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12. Juli 2025
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In der Ausgabe 4/2025 (Juni 2025) lesen Sie u.a.:

  • Neue Anforderungen an Führungs­kompetenz in wissenschaftlichen Bibliotheken
  • KI in der Katalogisierung: Drei Chatbots auf dem Prüfstand
  • Mehr als nur eine ID: Warum Forscher ORCID nutzen und warum nicht
  • Anxiety in der Hochschullehre: zögerlicher Einsatz von ChatGPT
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  • Initiative für eine unabhängige Infrastruktur biomedizinischer Literatur –
    ZB MED entwickelt PubMed Alternative
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nestor macht weiter - auch nach der Abschlussveranstaltung

Frankfurt - Am 10. Juni 2009 fand in der Staatsbibliothek zu Berlin die Abschlussveranstaltung des Deutschen Kompetenznetzwerks digitale Langzeitarchivierung, nestor, statt. Mit der Fachtagung, an der rund 150 Personen teilnahmen, endete der zweite und letzte Förderabschnitt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für das Projekt. Dennoch wird die Arbeit von nestor weitergehen: Ein Projektzusammenschluss von derzeit acht Institutionen gab bekannt, die unterschiedlichen Arbeitspakete des Netzwerks fortführen und weiter ausbauen zu wollen.

Von Abschiedsstimmung oder gar Wehmut war nicht viel zu spüren im Verlauf der Veranstaltung. Schon bei der Begrüßung durch den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Prof. Hermann Parzinger, kam deutlich zum Ausdruck, künftig noch enger zusammenarbeiten zu wollen. Parzinger ist optimistisch, dass der Verbund der nestor-Partner gemeinsam schlagkräftig genug sei, um die weiterhin anstehenden Aufgaben der digitalen Langzeitarchivierung erfolgreich angehen zu können. Auch Dr. Rainer Jansen, der für nestor zuständige Vertreter des BMBF, konstatierte, dass die im Verlauf der letzten sechs Jahre eingesetzten Mittel sinnvoll angelegt wurden. Er sei guten Mutes, dass sich die Wege von nestor bald wieder mit denen des BMBF kreuzen werden, wenn es um die Umsetzung neuer Projekte gehe.

In seiner Key-Note hob Prof. Wolfgang Coy von der Humboldt-Universität zu Berlin die Bedeutung eines Projektes wie nestor hervor: Am Beispiel der E-Book-Reader könnne man sehen, wie wenig sich die Hersteller um die Probleme der Langzeitarchivierung kümmern. Bei jeder sich neu entwickelnden Technologie scheine man es geradezu darauf anzulegen, den Benutzer durch die Verwendung einer Vielzahl proprietärer Formate ins Daten-Chaos stürzen zu lassen - ein Problem, das sie dann mit den Archivaren teilen.

Gemeinsam weiter kommen

Im Anschluss gab Dr. Wouter Spek von der Alliance for Permanent Access seine Einschätzung zum Netzwerkgedanken der wesentlichen europäischen Projekte. Der promovierte Biologe verglich den kooperativen Ansatz der nestor-Partner mit dem Verhalten von Zugvögeln: Auf ihrem Weg nach Afrika legen die im Verbund organisierten Vögel bis zu 71% mehr Wegstrecke zurück als die Einzelflieger. Insofern sei er sich sicher, dass die für die Projektlaufzeit von nestor gesteckten Ziele außerhalb des Projektverbundes nicht annähernd erreicht worden wären. Der Organisationsgrad von nestor sei auch in Bezug auf vergleichbare europäische Projekte vorbildlich.

Einen Blick von innen eröffnete Reinhard Altenhöner, Leiter der IT der Deutschen Nationalbibliothek und unmittelbar mitverantwortlich für die Infrastruktur des Kompetenznetzwerks. Seiner Auffassung nach stehe man gut da, was die Ebene der Projekte, deren Umsetzung und auch die allgemeine Planungsebene angeht. Allerdings sei die Kernfrage, welche gesellschaftlich-politische Rolle die Langzeitarchivierung denn spielt und wer in der Konsequenz die Verantwortung übernimmt für eine dauerhaft gesicherte organisatorische und praktische Umsetzung der anstehenden Aufgaben, nach wie vor ungeklärt. In der Politik sei bislang noch viel zu wenig darüber gesprochen worden, wie die Probleme der digitalen Langzeitarchivierung künftig gelöst werden sollen. Denn dies sei ohne weitere finanzielle Mittel auch von nestor nicht zu bewerkstelligen.

In der darauf folgenden Podiumsdiskussion wurde aus Sicht verschiedener Bereiche, an die nestor sich adressiert, Bilanz gezogen. Weitgehend Einigkeit bestand in der Einschätzung, dass es wohl erst eines großen Crashs, etwa in Form gravierender Datenverluste, bedarf, um die Bedeutung der digitalen Langzeitarchivierung in das gesellschaftliche Bewusstsein die Gesellschaft treten zu lassen. In Politik und Gesellschaft müsse der Eindruck vorherrschen, als seien von der Problematik lediglich Kultureinrichtungen betroffen. Tatsächlich aber seien - von dokumentierten Datenverlusten bei der NASA bis hin zu Versicherungsdaten in Japan - weltweit auch essentielle Informationen der Wirtschaft sowie der Wissenschaft betroffen.

Zum Abschluss der Veranstaltung gab die ständige Vertreterin der Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, Ute Schwens, einen Ausblick auf die weitere Zusammenarbeit der Netzwerkpartner. "Digitale Informationen halten fünf Jahre oder ewig - je nachdem, was zuerst eintritt": Um dieser, im Verlauf der Podiumsdiskussion geäußerten Einsicht ein wirkungsvolles Konzept entgegenzusetzen, haben bereits acht Einrichtungen aus dem Sektor der Museen, Archive und Bibliotheken eine Vereinbarung unterzeichnet, die auf Basis von Eigenmitteln die Fortführung des Projektes nestor gewährleistet. Die Geschäftsstelle sowie die Koordination des Gesamtprojektes wird dabei weiterhin bei der DNB liegen. Es sei erklärtes Ziel, den Verbund um weitere geeignete Partner zu ergänzen, entsprechende Anfragen lägen bereits vor. Somit könne man auch nach Ablauf des geförderten Projektablaufs die bekannten Aufgaben weiter wahrnehmen.