiburg.de/bok/index.html

42. Solche Fachportale bestehen u.a. in Bielefeld, in Münster und auch in Freiburg. Siehe beispielhaft den Beitrag von Frank Reimers: Die Virtuelle Medizinbibliothek Freiburg. Ein neuer Weg zur medizinischen Informationsversorgung an der Universität Freiburg. In: Bibliotheksdienst 36 (2002), S. 439-452; im Internet erreichbar unter der URL http://www.ub.uni-freiburg.de/virlib/med/index.html

43. Vgl. Bärbel Schubel (Hrsg.): UB-Tutor 1ff. Freiburg i.Br.: Universitätsbibliothek, 2000 ff. http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/43/. Bislang liegen 14 Ausgaben des "UB-Tutors" für ein breites Spektrum von Fächern vor.

44. Siehe dazu u.a. Helmut Willke: Systemisches Wissensmanagement. 2. Aufl. Stuttgart 2001 (UTB; 2047), S. 1ff.: Die Unterscheidung von Daten, Information und Wissen wird differenziert herausgearbeitet, um auf dieser Grundlage zu einem adäquaten Verständnis von "Wissensarbeit" und "Wissensmanagement" zu kommen.

45. Ebd., S. 18

46. Vgl. Rafael Ball: Knowledge-Management - eine neue Aufgabe für Bibliotheken, aaO., S. 26ff.

47. Ebd., S. 25

48. Ebd., S. 32