b.i.t.online 2 / 2019
Fachbeiträge
Distant Viewing-Forschung mit digitalisierten Kinderbüchern:
Voraussetzungen, Herausforderungen und Ansätze
Wiebke Helm, Thomas Mandl, Sigrun Putjenter, Sebastian Schmideler und David Zellhöfer
Bibliotheken und Archive haben in den vergangenen
Jahren umfangreiche Digitalisierungen ihrer Altbestände
durchgeführt und auf diese Weise einen
Beitrag zur Sicherung des kulturellen Erbes geleistet.
Neben der Bestandserhaltung aus konservatorischen
Gesichtspunkten sollte es im Interesse der Beteiligten
sein, die digitalisierten Kulturgüter einer breiten
Nutzung zuzuführen. Ein Umstand, den auch das neue
europäische Urheberrecht für die Anwendbarkeit
von Text- und Data-Mining (TDM) insbesondere für
Forschungseinrichtungen betont und damit wissenschaftliche
Bibliotheken mit Anforderungen konfrontiert,
die über das bisher übliche Maß hinausgehen.
Denn neben der Online-Bereitstellung der Bestände
sollte das Datenmaterial einen Mehrwert für künftige
Forschungen bereithalten und die sich wandelnden
Forschungsgewohnheiten der Benutzer*innen einbeziehen,
da der Stellenwert der Digital Humanities
(DH)-Forschung weiter zunehmen wird. Gemeinsam
müssen Möglichkeiten erarbeitet werden, digitalisierte
Daten für TDM-Verfahren aufzubereiten und
niedrigschwellig zur Verfügung zu stellen.
Speichervolumen- und Kostenabschätzung für die Archivierung von Forschungsdaten
Auswertung einer Bedarfsumfrage an der Universität Osnabrück
Marco Gronwald
Seit dem Jahr 2005 hat sich das weltweite Datenvolumen
alle zwei Jahre verdoppelt.
Während die Menge an digitalen Daten im Jahr 2016
noch 16.1 Zettabyte (ZB) betrug, wird ein Anstieg auf
163 ZB bis 180 ZB im Jahr 2025 prognostiziert. Welchen
Anteil daran Forschungsdaten haben, ist derzeit
noch ungeklärt.
Die von diversen Institutionen geforderte Transparenz des Forschungsprozesses stellt zugleich die Gewährleistung der Nachvollziehbarkeit von Forschung dar und ist grundlegend für die Qualitätssicherung der Wissenschaftskommunikation. Allerdings ist dies auf der Basis des konventionellen Publikationsverhaltens
Die von diversen Institutionen geforderte Transparenz des Forschungsprozesses stellt zugleich die Gewährleistung der Nachvollziehbarkeit von Forschung dar und ist grundlegend für die Qualitätssicherung der Wissenschaftskommunikation. Allerdings ist dies auf der Basis des konventionellen Publikationsverhaltens
in der Wissenschaft nur
in den seltensten Fällen möglich. Die Sicherung der
Qualität, vor allem die weitere (Nach)-Nutzung von
Forschungsdaten, wird dadurch erschwert. Erst wenn
die Forschungsdaten zugänglich bzw. publiziert sind,
wird die Möglichkeit geschaffen, die wahre, empirisch
fundierte „Aussagekraft der auf dieser Grundlage ermittelten
Erkenntnisse parallel zur methodischen Korrektheit
und Logik in der Schlussfolgerung zu prüfen”. Darüber hinaus erhöht die
langfristige Bereitstellung von Forschungsdaten auch
die Reichweite bzw. den Impact von Forschungsergebnissen
oder gar die Zitationen der Wissenschaftler
signifikant.
Erfolgsfaktoren für konsortiale drittmittelfinanzierte Open Source Projekte –
am Beispiel von Kitodo 3.0
Matthias Finck
Schon seit fast 15 Jahren wird für Bibliotheken bei
der Entwicklung von IT-Systemen die „(Wieder-)Verwendung
von Komponenten, die von verschiedenen
Entwicklern erstellt worden sind und beliebig miteinander
kombiniert werden können” gefordert. Open
Source Software ist dabei ein wichtiger Baustein, der
hilft, dass Softwareentwicklung als gemeinsamer
Entwicklungsprozess verstanden und gelebt werden
kann. So haben sich mittlerweile mit Systemen wie
Kitodo, OPUS, FOLIO u.v.a.m. bibliotheksspezifische
Open Source Systeme am Markt etabliert, die vielfach
genutzt und von zahlreichen Partnern weiterentwickelt
werden.
Nicht nur Bibliotheken sehen die Notwendigkeit gemeinsamer
Entwicklungsprozesse. Der Ausschuss
für Wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme
der Deutschen Forschungsgemeinschaft
hat 2018 in einem Positionspapier zum Thema „Stärkung
des Systems wissenschaftlicher Bibliotheken in
Deutschland” ebenfalls die Bedeutung solch kooperativen
Zusammenwirkens bei der Entwicklung von
IT-Lösungen betont und explizit bibliothekseigene
Entwicklungen in Form von Open Source Systemen
neben kommerzielle Angebote gestellt.