25. April 2024

b.i.t.online   3 / 2017
Bibliothekartag 2017

„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit”

Auf der Suche nach Überlebensstrategien für Bibliotheken war Strategie das meistgenutzte Wort
des 106. Bibliothekartages „Medien-Menschen-Märkte”, Frankfurt am Main, 30. Mai bis 2. Juni 2017.

Vera Münch
Bibliotheken sind so lebendig wie nie. Sie öffnen sich als Lern- und Kommunikationsstätten für alle, bieten Arbeits- und Aufenthaltsräume als Service. Sie entwickeln Strategien für ihre Wissensangebote in print, digital, gesprochen, gezeichnet, gesungen, gespielt, verfilmt, auf CD, online und offline; herkömmlich im Abonnement bezahlt oder über eines der verschiedenen Open Access-Modelle beschafft, individuell oder pauschal lizensiert. Einige Bibliotheken arbeiten auch an Gesamtstrategien unabhängig von der Produktform, in der das Wissen daherkommt, ob als gedrucktes Buch, eBook, Zeitschrift, Notenblatt, in Vorträgen, vorgefertigten Lerneinheiten,
als elektronischer Kurs, in Computerspielen (Games) oder zum selbst Erarbeiten in einer der neuen Bibliothekswerkstätten, den sogenannten Makerspaces. Der Informationsträger selbst spielt nur noch eine Rolle in Bezug auf die Frage einer praktikablen Bewältigung der technischen Vielfalt, obwohl 80 Jahre nach der Erfindung des Computers und gut 30 nach dem Durchbruch des Internets nachhaltige Antworten aus der Forschung und der Industrie noch immer fehlen. Man hat sich mit den Zwischenlösungen, dem Formatwirrwarr und dem Umkopieren einer sich entwickelnden Technologie arrangiert.

Mehrwerte durch Fachinformationsdienste

Susanne Göttker hat auf dem Bibliothekartag die von Ralf Brugbauer von der UB Bayreuth geleitete Sitzung
„Mehrwerte durch Fachinformationsdienste” besucht und für b.i.t.online zusammengefasst.

Susanne Göttker
In Abgrenzung zu der Session „Fachinformationsdienste: eine Zwischenbilanz” am Vormittag desselben Tages, in der es mehr um die politische Dimension der Fachinformationsdienste ging, wurden in dieser Sitzung Arbeitsberichte von drei verschiedenen Fach- informationsdiensten vorgestellt. Vor dem Hintergrund der im
Herbst 2017 beginnenden Evaluation des FID-Förderprogramms der DFG war es besonders interessant zu erfahren, welche Dienste in den FIDs bereits umgesetzt werden konnten und welche sich in Planung befinden. Entsprechend kündigte der Moderator, Ralf Brugbauer, an: „Wir gehen tief in die operative Ebene”.

Besser kein Deal als ein schlechter? Für DEAL keine Option

Podiumsdiskussion „Bibliothekarische Standpunkte zu DEAL”
von GeSIG e.V. am 30.5.2017 im Rahmen des 106. Bibliothekartages

Helga Bergmann und Vera Münch
Was für die britische Premierministerin Theresa May als Drohge- bärde in Frage kommt, nämlich besser kein Deal als ein schlechter, ist für die Verhandlungen der Allianz der deutschen Wissenschafts- organisationen (vertreten durch die Hochschulrektorenkonferenz HRK) mit den großen Wissenschaftsverlagen keine Option. Darüber waren sich die Teilnehmer auf dem Podium der GeSIG-Veranstaltung einig. Doch es sei sinnvoll, wandte Susanne Göttker von der
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf ein, über eine vernünftige Exit-Strategie nachzudenken. Mit Göttker saßen auf dem Podium Dr. Hildegard Schäffler (Bayerische Staatsbibliothek München), Dr. Frank Seeliger (Bibliothek der TH Wildau) und Dr. Franziska Wein (Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha). Dr. Thomas Mutschler (Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena), Vorsitzender von GeSIG, moderierte.

Bibliothek nach dem Bildungsauftrag von Benjamin Franklin

Die Idee von Bibliotheken als Lern- und Experimentierräume ist heute aktueller denn je.
Interview mit Brian Bannon, Commissioner und CEO der Chicago Public Library.

„Alle unsere Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, die im Strategieplan von Chicago definierten Ziele zu unterstützen”, erklärt Brian Bannon und führt als Beispiel das erste der zehn dort festgelegten Ziele an. Chicago will international eine Führungsrolle bei der computerge- stützten industriellen Herstellung übernehmen. Die Chicago Public
Library unterstützt dieses Ziel durch Angebote zum naturwissen-
schaftlichen Experimentieren oder dem Programmieren von Robotern für Acht- bis Achtzehnjährige. Um diesen Weg zu gehen, müssen Bibliotheken sich von der bisherigen Konzentration auf die Leseförderung dem Unterrichten hochwertiger Wissenschaft zuwenden.