von Edith Salz
Bereits zum 5. Mal veranstaltet die Zentralbibliothek im Forschungszentrum Jülich eine Konferenz zu Themen im Spannungsfeld von Wissenschaft und Information. Beschäftigten sich die Konferenzen der Zentralbibliothek in den früheren Jahren schwerpunktmäßig eher mit Trends in der Wissenschaftskommunikation, liegt der Fokus der WissKom2010 auf den Herausforderungen des zunehmend elektronischen Informationsmarkts und dessen Anforderungen an Bibliotheken im akademischen Umfeld und in Forschungseinrichtungen.
Im Vorfeld der Veranstaltung konnten bereits Expertinnen und Experten aus der internationalen Verlagswelt, innovativen Bibliotheken und Verbänden als Keynote Speaker gewonnen werden: Felix Haest (Elsevier), Dr. Alice Keller (University of Oxford); Dr. Ralf Schimmer (MPDL); Peter Shepherd (COUNTER) sowie Werner Reinhardt (GASCO).
Themen der Konferenz:
„Library without walls“ ist als Schlagwort schon seit den 1980er Jahren bekannt. Wissenschaftliche Bibliotheken in Forschungseinrichtungen, Behörden etc. setzen sich in der letzten Zeit verstärkt mit dem Aspekt „Library without rooms“ auseinander. Virtualisierung von Informationsangeboten, Dienstleistungen und Kommunikation haben zu tiefgreifenden Änderungen bei Organisationsstrukturen und Ablaufprozessen geführt. Sie stellen Bibliotheken vor Herausforderungen, die vom Datenmanagement der elektronischen Ressourcen bis zum Remote-Betrieb von Bibliotheken reichen.
Elektronische Zeitschriften sind inzwischen fester Bestandteil des Literaturangebotes einer Bibliothek. Komplexe Lizenzierungsfragen (bilateral, konsortial, Nationallizenenz) sowie konkrete Aspekte der Nutzungsanalyse stellen Bibliotheken und Informationseinrichtungen immer wieder vor große Herausforderungen. Moderne Informationseinrichtungen müssen Lösungen für komplexe Fragestellungen finden; sie reichen von der Aufbereitung wissenschaftlicher Information für den intuitiven Zugriff, über die Gestaltung einer transparenten und für alle Beteiligten nachvollziehbaren Nutzungsanalyse bis hin zur langfristigen Archivierung von wissenschaftlichem Content und den damit verbundenen rechtlichen Rahmenbedingungen.
Im Vergleich zu den elektronischen Zeitschriften gestaltet sich die Marktsituation im Bereich eBooks noch unübersichtlich: Manche Verlage bieten nur komplette Buchpakete an, andere ermöglichen die punktuelle Lizenzierung von einzelnen Titeln. Häufig wird das innovative Potential der eBooks von Anbietern (noch) nicht voll ausgeschöpft und der Nutzen von Hypertext-Linking und additiven Ressourcen nicht durchgängig von den Verlagen umgesetzt. Der bloße Transfer von gedruckten Inhalten in pdf-Dateien wird dem Anspruchsdenken von Wissenschaftlern im Bereich Naturwissenschaft und Technik nicht gerecht. Für Bibliotheken stellt sich hierbei zusätzlich die Frage der Einbindung dieses Medientyps in lokale Informationsstrukturen. Ist der Katalog noch das gängige Instrument?
Die neuen virtuellen Angebotsformen erfordern neue Verwaltungs- und Erfassungssysteme, der alte Kardex hat schon lange ausgedient. Komplexe und ausgefeilte ERM-Systeme haben Einzug in Bibliotheken gehalten. Implementierung, Anwendung und Weiterentwicklung der anspruchsvollen und komplexen Systeme stellen Sachbearbeiter in Bibliotheken vor große Aufgaben. Zudem beantworten die eingesetzten Systeme in der Regel nur zum Teil die Fragen der lokalen Anwender. Sinnvolle Nutzungsstatistiken und weitere entscheidungsrelevante Informationen können häufig nur durch die Kombination mehrerer Systeme gewonnen werden.
Nach den eher konkret ausgerichteten Fragestellungen in den vorher genannten Bereichen sollen hier die strukturellen und organisatorischen Randbedingungen für das erfolgreiche Bestandsmanagement in zunehmend virtualisierten Informationseinrichtungen thematisiert werden.
Insgesamt thematisiert WissKom2010 den Wandel von Bibliotheken vor allem im Umfeld von Naturwissenschaft und Technik hin zu virtuellen Portalen für Literatur, Information und den damit verbundenen Dienstleistungen. Die Zentralbibliothek lädt alle an diesem Prozess Beteiligten in Bibliotheken und Informationseinrichtungen, in Verlagen, Agenturen und Software-Firmen sowie in Hochschulen und Bibliotheksorganisationen dazu ein, ihre Sichtweisen auf diesen Prozess darzustellen und gemeinsam Perspektiven für die Zukunft der Informationsversorgung zu entwerfen.
Die inhaltliche Ausgestaltung der Konferenz erfolgt durch ein Programmkomitee. Dem Komitee der WissKom2010 gehören an: Dr. Bernhard Mittermaier (Zentralbibliothek im Forschungszentrum Jülich), Dr. Rafael Ball (Universitätsbibliothek Regensburg), Prof. Dr. Simone Fühles-Ubach (Fachhochschule Köln, Institut für Informationswissenschaft) und Dr. Hildegard Schäffler (Bayerische Staatsbibliothek).
Aktuelle Informationen zur Konferenz: www.wisskom2010.de
Autorin
Edith Salz
Forschungszentrum Jülich
Zentralbibliothek – Bibliotheksmarketing
52425 Jülich
e.salz@fz-juelich.de