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2. Juli 2025
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In der Ausgabe 4/2025 (Juni 2025) lesen Sie u.a.:

  • Neue Anforderungen an Führungs­kompetenz in wissenschaftlichen Bibliotheken
  • KI in der Katalogisierung: Drei Chatbots auf dem Prüfstand
  • Mehr als nur eine ID: Warum Forscher ORCID nutzen und warum nicht
  • Anxiety in der Hochschullehre: zögerlicher Einsatz von ChatGPT
  • Smart Reading in Bibliotheken: Aktive Beteiligung von Leser:innen
  • Kinder im digitalen Zeitalter:
    OECD-Bericht zeigt Handlungsbedarf für Politik und Bildungseinrichtungen
  • Bibliotheken und ihre Rolle beim Klimaschutz
  • Initiative für eine unabhängige Infrastruktur biomedizinischer Literatur –
    ZB MED entwickelt PubMed Alternative
  • Leiterin der Library Of Congress entlassen
  • Data Citations –
    Datenauswertung in Bibliotheken
  • Unternehmen investieren gezielt
    in künstliche Intelligenz
  • Springer Nature spendet KI-Werkzeug „Geppetto“ an die Verlagsbranche zur Bekämpfung betrügerischer Einreichungen
  • Die San José State University
    setzt auf Ihren ersten KI-Bibliothekar
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Digitaler Nachlass: Warum ich das Handy eines toten Mädchens knackte

Der IT-Experte von stern TV Tobias Schrödel beschreibt an einem erlebten Fall, wie die digitale Evolution den Umgang mit unseren Daten nach dem Tod auf den Prüfstand stellt.

Cambridge Analytica konnte sich Daten aus Millionen Facebook-Profilen erschleichen. Nach jahrelangem Streit um den digitalen Nachlass ihrer verstorbenen Tochter unterlag vor etwa einem Jahr eine Mutter gegen Facebook vor dem Berliner Kammergericht. Über die Revision entscheidet am 21. Juni der Bundesgerichtshof (BGH). Diese Fälle zeigen: die Diskussionen um Datenschutz sind nicht erst seit Inkrafttreten der DSGVO allgegenwärtig. Und sie machen auch vor dem Tod nicht Halt. „Was würden Sie tun, wenn eine Mutter Sie um den Gefallen bittet, das Handy ihres toten Kindes zu hacken, um Informationen über dessen letzte Tage und damit Antworten auf offene Fragen zu bekommen?“ Tobias Schrödel hat so einer Mutter geholfen. Doch der IT-Experte war sich schnell gar nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee war. Daher hat er Experten befragt: Wie soll man mit digitalen Daten nach dem Tod umgehen? Einerseits erklären Erben die Notwendigkeit, die digitale Hinterlassenschaft zu lesen, andererseits bestehen der (unausgesprochene) Wunsch und das Recht der Verstorbenen nach Privatsphäre sowie die vielfältigen Facetten des Datenschutzes. In seinem bei Springer erschienenen Buch Der digitale Tod nähert sich Tobias Schrödel vor- und umsichtig diesem kritischen Thema. Dazu spricht er unter anderem mit einem Juristen, Pfarrer und Kommunikationsexperten, die ihm ungewöhnliche und erhellende Aspekte über den digitalen Nachlass erklären. Findet er damit eine Lösung für seinen verzwickten Fall?  

Als IT-Experte bei stern TV erhält Tobias Schrödel immer wieder Hilferufe von Menschen, ob er Zugang zu Daten auf Handys oder sonstigen elektronischen Geräten verschaffen kann – auch zu digitalen Inhalten von Toten. Als ihn eines Tages eine sehr berührende Nachricht von Daniela erreicht und er spontan und sofort seine Unterstützung zusagt, ahnt er noch nicht, welche Konsequenzen das Thema „Tod und Daten“ für ihn mit sich bringt. Danielas Tochter war kürzlich verstorben. Die Mutter bat Schrödel jetzt um Hilfe, das Handy ihrer Tochter zu knacken. Sie erhoffte sich, neue Fotos ihrer Tochter zu erhalten und anhand von Textnachrichten Antworten auf ihre vielen Fragen zu bekommen. Der IT-Experte zögerte nicht lang und half Daniela. Mit Hilfe eines speziellen USB-Sticks  durchsuchte Schrödel automatisiert die möglichen Passworteingaben am Handy von Danielas Tochter und wurde trotz einiger Schwierigkeiten nach Wochen fündig. Diese ungewöhnliche Erfahrung war für den Autor nicht einfach – weder technisch noch emotional: „Die in diesem Buch beschriebene Geschichte, die Gewissensbisse, Fragen und Antworten sind genauso passiert, geschildert oder verstanden worden – und sie haben mich sehr beschäftigt“. Tobias Schrödel hat Daniela die gewünschten Daten wie Fotos, Videos und Chatverläufe aus dem Handy ihrer Tochter übermittelt. Die wichtigste Frage, ob die Mutter einen letzten Kontaktversuch der Tochter übersehen hat, war beantwortet. Der Umgang der Mutter mit den restlichen Daten und Bildern war bemerkenswert umsichtig, wie Schrödel erst ein Jahr später in einem persönlichen Gespräch mit der Mutter erfuhr.  

Das Buch von Tobias Schrödel soll und kann weder eine 1:1-Anleitung im Umgang mit Daten nach dem Tod liefern noch ist es eine juristische Beratung. Es stellt vielmehr die – zum Teil gegensätzlichen – Ansichten verschiedener Standpunkte zu diesem sensiblen Thema dar und regt zur Diskussion an. Denn: Die digitale Welt um uns herum ist schon längst im Leben angekommen – sie stellt uns aber auch nach dem Tod eines Menschen vor ungeahnte Herausforderungen und Überlegungen. Die verständlich geschriebene Vorgehensweise eines „Hackers“ beim Knacken eines Handys ergänzt das Buch um einen weiteren spannenden Aspekt.  

Tobias Schrödel ist Fachinformatiker und als IT-Experte für stern TV regelmäßig im TV zu sehen. Mit seinen Live-Hacking-Vorträgen zum Thema IT-Sicherheit ist er auf der ganzen Welt unterwegs. Sein erstes Buch Hacking für Manager gewann 2011 den getAbstract International Book Award.  

Tobias Schrödel
Der digitale Tod
2018, 199 S.
Softcover € 14,99 (D) | € 15,41 (A) | sFr 15.50 (CH)
ISBN 978-3-658-20070-1
Auch als eBook verfügbar